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Von Reims
aus führte mich mein Weg über die N 31 (E 46) nach 25
Kilometern nach Fismes, die
Geburtsstadt des Zeichners und Mit-Autors der bekannten Comic-Serie
Asterix, Albert Uderzo. Nach 30 weiteren Kilometern erreichte
ich die Stadt Soissons/Département
Aisne in der Region Picardie.
Das Kriegerdenkmal in der Mitte eines zentralen Verkehrskreisels wurde
zu Erinnerung an die Gefallenen des 'Deutsch-Französischen Krieges
(1870/71)
errichtet. Soissons war bereits zu Zeiten der römischen Besetzung
als Augusta
Suessionum (nach dem blegischen Keltenstamm der Suessionen)
bekannt.
Soissons ist noch
heute ist der Bischofssitz des gleichnamigen Bistums. |
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Durch den
Sieg Chlodwigs über den römischen Herrscher Syagrius im Jahr
486/487 n. Chr. in der Schlacht von Soissons wurde die Stadt
merowingischer Königssitz. Sie behielt diesen Status bis zur
Legalisierung der fränkischen Reichsgründung Chlodwigs I.
durch Kaiser Anastasios I. im Jahre 497, als Chlodwig seine Hauptstadt
nach Paris verlegte. Nach der Reichsteilung 511 erhielt Chlothar I.,
der jüngste Sohn Chlodwigs, den nordwestlichen Reichsteil mit
Soissons als Hauptstadt. Für das als Reich von Soissons bezeichnete
Teilreich setzte sich ab 575 setzte die Bezeichnung Neustrien durch. Die 1076
gegründete ehemalige Abtei
Saint-Jean-des-Vignes überragt die Stadt mit ihren noch
erhaltenen und weithin sichtbaren Westtürmen. Die gotische
Architektur stammt aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. 1359 wurde das
Kloster im Hundertjährigen Krieg befestigt. Am Ende des 18.
Jahrhunderts und nach der französischen Revolution zerfiel die
Anlage. Das Gelände diente fortan als Steinbruch und Kaserne.
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Die
gotische Kathedrale Saint-Gervais et
Saint-Protais von Soissons wurde ab 1180 errichtet. Die Fassade
stammt aus der Zeit um 1400. Die Vollendung des Nordturms wurde durch
den Hundertjährigen Krieg verhindert.. Das Radfenster in der Mitte
der Westfassade ist erst sehr viel später eingesetzt worden. Der
plastische Schmuck der Portalzonen ist bereits 1567 den
Zerstörungszügen der Hugenotten zum Opfer gefallen. Weitere
schwere Schäden am Gebäude hat der Erste Weltkrieg
hinterlassen.
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Folgt man
der N 31 von Soissons weiter nach Westen, gelangt zum 140 qkm
großen Forêt de Compiègne. Ca. 6 km östlich von
der Stadt Compiègne, südlich
des kleinen Dorfes Francport zwischen dessen Brücke über die
Aisne und
der N 31 liegt die als Clairière
de l'Armistice bezeichnete Lichtung. Am 11. November 1918
wurde dort in einem Eisenbahnwagen der erste Waffenstillstand von
Compiègne geschlossen, der den Ersten Weltkrieg beendete. Fast
22 Jahre später, am 22. Juni 1940, wurde der zweite
Waffenstillstand von Compiègne zwischen dem NS-Staat und
Frankreich unterzeichnet. Im Französischen werden beide
Waffenstillstände Armistice de
Rethondes genannt, nach dem drei Kilometer östlich
gelegenen Dorf Rethondes. Ein überdimensionierter Ring
verkündet heute den Frieden in einer langen Reihe verschiedener
Sprachen (Foto rechts).
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Vor und
neben dem Museum stehen eine Krupp Feldkanone 96 und eine Canon de 75
mm modèle 1897, sowie ein französischer Char Renault FT
(17)
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Für
die Unterzeichnung des zweiten Waffenstillstandes hatte Hitler den
Eisenbahnwagen von 1918 aus einem Museum holen lassen. Der heute im
örtlichen Museum (Foto links) ausgestellte Salonwagen (Foto
rechts) ist ein baugleiches Serienmodell des Originals, welches 1940 in
Berlin ausgestellt, schließlich im April 1945 einem Feuer in
einem Munitionsdepot der Luftwaffe in Ohrdruf/Thüringen zum Opfer
fallen sollte.
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Vier
Vitrinen im Museum zeigen die Unformen der Kombatanten von 1914/1918
(Foto links) und 1940/1945 (Foto rechts).
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Im
Eisenbahnwagen weisen Namensschilder auf die Beteiligten des ersten
Waffenstillstandes von Compiègne hin; u. a. der
französische Marschall Ferdinand
Foch (Foto rechts) und der
deutsche Zentrumspolitiker Politiker Matthias
Erzberger (Foto
links). Beim Abschluss des zweiten Waffenstillstandes von
Compiègne im Jahre 1940 waren die Generäle Wilhelm Keitel
auf deutscher und Charles Huntziger auf französischer Seite
beteiligt. |
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Nachdem
ich mich auf der A 1 und anderen Stadtautobahnen im
Ostersamstag-Verkehr durch Paris hindruchgekämpft hatte, erreichte
ich am frühen Nachmittag die Stadt Chartres. Am Eingang zur Basse
Ville erwarteten mich die Reste des letzten mittelalterlichen Tores.
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Die
einstige Porte Guillaume wurde am 16. August 1944 von der im
Rückzug befindlichen Wehrmacht zerstört.
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Chartres
war in der Antike unter den Namen Autricum und Carnotum bekannt.
Bereits im 4. Jahrhundert wurde es Bischofssitz. Im 10. Jahrhundert
wurde Chartres Mittelpunkt der Grafschaft Chartrain, die im Besitz des
Hauses Blois war und 1286 an die französische Krone verkauft
wurde. Mit Bischof Fulbert von Chartres entwickelte sich die Domschule
zu einem bedeutenden Zentrum mittelalterlicher Bildung. Das imposante
und aufgrund des flachen Umlands auch aus vielen Kilometern Entfernung
sichtbare Wahrzeichen der Stadt ist die Kathedrale Notre-Dame de Chartres (Foto
links), die bereits 1979 in die UNESCO-Liste
des Weltkulturerbes aufgenommen wurde (Foto links). Die
denkmalgeschütze Altstadt weist eine Reihe von schönen
Häusern auf, wie die Maison du
Saumon aus dem 15. Jahrhundert (Foto rechts).
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Die
Kathedrale
Notre-Dame de Chartres ist das "Urbild" der hochgotischen
Kathedrale und der Sitz des Bischofs des römisch-katholischen
Bistums Chartres. Bereits im Jahre 876 weihte der westfränkische
König Karl der Kahle dort eine Kirche und übergab dem
Sanktuarium eine heilige Reliquie, die als Sancta Camisia bezeichnete
Tunika, welche die Jungfrau Maria bei der Verheißung der Geburt
Jesu durch den Erzengel Gabriel getragen haben soll. Das ungefähr
30 × 30 cm große Tuch der Tunika entzog sich jedoch meiner
Sicht. In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1194 zerstörte ein
Stadtbrand die romanische Kirche fast vollständig. Mit
dem heutigen gotischen Bau wurde kurz danach begonnen.
Die offizielle Weihe des über 130 Meter langen und 64 Meter
breiten
Gotteshauses erfolgte am 24. Oktober 1260.
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Neben dem
mittleren Königsportal zeigt das rechte Portal die Menschwerdung
Christi und das linke Portal die Himmelfahrt des Herrn. (Foto links).
Die Statuen des Chartreser Königsportals von 1145/50 an der
Westfassade
sind die ältesten erhaltenen gotischen Statuen der
Kunstgeschichte. Die ganze Portalanlage ist gleichzeitig das erste
erhaltene Stufenportal, das sowohl an den seitlichen Gewänden, als
auch
im Tympanon, auf den Türstürzen und den Archivolten
Skulpturen aufweist. Das Südportal (Foto rechts) hat als
Sonnenseite das Neue Testament zum Thema und besonders das Jüngste
Gericht. Es wurde um 1210 geplant und zwischen 1220 und 1230 geschaffen.
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Das aus
der
selben Zeit wie das Südportal stammende Nordportal (Foto links)
hat als generelles Thema das Alte Testament und das Leben Marias zum
Gegenstand und wird daher in seiner Gesamtheit auch als Marienportal
bezeichnet. Dass Maria neben der Figur des Christus überhaupt eine
solche Bedeutung erlangen konnte, ist der Mystik des Bernhard von Clairvaux geschuldet,
welche sie in den Mittelpunkt rückte. Von Bernhards Zeit an werden
in Frankreich viele Kathedralen nach ihr als "Notre-Dame" benannt.
Zwischen Nordportal und Nordturm wurde ein Uhrturm (Foto rechts)
errichtet.
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Der
gotische Lettner (Foto links) weist Darstellungen wie die Taufe Jesu
(Foto rechts)....
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...den
niemals stattgefundenen "Kindermord von Bethlehem" (Foto links)
und eine astronomische Uhr (Foto rechts) vor.
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Den
größten Teil des Jahres ist das Kirchenschiff der Kathedrale
bestuhlt und das Labyrinth
damit verdeckt. Es ist Tradition am Johannistag, dem 21. Juni, die
Stühle zu entfernen und das Labyrinth begehbar zu machen. In den
letzten Jahren erfolgt die Aufdeckung des Labyrinths auch nahezu an
jedem Freitag in den Sommermonaten. Das Anfang des 13. Jahrhunderts
gefertigte Labyrinth aus schwarzen und grauen Steinplatten ist im
eingearbeitet. Es misst über 12 Meter im Durchmesser und zeigt
einen 261,50 m langen Weg, der sich durch 11 konzentrische Kreise und
34 Kehren zum Zentrum windet. In der Mitte des Labyrinths befand sich,
wie aus einer Beschreibung von 1640 bekannt, eine Darstellung des
Kampfes von Theseus mit Minotauros. Zu beachten ist, dass Labyrinthe
keine Irrgärten sind, denn sie haben nur einen einzigen,
verschlungenen Weg, der auf möglichst langer Strecke vom
Startpunkt zum Ziel im Zentrum führt. Das Labyrinth von Chartres
es ist namensgebend für den christlichen Labyrinthtyp mit elf
Umgängen.
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Videoclip Blick über Chartres 1
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Videoclip Blick über Chartres 2
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Nachdem
ich den Nordturm der Kathedrale erklommen hatte.....
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...begab
ich mich auch in die unter der Kathedrale liegenden Räume der
Unterkirche, welche keine Katakomben sind.
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Unterhalb
der Apsis und Ostfassade der Kathedrale (Foto links) befindet sich
dieses stilisierte, in den Rasen geschnittene Labyrinth (Foto rechts).
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Schräg
gegenüber der Kathedralenwestfassade steht die Maison Canoniale (Haus der
Kanoniker) aus dem 13. Jahrhundert. Die Ville Basse wird vom
Fluss Eure gesäumt (Foto rechts).
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