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Auf
meinen Weg von Angers nach Nantes (D723) wurde ich nach etwa 30
Kilometer auf eine Burgruine aufmerksam. Nachdem ich zu einer
näheren Besichtigung ausgestiegen war erfuhr ich durch ein
Hinweisschild, dass es sich hierbei um die Burg Champtocé-sur-Loire handelt.
Im 15. Jh. wurde die von Graf Gilles de Montmorency-Laval, Baron de
Rais (1404 - 1440) bewohnt. Er war ein französischer
Heerführer, Marschall von Frankreich und Serienmörder. Der
gefeierte Held des Hundertjährigen Krieges, Kampfgefährte von
Jeanne d’Arc, ist wegen der hohen Zahl seiner Opfer als einer der
größten Serienmörder der Geschichte berüchtigt und
diente als erzählerische Vorlage für die Sage vom Blaubart.
Ca. 32 Kilometer vor Nantes, auf der D323 wurde ich auf das Château
d’Oudon aus dem 14. Jahrhundert aufmerksam (Foto rechts).
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Nantes, die zeitweilige Hauptstadt
der historischen Bretagne wurde 1941 mit dem Département
Loire-Atlantique von dieser abgespalten und ist deshalb kein Teil der
modernen Verwaltungsregion Bretagne. Man kann Nantes zwar aus der
Bretagne entfernen, nicht aber die Bretagne aus Naoned, wie die Stadt auf bretonisch
heisst. So haben sich im Stadtwappen von Nantes die Semé d'Hermine der
bretonischen Flagge "Ar Gwenn-ha-du" (weiß und
schwarz) erhalten. Die
Cathédrale St-Pierre et-et-St-Paul bietet trotzt ihrer
langen Bauzeit von 1434 bis 1891 ein einheitliches Bild. Der Kalkstein
lässt nicht nur das Innere hell und nüchtern wirken, er
ermöglichte auch die große Höhe von 37,7 Metern des 102
Meter langen Hauptschiffs.
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Im
rechten Querschiff der Kathedrale steht das Grabmahl des letzten
unabhängigen Herzogs der
Bretagne, Franz II. (Reg. 1458–1488) und seiner Gemahlin
Margarethe von Foix. Die vier Statuen an den Ecken stellen die
Kardinalstugenden Gerechtigkeit, moralische
Kraft (Foto links), Vorsicht und Mäßigung dar.
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Die
Porte Saint-Pierre
aus dem 15. Jahrhundert steht auf älteren Fundamenten, die bis ins
dritte Jahrhundert zurückreichen (Foto links) Von der Porte
gelangt man zur Place
Maréchal-Foch, auf der am 14. August 1823 eine 28 Meter
hohe Säule mit der Skulptur Ludwigs XVI. inauguriert wurde (Foto
Mitte). Die Erbtochter Herzogs Franz II., Anne de Bretagne (bretonisch Anna Breizh;
1477- 1514) war zwischen 1489 und 1491 und von 1498 bis zu ihrem Tode
Herzogin der Bretagne. Sie war durch ihre Ehen mit den
französischen Königen Karl VIII. und Ludwig XII. auch
Erzherzogin von Österreich (1490–1491), Königin von
Frankreich (1491–1498), Königin von Sizilien und Jerusalem und
erneut Königin von Frankreich (1499–1514) und Herzogin von
Mailand. Ihre Tochter, Claude de
France, heiratete König
Franz I.. Dieser proklamierte auf einer Ständeversammlung
in der südbretonischen Stadt Vannes 1532 die offizielle
„Angliederung“ der Bretagne an das französische Königreich.
Auch noch 400 Jahre später fühlen sich einige bretonische
Nationalisten durch den französischen Staat „besetzt“, was sich z.
B. in der Sprengung des 'Vereinigungsdenkmals in Rennes' (bret.
Roazhon) im Jahr 1932 manifestierte.
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Le Château
des ducs de Bretagne in Nantes entstand unter Hzg. Franz II.,
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Videoclip
wehende Flagge Nantes
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....der
es am Platz früherer gallorömischer und mittelalterlicher
Befestigungen erbauen ließ. Seine Tochter Anne, die hier 1499
König Ludwig XII. ehelichte, und spätere Herrscher
ließen das
Schloß immer wieder vergrößern.
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Bei einem
Spaziergang auf der Mauer des Schlosses sieht man La cie du café théâtre
(Foto links) Der Schlossgraben ist rundherum mit Wasser gefüllt.
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Zum Musée maritime de La Rochelle
gehören die schwimmende
Wetterstation France 1, ein chalutier (Fischerboot) und ein Schlepper.
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Die Hermione war eine französischen
Fregatte, mit welcher der Marquis de La Fayette 1780 nach Boston
zurückkehrte, um die amerikanischen Kolonisten in ihrem
Unabhängigkeitskampf zu unterstützen. Die Rumpflänge
betrug 44,2 m, die Gesamtlänge 65 m, die Breite 11,55 m
und die Tiefe 5,78 m. Verteilt auf 3 Masten wurde eine Segelfläche
von mehr als 1500 m² erreicht. Die Hermione war mit 26 Kanonen
ausgestattet, welche Geschosse von 12 französischen Pfund "poid de
marc" (489.5 g) Gewicht abschießen konnten. Daher auch die
Bezeichnung 12-er Fregatte. Zusätzlich führte sie 6 oder 8
Sechs-Pfünder Kanonen an Bord. Bei dem Schiff in La Rochelle
handelt es sich um einen Nachbau
(Foto links). Die Einfahrt zum Alten Hafen von La Rochelle mit der Tour de la Chaine (im rechten Foto
links) und der Tour St.-Nicolas.
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Die
Tour Saint-Nicolas wurde zwischen 1345 - 1376
errichtet (Foto links). Am Alten Hafen wurde dem in La Rochelle
geborenen Baron Victor Guy
Duperré (1775 -1846) ein Denkmal gesetzt. Er war Admiral,
Pair de France und Minister de la Marine et des Colonies. Den Eingang
vom Hafenseite zur Altstadt bildet die Porte
de la Grosse Horloge. Die den im Grundriss rechteckigen Turm in
ganzer Höhe flankierenden Rundtürme werden von
Seetrophäen verziert. Der gotische Torturm erhielt im 18.
Jahrhundert nachträglich einen Aufbau aus einem Glockenstuhl, auf
beiden Seiten mit großen Uhrzifferblättern bestückt,
und von einer Kuppel und einer Laterne gekrönt.
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Die Tour de la Chaine (Rechts im Foto
rechts) erhielt ihren Namen von der großen Kette, die über
Nacht zur Blockierung der Hafenzufahrt zur Tour St.-Nicolas gespannt
wurde. Der im 14. Jahrhundert erbaute Turm war überwiegend ein
Pulvermagazin. Er wurde im 17. Jahrhundert teilweise abgetragen. Die
von der Tour de la Chaine in
Richtung Tour de la Lanterne
(Foto rechts) verlaufende Befestigungsmauer erhob sich im Mittelalter
direkt aus dem Meer. Sie ist die einzige Befestigungsmauer, die von bei
der belagerung von 1627/28 nicht zerstört wurde. Kardinal
Richelieu ließ sie zum Schutz gegen Angriffe der Engländer
stehen. Die Tour de la Lanterne
mit ihrem oktagonalen Turmhelm wurde erst im 15. Jahrhundert errichtet.
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La
Rochelle war bereits seit 1199 eine freie
Stadt. Der Hafen von La Rochelle galt als Standort der Flotte
des Templerordens, die von
hier aus der Legende nach am Vorabend des 13. Oktobers 1307 mit dem
Templerschatz und unbekanntem Ziel ausgelaufen sein soll. Vom 14. bis
18 Jahrhundert war La Rochelle eine der bedeutendsten Seefahrer- und
Handelsstädte Frankreichs. Von hier aus segelten ab dem Ende des
16. Jahrhunderts Siedler nach Kanada. Bürgerlicher
Unternehmergeist und Liberalität machten die Stadt zu einer Hochburg des Protestantismus. Nach
einer einjährigen Belagerung gelang es Kardinal Richelieu 1628 La
Rochelle einzunehmen und ihren Status als Freistätte aufzuheben.
Die Aufhebung des Toleranzediktes von Nantes (1683) und der Verlust
Kanadas (1763) setzten der Bedeutung der Stadt ein Ende. Während
des Zweiten Weltkrieges war La Rochelle-Pallice ein deutscher
U-Boot-Stützpunkt. Aufgrund einer eigenmächtigen Entscheidung
des Vizeadmirals Ernst Schirlitz (Konvention von La Rochelle)
wurden der Hafen und die Stadt vor der Kapitulation am 8. Mai 1945
nicht zerstört.
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