66
     Letzte Aktualisierung: 11.08.2014
     
  • Besucher bisher: kostenloser counter


timediver® Logo


Flagge Polen

Republik Polen

Rzeczpospolita Polska


Flagge Europa
Gierzwald Geyerswalde Gunwald Tannenberg
f_Województwo_Warmińsko_Mazurskie_Ermland_Masuren
Województwo Warmińsko-Mazurskie
Ostpreußen
Grunwald / Tannenberg
Fallge Provinz Ostpreußen
Provonz Ostpreussen wappen



In der zum 1. Januar 1999 neu formierten Województwo Warmińsko-Mazurskie (Woiwodschaft Ermland-Masuren) wurden an der historischen Grenze zwischen Warmia (Ermland) und Mazursky (Masuren) Schilder aufgestellt (Foto links)  Die Karte wurde gefertigt nach: WIKIMEDIA COMMONS Author: Telewizjamsi


Auf diesem masurischen Feld zwischen den Ortschaften Grunwald/Grünfelde und Stębark/Tannenberg) wurde am 15. Juli 1410 die größte Schlacht des Mittelalters ausgetragen. Den ca. 27.000 Mann des Deutschen Ritterordens und seiner Söldner, unter dem Kommando seines Hochmeisters Ulrich von Jungingen stand eine vereinte Streitmacht von 39.000 Mann aus Polen und Litauen gegenüber. Sowohl der Ordenshochmeister, als auch der polnische König Władysław II. Jagiełło und sein Vetter, der litauische Großfürst Vytautas der Große waren entschlossen nach Jahren gegenseitiger Übergiffe und Scharmützel nun die endgültige militärische Entscheidung herbeizuführen .
1960 wurde auf dem historischen Schlachtfeld ein Denkmal aus mehreren Komponenten geschaffen. Auf seinem Weg zum Denkmal kam timediver® durch zum Teil knietiefen Schnee zuerst an aufgetürmten Basaltbrocken vorbei (Foto rechts). Hierbei handelt es sich um Überreste eines Grunwald-Denkmals für König Władysław II. Jagiełło, welches anlässlich des 500. Jahrestages der Schlacht in Krakau aufgestellt und 1939 von den deutschen Besatzern zerstört wurde. Die gleichzeitig in die Hände von Hitlers „Generalgouverneur“ ,Hans Frank (1900–1946), geratenen 18 Nachbildungen der Ordensfahnen von 1410 (Banderia Prutenorum) wurden von seiner seiner „Residenz“ auf dem Wawel in einem propagandistischen Akt in die Marienburg , „heimgeholt“.

Das opulente Gemälde Bitwa pod Grunwaldem (1878) des bedeutendsten Historienmaler Polens, Jan Alojzy Matejko (1838 - 1893), befindet sich heute im Muzeum Narodowe w Warszawie. (Bildquelle: WIKIPEDIA Copyright expired )  


Die Gedenktafel (Foto links) erinnert an die Überführung der Trümmer nach Grunwald im Jahre 1983. Auf einem der Steine sind noch die vom Architekten und Bildhauer Antanas Vivulskis (1877 – 1919) eingemeißelten Buchstaben RUN (der Rest von Grunwald) zu erkennen (Foto rechts).
1972 wurde in Krakau eine Rekonstruktion des 1939 zerstörten Denkmals aufgestellt.

Die auf beiden Seiten als „Gottesurteil“ gewertete Schlacht kostete nach (wohl übertriebenen) zeitgenössischen Quellen zwischen 50.000 bis 100.000 Tote, Verwundete und Gefangene gekostet.Bei seiner verheerenden Niederlage verlor der Deutschen Ordens neben seinem Hochmeister Ulrich von Jungingen auch fast alle seiner anderen Großgebietiger und Komture. In Deutschland wird die Niederlage des Ordens als Schlacht von Tannenberg  bezeichnet,


.....während sie in Polen und Litauen als Sieg von Grunwald gefeiert wird. Durch die Schlacht wurde nicht nur der Mythos von der gottgewollten Unbesiegbarkeit des Ordensheeres endgültig gebrochen, sie war auch der Anfang vom Ende des Deutschordenstaates. Mit dem schleichenden Niedergang der Hanse (Seehandel) und der Forderung nach Beteiligung der Stände an der Landesherrschaft verbunden mit Fragen bei der Steuereinbringung spitze sich auch die wirtschaftliche und finanzielle Situation des Ordensstaates zu.


Während das 30 Meter hohe, turmartige Denkmal mit seinen Fahnenstangen die Feldzeichen des Deutschen Ritterordens symbolisiert, die vom polnisch-litauischen Heer erobert wurden (Foto links), zeigt der 10 Meter hoher Obelisk aus schlesischem Granit zwei zwei Rittergesichter, welche finster in Richtung des einstigen Ordenslandes blicken. (Foto rechts).
Zusätzlich belasteten die beim Ersten Thorner Frieden (1411) ausgehandelten Bedingungen den Orden und die preußischen Stände finanziell sehr stark, was im Jahre 1454 zum Aufstand der 1440 in Elbing zum Preußischen Bund (Bund vor Gewalt) zusammengeschlossenen Landstände gegen die feudale Zwangsherrschaft der Ordensritter führen sollte. Zudem verlor der Orden nachhaltig an Reputation in Europa, denn auf dem Konzil von Konstanz wurde nicht Polen und Litauen,


Am Fuße eines in der Art antiken, halbrunden Theaters wurde eine stilisierte Darstellung der Schlachtordnung aufgestellt (Foto links). Genau unter dieser Anordnung befindet sich das  Muzeum Bitwy pod Grunwaldem (Foto rechts), dass jedoch leider geschlossen hatte....
....sondern der Orden als Aggressor gegen Christen verurteilt. Dadurch hatte auch die Mission bei den letzten europäischen Heiden, den Litauern, endgültig ihre Legitimation verloren.  Papst und Kaiser sprachen dem Orden alle Ansprüche auf angeblich  heidnisches Land im Großfürstentum Litauen ab. Die Praxis der Zwangsbekehrung musste damit endgültig aufgegeben werden, was zur unmittelbaren Infragestellung der Legitimation des Ordensstaates führte.


timediver® konnte jedoch in das kleine Museum hineinblicken und die Büste des polnischen Königs Władysław II. Jagiełło , sowie die seinen Cousins, dem litauischen Großfürsten Vytautas  (Foto links) ablichten. Der Muslim Dzalal ad-Din (Cäläletdin) war ein Sohn Tokhtamysh Khans und zwischen 1411 – 1412 Khan der Goldenen Horde (1411-1412). Auch bekannt als Grüner Sultan, wurde er für seine geschriebene Geschichte des mongolischen Reiches berühmt. Nach dem Tode seines Vaters floh er 1405 nach Litauen, um dort um Hilfe beim Großfürsten Vytautas den Großen zu suchen. 1410 nahm er als dessen Verbündeter in Schlacht von Grunwald teil und leistete damit seinen Beitrag zum Untergang des Ritterordens. Im Gegenzug konnte er mit litauischer Unterstützung Temur Khan ibn Temur Qutlugh besiegen und  sich selbst zum Khan der Goldenen Horde machen. Seine Herrschaft währte jedoch nur kurz, denn im Jahr darauf wurde Dzalal ad-Din von seinem Bruder Karim Berdi ermordet.





 

Etwa 17 Kilometer vom mittelalterlichen Schlachtfeld entfernt liegt der kleine Ort Olsztynek (Klein-Allenstein, ehemals jedoch Hohenstein genannt) mit seinem (Foto links). Um die Kolonialisierung des Landes der Sassen, eines Stammes der baltischen Prußen zu forcieren, errichte der Deutsche Orden dort mehrere Burgen. Eine davon ist die um 1350 durch den Osteroder Komtur Günter von Hohenstein erbaute Feste nördlich des Mispelsees. Bei der Burg entstand eine  nach dem Erbauer der Burg benannte Siedlung, der im Jahre 1359 vom Hochmeister Winrich von Kniprode das Stadtrecht verliehen und  30 abgabenfreie Hufe überlassen wurden. Um Hohenstein nicht in polnische Hände fallen zu lassen, ließ sie der Orden 1414 niederbrennen. Bald darauf wurde jedoch mit dem Wiederaufbau begonnen, der vom Komtur Wolf von Sansheim unterstützt wurde. Auch Hohenstein trat 1440 dem Preußischen Bund bei, kündigte jedoch ein Jahr nach dem 1454 ausgebrochenen Dreizehnjährigen Krieges seine Mitgliedschaft und unterstellte sich wieder dem Orden. Im Reiterkrieg von 1519 bis 1526, blieb Hohenstein längere Zeit von polnischen Truppen besetzt. Auch nach dem Zweiten Thorner Frieden (1466) verblieb Hohenstein beim Deutschen Orden.


Die einstige Ordenburg wurde mehrmals teilweise zerstört und wieder aufgebaut. In den den Jahren 1847 - 1849 wurde die gesamte Anlage im neugotischen Stil umgebaut und um einen Südostflügel (links) erweitert, um das 1843 gegründete Progymnasium aufzunehmen. 1857 wurde das Progymnasium in den Rang eines humanistischen Gymnasiums erhoben, und danach zwischen 1895 -.1925 in ein Lehrerseminar umgewandelt.  Der bekannteste Absolvent des Gymnasiums von Hohenstein war der Entdecker des Serums gegen Diphtherie/Tetanus und erste Nobelpreisträger für Medizin (1901), Emil von Behring (1854 - 1917).


Die Burg von Südosten aus gesehen, vorne rechts im Bild der Neubau aus dem 19. Jahrhundert. (Foto rechts) In der ehemaligen Pfarrkirche befindet sich ein Museum, welches im April 2013 renoviert wird (Foto links).

Auf dem Gelände des heutigen Olstynek wurde 1927 das monumentale Tannenberg-Nationaldenkmal, ab 1935 von der NS-Propaganda Reichsehrenmal Tannenberg genannt, errichtet. Es sollte an eine Schlacht erinnern, die das kaiserlich-deutsche Heer in einer Kesselschlacht vom 26. bis 30. August 1914 , bei der die 2. Russische Armee unter General Samsonow vernichtet wurde, geschlagen hatte. Gleichwohl der Ort Tannenberg ca. 17 Kilometer von den Kampforten des Ersten Weltkrieges entfernt liegt, wurde die Schlacht von 1914 in Deutschland propagandistisch als "Zweite Schlacht von Tannenberg" .


Einziges Überbleibsel des Monuments ist die von Michelangelo Pietrobelli geschaffene Löwenskulptur, die sich fast fünfzig Jahre auf einem sowjetischen Kasernengelände befand und am 20. Mai 1993 vor dem Rathaus des von Olsztynek aufgestellt wurde. 


Die  Architektur des Monuments erinnerte sowohl an eine mittelalterliche Ordensburg, als auch an die neolithische Stonehenge, die auf den Kopf gestellt wurde. Die oktagonale Form war an  Kaiser Friedrichs II. Castel del Monte in Apulien angelehnt. Das Denkmal sollte aus deutscher Sicht den Revanchegedanken für die Niederlage im Ersten Weltkrieg an die vorgebliche Kontinuität der Geschichte anknüpfen.  Das Denkmal wurde zum 80. Geburtstag, am 18. September 1927, des seit 1925 als Reichspräsidenten amtierenden Helden von Tannenberg, Paul von Hindenburg, eingeweiht. Es war als Versammlungsort konzipiert. Am 2. Oktober 1935, dem Geburtstag Hindenburgs, wurde gegen den ausdrücklichen Willen der Angehörigen der Leichnam Hindenburgs zusammen mit dem seiner 1921 verstorbenen Ehefrau Gertrud in der neuen Gruft des Denkmals beigesetzt. Hindenburg wurde damit zu einem bedeutenden Teil des opferhaften NS-Totenkults, der von der Propaganda mit einer fatalistischen Nibelungentreue ausgenutzt wurde.  


Eingang zum Hindenburg-Gruft (Foto links). In der Mitte des Monuments befand sich ein Grab, in dem 20, an der Ostfront gefallene Soldaten beigesetzt wurden (Foto rechts).
Das 1000jährige Reich währte jedoch nur 12 Jahre und im Januar 1945 wurde das Denkmal beim Rückzug der deutschen Truppen auf Befehl Hitlers teilweise gesprengt. Den Rest erledigten die Polen, welche die Steine als Baumaterial nach Warschau brachten. Hindenburg und seine Gattin fanden ihre letzte Ruhestätte schließlich in der Marburger Elisabethkirche .  

timediver®'s Fotoseiten






timediver®'s Rezensionen & Empfehlungen


Karte Nordpolen Reise Know How verlag