766
  • Letzte Aktualisierung: 11.08.2014

  • Besucher bisher: kostenloser counter


timediver® Logo


Flagge Polen

Republik Polen

Rzeczpospolita Polska


Flagge Europa
Torun Thorn Stadtwappen f_Województwo_Kujawsko_Pomorskie_Kujawien_Pommern               
Województwo Kujawsko-Pomorskie
Westpreußen
Toruń / Thorn

           Flagge Provinz Westpreussen     Provinz Westpressen Wappen



Nachdem der Deutsche Orden dem Hilferuf des polnischen Herzoges Konrad von Masowien gegen die fortwährenden Übergriffe der heidnischen baltischen Prußen ins Kulmerland/Ziemia chełmińska gefolgt war, legte  der Landmeister Hermann von Balk  im Jahre 1231 den Grundstein zur ersten Stadt. Dem Ruf Herzog Konrads wurde jedoch erst gefolgt, nach Kaiser Friedrich II. dem Orden das Herrschaftsrecht über das zu erobernde Land zugesichert hatte. Der Name des Ortes, die in alten Dokumenten Thoren genannt wird, war eine Reminiszenz an die Festung und Baronie Toron, einer Kreuzfahrerburg des Deutschen Ordens im Heiligen Land. Der Ort an dem diese  erste Siedlung unter der Verwaltung des Deutschen Ordens entstand, wird heute Stary Toruń (Alt-Torun) genannt, das heute als Stadtteil Starotoruńskie Przedmieście) rund 7,5 km westlich des modernen Toruń liegt, wohin man den Standort bereits 1236 wegen  Überschwemmungsgefahr verlegen sollte. Mit der vom Deutschen Orden ausgestellten Kulmer Handfeste vom 28. Dezember 1233 wurden die Siedlungen Kulm und Thorn zu den ersten Städten, des zwischen Weichsel und zwei ihrer Zuflüsse gelegenen Kulmer Landes, erhoben und erhielten eine Städteordnung. Die ersten deutschen Einwanderer kamen aus Westfalen.  Die gesamte mittelalterliche Altstadt wurde 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt .


Im Bereich es zugeschütteten Stadtgrabens wurde das Stadttheater erbaut, das 1904 eingeweiht wurde. Der Zuschauerraum des Jugendstilgebäudes bietet 800 Sitzplätze. Beiderseits des Einganges wurden 1909 steinernen Musen aufgestellt. Rechts Terpsychore, die Muse des Tanzes mit einer Lyra und links Melpomen, die Muse der Tragödie mit einem Schwert. 1960 wurde das Theater nach dem Regisseur Wilian Horzyca in Teatr Horzycy umbenannt (Foto links). Die nordöstliche Ecke des Rathauses in der Mitte des Rynek Staomiejski (Foto rechts) zählt mit seinen flämischen Einflüssen zu den prächtigsten Profanbauwerken Europas. Das 52 mal 44 Meter messende Backsteingebäude verfügt über einen Innenhof. Aus den ab 1259 errichten Handelshallen, entstanden nach und nach Räume für den Stadtrat und das gericht. Der Turm wurde in seiner ursprünglichen Form 1279 erbaut und 1385 auf seine heutige Höhe von 40 Meter aufgestockt. Bis in die Gegenwart erfolgten etliche Umbauten und Restaurierungen. das Thorner Rathaus lieferte auch architektonische Anregungen für das Rote Rathaus in Berlin, das zwischen 1861 - 1869 erbaut wurde.


Das vom Berliner Bildhauer Friederich Anton Tieck (1776 - 1851) geschaffene Bronzedenkmal an der Südost-Ecke des Rathauses stellt Nikolaus Kopernikus dar, der am 19. Februar 1473 in Toruń geboren wurde (Foto links). In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als quadratische, 15 m hohe Bastei der Stadtmauer errichtet, begann sich der Turm infolge eines Grundbruches um 1,46 vom Lot in Richtung Stadt zu neigen. Nachdem der Schiefe Turm von Toruń (Foto Mitte) im 18. Jahrhundert zu einem Frauengefängnis umgebaut worden war, wurde er im 19. Jahrhundert als Schmiede und Wohnung für den Waffenschmied eingerichtet. Heute beherbergt der Turm ein Souvenirgeschäft mit Kaffeestube. Das  gotische Speichergebäude in der Nähe des "Schiefen Turms" besteht aus zwei Speichern, die im 19. Jahrhundert ein gemeinsames Dach erhielten und zu den schönsten des Landes gehören.


An der Ecke Chełmińska/Rynek hält Filusia (Foto links) den runden Hut seines Herrchens Prof. Filutka im Mäulchen, während an einem Pfosten daneben der Regenschirm des Professors angelehnt ist. Das im Jahre 2005 enthüllte Kunstwerk des Toruńer Bildhauers Zbigniew Mikielewicz erinnert an die 87-jährigen Geburtstagsfeier von Zbigniew Lengren, den Schöpfer der Comicserie Prof. Filutka , die in der Zeitschrift Przekrój abgedruckt wurde. Der im späten 19. Jahrhundert erbaute Artushof/Dwór Artusa (Foto rechts) ist der zweite Nachfolger eines Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert, in dem 1466 der Zweite Thorner Frieden  geschlossen worden war. Dieser Friedensschluss war nicht nur der Anfang vom Ende des Ordensstaates der Deutschherrn, dessen Territorium unter verschiedenen Schutzherren aufgeteilt wurden, sondern hatte daneben Auswirkungen, die noch bis in den Zweiten Weltkrieg nachwirkten.


Das in ersten Hälfte des 14. jahrhunderts errichte Brama Klasztorna (Heilig-Geist oder Nonnenkloster-Tor) hat sich mit seinem massiven Flügeltor, einer Nische mit Fallgitter und Öffnungen, aus denen man Angreifer mit Steinen bewerfen oder mit kochendem Wasser o. ä. traktieren konnte, wesentliche Elemente des Verteidigungssystems erhalten. Der Name des Tores bezieht sich auf das im 17. Jahrhundert zerstörte , außerhalb der Stadtmauern gelegene Bendiktinerinnen-Kloster. Das im 15. und 16. Jahrhundert aufgestockte Gebäude wurde im 19. Jahrhundert für Wohnzwecke eingerichtet (Foto links).
Gegenüber des Tor wurde dieser Anker als Denkmal für die Akademia Marynarki Wojennej im. Bohaterów Westerplatte w Gdyni (AMW) aufgestellt. (Mit dem Beschuss eines polnischen Munitionslagers auf der Danziger Halbinsel Westerplatte durch die SMS Schleswig-Holstein hatte am 1. September 1939, um 5:45 Uhr der Zweite Weltkrieg begonnen.)


Im Jahre 1934 fanden Teile der 1905- 1909 erbauten, 1927 bis 1929 demontierten, über einen Kilometer langen, stählernen Weichselbrücke von Münsterwalde (Most w Opaleniu), weichselaufwärts bei der Errichtung der Pilsudski-Brücke von Thorn (Foto rechts) wieder Verwendung. Die nach dem Ersten Weltkrieg gegründete II Rzeczpospolita (II RP- Zweite Polnische Republik) war an einer Brücke zum ostpreußischen, bei der Weimarer Republik verbliebenen Marienwerder nicht interessiert. Im heutigen Europa ist so etwas  unvorstellbar!  Das Barockhaus Piekary Strasse 37 wurde um 1700 erbaut. Der Durchgang, der nach seinem Architekten Karl Caesare die Bezeichnung Cäsar Bogen bekam, wurde zusammen mit anderen Umbauten im Jahre 1911, die Durchgänge im Erdgeschoss der beiden Nachbarhäuser 1936 angelegt . Der Durchgang mit Blickrichtung stadtauswärts (Foto rechts).


Der Cäsarbogen mit Blickrichtung stadteinwärts (Foto links). Der Schiffe Turm von Thorn von außerhalb der Stadtmauern gesehen, rechts im Hintergrund das gotische Speicherhaus (Foto rechts).



Das Collegium Maximum der 1945 gegründeten Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu ( UMK )/Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń (Foto links). Die sowohl Johannes dem Täufer als auch dem Evangelisten Johannes geweihte Kirche aus dem 13. Jahrhundert ist eines der ältesten Sakralgebäude im Kulmerland. Zunächst war die Pfarrkirche der Toruner Altstadt, dann das Hauptgotteshaus der vereinigten Alt- und Neustadt und ist nun die Bazylika katedralna Świętych Jana Chrzciciela i Jana Ewangelisty w Toruniu der erst 1992 gegründeten Dioecesis Thoruniensis (Bistum Toruń). Der barocke Dąmbski -Palast wurde 1693 auf den Fundamenten zweier gotischer Bürgerhäuser errichtet (Foto rechts) Sein Bauherr Stanisław Kazimierz Dąmbski (1638 - 1700) nahm als Bischof von Płock, Łuck,  Kujawien und Krakow als einer der Führer der Anti-Französisch-Fraktion Einfluss auf auf die Wahl polnischer Könige. Nachdem der von ihm unterstütze Jan III. Sobieskie , der bei der zweiten Belagerung Wiens die Osmanen am 12. September 1683 mit seiner Hussaria entscheidend zurückschlagen konnte, verstorben war, setzte sich Dąmbski für die Wahl des Kurfürsten Friedrich August I. (den Starken) von Sachsen ein.


Nach fortgesetzten Umbauten, einem Brand (1351) und dem Einsturz des Kirchturms (1406) erlangte die Kirche im 15. Jahrhundert ihre endgültige Gestalt. Die Höhe ihres Schiffs misst 27,3 Meter, der Turm ist 52 Meter hoch. Nicolaus Copernicus wurde 1473 in der Kirche getauft, die   bemerkenswerterweise nach der Reformation 13 Jahre lang von Katholiken und Protestanten gemeinsam benutzt wurde. Die im Zuge der Reformation übertünchten und verputzten, nun teilweise wieder freigelegten Fresken und die in luftiger Höhe befindlichen Sternengewölbe zeugen von der reichen mittelalterlichen Innenausstattung.



Im Vorgängerbau der Kamienica Pod Gwiazdą (Haus zum Stern) lebte ab 1495 aus San Gimgnano in der Toscana stammende Humanist Filippo Buonaccorsi, der als Erzieher für die Söhne von König Kazimierz IV Andrzej Jagiellończyk beschäftigt war. Das heutige Gebäude im Barockstil entstand unter  Verwendung der alten Seitenmauern und Holzdecken im Jahre 1697 (Foto links). Das Planetarium im. Władysława Dziewulskiego w Toruniu wurde 1989 aus einem im Jahre 1860 aus Backstein erbauten Gasometer eingerichtet, der heute unter Denkmalschutz steht (Foto Mitte). In diesem Backsteingebäude wurde mit Nikolaus Kopernikus (1473 - 1543) einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler der Menschheit geboren. Heute beherbergt das spätmittelalterliche Bürgerhaus das Muzeum Dom Kopernika (Foto rechts) .


Das in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert erbaute Seglertor/Brama Żeglarska (Foto links) wurde im 19. Jahrhundert mehrmals umgebaut. Auch die übrigen Toruner Tore hatten anfangs eine ähnliche Form, bis sie im 14./15.Jahrhundert zu Tortürmen ausgebaut wurden. Durch das Tor verlief der Hauptweg zum Wechselhafen, der aufgrund der königlichen Besuche auch Königstrakt genannt wurde. In der Seglerstraße wohnten nur die reichsten Patrizier- und Adelsfamilen. Die Taubenschlag Bastei/Baszta Gołębnik (Foto rechts) ist ein in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbauter Wehrturm  mit gotischen und durch farbige Verzierungen gefüllte Blenden. Beim Umbau der Bastei in ein Wohnhaus im 19. Jahrhundert wurden Fenstern in die Mauern gebrochen  und im oberen Stockwerk Taubenschläge aufgehängt. Die Brieftauben standen in militärischen, um Nachrichten von einer Garnison zur andern zu befördern .


Ebenfalls an der Ul. Żeglarska steht die Thorner Kathedrale/Bazylika katedralna Świętych Jana Chrzciciela i Jana Ewangelisty (Foto links) . An der Straßenecke Ul. Żeglarska und Ul. Szeroka steht die Bronzeskulptur eines Esels (Foto rechts), welche an die Strafen für disziplinlose Stadtwächter im 17. Jahrhundert erinnert. Jene wurde auf den Esel gesetzt und dabei nicht nur dem öffentlichen Spott preisgegeben, sondern auch Schmerzen ertragen, denn auch der damalige echte Esel hatte einen scharfen Kamm auf seinem Rücken und an die Füße des Delinquenten  wurden zusätzlich noch Gewichte gehängt.


Die im Jahre 1233 vom Landmeister des Deutschen Ordens angelegte Siedlung war ursprünglich von Holzpalisaden umgeben, die dann ab 1236 von einem Wehrmauersystem mit Toren und Basteien ersetzt wurden. Aus dieser Zeit stammt auch die Ordensburg/Zamek krzyżacki w Toruniu mit dem Sitz des Komturs, die am Lauf der Struga Toruńska errichtet wurde. 1454 die Ordensburg in Thorn vom Preußischen Städtebund erobert und von seinen Bürgern zerstört. . Ein Rundgang durch die Ruine führt durch Refektorium, Dormitorium in die Kapelle (Foto links)....


....durch die Kammer des Komturs zu den Klosterzellen der Ritterbrüder (Foto links). Wieder hergestellt wurde der Übergang zum Dansker (Foto rechts) und auch der abgelegene Dansker selbst, der, wie in anderen Burganlagen auch, als Plumpsklo mit Wasserspülung, hier durch das Flüsschen Struga Toruńska diente


Der Innenhof der Burg mit Resten des Wehrturms rechts und der Burgküche links hinten. Die Kammer des Komturs war etwas sichtlich geräumiger als die Zellen seiner Brüder (Foto rechts).


Der Dansker von der Uferpromenade der Weichsel aus gesehen (Foto links). Auf dem einstigen Gelände der Ordenburg wurde im 18. Jahrhundert der spätbarocke Generalhof/Generałówka erbaut (Foto rechts). Der heutige Name des Gebäudes erinnert an den polnischen General Wiktor Thommée (1881 - 1962), der hier zwischen 1934 - 1938 wohnte und das Amt des Kommandanten des Korpskreises Toruń ausübte. General Wiktor Thommée konnte bei der Schlacht um Modlin den Angriffen der Wehrmacht und der Waffen-SS vom 13. September 1939 bis 29. September 1939 Widerstand leisten, ehe er mit seiner auf  30.000 Mann dezimierten Truppe kapitulieren musst.  

 
Die Katzenkopf-Bastei/Baszta Koci Łeb (Foto links) wurde im 16. Jahrhundert anstelle einer Vorgängerin erbaut. Się ermöglichte der Artillerie, den östlichen und nördlichen Bereich außerhalb der Stadtmauern unter Beschuß nehmen zu können. Gleichzeitig wurden die Kellerräume als Gefängnis genutzt. Nachdem die Schweden 1703 während der Belagerung gesprengt hatten, wurde diese im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut und zu Beginn des 19. Jahrhunderts um eine Etage aufgestockt. Neben dieser Bastei waren auch andere nach Katzen benannt worden, wie Katzenschwanz, Katzenpfote und Katzenbauch (Barbakane). Auf der Abbildung des Merian-Stiches von 1641 (Foto rechts) sind die damaligen Festungsanlagen zu erkennen, zu der auch eine quer durch die Stadt laufende Mauer gehört, welche die Altstadt (links) von der Neuen Stadt (links), die aus einer im Jahre 1264 gegründeten handwerklichen Siedlung entwickelt hatte, trennte.


Ein Blick in die Ul. Królowej Jadwigi i n Richtung Ul Zeroka/Breite Strasse und Altstadt. Die Schienen im Kopfsteinplaster zeugen davon, dass hier einst eine Straßenbahn verkehrte. Der Marktplatz der Thorner Neustadt/Nowy Rynek wurde ab dem Jahr 1264 angelegt. Das einstige Rathaus auf dem 95 x 95 Meter großen Platz wurden mit einigen Wirtschaftsgebäuden 1818 abgerissen und durch die Dreifaltigkeitskirche (Foto rechts) ersetzt, welche heute die Stiftung Tumult beherbergt, die in den Räumen zeitgenössische Kunst ausstellt.


Bereits im Jahr 1563 erwähnte der Augsburger Jörg Geil drei Wege die aus Polen nach Santiago de Compostela führten. Den Wegweiser mit der Jakobsmuschel ist vielerorts in Polen anzutreffen (Foto links) In der Ul . Szeroka wird jede Hausfassade durch ein an sie gehängtes Familienwappen geziert (Foto rechts).
Chełmo - Kulm






Die Besiedlung der Gegend ist bereits für das 7. Jahrhundert belegt. Mit den Pommerellen kam auch die ganze Umgebung im frühen 11. Jahrhundert unter polnische Herrschaft. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1065 als Culmen (lat. Hügel). das Stadtwappen zeigt die neun, an der Weichsel gelegenen Hügel auf denen der Orden (Kreuz) die Stadt erbauen ließ (Foto links). Nachdem das Kulmerland 1220 vom Herzog Konrad von Masowien teilweise erobert und dann dem ersten Bischof Preußens, Christian von Oliva, der in Kulm seinen Sitz hatte, überlassen worden war, wurde es 1226 von Kaiser Friedrich II. dem Deutschen Orden übereignet. In der Nähe einer prußischen Siedlung gründete der deutsche Orden 1233 die Siedlung Kulm, der zusammen mit Thorn noch im selben Jahr die Stadtrechte verliehen wurden.  Als Mitglied des 1440 gegründeten Preußischen Bundes unterstellte sich auch Kulm im Jahre 1453 der polnischen Krone und war mit dieser während seines 13jährigen Krieges gegen den Deutschordenssaat  (1453 – 1466) verbündet.  Mit dem Zweiten Thorner Frieden (1466)  kam Kulm/Chełmo zum Königlichen Preußen und blieb unter polnischer Herrschaft bis zur ersten Teilung des Landes (1772), bei der das Gebiet an das Königreich Preußen fiel, welches 1871 im Zweiten Deutschen Reich aufging. Zwischen 1807 und 1815 gehörte die Stadt Kulm und das nach ihr benannte Kulmer Land zum kurzlebigen Herzogtum Warschau. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages kam Kulm zusammen mit dem polnischen Korridor ohne jegliche Volksabstimmung am 22. Januar 1920 zur II Rzeczpospolita (Zweiten Polnischen Republik). Zum Teil freiwillig, zum Teil auf Druck der neuen polnischen Behörden verließ  ein großer Teil der deutschsprachigen Bevölkerung den nachfolgenden Jahren das abgetrennte Territorium in Richtung Deutschland.  Auf dem 111 x 156 Meter großen Rynek/Marktplatz steht das beeindruckende Rathaus, das seine Renaissance-Gestalt durch eine Reihe von Umbauten im 16. Jahrhundert erlangt hatte (Foto rechts). 


Die nach Thorn zweite Stadtgründung des Deutschen Ordens war ursprünglich als Hauptstadt des Ordensstaates mit Sitz des Hochmeisters vorgesehen, hatte jedoch wegen der Wahl von Marienburg/ Malbork das Nachsehen. Die zwischen 1280 und 1320 erbaute Pfarrkirche St. Marien/Kościół Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny w Chełmnie....



....ist die größte der sieben Kirchen der Stadt Kulm. Ihre beiden Türme dienten als Vorbild für die Türme des zwischen 1297 und 1302 erbauten Königsberger Doms/Кёнигсбергский собор  im heutigen Kaliningrad. In der Pfarrkirche von Kulm werden  Reliquien des Heiligen Valentinus von Terni aufbewahrt, der im Jahre 269 unter Kaiser Claudius II. aus einem unbekannten Grund enthauptet wurde und dennoch Märtyrerstatus erlangen konnte. (Zwischen 260 - 274 gab es keine Christenverfolgungen!) Der Schutzpatron der Jugendlichen, Reisenden und Imker wird bei Wahnsinn, Epilepsie und Pest angerufen. Da er als Bewahrer jungfräulicher Unschuld auch zu einer guten Verlobung und Heirat verhilft wurde ihm der 14. Februar als Valentinstag gewidmet.


Der zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert erbaute Turm gehört zur beinahe noch vollständigen mittelalterlichen Wehranlage von Kulm. Im 15. Jahrhundert wurden zugemauert, auf gestockt und als Arsenal benutzt, was ihm die Bezeichnung Pulverbastei/Baszta prochowa einbrachte (Foto links). Mit der Bastei ist die Legende über Bernard von Zinnenberg verbunden, der als Söldner im Dienste des Deutschen Ordens für seine Missetaten bei der Eroberung der Stadt  (1457) zu ewiger Verdammnis verurteilt wurde und deshalb dort als Geist herumspuken würde. Direkt an der Außenseite der Stadtmauer wurde ein Friedhof angelegt (Foto rechts).


An der Ecke Ul. Wałowa/ Ul. św. Ducha steht das Geburtshaus von Dr. Kurt Schumacher (1895 – 1952), der fast sein gesamtes Leben aktiv in den Dienst der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gestellt hatte. Vor 1933 war er als Redakteur einer Parteizeitung tätig und nahm  dann ein Mandat als Landtags- und Reichstagsabgeordneter wahr. Während des Nationalsozialismus wurde Schumacher in mehreren Konzentrationslagern interniert. Nach 1945 wurde er unumstrittener Parteiführer und eine der prägenden Gestalten der frühen Bundesrepublik.

In der Ul. św. Ducha steht auch das Geburtshaus des Journalisten, Schriftstellers, Zeichners und Malers Hermann Löns (1866 – 1914), der auch als Jäger, Natur- und Heimatdichter sowie als Naturforscher und -schützer zu einem Mythos geworden ist.



Der Wasserturm an der ul. Dominikanska (Foto links) löste einen Vorgängerbau ab, der ab 1867 auf dem Marktplatz gestanden hatte und auf alten Ansichtskarte abgebildet ist. Der Bau neuer Häuser, die zudem über mehrere Stockwerke verfügten, machte 1898 den neuen Wasserturm erforderlich für den von der Stadtversammlung Mittel in Höhe von 9000 Mark bewilligt wurde. Der 31,26 m hohe Wasserturm, der am Boden einen Durchmesser von 9,20 m misst, wurde 1899 fertiggestellt. Die gotische Sankt Petrus und Sankt Paulus-Nachdominikanerkirche /Kościół św. Piotra i św. Pawła w Chełmnie (Bild Mitte) wurde im 13./14 Jahrhundert als dreischiffige Basilia errichtet. Bis 1829 eine Dominikanerkirche, wurde sie danach bis 1945 als evangelisches Gotteshaus benutzt. Das als Graudenzer Tor/Brama Grudziądzka oder Grubener Tor bezeichnete einstige Stadttor  wurde im 13. Jahrhundert erbaut, im 14. um das Vortor vergrößert. Um 1620 wurde eine Kapelle, welche „auf dem Törchen“ genannt wurde, aufgesetzt. In einer muschelförmigen Nische an der Außenseite wurde eine Pieta der Gottesmutter von Chełmno nad Wisłą aufgestellt (Foto rechts).





 
Der Szlak Piastowski ist eine touristische Route, die in Form einer 8 auf den Spuren der Piasten von  Poznań/Posen durch die Woiwodschaften Wielkopolski und Pomorskie nach Inowrocław/Jungbreslau und zurück führt. Der Szlak Piastowski führt auch durch die Gminy miejsko-wiejskiej Żnin/Städtisch-ländliche Gemeinde (Stadt und Landkreis) Żnin. Als Wappen des Landkreises wurde der Holzturm der rekonstruierten Siedlung von Biskupin gewählt (Foto rechts).


Der Wachturm steht auf dem Marktplatz der 1136 erstmals urkundlich erwähnten Stadt Żnin. Im Landkreis Znin, der damals zum Regierungsbezirk Bromberg in der preußischen Provinz Posen gehörte, wurde am 1. Juli 1894 die erste Teilstrecke einer Kleinbahn mit 600 mm Spurbreite dem allgemeinen Personen- und Güterverkehr übergeben. Über 15,7 Kilometer verband sie Znin über Biskupin Dorf/Urstätt mit Schelejewo/Borkendorf. Während der deutschen .....


....Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt in Dietfurt und die Zninska Kolej Powiatowa/Żnin er Kreisbahn zunächst in „Kleinbahnen des Kreises Dietfurt “ und zuletzt in „Dietfurter Eisenbahn“ umbenannt, deren Betriebsführung den „Gaubahnen Wartheland“ oblag. Der größte Teil des Streckennetzes wurde bis 1992 stillgelegt. Auf den verbliebenen 11,9 Kilometer zwischen Żnin und Gonsawa/Gerlingen) verkehrt im Sommer noch eine Touristenbahn.


In der Nähe des Ortes Gemeinde Gąsawa/Gonsawa (1939–194: Gerlingen) wurden 1933 auf einer Insel im Biskupiner See die Reste einer über 2700 Jahre alten Siedlung gefunden. Die prähistorische Siedlung wird heute auf 700–400 v. Chr. Datiert, wobei der erste Zeitabschnitt dieser Kultur noch in die spätbronzezeitliche Lausitzer Kultur, der zweite zur älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) gerechnet wird. Das auf einer 6900 qm großen Insel gelegen Dorf bot etwa 1000 Bewohnern mit ihren Rindern, Schweinen und Kleinvieh Platz. Es war auf Pfählen im See gebaut, mit einem einzigen Zugang über einzige Brücke.


Außerdem war die Siedlung von einem hölzernen Bühnenwerk und einem umlaufenden Holz-Erde-Ringwall, dem hölzerne Innenbauten Halt verliehen, umschlossen. Der Ringwall war nur durch eine einzige Torgasse, welche das Gelände durchschnitt, unterbrochen. Mit Seeufer war die Insel mit einem holzbefestigten Damm verbunden.


Die Siedlung bestand aus gut 100 in Blockhausbauweise errichteten Holzhäusern, die parallel in dreizehn Zeilen angeordnet waren. Zwischen den mit 8 x 9 Metern gleich großen Häusern verliefen Bohlenwege.  Das Siedlungsbild lässt eine einheitliche Planung erkennen.


Für das vom Państwowe Muzeum Archeologiczne/Archäologischen Museum Warschau verwaltete Freilichtmuseum wurden Teile des Befestigungswalles mit einem Torturm sowie zwei Langhäuser rekonstruiert. Wie die kleinen Wohnhäuser besaßen auch die Parzellen im Langhaus einen Vorraum und einen in größere und eine kleinere Abteilung unterteilten Hauptraum mit einem steinernem Herd.


Auf den rekonstruierten Holzwall darf man über eine Treppe nach oben steigen, wo ein Ausblick durch die Palisaden auf den (im April 2013 noch) zugefrorenen Biskupin See wartet.


Gleichwohl die Funde aus der Lausitzer Kultur Biskupin berühmt gemacht haben und es dort im Mittelalter auch eine kleine WEhrburg mit Räuchergruben gegeben haben mag, hat dieser Ort nichts mit dem Herrschergeschlecht der Piasten zu tun. Dennoch wird versucht, die archäologische Stätte mit dem Szlak Piastowski zu vermarkten.


Zum archäologischen Freiluftpark gehört auch ein kleines Museum, in dem (rekonstruierte) bronzezeitliche Waffen und Gerätschaften ausgestellt werden.


Die Erdbestattung und die Karte zeigen, dass Biskupin jenseits der Peripherie des Verbreitunggebietes lag, in dem sich die Feuerbestattung (rot) ausbreitete.


Bild und Modell geben das Ergebnis der archäologischen Forschung wieder.


Der Bestatteten wurden Gefäße und Lebensmittel mitgegeben. Das Modell (Foto rechts) zeigt den ca. 3 Kilometer südwestlich von Chełmno/Kulm gelegenen, frühmittelalterlichen Siedlungskomplex bei dem Dorf Kałdus, wo große Gräberfelder, unter anderem mit Kammergräbern von Siedlern skandinavischer Herkunft, nachgewiesen wurden. Während der Herrschaft der Piasten sollte auf dieser Geländeerhöhung eines der größten Wirtschafts- und Verwaltungszentren an der Weichsel entstehen.





Weder in timediver®'s Reiseführern, noch im Internet war etwas zu lesen, warum man nach Dobrzyń nad Wisłą/Dobrin  fahren sollte. Da ich mich jedoch bereits vor einigen Jahren mit dem Ritterorden von Dobrin befasst habe, wollte ich wissen, was dort von der Geschichte noch übrig geblieben ist. So nahm ich einen kleinen Umweg zu dem kleinen 2300-Seelen-Ort gerne in kauf und wurden nicht enttäuscht. Schon am Ortseingang machte mich ein Schild auf interessante Objekte aufmerksam (Foto rechts).


Als erstes suchte ich den verschneiten Góra Zamkowa (Foto rechts) auf. Über der Weichsel war dort im 13. Jahrhundert eine Burg errichtet worden, die im 1409 Herbst von Söldnern des Ordens erobert und anschließend von der rebellierenden Bevölkerung zerstört wurde.

 
Gedenksteine erinnern an die 600. Wiederkehr der Zerstörung der Burg (Foto links). Das zweite Schmankerl, das mir Dobrin bieten konnte, war ein kleines Museum im örtlichen Gemeinschaftshaus, in dem sich auch die eine Leih-Bibliothek befindet, welches vom Heimatverein betrieben wird (Foto rechts).
 

Das romantisierende Gemälde zeigt eine phantasievolle Rekonstruktion der einstigen Burg (Foto links). Das Kostümbild zum Durchgucken ließ mich etwas schmunzeln, denn rote Stern im Signum des Ordens befand nicht oberhalb der nach unten weisenden Schwertklinge, sondern oberhalb des Knaufs eines um 180 Grad gedrehten Schwertes. Die Gründung des Ritterordens Milites Christi de Prussia (Milites Christi Fratres de Dobrin ) oder kurz Polnischer Orden war 1228 in Dobrin durch Bischof Christian von Oliva, dem die Berufung des Deutschen Ordens nicht gefallen hatte, initiiert worden.

timediver®'s Fotoseiten






timediver®'s Rezensionen & Empfehlungen


Karte Nordpolen Reise Know How verlag
 Kaliningrader Gebiet Trescher

S