|
|
Die erste
Erwähnung Posens, einer der ältesten Städte Polens,
fällt mit der Errichtung der ersten römisch-katholischen
Diözese (Dioecesis Posnaniensis, poln. Diecezja poznańska)
im Jahre 968 zusammen. Aus der Thietmarchronik und aus
archäologischen Befunden geht hervor, dass Posen um 1005 eine der
am stärksten ausgebauten Festungen Polens unter seinem Herzog (ab
1025 König) Bolesław I. Chrobry aus der Dynastie der Piasten
gewesen war. Das Modell der Festung Posen (10. Jahrhundert, Foto links)
befindet sich im Muzeum Początków Państwa Polskiego in
Gniezno/Gnesen . Im Rund der Wehrburg am rechten Ufer
der Warthe ist der damals errichtete erste Vorgängerbau des
Posener Doms zu erkenen in dem fünf der ersten Herrscher Polens
bestattet wurden. Herzog Przemysł I. von Wielkopolska
(Großpolen) erlaubte 1553 deutschen Einwanderern eine Siedlung
nach
Magdeburger Recht auf dem linken Ufer der Warthe zu errichten Sein Sohn
Przemysł II. residierte ab 1273 als Herzog von Großpolen,
Herzog
von Kleinpolen und dadurch Seniorherzog (Princeps) von Gesamtpolen
(1290
- 1291), Herzog von Pommerellen (1294) und ab 1295 als Przemysław I.,
vierter
König von Polen, in Posen.
|
|
|
Das Kolegium
Jezuickie w Poznaniu) existierte als Schule des Jesuitenordens von 1571
bis 1773 und besaß ab 1611 das Recht, Magister- und Doktortitel
zu verleihen, und wurde dadurch zur ersten Universität der
Stadt Posen wurde. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde
sie
mit der Lubrański-Akademie zur Wojewódzka Szkoła Wydziałowa
(Woiwodschaftsschule) zusammengelegt, welche nach der der Zweiten
Polnischen Teilung (1793) in ein Gymnasium umgewandelt wurde. Nach
mehreren Umgründungen und Namensänderungen heißt die
Schule heute Liceum św. Marii Magdaleny (St.-Maria-Magdalena-Lyzeum),
das sich ebenso wie die 1919 gegründete
Adam-Mickiewicz-Universität in Posen auf die Tradition des
Jesuitenkollegs beruft. Zwischen 1815 und 1830 residierte
im Gebäudekomplex der Statthalter des Großherzogtums Posen,
Fürst Anton Radziwiłł. Heute gehört das Barockgebäude
der Stadtverwaltung Posen. Eine Gedenktafel am einstigen
Jesuitenkollegs erinnert an den Komponisten Frédéric
François
Chopin, der als Sohn eines Franzosen und einer Polin 1810 im
kurzlebigen
Herzogtum Warschau geboren wurde. Nahe des einstigen Kollegs wurde ein
nach Chopin benannter Park angelegt. |
|
|
Eine Geschichte
erzählt, dass man anlässlich des Anbringens einer neuen
Turmuhr am Rathaus, welches nach dem großen Brand der Stadt
wieder aufgebaut worden war, ein großes Festmahl feierte. Mit
der Beaufsichtigung des Rehkeulenbratens war der kleine
Küchenjunge
Pietrek beauftragt worden Wegen der vielen interessante Dinge, die auf
dem Markt passierten entschloss sich der Nachwuchskoch allerdings, den
Braten kurz sich selbst zu überlassen. Als er nach einiger zeit
zurück kam, war der Braten in Feuer gefallen und verkohlt.
Klein-Peter
rannte daraufhin auf die nahe gelegene Wiese, wo die Einwohner der
Stadt
ihre Tiere weideten, und packte dort zwei Ziegenböcke, die in die
Rathausküche zerrte. Da die Ziegenböcke ihr nahendes Ende
fühlten,
rissen sich von dem Jungen los und flohen auf den Turm. Dort begannen
sie sich mit den Hörnern zu stoßen. Der Anblick der beiden
Ziegenböcke amüsierte den Bürgermeister, den Woiwoden
und alle Zuschauer dermaßen, dass sie Pietrek seine Schuld
vergaben.Neben der Turmuhr des Rathauses bei der täglich genau um
die Mittagszeit, wenn der Trompeter das Turmlied bläst, zwei
einander mit den Hörnern stoßende Ziegenböcke
erscheinen, erinnert auch diese beiden Exemplare an das Ereignis (Foto
links). Der Innenhof des einstigen Jesuitenkollegiums (Foto
rechts).
|
|
|
|
Die um 1705
der Gottesmutter von der immerwährenden Hilfe und der hl. Maria
Magdalena geweihte, einstige Kirche der Jesuiten gehört zu den
wertvollsten barocken Baudenkmälern Polens (Foto links). 1798
wurde die Kollegiatskirche zur Stadtpfarrkirche umfunktioniert. In den
Jahren des Wiederaufbaus der Kathedrale auf der Dominsel (1945-1956)
diente sie als Konkathedrale. Auf dem Weg von der Stadtpfarrkirche zum
Stary Rynek (Alten Markt) kommt man am Archäologischen
Museum (Foto Mitte) vorbei. Der Apollon-Brunnen ist
nur einer der vier Brunnen die an den Ecken des Alten Markt
aufgestellt wurden.
|
|
|
|
Mit seiner
Fläche 140 x 140 Metern ist der im Jahre 1253 Alte Markt von
Poznan nach denen von
Krakow/Krakau und dem Wrocław/Breslau der
drittgrößte Polens und auch einer der größten
Europas. Der einstige Mittelpunkt des wirtschaftlichen und politischen
Lebens der Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig
zerstört und ist heute dank der gelungenen Restauraurierung, die
meistbesuchte touristische Sehenswürdigkeit der Stadt.
|
|
|
|
Die Statue
des heiligen Nepomuk stammt aus dem 18. (Foto links), der Pranger vor
dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert. Hier wurden Missetäter
kleinerer Vergehen dem öffentlichen Spott preisgegeben (Foto Mitte)
Das Alte Rathaus wurde im Jahr 1555
von Giovanni
Battista di Quadro im Renaissancestil fertiggestellt. Nach 1945 wurde
es zusammen mit allen anderen schwer beschädigten Gebäude
am Alten Markt wieder aufgebaut und gehört heute zu den
wertvollsten
Baudenkmälern der Renaissance in Mitteleuropa. Seit 1954
beherbergt
das Alte Rathaus das Museum für die Geschichte der Stadt Posen.
|
|
|
|
Ein lateinsicher
Text an der Seitenwand des Ratusz w Poznaniu
stellt den historischen Bezug zwischen
Poznań und Polen her (Foto links).
Der Proserpina-Brunnen (Foto rechts).
|
|
|
An
der Westseite des Rathauses befindet sich der Bamberka-Brunnen aus dem
20. Jahrhundert, der eine Wasserträgerin zeigt. Die nördliche
Häuserfassade des Alten Markts mit dem Museum für den
Schriftsteller Henryk Adam Aleksander
Pius Sienkiewicz (1846 - 1916)....
|
|
|
....zu dessen
bekanntesten Werken die Romane Quo Vadis, Krzyżacy
Die Kreuzritter und das als Trilogie verfasste
polnische Nationalepos mit Ogniem i mieczem (
Mit Feuer und Schwert ), Potop (
Die Sintflut ) und
Pan Wołodyjowski gehören, welches von
Jerzy Hoffman (Jahrgang 1932) verfilmt wurde. Der
Marsbrunnen (Foto rechts).
|
|
|
In
der einstigen Hauptwache aus dem 17. Jahrhundert. Heute
beherbergt
das Gebäude ein Museum, das dem Posener Aufstandes (Powstanie
wielkopolskie) von 1918/1919 gewidmet ist, der noch vor dem
Inkrafttreten des Versailler Vertrages die preußische Provinz
Posen de facto vom Deutschen
Reich abspaltete.
|
|
|
Der Pałac
Działyńskich (Foto links) und der Neptun-Brunnen (Foto rechts).
|
|
|
Posener
Königsschloss (Zamek Królewski w Poznaniu) geht als
eine der ältesten polnischen Königsresidenzen auf einen
Ursprungsbau zurück, der im 13. Jahrhundert unter der Herzog
Przemysł I. von Großpolen errichtet wurde. Unter seinem Sohn,
König Przemysł II. Wurde es zu einer der bedeutendsten
königlichen Residenzen im Königreich Polen ausgebaut.
Im Jahre 1493 nahm der polnische König die Huldigung des
Hochmeisters des Deutschen Ordens Johann von Tiefen hier entgegen. Die
während des Großen Nordischen Krieges (1700–1721)
zerstörten und danach verfallene Bausubstanz wurde im 18.
Jahrhundert wieder hergestellt, 1945 jedoch erneut zerstört. Seit
2012 wurde es teilweise wieder aufgebaut. Das Muzeum Narodowe/Nationalmuseum
Posen) (Foto rechts) wurde 1904 nach einem Entwurf von Karl Hinckeldeyn
im Stil des Historismus errichtet.
|
|
|
Die in diesem, im
Stil der Neorenaissance errichteten Bauwerk (Foto links) seit dem 18.
April 1919 untergebrachte Universitätsbibliothek Posen ging aus
der 1898 von Wilhelm II. gegründeten Bibliothek hervor. Der Zamek
Cesarski w Poznaniu (Residenzschloß) wurde als einer der letzten
großen Palastbauten Europas im Auftrag Kaisers Wilhelm II. nach
Plänen des Architekten Franz Schwechten in den Jahren von 1905 bis
1913 im neoromanischen Stil erbaut (Foto rechts).
|
|
|
Die
ursprüngliche Bezeichnung „Königliches Residenzschloss“ bezog
sich auf den König von Preußen, der seit der zweiten
polnischen Teilung (1793) zugleich bis zur Einrichtung der Provinz
Posen (1815) au
ch Großherzog von Posen war. Um eine Verwechslung mit dem
Königsschloss
der Piasten zu vermeiden, wird es nicht nicht nur im Hinblick auf
Wilhelm
II. als Kaiserschloß bezeichnet. Während
der deutschen Besetzung Polens war Posen der Verwaltungssitz des
„Reichsgaues
Posen, der ab dem 29. Janaur 1940 als Wartheland bezeichnet
wurde.
Der "Reichsstatthalter" des "Reichsgaus", Artur Greiser, betrieb den
Ausbau
des Schlosses zu einer „Führerresidenz“.
|
|
|
Adam Bernard
Mickiewicz (1798 -1855 ) gilt als der Nationaldichter Polens
und wichtigster Vertreter der polnischen Romantik während der rund
123 Jahre zwischen 1795 – 1918 in denen es keinen polnischen polnischen
Nationalstaat gab. Das um 1910 vom deutschen Architekten
Max Littmann als Opernhaus erbaute Teatr Wielki
im. Stanisława Moniuszki w Poznaniu (Foto rechts) wurde 1949
nach dem polnischen Komponisten Stanisław Moniuszko benannt. Das
Opernhaus
diente als Handlungsort der Komödie „Noch ist Polen nicht
verloren“
von Melchior Lengye, die 1942 von Ernst Lubitsch 1942 unter dem Titel
„Sein oder Nichtsein“ verfilmt worden ist.
|
|
Das Denkmal erinnert an
den Posener Aufstand von 1956, der sich aus einem Streik der Arbeiter
entwickelt hatte und am 28./29. Juni von der Armee des kommunistischen
polnischen Regimes blutig niedergeschlagen wurde. Weiteren Jahreszahlen
erinnern an die Opfer weiterer Ausnahmezustände: Die
März-Unruhen 1968 die mit Studenten-Demonstrationen u. a. in Warschau , Danzig und
Krakau begonnen hatten und durch Einheiten der Miliz und
freiwillige Reservisten der Volksarmee, sogenannte Arbeiter-Aktivisten
niedergeknüppelt wurden. Den Arbeiteraufstand vom Dezember 1970
mit Streiks, Massenkundgebungen, Demonstrationen in Gdingen, Danzig und Stettin, die durch
plötzliche und drastische Preiserhöhungen für
Lebensmittel und Gegenstände des täglichen Bedarfs
ausgelöst wurde. Und den Arbeiteraufstand von 1976, die
Auguststreiks 1980 und die Verhängung des Kriegsrechts, welches
zwei Jahre andauern sollte.
Fazit: Nirgendwo im einstigen Ostblock gab es eine solche Anzahl und
Folge
von Erhebungen, die in Verbindung mit der Wahl von Karol Wojtyła zum
Papst
am 16. Oktober 1978 und der Gründung der Solidarność (1980)
letztendlich einen gewichtigen Teil zum Untergang des Sowjetimperiums
betragen sollten.
|
|
|
Der
etwa 4, 5 Kilometer lange Trakt Królewsko-Cesarski w
Poznaniu
(Route der Könige und Kaiser) führt den Stadtbesucher an
den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der polnischen und deutschen
Vergangenheit
vorbei. Er beginnt auf der Warthe-Insel am Posener Dom und führt
bis zum Kaiserschloss.
|
|
|
|
Die
Anfänge der
Posener Kathedrale sind mit der Gründung des ältesten
polnischen
Bistums (968) durch Missionsbischof Jordanes verbunden. Die erste
Kirche
war eine vorromanische, dreischiffige Basilika, die um 1038 vom
böhmischen
Herzog Břetislav I. zerstört wurde. Die danach mit zwei
Türmen
errichtete romanische Basilika wurde im 14. und 15. Jahrhundert zu
einem
gotischen Dom umgebaut. Nach einer umfassende Renovierung im Barockstil
(1638 - 1650) setzten Sturmschäden und Brände dem
Wahrzeichen
Posens schwer zu, so dass nach 1772 ein Umgestaltungen, die dem
Gebäude
ein klassizistisches Aussehen gaben, erfolgten. In der Schlussphase des
Zweiten Weltkrieges, wurde der Posener Dom Während der Schlacht um
Posen schwer beschädigt wurde der Dom am 15. Februar 1945 stark
beschädigt,
die um den Chor angeordneten Kapellen sowie die Schiffe der
Basilika
blieben glücklicherweise erhalten. Das Feuer hatte die
älteren
mittelalterliche Schichten des Gebäudes freigelegt so dass sich
die
Restauratoren für eine weitgehende Freilegung derselben und eine
Rekonstruktion
des Äußeren und Inneren des Domes im Stil der Backsteingotik
entschieden. Am 29. Juni 1956 wurde der Dom wieder geweiht. Der
Marmorepitaph
ist Herzog Przemysł I., seiner Gemahlin Elżbieta wrocławska und Ihrem
gemeinsamen
Sohn Przemysł II., dem vierten König Polens, gewidmet.
|
|
|
|
Eine Kopie des
Schwertes des hl. Simon Petrus (Foto links), dessen Original sich im
Erzbischöflichen Museum befinden soll. Mit diesem Schwert soll
Petrus einem Schergen das Ohr abgeschlagen haben, als Christus im
Garten von Gethsemane verhaftet wurde. Bischof Jordan habe dieses
Schwert vom Papst erhalten, als er sich auf den Weg in den Staat
Mieszkos I. machte. Den Analysen zufolge wurde die Hiebwaffe
tatsächlich vor rund 2000 Jahren im Heiligen Landgeschmiedet. Auf
dem Fussboden des Mittelgangs wurden die Namen polnischer Herrscher
mit goldfarbenen Buchstaben angebracht (Foto rechts).
|
|
|
Unter
preußischer Herrschaft erfolgte unter Verwendung älterer
Mauern der Ausbau der Goldenen Kapelle
(Foto links) im Stile des byzantinischen Historismus (1835 – 1841). In
der Goldenen
Kapelle befand sich das Mausoleum von Mieszko I. und Bolesław
Chrobry,
die inzwischen umgebettet wurden. Die barocke Kanzel (Foto
rechts).
|
|
|
Ebenfalls auf der
Dom-Insel, nur wenige Meter vom Dom entfernt steht die im 13.
Jahrhundert errichtete Kościół Najświętszej Marii Panny (Kirche
der Allerheiligsten Jungfrau Maria), welche einst zu einem
Dominikanerinnenkloster gehörte. Erst wurde der gegenwärtige
Chorraum mit dem Nonnenchor errichtet,
der im 14. Jahrhundert um das Schiff erweitert wurde. Im 15.
Jahrhundert
wurden der Ostgiebel um- und auf der Nordseite eine Kapelle angebaut,
aus
deren Vergrößerung im 16. Jahrhundert das Seitenschiff
entstehen sollte. Nach der Säkularisierung des Klosters durch die
Preußen (1822) verfiel die Kirche und wurde erst 1926 von
den Salesianern
wieder aufgebaut. Hierbei wurden ein Joch des Chors und die neobarocke
Fassade
nach einem Entwurf von Lucjan Michałowski hinzugebaut. Der gotische Bau
und der Chorraum sind mit dem einzigen in Posen anzutreffenden
Rippengewölbe von ~1440 gedeckt. Schautafel (Foto rechts) zeigt,
dass archäologische Befunde ergaben haben, dass sich auf dem
Gelände einst der Palast von Mieszko I. (922/945- 992) dem
ersten historisch nachweisbaren Fürst
der Polanen aus dem Hause der Piasten befunden hat, der 960 Herzog von
Polen
geworden war. Die Bezeichnung Piasten" geht auf deren auf ihren
legendären Stammvater Piast Kołodziej (Piast der
Rademacher) zurück der nach den Aufzeichnungen eines
Bendiktinermönchs und Chronisten
namens Gallus Anonymus (†
nach 1116) nach dem Sturz des niederträchtigen Popiel bis etwa 870
als Fürst der Polanen regiert haben soll.
|
|
|
Ein
Modell des Palastes von Mieszko I. (Foto links). An fast keiner Kirche
in Polen fehlt ein Standbild, eine Plakette oder ein anderes
Erinnnerungsstück an Karol Józef Wojtyła
(1920 - 2005), der als Papst Johannes Paul II.
von 1978 bis zu seinem Tod 26 Jahre und 5 Monate das zweitlängste
Pontifikat bekleidete.
|