• Letzte Aktualisierung: 30.11.2006   

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DEUTSCHER ORDEN IM BURZENLAND (1211-1225)

 

Burzenland Deutscher Orden

Der nach dem 3. Kreuzzug 1190 gegründete "Orden des Hospitals zu Sankt Marie der Deutschen zu Jerusalem" erinnert neben seiner Rolle in Palästina vor allem an seinen späteren Ordensstaat im Baltikum.
Auch die im heutigen Polen liegende gewaltige mittelaterliche Festungsanlage Marienburg (Malbrock) als Sitz des Ordenshochmeisters ist als Touristenmagnet nicht weniger populär.
Jedem Geschichtsinteressierten dürfte der berühmte Hilferuf Konrad von Masowiens, einem polnischen Herzog an den Ordenshochmeister Hermann von Salza im Jahre 1226 bekannt sein. Mit dem Kulmer Land als Basis sollte der Kampf der Deutschherren gegen die heidnischen Pruzzen zur Gründung des Ordensstaates führen......



.....weniger bekannt ist jedoch, dass dies nicht der erste Hilferuf eines Fürsten an den Orden gewesen war!

 

Bereits im Jahre 1211 wandte sich der ungarische König Andreas II. an den Hochmeister Hermann von Salza, um den Orden ins dünn besiedelte Burzenland zu holen.

Der Monarch aus der Apardendynastie benötigte militärische Unterstützung gegen die aufständischen und nur halbherzig christianisierten Walachen und wegen häufiger Überfalle der mit ihnen paktierenden Kumanen , die das Land von Ungarn abtrennen wollten.

Andreas II. war im Herbst 1217 in Akko als einer der Anführer des 5. Krezzuges in Palästina eingetroffen.
Obwohl er bereits nach einem Vierteljahr wegen Querelen unter den Kreuzfahrern und seiner Ansicht, dass er sein bereits Gelübde erfüllt habe, erfolglos nach Ungarn zurückkehrte, erhielt er den Beinamen "der Hierosolymitaner". Die verbliebenen Kreuzfahrer wendeten sich dann nach Ägypten, wo es zum Debakel von Damiette kommen sollte.

Das Burzenland erhielt seinen Namen vom gleichnamigen Fluss (Bârsa) an der Südgrenze des zum mittelaterlichen Großungarn gehörenden Siebenbürgen, das auch Transilvanien (Terra Vltrsiluana = Land hinter den Wäldern) genannt und im Osten und Süden vom sogenannten Karpatenbogen eingeschlossen wird.
Im von Walachen (heutige Rumänen) dünn besiedelten südöstlichen Siebenbürgen, der späteren Hermannstädter Provinz hatten sich bereits unter dem ungarischen König Géza II (1141-1161) deutsche Siedler niedergelassen. Diese Siebenbürger Sachsen trugen zur wirtschaftlichen Erschließung des Landes bei und schützten es vor Einfällen der nomadisierenden Steppenvölker, zu denen das iranisch-türkische Mischvolk der Kumanen (türk.: Kumanlar) gehörte.
Die Kumanen, die auch als Polowezer (Polowzer) oder Kiptschaken (Kyptschaken, Qiptschaq, Qibchaq-i) bezeichnet wurden, lebten halbnomadisch, besaßen jedoch auch kleinere Handelsstädte. "Kıpçak" stammt aus dem Mitteliranischen, wobei kıp rot oder hell und çak (auch Sake oder Skythe) Steppenbewohner bedeutet. Kıpçak ist daher mit hellhäutiger Steppenbewohner zu übersetzen.
Die vom kaukasischen Fluss Kuma stammenden Kuman-lar, waren um 1054 in das Land an der Wolga und in die Steppengebiete der Ukraine eingewandet, wo sie die dort ansässigen Petschenegen bis über die Donau verdrängten.
Sie führten mehrere Kriege gegen die Russen (Kiewer Rus). Ein Teil der Kumanen floh schließlich im Jahre 1239 vor den Mongolen nach Ungarn, wo sie fortan vom König als Söldner verwendet wurden.

Marienburg

Castrum Mariae

Andreas II. entschloss sich, das Land an der Burzen dem Deutschen Orden zu schenken,damit die Ritter es von den Gefahren bereien und befrieden. Bis zum heutigen Tage blieb allerdings unklar, ob es sich hierbei um eine Abtretung des Landes zur Begründung einer eigenen Herrschaft oder um eine schlichte zivilrechtliche Schenkung handelte. Hermann von Salza war fest von der ersten Auslegung überzeugt und wollte diese auch durchsetzen.
Nachdem er die Zustimmung des Papstes Innozenz III. (1198-1216) erhalten hatte, schickte der Hochmeister unter der Leitung eines "Bruders oder Meisters Dietrich" das erste Ordenskontingent ins Burzenland. Diesen Kräften gelang es dann in kürzester Zeit Ruhe und Ordnug herzustellen und insbesondere die eingedrungen Kumanen zu vetreiben.
Die ungarische Geistlichkeit hatte zunächst die kirchliche Priviligierung und Selbständigkeit des Ordens, der nicht dem Bischof von Siebenbürgen unterstehen sollte, hinausgezögert, sich jedoch schließlich damit abgefunden. Wie in Palästina errichteten die Deutschherrn Burgen und bauten diese mit einem Kontur an ihrer Spitze als Verwaltungsmittelpunkte aus.
Bereits 1211 wurde neben der ersten Ordensburg, der Kreuzburg, der Hauptsitz des Ordens Castrum Mariae (am Olt), errichtet. Daraus enstand die spätere Stadt "Marienburg im Burzenland".
In den Siedlungen, die um die Burgen herum errichtet wurden, liessen sich deutsche Siedler nieder. Bereits nach einem Jahr, als die Besiedlung bereits große Fortschritte gemacht hatte, ließ sich Hermann von Salza die Schenkung vom ungarischen König nochmals bestätigen. Andreas II. verlieh dem Orden das Burzenland nicht aufs neue, er paßte aber die Bestimmungen der ersten Schenkung den veränderten Verhältnissen an. Statt wie bisher nur hölzerne Burgen, durfte der Deutsche Orden ab sofort steinerne Burgen errichten und erhielt außerdem das Recht, für sich und die Bevölkerung eigene Richter zu wählen. Neben der rechtlichen Autonomie wurde auch die eigenständige Verwaltung der königlichen Münze eingeräumt.

Papst Honorius III. (1216-1227) genehmigte die neue Schenkung mittels einer Urkunde. Ihr Text: "Ihr batet mich, das Burzenland in Recht und Eigen des Apostolischen Stuhles zu nehmen, mit der Versicherung, daß die Gläubigen lieber in Eure Kolonie kommen würden" bedeutete für den Orden die Bildung eines eigenen Staates unter der Lehnshoheit des Papstes.
Das war jedoch nicht nur dem Sohn Andreas II., dem späteren Bela IV., sondern auch dem ungarischen Adel zu viel des Guten. Ihrer Forderung nach Rückgängigmachung der Schenkung kam der unter erheblichen innenpolitischem Druck geratene Andreas II. schließlich nach.
Eine weitere Ursache für diese folgenschwere Entscheidung war wohl auch die Abwerbung von deutschen Siedlern durch den Orden. Statt selbst Siedler aus dem Reich zu holen, griff der Orden offenbar auf jene Deutschen zurück, die in der Zeit von Andreas' Vater nach Ungarn gekommen waren, um eine schnelle Aufsiedlung seines eigenen Territoriums zu erreichen. Zugleich betrieben die Ordensvertreter nun ganz offen die Politik einer Lösung aus dem lokalen Beziehungsgeflecht.

Im Jahre 1225 musste der Orden, der Vorort zur Gegenwehr zu schwach war, das Land endgültig verlassen. Die erste Staatsgründung des Ordens wurde somit zum Fehlschlag. Hermann von Salza hat einige Versuche unternommen, um sich gegen die Vertreibung zur Wehr zu setzen. Vergeblich versuchte er noch 1231 auf einer letzten Ungarnreise, die Rückgabe des Landes zu erreichen. Das einzige, was vom Orden blieb, sind das an den Hochmeister erinnernde Hermannsstadt in der Hermannstädter Provinz (Provincia Cibiniensis) und einige andere Ortsnamen.

Die Mittel, die der Orden bei diesem ersten Versuch zum Aufbau eigenständiger Herrschaft einsetzte, waren fast die gleichen wie später in Preußen. Auf der Basis einer ersten Priviligierung wurden Herrschaftsrechte beansprucht, die militärisch und durch den Bau von Burgen durchgesetzt wurden. Die Missionierung eines heidnischen Territoriums wurde dabei durch die christliche Besiedlung relativ menschenleerer Landstriche abgesichert, und dem ersten Ordenskontingent stand ein Bruder vor, der relativ eigenständig über das Vorgehen des Ordens in diesem Gebiet entscheiden konnte.
Noch aber hatte dieser Weg nicht zum Erfolg, sondern zum Desaster der Vertreibung aus Ungarn geführt.
In dieser Situation sollte den Orden ein neuer Hilferuf, diesmal von einem Herzog, ihn gegen die Angriffe der heidnischen Pruzzen zu unterstützen, erreichen. Diesmal wurde das Ersuchen in der Bulle von Rimini (1226), von einem Kaiser(Friedrich II.) dem Hochmeister Hermann von Salza bestätigt.
Friedrich II. bestätigte dem Orden darin die Schenkungen Konrads sowie den Besitz der noch zu erobernden preußischen Gebiete und verlieh ihm die Rechte, wie sie jeder Reichsfürst innehatte. Hochmeister und Orden sicherten sich also diesmal zusätzlich ab, bevor sie auf den Ruf eines Fürsten reagierten.

Selbst mit dem kaiserlichen Privileg dauerte es aber noch vier Jahre, ehe die ersten Kontingente an die Weichsel kamen und schließlich doch noch einen Ordensstaat errichten sollten....



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Weiterführende Links:


Walachen/Aromunen

Rumänien - Historische Landschaften

Mönchsrepublik Athos