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In der
zum 1. Januar 1999 neu formierten Województwo
Warmińsko-Mazurskie
(Woiwodschaft Ermland-Masuren) wurden an der historischen Grenze
zwischen
Warmia (Ermland) und Mazursky (Masuren) Schilder aufgestellt (Foto
links)
Die Karte wurde gefertigt nach:
WIKIMEDIA COMMONS Author: Telewizjamsi
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Auf diesem
masurischen Feld zwischen den Ortschaften Grunwald/Grünfelde und
Stębark/Tannenberg) wurde am 15. Juli 1410 die größte
Schlacht
des Mittelalters ausgetragen. Den ca. 27.000 Mann des
Deutschen
Ritterordens und seiner Söldner, unter dem Kommando seines
Hochmeisters
Ulrich von Jungingen stand eine vereinte Streitmacht von 39.000 Mann
aus
Polen und Litauen gegenüber. Sowohl der Ordenshochmeister, als
auch
der polnische König Władysław II. Jagiełło und sein Vetter, der
litauische
Großfürst Vytautas der Große waren entschlossen nach
Jahren
gegenseitiger Übergiffe und Scharmützel nun die
endgültige
militärische Entscheidung herbeizuführen .
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1960 wurde
auf dem historischen Schlachtfeld ein Denkmal aus mehreren Komponenten
geschaffen. Auf seinem Weg zum Denkmal kam timediver®
durch zum Teil knietiefen Schnee zuerst an aufgetürmten
Basaltbrocken
vorbei (Foto rechts). Hierbei handelt es sich um Überreste eines
Grunwald-Denkmals
für König Władysław II. Jagiełło, welches anlässlich des
500. Jahrestages der Schlacht in Krakau aufgestellt und 1939 von den
deutschen
Besatzern zerstört wurde. Die gleichzeitig in die Hände von
Hitlers
„Generalgouverneur“ ,Hans Frank (1900–1946), geratenen 18 Nachbildungen
der Ordensfahnen von 1410 (Banderia Prutenorum) wurden von seiner
seiner
„Residenz“ auf dem Wawel in einem propagandistischen Akt in die Marienburg , „heimgeholt“.
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Das opulente Gemälde Bitwa
pod Grunwaldem (1878) des bedeutendsten Historienmaler Polens,
Jan Alojzy Matejko (1838 - 1893), befindet sich heute im
Muzeum Narodowe w Warszawie. (Bildquelle:
WIKIPEDIA
Copyright expired )
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Die Gedenktafel
(Foto links) erinnert an die Überführung der Trümmer
nach Grunwald im Jahre 1983. Auf einem der Steine sind noch die vom
Architekten und Bildhauer Antanas Vivulskis (1877 – 1919)
eingemeißelten Buchstaben RUN (der Rest von Grunwald) zu erkennen
(Foto rechts).
1972 wurde in
Krakau eine Rekonstruktion des 1939 zerstörten Denkmals
aufgestellt.
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Die auf beiden
Seiten als „Gottesurteil“ gewertete Schlacht kostete nach (wohl
übertriebenen) zeitgenössischen Quellen zwischen 50.000 bis
100.000
Tote, Verwundete und Gefangene gekostet.Bei seiner
verheerenden
Niederlage verlor der Deutschen Ordens neben seinem Hochmeister Ulrich
von Jungingen auch fast alle seiner anderen Großgebietiger und
Komture.
In Deutschland wird die Niederlage des Ordens als Schlacht von
Tannenberg
bezeichnet,
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.....während
sie in Polen und Litauen als Sieg von Grunwald gefeiert wird. Durch die
Schlacht wurde nicht nur der Mythos von der gottgewollten
Unbesiegbarkeit des Ordensheeres endgültig gebrochen, sie war auch
der Anfang vom
Ende des Deutschordenstaates. Mit dem schleichenden
Niedergang
der Hanse (Seehandel) und der Forderung nach Beteiligung der
Stände
an der Landesherrschaft verbunden mit Fragen bei der Steuereinbringung
spitze
sich auch die wirtschaftliche und finanzielle Situation des
Ordensstaates zu.
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Während das
30 Meter hohe, turmartige Denkmal mit seinen Fahnenstangen die
Feldzeichen des Deutschen Ritterordens symbolisiert, die vom
polnisch-litauischen
Heer erobert wurden (Foto links), zeigt der 10 Meter hoher
Obelisk aus schlesischem Granit zwei zwei Rittergesichter, welche
finster
in Richtung des einstigen Ordenslandes blicken. (Foto rechts).
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Zusätzlich
belasteten die beim Ersten Thorner Frieden (1411) ausgehandelten
Bedingungen den Orden und die preußischen Stände finanziell
sehr stark, was im Jahre 1454 zum Aufstand der 1440 in Elbing zum
Preußischen Bund (Bund vor Gewalt) zusammengeschlossenen
Landstände gegen die
feudale Zwangsherrschaft der Ordensritter führen sollte. Zudem
verlor
der Orden nachhaltig an Reputation in Europa, denn auf dem Konzil von
Konstanz wurde nicht Polen und Litauen,
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Am Fuße
eines in der Art antiken, halbrunden Theaters wurde eine stilisierte
Darstellung der Schlachtordnung aufgestellt (Foto links). Genau unter
dieser Anordnung befindet sich das Muzeum
Bitwy pod Grunwaldem (Foto
rechts), dass jedoch leider geschlossen hatte....
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....sondern der
Orden als Aggressor gegen Christen verurteilt. Dadurch hatte auch die
Mission bei den letzten europäischen Heiden, den Litauern,
endgültig ihre Legitimation verloren. Papst und Kaiser
sprachen dem Orden alle Ansprüche auf angeblich heidnisches
Land im Großfürstentum Litauen ab. Die Praxis der
Zwangsbekehrung musste damit endgültig aufgegeben werden, was zur
unmittelbaren Infragestellung der Legitimation des Ordensstaates
führte.
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timediver®
konnte jedoch in das kleine Museum hineinblicken und die Büste des
polnischen Königs Władysław II. Jagiełło
, sowie die seinen Cousins, dem litauischen Großfürsten
Vytautas (Foto links) ablichten. Der
Muslim Dzalal ad-Din (Cäläletdin) war ein Sohn
Tokhtamysh Khans und zwischen 1411 – 1412 Khan der
Goldenen Horde (1411-1412). Auch bekannt als Grüner
Sultan, wurde er für seine geschriebene Geschichte des
mongolischen Reiches berühmt. Nach dem Tode seines Vaters floh er
1405 nach Litauen, um dort um Hilfe beim Großfürsten
Vytautas den Großen zu suchen. 1410 nahm er als
dessen Verbündeter in Schlacht von Grunwald teil und leistete
damit seinen Beitrag zum Untergang des Ritterordens. Im
Gegenzug konnte er mit litauischer Unterstützung Temur Khan ibn
Temur Qutlugh besiegen und sich selbst zum Khan der Goldenen
Horde machen. Seine Herrschaft währte jedoch
nur kurz, denn im Jahr darauf wurde Dzalal ad-Din von seinem Bruder
Karim
Berdi ermordet.
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Etwa 17 Kilometer
vom mittelalterlichen Schlachtfeld entfernt liegt der kleine
Ort Olsztynek (Klein-Allenstein, ehemals jedoch Hohenstein genannt)
mit seinem (Foto links). Um die Kolonialisierung des Landes der Sassen,
eines Stammes der baltischen Prußen zu forcieren, errichte der
Deutsche Orden dort mehrere Burgen. Eine davon ist die um 1350 durch
den Osteroder Komtur Günter von Hohenstein erbaute Feste
nördlich des Mispelsees. Bei der Burg entstand eine nach dem
Erbauer der Burg benannte Siedlung, der im Jahre 1359 vom Hochmeister
Winrich von Kniprode das Stadtrecht verliehen und 30 abgabenfreie
Hufe überlassen wurden. Um Hohenstein nicht in polnische
Hände fallen zu lassen, ließ sie der Orden 1414
niederbrennen. Bald darauf wurde jedoch mit dem Wiederaufbau begonnen,
der vom Komtur Wolf von Sansheim unterstützt wurde. Auch
Hohenstein
trat 1440 dem Preußischen Bund bei, kündigte jedoch ein Jahr
nach dem 1454 ausgebrochenen Dreizehnjährigen Krieges seine
Mitgliedschaft
und unterstellte sich wieder dem Orden. Im Reiterkrieg von 1519 bis
1526,
blieb Hohenstein längere Zeit von polnischen Truppen besetzt.
Auch nach dem Zweiten Thorner Frieden (1466) verblieb Hohenstein beim
Deutschen Orden.
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Die einstige
Ordenburg wurde mehrmals teilweise zerstört und wieder aufgebaut.
In den den Jahren 1847 - 1849 wurde die gesamte Anlage im neugotischen
Stil umgebaut und um einen Südostflügel (links) erweitert, um
das 1843 gegründete Progymnasium aufzunehmen. 1857 wurde das
Progymnasium in
den Rang eines humanistischen Gymnasiums erhoben, und danach zwischen
1895
-.1925 in ein Lehrerseminar umgewandelt. Der bekannteste
Absolvent des
Gymnasiums von Hohenstein war der Entdecker des Serums gegen
Diphtherie/Tetanus und erste Nobelpreisträger für Medizin
(1901), Emil von Behring (1854 - 1917).
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Die Burg von
Südosten aus gesehen, vorne rechts im Bild der Neubau aus dem 19.
Jahrhundert. (Foto rechts) In der ehemaligen Pfarrkirche
befindet sich ein Museum, welches im April 2013 renoviert wird (Foto
links).
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Auf dem
Gelände des heutigen Olstynek wurde 1927 das monumentale
Tannenberg-Nationaldenkmal, ab 1935 von der NS-Propaganda
Reichsehrenmal Tannenberg genannt, errichtet. Es sollte an eine
Schlacht erinnern, die das kaiserlich-deutsche Heer in einer
Kesselschlacht vom 26. bis 30. August 1914 , bei
der die 2. Russische Armee unter General Samsonow vernichtet wurde,
geschlagen hatte. Gleichwohl der Ort Tannenberg ca. 17 Kilometer von
den Kampforten des Ersten Weltkrieges entfernt liegt, wurde die
Schlacht von 1914 in Deutschland propagandistisch als "Zweite
Schlacht von
Tannenberg" . |
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Einziges
Überbleibsel des Monuments ist die von Michelangelo Pietrobelli
geschaffene Löwenskulptur, die sich fast fünfzig Jahre auf
einem sowjetischen Kasernengelände befand und am 20. Mai 1993 vor
dem Rathaus des von Olsztynek aufgestellt wurde. |
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Die Architektur des
Monuments erinnerte sowohl an eine mittelalterliche Ordensburg,
als auch an die neolithische Stonehenge, die auf den Kopf
gestellt wurde. Die oktagonale Form war an Kaiser Friedrichs II. Castel del Monte
in Apulien angelehnt. Das Denkmal sollte aus
deutscher Sicht
den Revanchegedanken für die Niederlage im Ersten Weltkrieg an die
vorgebliche Kontinuität der Geschichte anknüpfen. Das
Denkmal wurde zum 80. Geburtstag, am 18. September 1927, des seit 1925
als Reichspräsidenten amtierenden Helden von Tannenberg, Paul von
Hindenburg, eingeweiht. Es war als Versammlungsort konzipiert. Am 2.
Oktober
1935, dem Geburtstag Hindenburgs, wurde gegen den ausdrücklichen
Willen
der Angehörigen der Leichnam Hindenburgs zusammen mit dem seiner
1921
verstorbenen Ehefrau Gertrud in der neuen Gruft des Denkmals
beigesetzt.
Hindenburg wurde damit zu einem bedeutenden Teil des opferhaften
NS-Totenkults,
der von der Propaganda mit einer fatalistischen Nibelungentreue
ausgenutzt
wurde.
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Eingang zum
Hindenburg-Gruft (Foto links). In der Mitte des Monuments befand sich
ein Grab, in dem 20, an der Ostfront gefallene Soldaten beigesetzt
wurden (Foto rechts).
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Das 1000jährige Reich
währte jedoch nur 12 Jahre und im Januar 1945 wurde das Denkmal
beim Rückzug der deutschen Truppen auf Befehl Hitlers teilweise
gesprengt. Den Rest erledigten die Polen, welche die Steine als
Baumaterial nach Warschau brachten. Hindenburg und seine Gattin fanden
ihre letzte Ruhestätte schließlich in der Marburger
Elisabethkirche .
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