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Ein Jahr nach dem Tode ihres
Mannes des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen, der am 11. September
1227 auf dem Kreuzzug in Otranto/Apulien verstorben war, kam Elisabeth nach
Marburg. Hier ließ sie ein , dem Heiligen Franziskus geweihtes Hospital
erbauen. Innerhalb von drei Jahren hatte sie ihre Lebenskraft im leidenschaftlichen
Dienst an Armen, Kranken und Alten verbraucht, so dass sie am 17. November
1231 verstarb und in der Franzikuskapelle beigesetzt wurde. Unter maßgeblicher
Förderung der Landgrafen von Thüringen begann der Deutsche Orden
am 14. August 1235 mit der Errichtung der Elisabethkirche. Sie
wurde über dem Grabmal der Heiligen Elisabeth von Thüringen am
Fuße des Marburger Schlossberges als Hallenkirche erbaut. Dieser erste
rein gotische Kirchbau im deutschen Kulturgebiet sollte zu einem bedeutenden
Wallfahrtsort des späten Mittelalters werden. Der Deutsche Orden hatte
sich auf Weisung von Elisabeths Schwager, dem Landgrafen Konrad von Thüringen
und Hochmeister des Ordens in Marburg niedergelassen. Auf sein Betreiben
erfolgte die Heiligsprechung Elisabeths 1235, nur vier Jahre nach ihrem Tod.
Die Erhebung ihrer Gebeine fand 1236 im Beisein des Stauferkaisers Friedrich
II. statt.
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Die Türen des Hauptportals
im Westen (Bild links) stammen aus der Bauzeit der Kirche. Die Türklopfer
weisen noch die romanische Form vor und die Eisenbeschläge mit dem Deutschordenskreuz
waren ursprünglich vergoldet. Bei ihrer Restaurierung im Jahre
1974 wurden die Türen in ihren ursprünglichen farben neu gestrichen.
Vorbild für die Mariendarstellung im ursprünglich bemalten und
vergoldeten Türbogenfeld ist die Vierge dorée am Südportal
der Kathedrale von Amiens. Während die Kirche 1283 geweiht wurde, zogen
sich die Bauarbeiten an den beiden Türmen (Bild Mitte) noch ca. 50 Jahre
hin. Die Steimetzarbeiten am Elisabeth-Mausoleum (Bild rechts) im Nordchor
(Elisabethenchor) wurden in den Jahren 1280 bis 1290 ausgeführt. Die
bekrönende Galerie aus Holz stammt jedoch aus dem 14. Jahrhundert und
wurde im 19. Jahrhundert zu einem großen Teil restauriert.
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Im Elisabethchor befanden sich
unter der bronzenen Erinnerungstafel (Bild links) zwischen 1946
und 1952 die Särge der preußischen Könige Friedrich Wilhelm
I. und seines Sohnes Friedrich II. des Großen, bis sie auf Initiative
von Louis Ferdinand von Preußen in die Kapelle der Burg Hohenzollern
überführt wurden. Von dort wurden die Särge am 17. August
1991 nach Potsdam überführt, um in der dortigen Gruft ihre endgültige
Ruhestätte zu finden. Bei den Ausschachtungsarbeiten war man auf
den Fußboden und Fundamente der Franziskuskapelle gestoßen, die
hier vor der Elisabethkirche gestanden hatte. Das Tumbarelief (Bild
rechts) im Elisabeth-Mausoleum stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Es vermittelt Details aus der Geschichte und Kultur des Mittelalters. Die
vier kleinen Klagefiguren unterhalb der aufgebahrten Elisabeth sind nicht
wie allgemein üblich fürstliche Persönlichkeiten, Bischöfe
und Ritter, sondern Bettler und Krüppel. Die Jammergestalten sind Ausdruck
der Nöte, unter denen die meisten Menschen des Mittelalters zu leben
hatten. Ein Kranz mit den Farben Ungarns, wie er auch in der Kemenate Elisabeths
auf der Wartburg
zu finden ist, erinnert an ihre Herkunft. Ihr Vater König
II. András (1177 - 1237) hatte den Deutschen Orden 1211 ins Siebenbürgische
Burzenland
gerufen, um ihn dann auf Druck des Adels im Jahre 1225 wieder
zu vertreiben.
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Ebenfalls im Elisabethchor
befinden sich der Katharinenaltar (Bild links) und der Elisabethaltar
(Bild rechts). Die Wandmalereien in den beiden Nischen stammen aus der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts. Bis 1931 wurden die Malereien durch zwei
Schnitzaltare Ludwig Juppes aus den Jahren 1510/11 verdeckt, die sich nunmehr
im südlichen Seitenschiff befinden.
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Hinter dem Elisabeth-Mausoleum
gelangt man über den Hohen Chor (Ostchor) zum Elisabethschrein
(Bild links) in der Sakristei. Der Schrein ist eine Lade aus Eichenholz,
die mit feuervergoldeter, meist getriebener, zum Teil auch gegossener Kupfer-
und Silberarbeit reich geschmückt wurde. Er wurde wohl nach einem Entwurf
Bischof Konrads II. von Hildesheim zur Aufnahme der Reliquien Elisabeths
zwischen 1235/49 hergestellt. Zunächst wurde er in Ost-West-Richtung
auf dem Hochaltar aufgestellt. Nach der Errichtung des großen Retabel
gelangte der Schrein um 1290 in die 10 Jahre zuvor angebaute Sakristei. Um
dem Reliquienkult eine Ende zu bereiten ließ der reformierte Landgraf
Philipp I. von Hessen "der Großmütige" im Jahre 1539 die Gebeine
Elisabeths, soweit diese noch nicht längst weggegeben worden waren,
entfernen. Heute befinden sich Reliquien im Wiener Elisabethkloster, im Stadtmuseum
von Stockholm und in der slowakischen Stadt Košice. 1546 wurde der
Elisabethschrein auf die Feste Ziegenhain gebracht. Bei seiner Rückkehr
1548 fehlten die ersten 65 Edelsteine. Jérôme Bonaparte ließ
den Schrein 1810 in die Hauptstadt seines Königreiches Westfalen, Kassel,
bringen, wo er bei einem Schlossbrand im Dezember 1811 sogar einige Stunden
im Freien stand. Bei der Rückkehr fehlten 117 weitere Edelsteine (von
817), sowie einige wichtige Plastiken und Skulpturen. Nach einem Einbruchsdiebstahl
im November 1920 konnten im darauf folgenden Jahr die meisten Steine zurückgebracht
werden. 1931 wurde der Schrein renoviert. Der Lettner (Bild rechts)
wurde 1343 nachträglich in die Kirche eingebaut. Seine Formen lassen
darauf schließen, dass er vom selben Steinmetz geschaffen wurde, von
dem auch der Westgiebel zwischen den Türmen stammt. Vorher standen
an dieser Stelle niedrige Chorschranken, zu denen wohl auch der hölzerne
Triumphbogen über der Mitte jetzigen Lettner gehört hatte. Der
Einbau war nötig geworden, um den Priesterbrüdern des Deutschen
Orden seinen stillen Raum für ihre Gebetszeiten zu schaffen, da es in
Kirchen des Mittelalters an vielen Wochentagen laut und lebhaft zugegangen
ist.
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Der Kreuzaltar (Bild
rechts) im Hohen Chor (Ostchor) den Klerikern vorbehalten war, bis die Reformation
diese Unterschiede aufhob. (Bild links) am Lettner wurde 1287 erstmalig
erwähnt. Er war für den Gottesdienst der Gemeinde in ihrer Gesamtheit
bestimmt, während der Hochaltar (Bild rechts) für die Kleriker
bestimmt war, bis die Reformation diesen Unterschied aufhob. Das über
dem Kreuzaltar aufgestellte Kruzifix stammt von Ernst Barlach (1870 - 1938).
Von den Nazis als "entartete Kunst" bezeichnet, sollte es zerstört werden.
Obwohl das Kruzifix auch in der Kirchengemeinde auch religiös umstritten,
gar unbeliebt war, wurde es durch Regierungsbaurat Schwedes gerettet, der
es verschwinden und verstecken ließ. Schwedes hatte damit sein Leben
aufs Spiel gesetzt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Kruzifix wieder aufgestellt.
Der Hochaltar aus dem Jahr 1290 besteht - bis auf den nachträglich
aus Holz geschnitzten Helm der zweiten Fiale - aus bemaltem Sandstein. Aus
der selben Zeit stammen die Figuren in der mittleren und rechten Nische,
während diejenigen der linken Nische bei der Restaurierung 1854/64 neu
geschaffen wurden.
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Obwohl sie nicht aus
Frankreich stammt , vielmehr in Marburg geschnitzt wurde, nannte der Volksmund
die Holzstatue aufgrund ihrer Eleganz die "Französische Elisabeth"
. (Bild links) Die zwischen 1470 - 1500 entstandene Figur hat mit ihrer anmutigen
Gestalt in eleganter, höfischer Haltung nichts mehr gemein mit der Heiligen,
die Geld, Schmuck und allen besitz den Armen gegeben hat und mit eigenen
Händen die Kranken wusch und bettete. Sie wirkt eher wie eine vornehme
Dame, der von großzügig gestifteten Kirche zu Schau stellt, während
ihre rechte Hand den mit Zobelpelz gefütterten Seidenumhang zurückschlägt.
Die meisten Farbfenster gingen im Siebenjährigen Krieg verloren, als
die Kirche von französischen Truppen als Magazin benutzt wurde. Die
noch vorhandenen Reste wurden 1769/70 im Hohen Chor (Bild Mitte) und
im Südchor zu 14 Fenstern zusammengesetzt. Nachdem sie 1854 erneut zusammengesetzt,
verbleit und stilgerecht ergänzt wurden, erfolgte in den Jahren
1903 bis 1905 eine nochmalige, gründliche Überarbeitung.. Der Anteil
alter und neuer Teile an den einzelnen Fenstern ist sehr unterschiedlich.
Die ältesten Glasteile stammen aus der Zeit um 1259. Das Grabmal des
Landgrafen Konrad von Thüringen stand bis zur Fertigstellung des Südchors.
Neben dem Thüringer Löwen sieht man das Wappenschild des Deutschen
Ordens, als dessen Hochmeister Konrad als direkter Nachfolger
Hermann von Salzas
zwischen 1239 - 1240 amtierte.
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Der Landgrafenchor (Südchor)
war bis zur Reformation die Grablege der Hessischen Landgrafen, den Nachfahren
Elisabeths. Unter dem Fußboden befinden sich in einer ausgemauerten
Fürstengruft jedoch mehr Tote, als die Hochgräber und Grabplatten
erkennen lassen. Sarkophage in der ersten Reihe (Bild links) und im Bild
rechts, von vorne nach hinten: Adelheid von Braunschweig, Gemahlin
Heinrichs I. - Doppelgrab, das den Söhnen Heinrichs I., Otto I. von
Oberhessen und Johann von Niederhessen zugeschrieben wird - Landgraf Heinrich
I. - Landgraf Ludwig I. - Margarete von Nürnberg, die Mutter Ludwigs
I. und ihr Sohn Hermann (verdeckt). Links aussen ist das noch Kopfende
des Grabes Konrads I. von Thüringen zu sehen (Bild rechts).
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Von rechts nach links (linkes
Bild) und von vorne nach hinten (rechtes Bild): Ludwig II. und Mechthild
von Württemberg - Heinrich II. der Reiche -
Wilhelm II. - heinrich und Elisabeth, Kinder von Hermann II. und Magarete
von von Nürnberg (verdeckt).
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Gedenk- und Mahntafel unter
dem Nordturm (Bild links) und die Fenster des Hohen Chores (Bild rechts)
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Die Särge des Generalfeldmarschalls
und zweiten Präsidenten der Weimarer Republik Paul von Hindenburg
(1847 - 1934; Bild rechts) und seiner Ehefrau Getrud, geb.
von Sperling, wurden vor der Sprengung des Tannenbergdenkmals in Ostpreußen,
wo sie bis dahin beigesetzt waren, im Januar 1945 über Königsberg,
Schleswig-Holstein, die Potsdamer Garnisonskirche in einen aufgegebenen
Stollen des Salzbergwerkes Bernterode in Thüringen gebracht. Dort wurden
sie zusammen mit den Särgen Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II.
sowie zahlreichen Archivalien und Kunstschätzen gefunden und gelangten
in das Staatsarchiv von Marburg. Die Amerikaner wollten, dass die Särge
würdig und dennoch frei von einer möglichen Heldenverehrung beigesetzt
werden, so dass die Hindenburgsärge 1946 unter den Nordturm, die Särge
der Preußenkönige in den Südchor der Elisabethkirche kamen.
Anders als bei den Königen sollte die Elisabethkirche die letzte
Ruhestätte der Eheleute von Hindenburg (Bild links) bleiben.
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