• Letzte Aktualisierung: 18.04.2015

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Frankreich

timediver®'s Ostern-Tour 2015 - 2. Etappe
Soissons - Compiègne - Chartres 


     

Von Reims aus führte mich mein Weg über die N 31 (E 46) nach 25 Kilometern nach Fismes, die Geburtsstadt des Zeichners und Mit-Autors der bekannten Comic-Serie Asterix, Albert Uderzo. Nach 30 weiteren Kilometern erreichte ich die Stadt Soissons/Département Aisne in der Region Picardie.
Das Kriegerdenkmal in der Mitte eines zentralen Verkehrskreisels wurde zu Erinnerung an die Gefallenen des 'Deutsch-Französischen Krieges (1870/71)
errichtet. Soissons war bereits zu Zeiten der römischen Besetzung als Augusta Suessionum (nach dem blegischen Keltenstamm der Suessionen) bekannt. Soissons ist noch heute ist der Bischofssitz des gleichnamigen Bistums.
Durch den Sieg Chlodwigs über den römischen Herrscher Syagrius im Jahr 486/487 n. Chr. in der Schlacht von Soissons wurde die Stadt merowingischer Königssitz. Sie behielt diesen Status bis zur Legalisierung der fränkischen Reichsgründung Chlodwigs I. durch Kaiser Anastasios I. im Jahre 497, als Chlodwig seine Hauptstadt nach Paris verlegte. Nach der Reichsteilung 511 erhielt Chlothar I., der jüngste Sohn Chlodwigs, den nordwestlichen Reichsteil mit Soissons als Hauptstadt. Für das als Reich von Soissons bezeichnete Teilreich setzte sich ab 575 setzte die Bezeichnung Neustrien durch. Die 1076 gegründete ehemalige Abtei Saint-Jean-des-Vignes überragt die Stadt mit ihren noch erhaltenen und weithin sichtbaren Westtürmen. Die gotische Architektur stammt aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. 1359 wurde das Kloster im Hundertjährigen Krieg befestigt. Am Ende des 18. Jahrhunderts und nach der französischen Revolution zerfiel die Anlage. Das Gelände diente fortan als Steinbruch und Kaserne.
Die gotische Kathedrale Saint-Gervais et Saint-Protais von Soissons wurde ab 1180 errichtet. Die Fassade stammt aus der Zeit um 1400. Die Vollendung des Nordturms wurde durch den Hundertjährigen Krieg verhindert.. Das Radfenster in der Mitte der Westfassade ist erst sehr viel später eingesetzt worden. Der plastische Schmuck der Portalzonen ist bereits 1567 den Zerstörungszügen der Hugenotten zum Opfer gefallen. Weitere schwere Schäden am Gebäude hat der Erste Weltkrieg hinterlassen.
Folgt man der N 31 von Soissons weiter nach Westen, gelangt zum 140 qkm großen Forêt de Compiègne. Ca. 6 km östlich von der Stadt Compiègne, südlich des kleinen Dorfes Francport zwischen dessen Brücke über die Aisne und der N 31 liegt die als Clairière de l'Armistice bezeichnete Lichtung.  Am 11. November 1918 wurde dort in einem Eisenbahnwagen der erste Waffenstillstand von Compiègne geschlossen, der den Ersten Weltkrieg beendete. Fast 22 Jahre später, am 22. Juni 1940, wurde der zweite Waffenstillstand von Compiègne zwischen dem NS-Staat und Frankreich unterzeichnet. Im Französischen werden beide Waffenstillstände Armistice de Rethondes genannt, nach dem drei Kilometer östlich gelegenen Dorf Rethondes. Ein überdimensionierter Ring verkündet heute den Frieden in einer langen Reihe verschiedener Sprachen (Foto rechts).
Vor und neben dem Museum stehen eine Krupp Feldkanone 96 und eine Canon de 75 mm modèle 1897, sowie ein französischer Char Renault FT (17)
Für die Unterzeichnung des zweiten Waffenstillstandes hatte Hitler den Eisenbahnwagen von 1918 aus einem Museum holen lassen. Der heute im örtlichen Museum (Foto links) ausgestellte Salonwagen (Foto rechts) ist ein baugleiches Serienmodell des Originals, welches 1940 in Berlin ausgestellt, schließlich im April 1945 einem Feuer in einem Munitionsdepot der Luftwaffe in Ohrdruf/Thüringen zum Opfer fallen sollte.
Vier Vitrinen im Museum zeigen die Unformen der Kombatanten von 1914/1918 (Foto links) und 1940/1945 (Foto rechts).
Im Eisenbahnwagen weisen Namensschilder auf die Beteiligten des ersten Waffenstillstandes von Compiègne hin; u. a. der  französische Marschall Ferdinand Foch (Foto rechts) und der deutsche Zentrumspolitiker Politiker Matthias Erzberger (Foto links).  Beim Abschluss des zweiten Waffenstillstandes von Compiègne im Jahre 1940 waren die Generäle Wilhelm Keitel auf deutscher und Charles Huntziger auf französischer Seite beteiligt.
Nachdem ich mich auf der A 1 und anderen Stadtautobahnen im Ostersamstag-Verkehr durch Paris hindruchgekämpft hatte, erreichte ich am frühen Nachmittag die Stadt Chartres. Am Eingang zur Basse Ville erwarteten mich die Reste des letzten mittelalterlichen Tores.
Die einstige Porte Guillaume wurde am 16. August 1944 von der im Rückzug befindlichen Wehrmacht zerstört.
Chartres war in der Antike unter den Namen Autricum und Carnotum bekannt. Bereits im 4. Jahrhundert wurde es Bischofssitz. Im 10. Jahrhundert wurde Chartres Mittelpunkt der Grafschaft Chartrain, die im Besitz des Hauses Blois war und 1286 an die französische Krone verkauft wurde. Mit Bischof Fulbert von Chartres entwickelte sich die Domschule zu einem bedeutenden Zentrum mittelalterlicher Bildung. Das imposante und aufgrund des flachen Umlands auch aus vielen Kilometern Entfernung sichtbare Wahrzeichen der Stadt ist die Kathedrale Notre-Dame de Chartres (Foto links), die bereits 1979 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde (Foto links). Die denkmalgeschütze Altstadt weist eine Reihe von schönen Häusern auf, wie die Maison du Saumon aus dem 15. Jahrhundert (Foto rechts).
Die Kathedrale Notre-Dame de Chartres ist das "Urbild" der hochgotischen Kathedrale und der Sitz des Bischofs des römisch-katholischen Bistums Chartres. Bereits im Jahre 876 weihte der westfränkische König Karl der Kahle dort eine Kirche und übergab dem Sanktuarium eine heilige Reliquie, die als Sancta Camisia bezeichnete Tunika, welche die Jungfrau Maria bei der Verheißung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel getragen haben soll. Das ungefähr 30 × 30 cm große Tuch der Tunika entzog sich jedoch meiner Sicht. In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1194 zerstörte ein Stadtbrand die romanische Kirche fast vollständig. Mit dem heutigen gotischen Bau wurde kurz danach begonnen. Die offizielle Weihe des über 130 Meter langen und 64 Meter breiten Gotteshauses erfolgte am 24. Oktober 1260.
Neben dem mittleren Königsportal zeigt das rechte Portal die Menschwerdung Christi und das linke Portal die Himmelfahrt des Herrn. (Foto links). Die Statuen des Chartreser Königsportals von 1145/50 an der Westfassade sind die ältesten erhaltenen gotischen Statuen der Kunstgeschichte. Die ganze Portalanlage ist gleichzeitig das erste erhaltene Stufenportal, das sowohl an den seitlichen Gewänden, als auch im Tympanon, auf den Türstürzen und den Archivolten Skulpturen aufweist. Das Südportal (Foto rechts)  hat als Sonnenseite das Neue Testament zum Thema und besonders das Jüngste Gericht. Es wurde um 1210 geplant und zwischen 1220 und 1230 geschaffen.
Das aus der selben Zeit wie das Südportal stammende Nordportal (Foto links) hat als generelles Thema das Alte Testament und das Leben Marias zum Gegenstand und wird daher in seiner Gesamtheit auch als Marienportal bezeichnet. Dass Maria neben der Figur des Christus überhaupt eine solche Bedeutung erlangen konnte, ist der Mystik des Bernhard von Clairvaux geschuldet, welche sie in den Mittelpunkt rückte. Von Bernhards Zeit an werden in Frankreich viele Kathedralen nach ihr als "Notre-Dame" benannt. Zwischen Nordportal und Nordturm wurde ein Uhrturm (Foto rechts) errichtet.
Der gotische Lettner (Foto links) weist Darstellungen wie die Taufe Jesu (Foto rechts)....
...den niemals stattgefundenen "Kindermord von Bethlehem"  (Foto links) und eine astronomische Uhr (Foto rechts) vor.
Den größten Teil des Jahres ist das Kirchenschiff der Kathedrale bestuhlt und das Labyrinth damit verdeckt. Es ist Tradition am Johannistag, dem 21. Juni, die Stühle zu entfernen und das Labyrinth begehbar zu machen. In den letzten Jahren erfolgt die Aufdeckung des Labyrinths auch nahezu an jedem Freitag in den Sommermonaten. Das Anfang des 13. Jahrhunderts gefertigte Labyrinth aus schwarzen und grauen Steinplatten ist im eingearbeitet. Es misst über 12 Meter im Durchmesser und zeigt einen 261,50 m langen Weg, der sich durch 11 konzentrische Kreise und 34 Kehren zum Zentrum windet. In der Mitte des Labyrinths befand sich, wie aus einer Beschreibung von 1640 bekannt, eine Darstellung des Kampfes von Theseus mit Minotauros. Zu beachten ist, dass Labyrinthe keine Irrgärten sind, denn sie haben nur einen einzigen, verschlungenen Weg, der auf möglichst langer Strecke vom Startpunkt zum Ziel im Zentrum führt. Das Labyrinth von Chartres es ist namensgebend für den christlichen Labyrinthtyp mit elf Umgängen.
Videoclip Blick über Chartres 1
Videoclip Blick über Chartres 2
Nachdem ich den Nordturm der Kathedrale erklommen hatte.....
...begab ich mich auch in die unter der Kathedrale liegenden Räume der Unterkirche, welche keine Katakomben sind.
Unterhalb der Apsis und Ostfassade der Kathedrale (Foto links) befindet sich dieses stilisierte, in den Rasen geschnittene Labyrinth (Foto rechts).
Schräg gegenüber der Kathedralenwestfassade steht die Maison Canoniale (Haus der Kanoniker) aus dem 13. Jahrhundert.  Die Ville Basse wird vom Fluss Eure gesäumt (Foto rechts).

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