• Letzte Aktualisierung: 11.08.2014

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Woiwodschaften Pommern & Ermland-Masuren

timediver®'s Ostern-Tour ins Memelland 2014

  

Słupsk/Stolp - Lębork/Lauenburg - Sierakowice/Sierakowitz/Serakòjce - Kartuzy/Karthaus/Kartuzë - Danzig/Gdansk -
Elbląg/Elbing - Frombork/Frauenburg - Braniewo/Braunsberg - Kaliningrader Gebiet/Калининградская область

 

       



         


Die Stadt Słupsk (Stolp) geht auf eine, im 9. Jahrhundert an einer flachen Furt am Ostufer der Słupia (Stolpe) entstandene kaschubische Siedlung und kurz danach erbaute Burg zurück. In alten Urkunden wird der bereits 1013 als Slup bezeichnete Ort auch Ztulp, Slup, Slupz, Ztulpz, Schlupitzk und Schlupz genannt. Es wird angenommen, dass sich der Name vom altslawischen Wort stlŭpŭ für Säule oder Ständer ab, d. h. dem Fischständer im Fluss und damit einer einer Vorrichtung zum Fischfang ableitet. Als Teil der Kastellanei Stolp gehörte die Siedlung zum Herzogtum Pommern, welches ab 1121 unter polnischem, ab 1181 deutschem und 1186–1227 unter dänischem Einfluss stand. Das neogotische Ratusz w Słupsku (Rathaus) wurde 1901 errichtet (Foto links). Schräg gegenüber dem Rathausvorplatz, steht das um 1500 errichtete Neue Tor (Nowa Brama w Słupsku), in dessen einstigen gewölbeartigen Durchlass ein Ladenlokal eingerichtet wurde (Foto rechts).



Das Schloss (Zamek Książąt Pomorskich obecnie siedziba) Herzogs Bogislaws X. Wielki (der Große) wurde im Jahr 1507 errichtet, in den Jahren 1580–1587 im Renaissance-Stil umgebaut und, nachdem es 1821 durch einen Brand zerstört worden war, lange Zeit bis 1945 als Getreidelager genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es nach seinem Aussehen im 16. Jahrhundert restauriert und beherbergt heute das Muzeum Pomorza Środkowego w Słupsku (Mittelpommersche Museum). In unmittelbarer Nähe des Schlosses steht die Kościół św. Jacka (St.-Hyazinth-Kirche), welche ursprünglich als Gotteshaus des 1278 gegründeten Dominikanerklosters errichtet worden war. Die heute Form der Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Nach der Zerstörung ihres Interieurs im Jahre 1537 wurde sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts in ihrem Inneren barockisiert und an ihrer Westfassade durch einen schlanken Kirchturm mit barocker, kupfergedeckter Haube ergänzt.
Nach dem Aussterben einer Seitenlinie der Greifen durch den Tod von Herzog Ratibor II. und dem Zusammenbruch der dänischen Vorherrschaft über Pommern, kam das Stolper Land mit der Burg Stolp 1227 in den Besitz der Herzöge von Pommerellen aus dem Herrscherhaus der Samboriden und blieb dies bis zu dessen Aussterben im Mannesstamm 1294.  Nach Beendigung des Pommerellischen Erbfolgestreites und der Teilung des Herzogtums Pommerellen im Vertrag von Soldin  (1309) kam Stolp mit Schlawe, Rügenwalde und Bütow zur Mark Brandenburg, während der größere östliche Teil mit der Hauptfeste Danzig an den Deutschordensstaat überging. Am 9. September 1310 wurde Stolp das der Stadt 1265 gewährte Lübische Recht durch Markgraf Waldemar erweitert und 1313 erneut bestätigt.


Die Brama Młyńska w Słupsku (Mühlentor) aus der Zeit um 1400 gehörte zur mittelterlichen Stadtbefestigung und beherbergt heute die Dauerausstellung Ehtnographische Volkskultur des Muzeum Pomorza Środkowego w Słupsku. Blick auf das Schloss, die Stadtmauer und die Kościół św. Jacka (Foto  re.) Nachdem der pommersche Herzog Wartislaw IV. Stadt und Land Stolp im Jahre 1317 von den Brandenburgern erwerben und enger an das Greifen- geschlecht hatte anbinden könne, wurde Stolp im Dreißigjährigen Krieg 1630 von den Schweden erobert. Wallenstein konnte die Stadt 1637 besetzen und wurde  sieben Jahre später wiederum von schwedische Truppen unter General Banner vertrieben. Die unter der Herrschaft der drei Kronen vollständig ruinierte Stadt gelangte 1648 mit dem Westfälischen Frieden zusammen mit ganz Hinterpommern zum Kurfürstentum Brandenburg.


Auf Empfehlung seines Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenenrats Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff stiftete der preußische König Friedrich II. genannt der Große, 1769 eine Kadettenanstalt für den pommerschen Adel die anfangs nur für 48 Kadetten ausgelegt war, die hier kostenlos unterrichtet, beherbergt und verpflegt wurden. Auch die sogenannte Hexenbastei/ Baszta Zrownicza (Foto links) war ursprünglich ein von 1411 bis 1415 entstandener Teil der mit der Stadtmauer verbundenen Wehranlage. Nachdem 1651 der erste Hexenprozess in Stolp stattgefunden hatte, wurde der Bau in ein Gefängnis für vermeintliche Hexen umgewandelt, das bis 1714 benutzt wurde. Den Archiven zufolge wurden von den dort gefangengehaltenen Frauen insgesamt 18 Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, darunter auch eine Hofdame der Fürstin Anna von Croy. Während der das Gebäude im 19. Jahrhundert u. a. als Lager diente, finden dort heute Kunstausstellungen statt.


Die Hexenbastei vom Ufer der Słupia (Stolpe) aus gesehen (Foto links) und die Brama Młyńska w Słupsku mit der zum Schlosskomplex gehörenden Młyn Zamkowy/Schlossmühle (Foto rechts), welche etwa 100 Jahre älter als das Schloss ist. Bis zum Ersten Weltkrieg  war Stolp eine Hochburg der Liberalen. 1912 erreichte die Fortschrittliche Volkspartei (FVP) bei Reichstagswahl  43,3 %, während die SPD 30,9 % der Wählerstimmen für sich verbuchen konnte. Nachdem Stolp infolge des Versailler Vertrages und der daraus resultierende Abtrennung des Polnischen Korridors plötzlich in einer Grenzregion lag, wandelte sich das bei der Reichstagswahl 1924, bei der nunmehr 44,3 % der Einwohner für die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) votierten.


Die Ausgrabungen an der ul. Młynarska in der Stadt Lębork (Lauenburg, kaschub. Lãbórg) und die die gotische Kościół św. Jakuba (St.-Jakobi-Kirche) aus dem 14. Jahrhundert, in der sich ein Epitaph des Marschalls Joachim von Zitzewitz (1505 -1563) aus dem alten hinterpommerschen Adelsgeschlechts des Stammes Kutzeke, befindet. Dem Adelsgeschlecht derer von Zitzewitz wurde aus Anlass der Feier des 600-jährigen Besitzes der im Flussgebiet der Stolpe und der Wipper gelegenen Familiengüter am 16. Oktober 1900 in Bad Homburg v. d. H. das Präsentationsrecht für das Preußische Herrenhaus verliehen.
Der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, Dietrich von Altenburg, überließ 1341 Rutcher von Emmerich 100 Hufen Land und eine Urkunde für die nach Kulmer Recht zu gründende Stadt Lewinburg, welche in alten Urkunden auch Lewenburg, Leuenburg oder Leoburgum genannt wurde. Mit dem 2. Thorner Frieden (1466) musste der Deutsche Orden auf die Lande Lauenburg und Bütow, und somit auch auf die Stadt Lauenburg, verzichten. 1466 kamen die Lande  an Herzog Erich II. von Pommern und blieben im Besitz der pommerschen Herzöge, zunächst als Treuhänder für den polnischen König, ab 1490 als Pfandbesitz und ab 1526 als erbliches Lehen. Mit dem Tod von Bogislaw XIV., dem letzten Pommernherzog, fielen die Lande als erledigtes Lehen an Polen zurück und gingen danach 1657 im Vertrag von Bromberg (1656) als polnisches Lehen an das Kurfürstentum Brandenburg. Im Warschauer Vertrag von 1773 (1. Polnische Teilung) ging das volle Eigentumsrecht an das Königreich Preußen, wo es als Lauenburg- Bütowscher Kreis mit der Stadt Lauenburg zunächst in die Provinz Westpreußen, 1777 in die Provinz Pommern eingliedert wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Lauenburg infolge der Gebietsabtretungen sein Hinterland, was für die Stadt negative wirtschaftliche Auswirkungen hatte. Zum Jahresende 1940 wurde in Lauenburg ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald als Außenkommando des Konzentrationslagers Stutthof fortgeführt. Die Häftlinge mussten 1940/41 den Aufbau und Instandhaltungsarbeiten der Waffen-SS-Unterführerschule Lauenburg bewerkstelligen. Nach der kampflosen Einnahme der Stadt durch die Rote Armee am 10. März 1945 wurde die Stadt in Brand gesteckt und die Innenstadt fast völlig zerstört.  Die unter polnische Verwaltung gestellte Stadt wurde 1946 in Lębork umbenannt und die deutsche Bevölkerung unter Berufung auf die sogenannten Bierut-Dekrete aus der Stadt vertrieben bzw. später ausgesiedelt, um polnischen Zuwanderern aus Gebieten östlich der Curzon-Linie Platz zu machen.
Im Osten der Stadt Lauenburg errichtete der Deutsche Orden 1363 das Schloss Lauenburg (Zamek krzyżacki w Lęborku), das während der Kämpfe mit dem Königreich Polen 1410 und 1455 teilweise zerstört wurde. Zum Zespół zamkowy (Burgkomplex) gehörten im 14. Jahrhundert neben der Kreuzritterburg auch ein Getreide- und Salzspeicher, eine Brauerei, Mühle, ein Mühlenhaus und eine Bäckerei. Das Hauptgebäude der einstigen Burg dient heute als Gerichtsgebäude in dessen Hof noch die mittelalterlichen Pranger aufgestellt sind (Foto rechts). 


Neben dem einstigen Schloss wie bei Flusskilometer 71 der Rzeka Łeba (Leba) eine Fischtreppe angelegt. Die Fussgängerzone (Deptak z punktami) von Lębork wird gesäumt von den Klinkerfassaden der um 1900 erbauten Bürgerhäuser (Foto rechts).


Das Rathaus von 1900 mit den Türen zur einstigen Stadtsparkasse und zum Ratskeller (Foto links). Die Baszta kwadratowa (Quadratische Bastei) gehört zu den am besten erhaltenen Relikten der Stadtbefestigungen von Lębork und beherbergt heute als Dom Technika w średniowiecznej baszcie die Galeria kaszubska (Foto rechts).

Im Zentrum des Dorfes Sierakowice (Sierakowitz, kaschubisch Serakòjce) steht die zwischen 1820 - 1822 erbaute Kościół pod wezwaniem św. Marcinare und nur wenige hundert Meter davon entfernt die rekonstruierte Drewniany kościół św. Marcina (Holzkirche des Heiligen Martin). Das in der Kaszuby (Kaschubei oder Kaschubien, kaschubisch: Kaszëbë oder Kaszëbskô) gelegene Dorf ist der Geburtsort von Johann Jelinski ( 1898 - 1986). Als Landepolitiker gehörte er vom 2. Oktober bis 19. Dezember 1946 dem von der britischen Militärregierung 'ernannten Landtag von Nordrhein-Westfalen als Parteimitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an, welche 1956 in der Bundesrepublik Deutschland als verfassungswidrig verboten werden sollte.
"Unsereins is ja nich richtisch polnisch und nich richtisch deitsch, und wenn man Kschub is,
dann reicht das weder den einen nach den andern...."
(Berta Helene Drews [1981 - 1987] alias Anna Koljaiczek, geborene Bronski im Film "Die Blechtrommel")

Die Kaschubei/Kaszuby ist ein südwestlich der Städte Gdańsk/Danzig gelegener Landstrich in der historischen Region Pommerellen, der nach der Volksgruppe der der Kaschuben benannt wird. Als Caszubitae war dieser westslawische Stamm zwar bereits Mitte des 13. Jahrhunderts Bischof Bogufał (Gottlob) II. von Poznań/Posen bekannt, wurde jedoch bis ins 14. Jahrhundert hinein oft noch als Pomorani bezeichnet. Cassubia, die lateinisierte Form der Kaschubei wurde einstmals nur für das Land um Belgard (Białogard) an der Persante gebraucht.  ein Gebiet in der späteren Provinz Pommern. Erst ab dem 16. Jahrhundert wurde der Begriff für den das Volk der  heutigen Kaschuben und ihres gesamten Siedlungsraumes  gebräuchlich. Populär wurde die aus den Pomoranen (Pomor’e = Gebiet am Meer) hervorgegangene Ethnie vor allem durch das obige Zitat, welches der Literatur Nobelpreisträger von 1999, Günter Grass, die Großmutter des Protagonisten Oskar Matzerath in Volker Schlöndorffs preisgekrönten Film von 1979 aussprechen ließ. Kaschubien entspricht in etwa dem "Polnischen Korridor" zur Ostsee, der nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages 1919 ohne Volksabstimmung wie auch das Territorium der Freien Stadt Danzig vom Deutschen Reich (Weimarer Republik) 'abgetreten' werden musste und dadurch die Provinz zu einer Exklave machte. Die Ortschilder, wie hier das der 'Hauptstadt' Kaschubiens, Kartuzy/Kartuzë, präsentieren sich zweisprachig.  
Die Kaszëbsczi Jãzëk (Kaschubische Sprache) ist ein westslawisches Idiom, das heute von etwa 150.000 Menschen verstanden und von etwa 50.000 aktiv als Alltagssprache verwendet wird. Am nächsten verwandt war das als gefährdete Sprache geltende Kaschubisch mit dem bereits ausgestorbenen Slowinzischen. Beide Sprachen bildeten mit dem Kaschubisch und Slowinzisch ebenfalls verloren gegangenen Pomoranisch (Ostseeslawisch) und Polabisch (Elbslawisch, Drewanisch) die Gruppe der elb-ostsee-slawischen Sprachen, die zusammen mit dem Polnischen die lechischen Untergruppe des Westslawischen bilden. Die wesentlichsten Unterschiede zum Polnischen bestehen in Substratelemente aus dem Altpreußischen, der ebenfalls ausgestorbenen, baltischen und daher nicht-slawischen Sprache der Prūsai (Prußen/Pruzzen), einem höheren Anteil an niederdeutschen und hochdeutschen Lehnwörtern (ca. 5 %), Vokalausfällen in unbetonten Silben sowie anderen Betonungsregeln. Neben dem Großteil des Erbwortschatzes den das Kaschubische mit mit dem Polnischen gemeinsam hat, wurde auch seine Grammatik, Wortbildung und heutiger Wortschatz stark vom Polnischen beeinflusst. Während Kaschubisch lange als ein bloßer Dialekt des Polnischen angesehen wurde, gibt es heute Bestrebungen einer Gruppe von kaschubischen Intellektuellen, das in etliche Dialekte zersplitterte Kaschubische zu einer eigenen Standardsprache auszubauen versuchen. Gegenüber früheren Zeiten wird dieses Bestreben vom polnischen Staat nicht mehr unterbunden, sondern geduldet und bis zu einem gewissen Grade auch gefördert. Während kaschubische Radio- und Fernsehsendungen ausgestrahlt werden, wird die Sprache auch an einigen wenigen Schulen unterrichtet, so das seit dem Jahr 2005 an einigen polnischen Schulen damit auch das Abitur abgelegt werden kann. Obgleich Kaschubisch in vielen Dorfkirchen bei der Lesung von Messen Anwendung findet und es in den Gemeinden Parchòwò und Serakòjce als Amtssprache eingeführt wurde, wird für ihre Zukunft entscheidend sein, ob sich die gemeinsame Orthografie, auf die man sich Anfang der neunziger Jahre geeinigt hat, durchsetzen kann. Der wohl populärste Kaschube ist der seit 2007 amtierende Ministerpräsident Polens, Donald Franciszek Tusk.


Die Kartause Domus Paradisi Mariae (Marienparadies/heute: Kolegiata Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny w Kartuzach) wurde als Kloster des Kartäuserordens   [sic!] 1380/81 vom Adligen Johannes von Russoschin/Russoczin) gestiftet. Die ersten Mönche kamen aus Prag nach Kaschubien. Vom Deutschen Ritterorden wurde das Kloster mit umfangreichen Zuwendungen bedacht und sein Besitz beträchtlich erweitert. Der Orden befreite die Klosterdörfer von fast allen Abgaben und Diensten, die sie ihm als Landesherrn hätten leisten müssen. Nachdem die Zahl der Mönche bis auf vier gesunken war, wurde die Kartause 1565 dem Zisterzienserkloster Oliva und mit diesem zwischen 1580 und 1589 zwangsvereinigt. 1772 kam die Kartause mit Pommerellen als einziges Kloster dieses Ordens in Preußen. Nachdem den Bestimmungen der Bulle De salute animarum  in der sich Papst und Preußen hinsichtlich einer die Säkularisation geeinigt hatten, wurde das Kloster 1826 aufgehoben, womit  die Entwicklung  zu heutigen Stadt Kartuzy/Kartuzë beginnen konnte.  Die gotische Klosterkirche wurde 1849 der neu gegründeten katholischen Pfarrgemeinde Karthaus als Pfarrkirche übergeben.



In den Jahren 2007 - 2013 wurde die Klosteranlage in einem von der Woiwodschaft Pommern finanzierten Projekt umfassend saniert. Im einstigen Refektorium (Foto links) der Kartause wurde eine Cafeteria (Kawiarenka pod refektarzem) eingerichtet.


Die Bronzeplastik zeigt das Aussehen der Klosteranlage im Jahre 1382 (Foto links). Im Zuge der Säkularisierung diente das Kloster noch einige Zeit als Emeritenanstalt für ältere katholische Geistliche. Später wurden jedoch Teile der Mönchskaten abgerissenes Klostergebäude und sein Inventar dem Verfall preisgegeben. Nachdem viele Grundstücksparzellen rund um das Vorwerk des Klosters zum Verkauf freigegeben worden waren, kam es 1842/44 kommt zu tumultartigen Zusammenstößen zwischen den altangesessenen katholischen Kaschuben, und den zugezogenen protestantischen Deutschen, als das Refektorium des  Klosters zu einem evangelischen Andachtsraum umgewidmet werden sollte. König Friedrich Wilhelm IV. entsandte daraufhin seine Totenkopfhusaren aus Danzig (1. Leib-Husaren-Regiment), welche die 'Preußische Ordnung' wiederherstellen konnten.  Die von den Kaschuben als Anteks' bezeichneten Siedler fanden sich in der evangelischen Deutsche Kirchgemeinde zusammen, welche zwischen 1883 - 1887 am damaligen Brunoplatz (Główny plac w Kartuzach) eine Kirche die neugotischen Stil  Martin-Luther-Kirche erbaute. Als katholisches Gotteshaus Kościół pw. św. Kazimierza ist sie seit 1983 nunmehr dem heiligen Kasimir geweiht (Foto rechts).


Anlässlich der Erweiterung der Europäischen Union auf 25 Staaten, zu denen auch Polen gehört zum 1. Mai  2004  wurde in Kartuzy ein Denkmal enthüllt, welches für jedes damalige Mitgliedsland einen Steinwürfel vorweist (Foto links). Die danach in die Staatengemeinschaft  aufgenommenen Länder Bulgarien, Rumänien und Kroatien wurden daher noch nicht berücksichtigt. Am 3. Mai 2012 (Polnischer Nationalfeiertag) wurde am Denkmal ein Entfernungs- und Richtungswegweiser zu den Partnerstädten Caissargues und Duderstadt sowie dem seit vielen Jahren befreundeten Kemberg enthüllt.


In einer ehemals deutsche Villa wurde das 1947 das Kaszëbsczé Mùzeùm miona Frãcëszka Trédera w Kartuzach eingerichtet (Foto links), welches leider am Ostersonntag geschlossen ist. Analog zu Cassubia für die Kaschubei, ist Cartusia die lateinisierte Form von Kartuzy, die hier offenbar von einem Fan des polnischen Fussball-Drittligisten GKS Cartusia Kartuzy 1923 und Schmierfinken an eine fremde Garagenwand gesprüht wurde.  


Durch Gdansk/Danzig ( Bilder von meinem Besuch im August 2006)  ist timediver® diesmal nur durchgefahren....
...um mir das ca. 65 Kilometer davon entfernt gelegene Elbląg/Elbing in der Woiwodschaft Ermland-Masuren (bis 1920 zur Provinz Westpreußen, danach zu Ostpreußen gehörend) anzuschauen. Die als Elbing in Pogesanien im Deutschordenslandes gegründete Burg und Siedlung, entstand nahe dem prußischen Handelsort Truso (angelsächsisch: Ilfing) an der Bernsteinstraße, der bereits vom angelsächsischen Reisenden Wulfstan von Haithabu im Jahr 900 erwähnt worden war. 1241 erhielt Elbing das Stadtrecht nach Lübischem Recht. Neben Danzig und Thorn/Torunń sollte sich Elbing zu einer der führenden Hansestädte im östlichen Mitteleuropa entwickeln. Der Weg in die Stadt führte zur St. Nikolaikirche mit ihrem 95 Meter hohen Turm führte mich über die Most Wysocki (Foto rechts), die 'Hohe Brücke', welche von 07:00 - 21:00 Uhr im Zweistundentakt für den Schiffsverkehr hochgeklappt wird.


Mit der Errichtung einer Handelsniederlassung hatten Lübecker Kaufleute bereits begonnen, bevor sich der Deutsche Orden dort niederließ. Die Stadtpfarrkirche St. Nikolai, welche am  25. März 1992 von Papst Johannes Paul zur Katedra św. Mikołaja w Elblągu erhoben werden sollte, wurde bereits vor dem 1238 erbaut. Historisch wichtige Objekte der Stadt werden mit einem grünen Button gekennzeichnet (Foto rechts).


Die 800jährige Geschichte der Stadt  ist dermaßen ereignisreich....


...so dass ich alle daran Interessierten auf den Artikel in Wikipedia verweisen muss.


Bei den schweren Kämpfen vom 23. Januar bis 10. Februar 1945 wurden ca. 60 Prozent der städtischen Bausubstanz in Trümmern gelegt und auch die restlichen Baudenkmäler stark beschädigt. Nachdem dem Krieg konnten einige Bürgerhäuser aus dem 14. - 17. Jahrhundert mit ihren gotischen, Renaissance- und barocken Ornamenten rekonstruiert (Foto links) oder durch historisierende Neubauten (Foto rechst) ersetzt werden.


Als letztes Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtmauer blieb das Markttor (Brama Targowa w Elblągu) von 1319 übrig. Die Kanaldeckel präsentieren das Stadtwappen, welches das seitens des Deutschen Ordens vom älteren Templerorden übernommene Tatzenkreuz in zweifacher Ausfertigung zeigt. In ihrer farblichen Darstellung werden die Tatzenkreuze jedoch nicht, wie sonst beim Deutschen Orden üblich in schwarzer, sondern in roter und weißer Farbe abgebildet, die auch den polnischen Nationalfarben entsprechen.

Möglicherweise wurde auch das heutige Frombork (Frauenburg) an der Stelle einer alten Prußensiedlung gegründet. Erstmals wurde der Ort 1282 als Sitz des ermländischen Domkapitels 1282 erwähnt, nachdem dessen erster Sitz in Braunsberg im großen Prußenaufstand der 1270er Jahre vollständig vernichtet worden war. Von dem in den Quellen genannten Castrum Dominae Nostrae (Burg Unserer Lieben Frau) leiten sich sowohl Frauenburg mals auch seine polonisierte Form Frombork ab. Mehrere lateinische Texte bezeichneten die Stadt jedoch als Warmia genannt, wobei der der Name des die Kathedrale beherbergenden prußischen Gaues auf den Ort übertragen wurde. Der an der Burg des Domkapitels entstandenen Siedlung wurde im Jahre 1310 durch Bischof Eberhard von Neisse in einer Handfeste das Lübische Stadtrecht verliehen. In Konkurrenz zu der in direkter Nachbarschaft gelegenen Hansestadt Braunsberg blieb die Frauenburg über Jahrhunderte hinweg bedeutungslos und kam nicht aus dem Schatten der ermländischen Domburg (Foto links) heraus. Mit dem Zweiten Thorner Frieden (1466) kam Frauenburg mit dem gesamten Fürstbistum Ermland unter die Schutzherrschaft der polnischen Krone. Albrecht von Brandenburg-Hohenzollern, der ab 1511 als letzter Hochmeister des Deutschen Ordens amtierte, ließ die Frauenburg 1520 durch seine Truppen verwüsten. Der geniale Mathematiker und Astronom Nicolaus Copernicus und Schöpfer des revolutionären Werkes  De revolutionibus orbium coelestium,  der als Domherr, Jurist, Administrator und Arzt im Dienste des Fürstbistums Ermlands stand (Foto rechts), zog sich in dieser Zeit deshalb nach nach Allenstein/Olsztyn zurück. 


Die Kathedrale Mariä Himmelfahrt und St. Andreas (Bazylika Archikatedralna Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny i św. Andrzeja Apostoła) oder kurz Frauenburger Dom wurde zwischen 1329 - 1388 in drei Etappen erbaut. Um den Dom herum entstanden bereits bis in das 15. Jahrhundert eine Wehranlage mit drei Toren, zahlreichen Türmen und Basteien sowie Wohnhäusern der Domherren und des Bischofs. Der Glockenturm/Radziejowski-Turm) wurde als mächtigstes Bauwerk der Domburg jedoch erst im 17. Jh. vollendet (Foto rechts).


Fortifikationen und Eingangstor an der Nordseite des Castrum Dominae Nostrae, welches bis zur Verlegung des Domkapitels und des Bischofssitzes nach Allenstein im Jahre 1945 der Bischofssitz des Ermlands gewesen war.
Unmittelbar gegenüber der Nordflanke der Bischofsburg (Foto links) steht das im 17. Jahrhundert umgebaute spätmittelalterliche Hospiz zum Heiligen Geist des Antoniter Ordens, welches heute die Abteilung für Geschichte der Medizin des Nikolaus-Copernicus-Museums beherbergt (Foto rechts).


Nahe des Hafens von Frombork erinnert seit 2001 ein drei Tonnen schwerer Findling an etwa 30.000 Deutsche, die zu Beginn des Jahres 1945 auf ihrer Flucht vor der Roten Armee auf dem zugefrorenen Frischen Haff durch Tiefflieger, Eisbruch u. a. den  Tod fanden.


Das an der einstige Reichsstraße 1 gelegenen Braniewo/Braunsweg ist heute der letzte polnische Ort auf der Strecke zum 60 Kilometer davon entfernten Kaliningrad/Königsberg. Man nimmt an, dass  Braunsberg nach dem Ölmützer Bischof Bruno von Schauenburg benannt wurde, der 1254 und 1267 den böhmischen König Ottokar II. Přemysl bei Kreuzzügen gegen das baltische Volk der Prūsai (Prußen) begleitete, zu denen der Deutsche Ritterorden aufgerufen hatte. Neben der Ordensburg Braunsberg als Sitz des Domkapitels und Sitz des Bischofs des Erlangtes wurde eine gleichnamige Siedlung von Johannes Flämin, dem Sohn eines Lübecker Ratsherrn gegründet. Mit der 'Friedensurkunde' vom 7. Februar 1249 wurde den unterworfenen Prußen die Verpflichtung auferlegt, in ihrem Gebiet  Kirchen zu bauen, darunter auch eine in Brusebergue, das 1254 die Stadtrechte nach Lübischem Rechte erhalten sollte. Der Bau der Katharinenkirche wurde 1346 begonnen, der Baubeginn für den 60 m hohen Kirchturm erfolgte jedoch erst 1426. In den Kämpfen um Ostpreußen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche schwer beschädigt und erst den 1980er-Jahren als Bazylika mniejsza pw. św. Katarzyny und besonders eindrucksvolles Beispiel polnischer Restaurationskunst wieder aufgebaut (Foto links). Die baulichen Relikte an der anderen Seite des vor der Kirche gelegenen Brachgeländes (Foto rechts).


Während des großen Aufstandes in den 1270er wurde die Stadt von den Prußen, die sich weder die Zwangsherrschaft des Deutschen Ordens noch deren Christentum beugen wollten, zerstört. Bischof Heinrich I. (1278–1300) musste daher das Kapitel nach Frauenburg verlegen, wo es bis zum 1945 verbleiben sollte. Als wichtigste ermländische Handels- und Hafenstadt wurde Braunsberg 1358 Mitglied der Hanse und blieb es bis 1608. Bei den wochenlangen schweren Kämpfen am Ende des zweiten Weltkrieges wurde Braunsberg zu 80%  zerstört. Die bis dahin gut erhaltene historische Altstadt ging in Flammen auf und der der Turm der Katharinenkirche wurde als wichtige Landmarke von deutschen Pionieren gesprengt. Die rekonstruierten Reste der  Stadtmauer und Burg (Foto links). Etwa 1,5 Kilometer nach dem Ortsausgang von Braniewo weist ein roter Stern......


...auf einen sowjetischen Soldatenfriedhof (Foto links) hin, von wo es nur noch gut sechs Kilometer zur polnisch/russischen Staatsgrenze ist.


Obwohl nur ein Pkw vor mir war, dauerte die Abfertigung fast zwei Stunden. Dies ist nur der erste russische Kontrollposten.
Ab hier hatte ich weder ein Navigationsgerät, noch irgendeinen Plan...



...bis ich an die Brücke von  ушаково (Ušakovo/ Brandenburg)   kam, die mir von meinem Besuch im Jahre 2006 noch in Erinnerung geblieben war.

 
Meine Erinnerungen an den Besuch Kaliningrads im Jahre 2006 halfen mir auch hier weiter, so dass ich trotz der einsetzenden Dunkelheit mein Hotel finden konnte. Eine erste Orientierung gab mir das "Brandenburger Tor", welches ich damals bei einem Fußmarsch durch die Stadt passiert hatte.

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Kalisz / Kalisch


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