|
|
Meine 300 Kilometer lange
Etappe von Калинингра́д nach Bydgoszcz
führte über die S 22 (E 28), die
bereits 1938 als Teilstück der 'Reichsautobahn
Berlin–Königsberg' fertiggestellt worden war, auch durch die Stadt
Malbork/Marienburg. Nachdem dem Passieren Nogat, einem 62
km langen Mündungsarm der Weichsel, der im Gegensatz zum Hauptarm
nicht in die Danziger Bucht, sondern ins Frische Haff mündet, bot
sich mir ein vertrautes Bild. Die gewaltigste Burg des Deutschen
Ritterordens und Sitz seines Hochmeisters hatte ich bereits im August
2006 besucht und danach zu Fuß umrundet....
|
|
|
...damals allerdings bei
strömendem Regen mit einem Schirm in der Hand ,den mir der Regen
beinahe weggeblasen hätte. Aufgrund der bereits fortgeschrittenen
Tageszeit und der noch vor mir liegenden Strecke beschränkte ich
diesmal meinen Aufenthalt auf ein paar Fotos und einen Videoclip der
Marienburg. Die Karte verdeutlicht das engmaschige Netz, der in den
heutigen Woiwodschaften Pommern und Ermland-Masuren gelegenen
Ordensburg, von denen timediver® bereits eine ganze Reihe besuchen
konnte....
|
Videoclip: Die
Marienburg an der Nogat
|
|
|
....da mir die Burg Mewe
(Zamek w Gniewie) jedoch noch fehlte, entschloss ich mich ich spontan,
zu einem kleinen Umweg von etwa 15 Kilometern, um das heute als Zamek
krzyżacki bezeichnete Bauwerk zu besuchen. Der deutsche Name des Ortes
wird durch das bis heute beibehaltene Wappen verdeutlicht. Die
Ortsbezeichnung Gniew ist slawischen Ursprungs und bedeutet Erhebung.
Die seit dem 7. Jahrhundert bestehende erste befestigte Siedlung
wurde m 11. Jahrhundert dem polnischen Herrschaftsbereich unter
den pomerellischer Herzöge angeschlossen. Mit der Schenkung des
Mewer Landes an das Kloster Oliva durch HerzogSambor II.(1220 - 1270) wird die
Stadt erstmals erwähnt. Im Krieg gegen seinen Bruder Świętopełk II Wielki/Swantopolk der
Große (um 1195-1266), der ebenfalls den seit 1227 den
Titel „Dux Pomeranorum“ trug, besetzte Sambor II. jedoch
wieder das Mewer Land und vermachte es in seinem Testament dem
Deutschen Orden, mit dem er gegen die Prußen gekämpft hatte.
Der Orden 1276 nahm das Vermächtnis an und konnte dadurch sein
Staatsgebiet erstmals auch westlich der Weichsel ausdehnen. Der als
erster Ordenkomtur eingesetzte Dietrich von Speier nahm 1283 den Bau
einer Burg in Angriff. Hierbei wurden Materialien der abgebrochenen
Festung Potterberg verwendet, die der Orden zwischen Kulm und Althausen
angelegt hatte. Der Siedlung Mewe wurde am 25. September 1297 vom
Landmeister des Ordens, Meinhardt
von Querfurt, eine Handfeste nach Kulmer Recht verliehen. Mewe an der
Weichsel wurde von daraufhin von deutschen
Kolonisten besiedelt und entwickelte sich rasch zu einem Umschlagsplatz
für Bier, Holz und Weizen. Um ihren Marktplatz herum erhielt
die Stadt ein schachbrettartiges Straßennetz und eine Stadtmauer,
in die auch die Ordensburg mit einbezogen wurde. Die renovierten
Arkadenhäuser am Marktplatz (Foto rechts) stammen aus dem 18.
Jahrhundert. Mewe blieb bis ins Jahr 1307 der westlichste
Außenposten des Ordenslandes.
|
|
|
|
Um den Marktplatz
herum finden sich diese alte Brunnenpumpe aus dem Jahre 1873, ein
moderner Katzenbaum und ein Denkmal, das an die Stiftung einer Kapelle
durch den polnischen König und litauischen Großfürsten Jan III Sobieski/Jonas Sobieskis (1629
- 1696) und seiner Gattin Maria Kazimiera de La Grange d’Arquien im
Jahre 1677 erinnert. Der vormalige Hetman
wielki koronny (Großhetman der polnischen Krone) gilt als
der Retter Wiens während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung.
Bei derSchlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 führte
Sobieski als Oberbefehlshaber der Katholischen Liga mit seiner Hussaria
(Flügelhusaren) den entscheidenden Angriff gegen die Osmanen.
|
|
|
|
Das quadratischen
Backsteinbauwerk mit Innenhof und einer Seitenlänge von rund 47
Metern wird von vier schlanken Türmen flankiert (Foto links).
Ursprünglich besaß die Burgr davon jedoch nur drei, denn
anstelle eines solchen Nordturms gab es einen wuchtigen Bergfried mit
einem Durchmesser von 12,5 Metern. Der Südflanke vorgelagert ist
ein weiteres backsteingebäude (Foto rechts)....
|
|
|
.....durch
dessen Tor man auf den Kubus sehen kann (Foto links). Mit dem Zweiten
Frieden
von Thorn vom 19. Oktober 1466 musste der Deutsche Orden mit den
Pommerellen, dem Kulmer Land und Elbing auch die Stadt und Burg
Mewe
an den polnischen Königs Kasimir IV. abtreten. Infolge der ersten
Teilung Polens kam Gniew zum Königreich Preußen. Fortan
diente die Burg
als Kaserne und ab 1803 als Magazin, wobei als Umbaumaßnahmen die
gotischen Bogenfenster zugemauert und die meisten Gewölbe
abgerissen
wurden. Nachdem sich ihr baulicher Zustand im zunehmenden Maße
verschlechtert hatte, wurde in der Burg zunächst ein
Gefängnis
eingerichtet. Allmählich wurde damit begonnen, die
mittelalterliche
Burg im Zeitgeist der Romantik wiederherzustellten und die begangenen
Bausünden zu revidieren. Damals wurde auch der Bergfried bis zur
halben
Höhe abgerissen und durch einen, den übrigen drei Türmen
gleichenden
Aufsatz ergänzt. Nach den Zerstörungendurchinfolge eines
Brandes (1921)
und des Zweiten Weltkrieges wurde das Bauwerk nur notdürftig
gesichert.
Seit dem Abschluß der 1967 begonnenen Restaurierung im Jahre 1992
besitzt die Burg auch einHotel (Foto rechts) und ist als
beliebtes touristisches Ziel ein Veranstaltungsort von
historischen Festen. |
|
|
Im Jahre
1348 wurde der Chor als ältester Teil der gotischen
Backstein-Hallenkirche St. Nikolai/Kościół Św. Mikołaja
(Foto links) fertiggestellt. Infolge von Umbauarbeiten kamen im 16.
Jahrhundert die Kapellen hinzu und im 19. Jahrhundert wurde die Kirche
im Geiste der Gotik renoviert und der Turm aufgestockt. Der und das
Turm und Langhaus der Stadtpfarrkirche werden von Staffelgiebeln
bekrönt. Der Blick über die Wisła/Weichsel nach
Nordost. |
|