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Republik Polen

Rzeczpospolita Polska


Flagge Europa
Olszty Allen stein Stadtwappen
f_Województwo_Warmińsko_Mazurskie_Ermland_Masuren
Województwo Warmińsko-Mazurskie
Ostpreußen
Olsztyn / Allenstein
Fallge Provinz Ostpreußen
Provinz Ostpreussen wappen

Die Stadt Allenstein (polnisch Olsztyn) wurde 1346 am Flüsschen Alne/Alle (poln. Łyna) im Schutze der gleichzeitig entstehenden Burg gegründet. Die Prußen nannten die Stadt, die 1353 vom Domkapitel des Ermlandes mittels einer Handfeste die Stadtrechte verliehen bekam, als Alnāsteini (alna = fließen). Eine Sage berichtet über Warmo, den neunten Sohn von König Widowuto, dem das Land an der Nava (Mariensee) und der Bassora (Passarge) übertragen wurde. Die deutsche Bezeichnung Ermland soll danach auf Ermia“, die Gattin des Warmo zurückgehen. Der 1299 erstmals belegte Begriff Ermelandt geht tatsächlich jedoch auf die Bezeichnung Wormeland (1262) und dieser wiederum auf den Namen Warmia (1249) zurück, der sich aus dem prußischen Wort wormyan (rot) herleitete.


Die Geschichte der Burg Allenstein (Foto rechts) ist auch mit dem Astronomen Arzt und Juristen Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543) verbunden, der hier in den Jahren 1516–1519 wohnte und das Amt des des Administrators des Allensteiner Domkapitels bekleidete (Foto links) Zu Beginn des Reiterkrieges, mit dem der letzte Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Preußen, einen Versuch unternahm, den Deutschordensstaat von der Vormundschaft Polens zu befreien, ging Kopernikus nach Frauenburg, kehrte aber im Herbst 1520 zurück, nachdem er erneut nach Allenstein berufen worden war.


Im Innenhof der Burg; der Nordostflügel (Foto links) und das alte Haupthaus (Foto rechts).


Im Burghof steht das Steinweib, ein prußisches Standbild , das man bei Barciany/Barten gefunden hat. Das 1243 im Deutschordensland gegründet Bistum Ermland unterstand etwa drei Jahrhunderte dem Erzbistum Riga. Gemäß dem Zweiten Frieden von Thorn (1466) wurde neben den ,Pommerellen dem Kulmer Land, Michelau an der Drewenz sowie dem Land um Marienburg, Stuhm und Christburg auch das Bistum Ermland, unter der Bedingung der Autonomie als Preußens königlicher Anteils, polnischen Krone, König  als autonomes Fürstbistum persönlich unterstellt (Karte rechts). Die Reformation führte 1563 zum Untergang des Erzbistums Riga und damit zu einer Exemtion des katholisch gebliebenen Bistums Ermland. Auch nach der Ersten Polnischen Teilung mit der das Ermland 1772 unter die Herrschaft des Königreiches Preußen gelangte, konnte sich das vom protestantischen Ostpreußen umgebene Bistum Ermland seine katholische Identität bewahren. Noch bis zur Reichtagswahl am 6. November 1932 besaß die katholische Zentrumspartei dort eine Mehrheit, im Gegensatz zum übrigen Ostpreußen, wo die überwiegende Mehrheit der Wahlberechtigten die zuvor die "Deutschnationale Volkspartei (DNVP)" gewählt hatten, nun für die "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)" votierten.


Der Kreuzgang des unterkellerten, viergeschossigen Haupthauses im Nordostflügel (Foto links). Der drei Joch breite, einstige Remter wird heute als Ausstellungsraum des Muzeum Warmii i Mazur  genutzt, welches zahlreiche Gegenstände beherbergt, die an Kopernikus erinnern lassen, wie ein Originalgemälde, welches ihn als Redner zeigt ....


...ein Faksimile von De Revolutionibus Orbium Coelestium (Über die Umschwünge der himmlischen Kreise), dem Hauptwerk von Nikolaus Kopernikus, das 1543 in Nürnberg erstmals gedruckt wurde. Das Werk ist ein Meilensteinen der Astronomie, welches das revolutionäre mathematisch-naturphilosophisches Modell, gemäß dem sich die Planeten einschließlich der Erde um die Sonne bewegen und die Erde sich um ihre eigene Achse dreht, beschreibt (Foto links).  V. l. n. r. Astrolabium, Sonnenquadrant zur Beobachtung des scheinbaren Weges der Sonne und zur Bestimmung der geographischen Breite des Beobachtungsortes sowie ein Triquetum oder Parallaaxinstrument zur lagemäßigen Bestimmung von Gestirnen und Mond (Foto rechts).


Auf dem Putz des Kreuzgangs blieben die Reste einer astronomischen Tafel zur Berechnung des Aequinoctiums (Tages- und Nachtgleichheit) erhalten (Foto links).  Eingestürzte Mauerreste im obersten Geschoss des Haupthauses (Foto rechts).


Der verrostete Helm zählt zu den wenigen Exponaten aus dem Hochmittelalter. Ein patriotisches Kaffeeservice mit dem weißen polnischen Adler (Foto rechts) aus der Zeit der II. Rzeczpospolita (Zweite Polnische Republik), welche de jure bis 1945 bestanden hatte.


Auch diese Wohn- und Küchenidylle stammt aus der Zeit der Zweiten Polnischen Republik.


Haupthaus und Wehrturm von Nordosten aus gesehen (Foto links). Wehrturm und Wirtschaftsgebäude von Nordwesten aus betrachtet (Foto rechts).


Die Kościół garnizonowy Matki Boskiej Królowej Polski w Olsztynie (Kirche Mutter Gottes, der Königin von Polen) wurde von 1913-1914 als lutherischen Garnisonskirche im neogotischen Stil erbaut. Im Jahre 1923 wurden in der Kirche zwei Denkmäler für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten 146. Infanterie-Regiments und 73. Feldartillerie Regiments aufgestellt.


Als nach dem Zweiten Weltkrieg aus Allenstein das polnische Olsztyn Teil der geworden war, gelangte der „protestantische Tempel“ wie er von den Katholiken bezeichnet wird, in deren Besitz. Im Rahmen von Renovierungsarbeiten wird die Kirche mit nationalen Symbolen und Heiligengemälden versehen, welche die Herrschaft der Preußen vergessen und an glorreiche Zeiten erinnern lassen lassen....

... wie Hochzeit der polnischen Thronerbin Jadwiga (Hedwig) mit dem Großfürsten von Litauen Jogaila/ Jagiełło im Jahre 1386 welche die bis 1569 währende Personalunion Polens der beiden Länder begründete oder die Erinnerung an die Schlacht von Grunewald (1410), dem Anfang vom Ende des Ordensstaates (Foto rechts). Die Abbildung der Apostel (Bild rechts).....



...diverser Heiliger und der Passion Christi (Fotos links und rechts) , sowie neuzeitlicher kirchlicher Würdenträger Polens (Foto Mitte).


Am Rynek stehen Häuser mit Arkadengängen, die nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch nicht originalgetreu rekonstruiert wurden (Foto links) und daher auch zusammen mit dem Rathaus (Foto rechts) gegenüber den anderen Städten, die timediver® auf seinen Polenreisen besuchen, als eher weniger spektakulär bezeichnet werden können.



Einen Abstecher lohnt jedoch die Kirche des heiligen Jakobus, die zwischen 1370 und 1380 außerhalb der Altstadt errichtet und im Jahre 2004 von Johannes Paul II. zur Bazylika konkatedralna św. Jakuba w Olsztynie erhoben wurde. Im Jahr 1864 drohte der gotischen Kirche und ihrem 63 Meter hohen Turm die Schließung wegen Baufälligkeit. Durch eine mehrjährige Generalsanierung, zu der auch neugotische Verfeinerung gehörten, konnte die Kirche gerettet werden. Urkunden belegen, dass seit 1565 in der Kirche Predigten in polnischer Sprache gehalten wurden. 1992 wurde das Bistum Ermland zum Erzbistum (Archidiecezja warmińska) erhoben.


Die dreischiffige Hallenkirche mit ihrem neugotischen Hochaltar (Foto links) verfügt über eine beeindruckende Netzdecke. Zwischen 1898 und 1910 war hier der Komponist, Dirigent,  Musiklehrer und päpstliche Kammerherr, Feliks Nowowiejski (1877 - 1946) als Organist angestellt.


Weitere Einblicke in die wechselvolle deutsch-polnische Geschichte der Stadt bietet das Ferie w Muzeum Domu Gazety Olsztyńskiej  (Foto links). Ein deutsches Propagandaplakat erinnert an die Volksabstimmung im Zuge des Versailler Vertrags am 11. Juli 1920, bei der sich im Allensteiner Bezirk über 97 % der Wähler für den Verbleib bei beim Deutschen Reich und gegen eine Abtretung an die Zweite Polnische Republik entschieden hatten.....


....in einer Holzkiste versteckte Schusswaffen, die damals nicht zum Einsatz kamen. Das Gemälde zeigt wie der Marktplatz von Allenstein miz dem Rathaus vor seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ausgesehen hat (Foto rechts).



Das Hohe Tor /Brama Wysoka aus dem 14. jahrhundert ist als einziges von drei Torhäusern der Stadtmauer erhalten geblieben (Fotos links und Mitte). Ab 1788 wurde es als Waffenkammer genutzt und 1858 zum Gefängnis umgebaut, wo der deutschstämmige Historiker und Direktor der Ossolinski-Nationalbibliothek, Wojciech Kętrzyński (1838 als Adalbert von Winkler - 1918) im Jahre 1863 eine Haftstrafe wegen Waffenschmuggels verbüßen musste. Nach ihm wurde der Ort Rastenburg, ab 1945 polnisch Rastembork, im Jahre 1950 in Kętrzyn umbenannt. Wie bereits auf dem deutschen Plakat aus der Zwischenkriegszeit (Foto rechts) angepriesen, soll sich Allenstein auch nach den jüngsten Vorstellungen irgendwann zu einer musterhaften Gartenstadt für Rentner und Sommerurlauber aus Warschau entwickeln.....


Auf meiner Weiterfahrt nach Kętrzyn, dem einstigen Rastenburg bekam ich trotz der Minusgrade einen Storch zu Gesicht, der bereits aus südlichen Gefilden zurückgekehrt war und bereits eines der unzähligen Nester in Besitz genommen hatte (Foto), gleichzeitig wurde mir die Nähe zum russischen Kaliningrad bewusst, das ich im September 2006 besucht hatte. Und er bewegt sich doch: Meister Adebar im April-Winter 2013 ( Videoclip )






Einen 14 Kilometer weiten Umweg lohnen Stadt und Burg Reszel/Rößel, der Name prußischer Herkunft ist. 1241 errichte der Deutsche Orden hier eine hölzerner Wehranlage, um den wichtigen Handelsweg vom Frischen Haff über Heilsberg nach Polen zu schützen. Die Anlage wurde bereits  während der Prußenaufstände in den Jahren 1242 und 1262 zerstört. Der Niederschlagung der Aufstände folgte 1273 der Bau einer Steinburg, die dem ermländischen Fürstbischof als Stützpunkt diente. 1337 wurde der Ansiedlung unter dem Namen Rößel das Stadtrecht verliehen. 1347  wurde die Burg vom litauischen Großfürsten eingenommen und erneut zerstört. Der Backsteinbau der Kirche des Heiligen Petrus und Heiligen Paul/Kościół św. św. Piotra i Pawła wurde zwischen 1306 - 1402 erbaut (Foto rechts). 


Die heutige Burg ließen die Bischöfe des Ermlandes, Johann von Meißen und Johann Stryprock,  zwischen 1350 – 1371 erbauen. In der Burg sind heute eine Bildergalerie (Foto links) und ein, über den Innenhof zugängliches Hotel untergebracht (Foto rechts).


Für ein geringes Eintrittsgeld erhält er Besucher an der Rezeption des Hotels einen Schlüssel, mit dem er Zugang zum einstigen Wehrturm erlangt. Von der luftigen Aussichtsplattform (Foto links) bietet sich ein toller Panoramablick auf das Umland und den Ort mit der Kirche des Heiligen Petrus und Heiligen Paul.


Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die im 16. Jahrhundert errichtete und im 18. Jahrhundert erneuerte gotische Brücke über die Sajna. In der aus Backstein gemauerten hohe Brücke befand sich ein preußisches Gefängnis. Der Bau der Brücke war mit einer Wasserleitung verbunden, über die der Ort bereits im Mittelalter verfügt hatte. Das heutige Aussehen der Brücke ist das Ergebnis einer Restaurierung im Jahre 2001. Die Schautafel (Foto links) wurde von den Schülern und Lehrern des Gimnazjum im. Adama Mickiewicza w Reszlu aufgestellt, die sich darauf auch beim Leser für sein Interesse bedanken.

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