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Das
Bergland im mexikanischen Bundesstaat Chiapas um San Cristóbal
herum wird hauptsächlich von Mayas bewohnt. Besoners sehenswert
sind die vom Maya-Stamm der Tzotzil bewohnten Ortschaften San Juan Chamula und Zinacantán, wo die indigenen
Traditionen und Lebensweisen noch in einem sehr hohen Maß bewahrt
und gepflegt werden. Spanisch wird von den dortigen Menschen, wenn
überhaupt nur als erste Fremdsprache gesprochen. Das sogenannte Maya-Kreuz ist präspanisch,
somit kein christliches Symbol, sondern versinnbildlicht den
kreuzförmigen waca chan (Weltenbaum der Maya), wie auf der Grabplatte des Pacal in Palenque. Es
zeigt die Kosmologie der Maya mit dem Zentrum des Kosmos, der
Verbindungslinie zwischen Unterwelt, Erde und übernatürlicher
Sphäre sowie den Schnittpunkt der vier Himmelsrichtungen. Das
Holzkreuz am Ortseingang von Chamula ist daher ein synkretisches
Symbol, das als chul totic
(Göttervater) interpretiert wird (Foto rechts). Der Wunsch nach
Automonie Chamula, dem erst nach der Eroberung der Heilige Johannes im
Ortsnamen hinzugefügt wurde. Die Freiheitsliebe der Tzotziles und
Tseltales (mit heute jeweils 150.000 Angehörigen), zweier
Maya-Ethnien, hatte in der Geschichte des Ortes und der anderen
Dörfer rund um San Christóbal de las Casas zu mehreren
Aufständen geführt.
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Postkarten
mit der Abbildung von Aktivisten der Ejército
Zapatista de
Liberación Nacional, kurz EZLN (Zapatistische Armee der
Nationalen Befreiung) und ihres stets eine Pfeife rauchenden Subcomandante Marcos
werden hier ebenso feil geboten, wie
schwarzgekleidete, kleine Püppchen, der Vermummten. Im Gegensatz
zu anderen Guerillabewegungen geht es den Zapatisten nicht darum, die
Macht im Staat zu übernehmen, sondern sie betonen vielmehr ihren
basisdemokratischen Anspruch und zielen auf den allmählichen
Aufbau autonomer Strukturen auf kommunaler, munizipaler und regionaler
Ebene. Die der internationalen Öffentlichkeit nahe gebrachten
Ziele mit dem Aufbau autonomer Strukturen, indigener Basisdemokratie,
Geschlechtergleichheit und Ökologie führte zur Identifikation
weiter Teile der globalisierungskritischen Bewegung. Ebenso wie diese
fordert die EZLN die
Selbstbestimmung der Menschen und ruft zum
weltweiten Kampf gegen die kapitalistische Globalisierung auf. Durchaus
gewollt, übt sie dabei, insbesondere mit ihrer radikalen
Machtkritik, auch einen großen Einfluss auf die Diskussion
innerhalb der Internationalistischen Linken aus. Das Foto der
Revolutionäre stamm aus dem Jahre 1994, heute scheint die Policia
Municipal wieder alles im Griff zu haben.
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Das
"Monumento a mi raza" (Denkmal
für mein Volk) der Autoridad Chamula beschränkt sich auf
einen Chamula-Mann mit
Bänderhut.
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Die
Kirche von San Juan Chamula wurde im 17. Jahrhundert im spanischen
Kolonialstil erbaut und weist wie überall in der Region auf ihrem
Vorplatz einen Pavillon (Foto rechts) auf. Das vor der Kirche
aufgestellte Maya-Kreuz Zweigen der Pinie,
dem Symbol des Lebens, geschmückt.
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Auch
die Motive und Farben des Kirchenportals
entstammen der vorchristlichen Symbol der Indigenas.
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Eine
weitere Besonderheit stellen die stark synkretistisch durchsetzten
Glaubenspraktiken der Einheimischen dar, die man nicht fotografieren
darf und nur ansatzweise auf auf Postkarten zu sehen sind.
Der Innenraum der Kirche besitzt weder eine Kanzel, noch Sitzbänke
oder Beichtstühle. Stattdessen brennen auf dem Fussboden
unzählige Kerzen. Die katholischen Heiligen haben die Rolle und
Funktion der früheren Maya-Gottheiten übernommen, denen man
betend auch weiterhin Opfergaben in Form von pom (Weihrauch aus Copal-Baumharz)
und posh (selbstgebrannter
Schnaps) darbringt,
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Ungeachtet
der vielen ausländischen Besucher finden in der Kirche spirituelle
Heilungszeremonien statt, bei denen von Schämen neben
Beschwörungsrituale auch (zunächst noch lebende) Hühner
oder Hühnereier geopfert werden. Das ayuntamiento der
Gemeinde Chamula
(Gemeindeverwaltung) steht wie die Kirche an der großen zentralen
Plaza (Foto rechts). Vor Ort ließ
sich leider nicht feststellen, was aus "Allahs
Indianern" geworden
ist, 300 Tzotziles, die einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel -
Ausgabe 22/2005, zufolge zum Islam konvertiert waren. |
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Das Haus der 1929 unter
dem Namen Partido Nacional Revolucionario (PNR) gegründeten
Partei, die sich ab 1938 Partido de la
Revolución Mexicana (PRM) nannte
und seit 1946 den Namen Partido
Revolucionario Institucional (PRI). Die
Partei der
institutionellen Revolution, die
zwischen
1929 bis 2000 als dominierende
Partei Mexikos deutliche Züge einer Einheitspartei trug, wurde
häufig auch als “offizielle Partei” bezeichnet. BIs in die
1980er Jahre war ihre Dominanz so deutlich, dass von vornherein
feststand, dass sie jede Wahl gewinnen würde. Bis zur Wahl 2000
stellte sie sämtliche Staatspräsidenten, bis 1989
sämtliche
Gouverneure, fast alle Senatoren und die überwältigende
Mehrheit in
den Parlamenten auf nationaler, Bundesstaaten- und Gemeinde-
ebene. Die
sich selbst als sozialdemokratisch bezeichnende und zur linken Mitte
gehörende PRI ist Vollmitglied der Sozialistischen Internationale.
Im selben Gebäude ist die in der Confederación
Nacional Campesina (CNC) organisierte Unión de Campesinos de America untergebracht.
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Für
die zahlreichen Fiestas werden das ganze
Jahr über Feuerwerkskörper zum Verkauf angeboten (Foto
links). Ein buntes Sortiment an Haushaltsartikeln. |
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An
der Caseta de Turismo am
Ortseingang von Zinancatán werden
die besucher aufgefordert ihren Anteil zu leisten. Das Zeichen IMSS steht für das 1942
gegründete Instituto Mexicano del Seguro Social (Mexikanisches
Institut für Soziale Sicherheit) mit Sitz in Mexiko-Stadt. Es ist
eine staatliche Behörde und ist die größte Institution
dieser Art in Lateinamerika. Durch die Institution war im Jahre 1998
etwa die Hälfte der Landbevölkerung abgesichert.
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An
der Mauer des Kirchhofes sind neben dem grünen Symbol und Text der
staatlichen IMSS auch die EZLN und die Forderung nach autonomía zu finden.
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Jenseits
der Kirchhofmauer befindet sich das ayuntamiento
der Gemeinde Zinancatán mit einem Hartplatz, der auch
als Versammlungsort genutzt wird. Der obligatorische Pavillon....
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....im
Kirchhof ist zweistöckig (Foto links). Auch für einen
Besuch der Kirche San Lorenzo
muss wie in Chamula zunächst wieder eine boleta (Eintrittskarte) in der Oficina Turismo geholt werden. Der
Dachstuhl der Kirche wurde nach einem Brand 1975 wieder hergestellt.
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Zu
einem Kerzentisch gehören Opfergefäße für
Weihrauch sowie Stier- und andere Miniaturen. Das an der wand dahinter
angebrachte Kreuz lässt an das Tatzenkreuz
des Templerordens erinnern, von dem manche Autoren meinen, dass
seine Schiffe Zentralamerika vor Kolumbus besucht hätten. Anders
als in der Kirche von Chamula gibt es hier Kirchenbänke. Der
synkretische Charakter bleibt jedoch vor allem auch durch die
trapezartig aufgehängten Tücher erhalten, welche die Form
eines Maya-Tempels symbolisieren sollen.
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Ein
siebzehnjähriges Maya-Mädchen namens Rosa führte uns
geschäftstüchtig in das Haus ihrer Familie, wo die Frauen mit
einem Hüftwebrahmen Textilien mit lokalen Mustern weben (Foto
links) und ein Blick in den Innenhof (Foto rechts) gestattet wurde.
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Farbenprächtige
Tücher und Blusen, die selbstverständlich zum Verkauf
angeboten werden (Foto links). Casas Mutter bindet sich nach
getaner Arbeit und alter Sitte ihre jüngere Tochter auf den
Rücken (Foto rechts).
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