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Die Stadt Kalisz
liegt amSzlak Romański w Polsce, einer touristischen Route, ähnlich
derStraße der Romanik in Sachsen-Anhalt und anderer Projket in Europa. Der
polnische Weg gehört jedoch nicht zurTRANSROMANICA, die außer durch Deutschland, auch
Österreich, Serbien, Rumänien, Italien, Frankreich bis hin
nach Spanien und Portugal führt.
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Nach der
Abwanderung der 'Germanen' im Zuge der Völkerwanderung wurden im
6. Jahrhundert einige slawische Stämme von den aus Zentralasien
anstürmenden Reitervölkern nach Westen verdrängt.
Nachdem sie ihre Siedlungen im Dnjestr- und Pripjet-Gebiet verlassen
hatten, konnten einige von ihnen, wie die Abodriten, Ranen Wilzen,
Liutizen und Sorben
(in der Lausitz) um das Jahr 600 bis an und sogar
über die Flüsse Elbe und Saale vordringen. Die fünf
wichtigsten Stämme, die sich im im 6. und 7. Jahrhundert zwischen
Oder, Weichsel und Ostsee niederliessen, waren die Pommoranen,
Slenzanen, Masowier, Wislanen und die Polanen.
Die Gründung eines dauerhaften Staatswesens war den letztgenannten
vorbehalten, die damit auch zum Namensgeber des späteren Polen (polanie = Feldbewohner). Ohne
eine direkte Nachbarschaft zu den Ostfranken und den ebenfalls
westslawischen Böhmen und Mähren, außerdem abseits der
bekannten Handelsrouten, konnten sich die Polanen von ihrem - um das
spätere Gnesen gelegenen - Siedlungszentrum unbemerkt entwickeln
und konsolidieren. Die zunehmende Verdichtung und Expansion ihres
Herrschaftsgebietes stellten die Polanen durch ein
planmäßiges kriegerisches Vorgehen im 10. Jahrhundert
sicher. Hierzu gehörten die Zerstörung der Burgsitze lokaler
Kleinherrscher, die Umsiedlung der Bevölkerung, der Ausbau der
Burgorte Giecz und Moraczewo sowie das Errichten neuer
Burgen und das Anlegen von Holz- und Erdwällen.
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Die Götter der Slawen wurden oftmals
vielgesichtig oder -köpfig dargestellt, womit man ihre besondere
Macht auszudrücken versuchte. der oberste gemeinslawische Gott war
Perun, der jedoch
auf lokaler Ebene unter anderen Namen verehrt wurde. Bei den Pomoranen
hieß er Triglav (Der
Dreiköpfige), von den Ranen auf Rügen und anderen Ostsee- und
Elbslawen wurde er Svantevit
genannt. Drei- und Vierzack
(Foto rechts) waren - wie man heute sagen würde - Piktogramme,
welche die Gottheit und ihre Macht repräsentierten. Da von den
Christen die 'heidnischen ' Götter als Verkörperung des
Satans angesehen wurden, musste sich auch die Bedeutung seines Machtsymbols zur Mistgabel wandeln.
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Die
Anführer der Polanen konnten sich auf eine elitäre Schicht
einer straff geführten, militärisch schlagkräftigen
Gefolgschaft verlassen. Die seit den 930er Jahren nach
Großpolen gelangten Luxuswaren konten hier gegen 'Sklaven'
eingetauscht werden, die vor allem auf orientalischen und
südeuropäischen Sklavenmärkten gefragt waren. Für
den eigentlichen Lebensunterhalt der Herrschaftselite musste die
einheimische Bevölkerung mit Abgaben und Dienstleistungen
aufkommen. Um sich die Treue seiner militärischen Gefolgschaft zu
sichern musste sie ihr Anführer regelmäßig versorgen
und belohnen. Da das eigene Territorium und die Möglichkeiten der
noch wenig entwickelten Agrargesellschaft hierzu nicht ausreichten,
mussten Beute- und Kriegszüge in fremde Territorien unternommen
werden. Die Notwendigkeit zur Abschöpfung der dortigen Ressourcen
als unerlässliches Instrument zur Herrschaftssicherung, ist die
Erklärung für die zunehmende Expansion der Polanen
außerhalb ihres eigenen Kerngebietes.
Ihre Expansion richtete sich in die Gebiete von Kalisz, Sieradz, und Łęczyca
im Süden und Südosten, nach Międzyrzecz im Westen,
Kruszwica im Osten und in den Unterlauf der Weichsel im Norden.
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Eine 142
n. Chr. in der Magna Germanica
gegründete Siedlung 'Calisa an
der Bernsteinstraße' wurde bereits in der Geographia des
alexandrinischen Universalgelehrten Claudius Ptolemäus (um 100 -
160) genannt. Die Bewohner werden als Lugier
bezeichnet. Entgegen der
Tatsache, dass es sich hierbei um eine Kultgemeinschaft wandalischer,
sprich 'germanischer' Völker gehandelt hatte, versuchen einige
polnische Forscher bereits diese spätantiken Bewohner auf
slawische Stämme zuführen. Dieses altertümliche Calisia
lag indessen nicht im Tal der Prosna, wie der heutige Stadtkern,
sondern ein paar Kilometer weiter östlich auf dem Gebiet der
heutigen Alten Stadt Bereits seit der Entstehungszeit des polnischen
Staatsgebildes im 9. Jahrhundert zählte die Wallburg Zawodzie zu
den größten Zentren der Piastendynastie. Plan/Modell des
mittelalterlichen, polnischen Kalisz. |
Den
entscheidenden Schritt unternahm ein Polanenfürst aus der Dynastie
der Piasten, welcher in westlichen Quellen als Herrscher nachweisbar
ist und ab ca. 960 als Herzog Mieszko
I. amtierte. Von den
sächsischen Markgrafen Gero und Wichmann dem Jüngeren besiegt
und 963 zur Tributleistung an Kaiser Otto I. verpflichtet,
verbündete sich Mieszko I. zwei Jahre später durch seine
Hochzeit mit der Herzogstochter Dobrawa aus dem Geschlecht der
Przemysliden mit dem christlichen Herzogtum Böhmen. Seine aus
machtpolitischem Kalkül angenommeneTaufe (966) markierte nicht nur
den Beginn der Christianisierung seines Volkes, sie bot ihm auch einen
ausgezeichneten Vorwand zur weiteren Ausweitung der Landesgrenzen und
zur Ausschaltung konkurrierender Adelsfamilien. Zur Beilegung des
Konfliktes der bei seinem Vorstoß zur Ostsee mit den Dänen
entstanden war, verheiratete Mieszko seine Tochter Świętosława mit
deren König Svend Tveskæg (Sven Gabelbart), der trotz der
Taufe seines Vaters Harald Blåtand (Harlad Blauzahn) zu den
nordischen Göttern zurückgekehrt war. Nach weiteren Querelen
mit den sächsischen Markgrafen schloss Mieszko schließlich
auch mit diesen Frieden und leistete Kaiser Otto I. im
Jahre 968 den Treueid. Hierdurch begründete er nicht nur ein
Lehnsverhältnis zum ostfränkisch (deutschen) Herrscher,
sondern führt fortan auch den Ehrentitel 'amicus imperatoris'
(Freund des Kaisers). Die noch im selben Jahr gegründete
polnische Kirchenprovinz Posen wurde jedoch dem Papst als
Missionsbistum direkt unterstellt. 986 huldigte er dem
minderjährigen Kaiser Otto III. in Quedlinburg und führte in seinem
Namen als 'Markgraf des Reiches' einen 'Heidenfeldzug'
gegen die
Elbslawen an. Dadurch leistete Mieszko einen wichtigen Beitrag
zur
Christianisierung weiterer westslawischer Völker. Kurz vor seinem
Tod stellte Mieszko 991 sein Land unter den Schutz des Papstes (Donatio
Poloniæ), wodurch Polen ein päpstliches Lehen wurde. Bei
seinem Tod 992 hinterließ Mieszko I. einen gefestigten und
erweiterten Herrschaftsbereich, der in den europäischen Hochadels-
geschlechtern akzeptiert wurde. Aus einem Gebiet, dem die
Zwangsmissionierung drohte, war eine Basis für die weitere
Christianisierung der slawischen Welt geworden.
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Am
einstigen Standort des historischen
Zawodzie konnte im Jahre 2007 das Rezerwat
archeologiczny "Kaliski Gród Piastów" na Zawodziu
fertiggestellt werden. Eine aus Bohlen
gefertigte Brücke über den Burggraben führt zum
Eingangstor der aus Erde und Holz rekonstruierten Wallburg. Die
Anhäufung von Steinen stellt einen Kurgan (Grabhügel) aus dem
6. - 8. Jahrhundert dar, dessen Reste an dieser Stelle gefunden worden
waren. Der frühmittelalterliche Friedhof, auf dem die
eingeäscherten Verstorben
beigesetzt wurde, war mit einer 'heidnischen' Kultstätte
verbunden. |
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Die
erste, noch kleine Burgsiedlung wurde in der Mitte des neunten
Jahrhundert gegründet. Im 10. und 11. Jahrhundert unterlag die
befestigte Ansiedlung einer Reihe baulicher und Änderungen, von
denen die Abtrennung des sakralen Bereiches vom profanen als wichtigste
anzusehen ist. Die archäologischen Befunde lassen auf eine kleine,
Anfang des 11. Jahrhunderts errichtete Holzkirche und das Haus eines
wohlhabenden Kaufmanns und/oder eine lokalen Würdenträgers.
Außerhalb des Inneren Walls wurden mehrere
Holzhäuser, in denen jeweils ein Aspekt des mittelalterlichen
Lebens rekonstruiert wird. Nach der Phantasie der Rekonstrukteure wurde
der angekommene Gast unter Wappenschildern empfangen, welche das
Sonnenrad in Form einer doppelten Swastika zeigten (Foto rechts).
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Gegenüber
dem Eingangstor (Foto links), das auf dem Luftbild (Foto rechts) an
seiner Palisadenwand zu erkennen ist...
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Videoclips: Rundblick 1
Rundblick
2
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...wurde
ein
hölzerner Turm errichtet, vom dem man einen guten Blick über
das gesamte
Areal erhält, zu dem auch die rekonstruierten Fundamente....
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.....der
einstigen Kościół fundacja św. Nicholas (Stiftskirche
St. Nikolaus) gehören, deren Modell im Foto rechts zu sehen
ist.
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Während
die Bezeichnung 'Polen erstmals in der
'Civitas Schinesghe'
(Gniezno/Gnesen) von 991/992 erscheint, wird Kalisz am frühesten
1106
in der Chronik des Gallus Anonymus, der die Kämpfe zwischen zwei
Söhnen
des Herzogs Władysław I. Herman, Bolesław
III Krzywousty (Bolesław III. Schiefmund) und Zbigniew
beschreibt, erwähnt. Kalisz gehörte als damals bereits
prosperierendes
Zentrum zum Machtbereich Zbigniews, der hier zwischen 1102–1106
residierte. Zum zweiten Mal wird Kalisz im Jahre 1136 in einer Bulle
des Papstes Innozenz II. eine der wichtigsten Kastellaneien auf dem
Gebiet Polens genannt. In seinem Testament hatte Boleslaws
III. Kalisz dem Seniorherzogtum seines ältesten Sohnes und Władysław
II. na Śląsku zugeteilt. Der aus der Ehe Boleslaws III. mit
Zbysława, einer Tochter des Kiewer Großfürsten Swjatopolk
II. hervorgegangene Sprößling wurde jedoch im Jahre 1146 von
seinen jüngeren Halbbrüdern, den Söhnen Salomeas, einer
Tochter des Grafen Heinrich Berg-Schelklingen gestürzt, was ihm
seinen Beinamen Wygnaniec (der Vertriebene) einbringen sollte. Mit der
Änderung der Machtverhältnisse gelangte Kalisz zum Książęta wielkopolscy (Herzogtum Großpolen). [Der
Begriff Polonia Magna im Sinne von
Polonia maior (älteres Polen) war im 12.
Jahrhundert entstanden, um die
alte Stammesprovinz der Polanen von ihren Neuerwerbungen
unterscheiden zu können.] Dessen Herzog und
spätere Seniorherzog Polens, Mieszko III Stary (1126 -
1202), stiftet um 1155 die romanische Schlosskirche zum Heiligen Paul,
in der 1193 sein Sohn Mieszko und 1202 er selbst bestattet wurden. Die
Fundamente dieser Kirche mit dem Grabstein Mieszkos sollten erst um
1960 auf dem Gebiet der sogenannten. Schwedenschanze gefunden
werden. Im
Zuge der fortgesetzten polnischen Partikularismus wurde Kalisch im
Jahre 1193 zur Hauptstadt des gleichnamigen piastischen Herzogtums, das
seine Grenzen oft änderte und wo verschiedene Nachkommen Mieszkos
III., dem Begründer der großpolnischen Piasten-Linie,
regierten.
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Im Kampf
gegen seinen großpolnischen Vetter Władysław Odon ließ der
schlesische Herzog Henryk I Brodaty
(Heinrich I. der Bärtige) die Burg von Kalisz im Jahre 1233
zerstören. Das Herzogtum Kalisch ging danach an die schlesischen
Linie der Piasten über. Um 1234 ließ Heinrich I. die
Burg (Modell links) und die Stadt an ihre heutige Stelle, eine Insel
zwischen drei Armen der Prosna, verlegen. Während das
ursprüngliche Kalisz, nunmehr Alte Stadt genannt, zu einem
Bauerndorf herabsank, wurden der nach dem Muster schlesischer
Städte mit zentralem Marktplatz angelegten Neusiedlung um 1235 die
Stadtrechte nach dem Magdeburger verliehen. Aber auch die neue
Stadt sollte immer wieder und erneut zu einem Ort kriegerischer
Handlungen und damit verbundener politischer Ereignisse werden. So
belagerte das Heer des Deutschen Ordens unter Marschall und
späteren 19. Hochmeister Dietrich von Altenburg
Kalisz ab dem 21. September 1331, musste jedoch nach einigen Tagen
erfolglos wieder von dannen ziehen. Am 8. Juli 1343 wurde zwischen dem
polnischen König König Kazimierz III Wielki und dem
Hochmeister des Deutschen Ritterordens, Ludolf König von Wattzau,
der Frieden von Kalisz geschlossen. Der
Vertrag beendet die langen Auseinandersetzungen um Pommerellen
(Weichselpommern) und Danzig. Der feierliche Austausch der
Friedensurkunden und die Eidesleistungen erfolgten dann am 23. Juli
1343 auf einer Wiese bei dem Dorf Wierzbiczany zwischen Jungbreslau und
Morin. Mit Unterstützung des avignonesischen Papstes
Clemens VI. hatte der Deutsche
Orden u. a. die Streichung Pommerellens aus der Titulatur des
polnischen Königs und eine Entschädigungszahlung erreicht.
Obwohl diese polnischen Konstributionen nicht erfüllt wurden,
konnte der Vertrag für die nächsten 66 Jahre den Frieden
zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschordensstaat
sichern.
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In einem
als Rüstkammer für
das neuzeitliche Reenactment angelegten Hütte von Kaliski
Gród Piastów, finden sich auch mehrere Schilde, die unter
anderem auch das 'Ochsenkopfwappen' des heutigen Landkreises Kalisz
(Powiat Kaliski) ziert (Foto links). Die Abgüsse zweier weiterer
Siegel., die mit dem mittelalterlichen Kalisz in Verbindung stehen
(Foto
rechts).
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Die Reste
der um 1361 aus Backstein erbauten Stadtmauer
von Kalisz. Am 15. Juli 1410 beteiligten
sich Kontingente als Kalisz unter eigenem Banner an der Schlacht bei Grunwald (Tannenberg). Die
größte Schlacht des Mittelalters wurde zwischen ca. 27.000
Mann des Deutschen Ritterordens und seiner Söldner, unter dem
Kommando des Hochmeisters Ulrich von Jungingen und einer vereinten
Streitmacht von 39.000 Mann aus Polen und Litauen gegenüber
ausgefochten. Sowohl der Ordenshochmeister, als auch der polnische
König Władysław II. Jagiełło und sein Vetter, der litauische
Großfürst Vytautas der Große waren damals entschlossen
nach Jahren gegenseitiger Übergriffe und Scharmützel nun die
endgültige militärische Entscheidung herbeizuführen....
Während des Dreizehnjährigen Krieges
(Preußischer Städtekrieg) des
polnischen Königs und litauischen Großfürsten Kazimierz
IV Andrzej Jagiellończyk/Kazimieras I Andrius Jogailaitis (Kasimir IV.)
gegen den Deutschen Orden, nahmen die Kaliszer an der Belagerung der Marienburg
teil.
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Im
'Polnischen Krieg' des schwedischen Königs Karl X. Gustav
erreichten die von seinem Feldmarschall Arvid Wittenberg geführten
Truppen am 7. August 1655 Kalisz. Der städtische Magistrat
huldigte dem König von Schweden und zahlte ihm eine Kontribution
von 6000 Gulden.
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Während
des Großen Nordischen Krieges
(1700 - 1721) fand bei Kalisz am 2. Oktober 1706 Kalisz erneut eine
Schlacht statt. Diesmal standen schwedisch und polnische Truppen
einerseits und einem russisch-sächsischen Kontingent
gegenüber. Mit Hilfe russischer Truppen des Fürsten
Menschikow konnte der gewählte 1697 zum König von Polen und
Großfürsten von Litauen gewählte Friedrich August I.,
genannt der Starke (1670- 1733), zwar einen Sieg gegen Schweden
erringen, eilte jedoch nach der Entlassung aller Gefangenen in seine
Erblande zurück, so dass dieser Erfolg politisch verpuffte.
Ein Gedenkstein an der Droga krajowa (Landesstraße) DK 28 und ein
historisierendes Gemälde erinnern an die Schlacht.
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Mit dem
am 23. Januar 1793 unterschriebenen Vertrag über die 2. Teilung
Polens wurden die Woiwodschaften Posen und Kalisch dem Königreich
Preußen zugesprochen. Nachdem die Stadt zunächst unter
preußischer Militärverwaltung gestanden hatte, huldigten die
Stände Großpolens am 7 Mai 1793 dem preußischen
König Friedrich Wilhelm II. Die annektierten Gebiete erhielten den
Namen Südpreußen
und Kalisch wurde dem Regierungsbezirk Posen unterstellt. Noch im
selben Jahre kamen, vor allem aus der Mark Brandenburg und
Niederschlesien, die ersten deutschen Siedler. Bei einer Gesamtzahl der
städtischen Einwohner von 3.832 betrug die der deutschsprachigen
damals lediglich 120. Da die ehemaligen polnischen Beamten über
keine Deutschkenntnisse verfügten, kamen ab 1794 Beamte aus
Berlin und Ostpreußen. Dies führte zu erheblichen
Spannungen,
weil wiederum die neuen Beamten die polnische Sprache nicht
beherrschten. Örtlich Juden, deren Sprache Jiddisch ein deutscher
Dialekt ist, wurden als Dolmetscher eingesetzt. 1795 wurde
Kalisch
zur Hauptstadt des neuen südpreußischen Regierungsbezirks
Kalisch mit den Kreisen Kalisch, Sieradz, Leczyca samt Wieluń und
Tschenstochau. Im selben Jahr kaufte die deutsche
evangelische Gemeinde die ehemalige Jesuitenkirche. Sie sollte bis 1945
als evangelisches Gotteshaus dienen. Das baufällig gewordene
Kalischer Schloss wurde 1796 abgerissen. Im nächsten Jahr trug man
auch das schwer beschädigte gotische Rathaus ab. Die Kalischer
Kadettenanstalt konnte 1797 feierlich eröffnet werden. Die
Schüler waren Söhne des ärmeren Adels aus der Gegend im
Alter von 8 bis 10 Jahren (1797: 125 Schüler, 1799 schon 200). Der
Unterricht umfasste einen Deutschkursus, Preußens Geschichte,
Grundlagen der Mathematik und militärische Themen. Die Absolventen
der Anstalt wurden zum weiteren Studium in das Kadettenkorps nach
Berlin geschickt. Ab 1805 wurde die erste Kalischer Zeitung, die
zweisprachige 'Chronik der Stadt Kalisch/Kronika Miasta Kalisza'
herausgeben, der noch im selben Jahr das ebenfalls zweisprachige
Kalischer Wochenblatt/Pismo Tygodniowe Kaliskie folgen sollte. Die Zahl
deutschen Einwohner war bis zum Jahr 1806 auf 1800 angewachsen. Nach der Doppelschlacht von Jena-Auerstedt am
14. Oktober 1806 wurden die preußischen Truppen in Kalisch von
der Bürgerwehr entwaffnet. Der Besetzung der Stadt durch
französischen Truppen folgte mit dem Frieden von Tilsit die
Gründung des napoleonischen Satellitenstaates Herzogtums Warschau, in dem Kalisz zur
Hauptstadt des gleichnamigen Departements ausersehen wurde.
Während ein 30-köpfiger Munizipalrat den alten Stadtrat
ablöste, bekam der nun Stadtpräsident genannte
Bürgermeistererweiterte Machtbefugnisse.
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Durch die
Beschlüsse des Wiener Kongresses wurde 1815 der größte
Teil des Herzogtums Warschau als konstitutionelles
Königreich (Kongresspolen) der Herrschaft des russischen
Zaren unterstellt. Калиш wurde nun zur Hauptstadt einer an zweit
Seiten vom Königreich Preußen umgebenen Woiwodschaft. Die
Staatsgrenze war lediglich 5 Kilometer von der Staatsgrenze entfernt.
Währen die tabellarische Übersicht einen
Überblick über die wechselvollen Herrschaftsverhältnisse
seit 1314 bietet, sind die zweisprachig ausgestellte Urkunde....
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...und
die kyrillische Schrift auf der Zeichnung des Bahnhofsportals Zeugnisse
davon. Die Bazylika kolegiacka Wniebowzięcia
Najświętszej Maryi Panny w Kaliszu (Himmelfahrtskirche)
wurde 1670 im barocken Stil fertiggestellt.
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1770
wurde hier ein Bild der 'Heiligen Familie' von Primas Gabriel Jan
Juniosza Potocki zum Wunderbild erklärt und 1796 im Auftrag des
Papstes von Bischof Michał Kosmowsk gekrönt.
Papst Johannes Paul II. besuchte das Josephs Sanktuarium mehrmals,
zuletzt 1997.
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Videoclip
mit österlichem Gesang
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Die
einstige Bischofsresidenz von 1824 beherbergt heute die
Verwaltung des Powiat kaliski (Foto links). Das Teatr im. Wojciecha Bogusławskiego w
Kaliszu wurde 1801 direkt an der Prosna errichtet
Theatre. Es ist das drittälteste dramatische Theater in Polen.
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Die dem
Hl. Stanislaus gewidmete spätgotische Kościól franciszkanów
(Foto links) des ehemaligen Franziskanerklosters stammt aus dem 13.
Jahrhundert (Foto links). In der Villa
Calisia, einstmals Villa Patron
Jazwinski war 1981 der Sitz, der örtlichen Vertretung der
Gewerkschaft Niezależny Samorządny Związek Zawodowy Solidarność und beherbergte bis vor
kurzem das Standesamt der Stadt. |
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Die Katedra św. Mikołaja Biskupa der
am 25. März 1992 mit der Apostolischen Konstitution Totus Tuus Poloniae populus aus
Gebietsabtretungen der Bistümer Częstochowa, Oppeln und Włocławek
sowie der Erzbistümer Breslau, Gniezno und Posen errichteten
Dioecesis Calissiensis/Diecezja kaliska( Bistum Kalisz), das dem
Erzbistum Posen als Suffraganbistum unterstellt wurde. Eine Büste
erinnert an Frédéric
François Chopin/Fryderyk Franciszek Chopin (1810 -1849),
der sich nach seinem Abschied aus Warschau 1830 auf seinem Weg nach
Paris in Kalisz aufgehalten hatte. Der Sohn eines Franzosen und einer
Polin gilt bis heute als einer der einflussreichsten und
populärsten Pianisten und Komponisten von Klaviermusik.
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Die Katedra św. Mikołaja wurde
in den Jahren 1253-1257 auf Geheiß des Herzogs von Grosspolen,
Bolesław Pobożny (der Fromme), im gotischen Stil Fromme errichte
und bis heute mehrmal umgebaut. 1358 holte Kazimierz III Wielki
(Kasimir der Große) Regularkanoniker nach Kalisz und siedelte ihn
bei der Sankt Nikolaus Kirche aus der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts an. 1441 wurde der Kirche der Titel eines Ordensstifts
verliehen und in 1448 wurde neben dem Gotteshaus ein gemauertes Kloster
errichtet. Die Gebäude wurden von Bränden heimgesucht und
erst Anfangs des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Der barocke
Hauptaltar stammt von 1662. Im Jahr 1876 wurde der Turm nach einer
weiteren Feuerbrunst im neogotischen Stil aufgebaut. Die
prachtvollen Fenster des Święty Kazimierz (Heiligen Kasimir von
Litauen, dem zweiten Sohn des polnischen Königs Kasimir IV.
und
dessen Frau Elisabeth von Habsburg) und des heiligen Franz
von Assisi, der an seinem Attribut 'Totenkopf' zu erkennen ist,
sind jüngeren Datums.
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Das zum
ersten Mal im Jahre 1426 erwähnte Ratusz (Rathaus) besaß
einen zweistöckigen gotischen Turm, der nach einem Brand im 16.
Jahrhundert im Stil der Renaissance wieder aufgebaut worden war. Auch
diese Gebäude brannte im Jahre 1792 ab, so dass 1888 eines erbaut
werden musste (Foto links), dass wiederum im Jahre 1914 von den
Deutschen zerstört werden sollte. Die Errichtung des heutigen
neoklassizistischen Rathauses (Foto rechts) im Stadtzentrum von Kalisz
erfolgte zwischen 1920-1924.
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Im Muzeum Okręgowe Ziemi
Kaliskiej (Kaliszer Museum) werden auch einige Kultgegenstände
der jüdischen Gemeinde (Foto links). Der Eingang zum 1919
eingerichteten Nowy cmentarz żydowski
w Kaliszu (Foto rechts). Nachdem der Neue Jüdische Friedhof
in der NS-Zeit zerstört worden war, wurden in den 1950er Jahren
ein paar symbolische Gräber angelegt. Am 28. September 1998 wurde
zusammen mit den Befugnissen der ehemaligen jüdischen Gemeinde
Kalisz auch das 1,0919 Hektar große Gelände von der Stadt
Kaliz an die jüdische Gemeinde Breslau übergeben.
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timediver®'s
Nachhauseweg führte mich am Zamek w
Gołuchowie am Rande des Dorfes Gołuchów/Goluchow (1939–1943
Goldenau, 1943–1945 Goldenacker) vorbei. Das zwischen 1550 -
1560 erbaute Renaissanceschloss beherbergt seit 1951 eine
Zweigstelle des Muzeum Narodowego w Poznaniu (Nationalmuseums
Poznan/Posen).
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Die
zwischen 1675-1698 bei Głogówko Królewskie
(Königlich Glukowko) erbaute
Bazylika – Sanktuarium Świętogórskiej Róży Duchownej
gehört zum Klasztor filipinów na Świętej Górze
(Kloster des Heiligen Philipp). Mit der beim Schloß von Gołuchów aufgestellten Skulptur SYLVAN (Wald) des
'Gehörnten' schließt sich der Kreis zu den Göttern der
heidnischen Westslawen.
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