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Suchumi, Аҟəа/Aqwa
(abchasisch), სოხუმი/Sochumi (georgisch) und russisch Сухум/Suchum ist die
Hauptstadt von Abchasien, gleichgültig ob an das Land als unabhängige
Republik oder als Autonome Republik Abchasien innerhalb Georgiens betrachtet.
Wie öffentlichen Gebäuden des Landes zeigen auch die Banken die
Flagge und das Wappen der Republik Abchasien (Foto links), welches im Juli
1992 nach der Abspaltung von Georgien eingeführt worden war. Das grün-weiß
gespaltene wird von einem goldenen Bord gesäumt. Es zeigt einen goldenen
Reiter mit Blickrichtung nach rechts, der einen Pfeil nach oben abschießt
und einen großen und zwei kleinere achtzackige, blumenförmige
Sterne. Das Reiterabbild stellt den abchasischen Prometheus Abriskil und
seinen Pferd Arasch dar. Das Abchasische Landesmuseum
(Foto rechts) wurde 1915 gegründet. Es verfügt über eine
Sammlung von über 100.000 einzigartige Exponate, die nicht nur die Geschichte
Abchasiens, sondern auch jene anderer kaukausischer Völker sowie des
antiken Ägyptens, Griechenlands, Roms und Byzanz dokumentieren. Leider
war es während timediver®'s Aufenthalt in Suchumi wegen Renovierung
geschlossen. Auch auf dem Museumsvorplatz wurde gerade ein neues Pflaster
gelegt.
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Der vor dem Abchasischen
Landesmuseum errichte Dolmen (bretonisch: Steintisch) ist ca. 5000 Jahre
alt und wird der Majkop-Kultur des west- kaukasischen
Chalkolithikums zugerechnet. Entgegen
ähnlichen Monumenten in der
Bretagne
und auf der Insel
Korsika
, weist dieses Exemplar das für
die kaukasischen Dolmen charakteristische "Seelenloch" vor.
Daneben findet sich ein Sammelsurium aus einem ionischen Säulenkapitell,
Bruchstücken eines Frieses, diversen anderen Steinen und verrosteten
Granaten (Foto rechts).
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Auch der Eingang zum
Botanischen Garten
wird zur Zeit einer Renovierung unterzogen. Im Zentrum von Suchumi
beherbergt das 5 ha große Gelände 1200 verschiedene Pflanzenarten
aus aller Welt. DieTeilstrecke der einstigen sowjetischen Transkaukasischen
Eisenbahn zwischen Sotchi-Adler und dem georgischen Senaki wird heute
nur noch auf abchasischem Gebiet zwischen Psou/Ҧсоу und dem Hauptbahnhof
von Suchumi betrieben. Die zerstörte, unterhalb des Forschungszentrums
in Richtung Georgien gelegene Station ist daher verwaist (Foto rechts).
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Ein verrottetes Schild
weist den Weg zum einst renommierten Institut für experimentelle
Pathologie, vom dem 1987 die Rhesusäffchen Jeroscha und
Drjoma für einen Flug in den Weltraum zur Verfügung
gestellt wurden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann der Niedergang
des Forschungszentrums. Der bewaffnete Konflikt um die Abspaltung
Abchasiens von Georgien zog nicht nur eine Phase wirtschaftlicher Isolation
nach sich, sondern führte auch dazu, dass hunderte Affen zwischen
1992 und 1993 starben oder verschwanden. Während viele der aus ihren
Käfigen befreiten Affen erschossen wurden, rannten einige in der Stadt
herum. Infolge der Lebensmittelknappheit wurden sie von der Bevölkerung
gejagt und gegessen. Wie diese zum Institut führende Treppe
ist auch die Mehrzahl der ehemaligen Gebäude der Forschungseinrichtung
in einem beklagenswerten Zustand. Daneben betrieb die
Sowjetischen Akademie für Wissenschaften in Suchumi ab Juli 1945 auch
das vom Innenministerium der UdSSR (NKWD) gegründete Physikalisch-Mathematische
Institut, an dem Manfred von Ardenne bis 1954 an der Entwicklung der sowjetischen
Atombombe forschte.
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Das Hinweisschild zur
einstigen Kasse ist von Kugeln durchlöchert (Foto links). In einem
ausgetrockneten Wasserbassin, vom dem sich die hellblauen Kacheln gelöst
haben, kündet eine Pavianstatue aus der Sowjet-Ära von besseren
Zeiten. Von ehemals rund 1000 Affen leben heute nur 350, vor allem in trostlose
Käfige eingepferchte Paviane und Makaken. Ein paar Dutzend Affen werden
noch – als Nachkommen eines Auswilderungsexperimentes in den der 1970er Jahren
in den Bergwäldern Abchasiens vermutet. Nachdem es Jeroscha 1987
bei seinem 13-tägigen Ausflug ins All gelungen war eine Hand aus seiner
Zwangsjacke zu befreien, sich dann zum Entsetzen der Bodenkontrolle die
Sensoren vom Körper riss und sich an Knöpfen zu schaffen machte,
führen Mitarbeiter des Forschungszentrums heute wieder Gespräche
mit der russischen Kosmonautenakademie. Demnach soll zunächst
eine Marsmission simuliert werden, bevor dann tatsächlich ein
Affe an Bord gehen gehen wird. Die Planer sind fest entschlossen, eine Wiederholung
des Affentheaters bei einem weitaus längeren und teureren Flug zum Mars
zu verhindern.
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Im Jahre 2005 kolportierten die russische
Tageszeitung „Moskowskij Komsomolez" und die italienische „La Repubblica“,
dass Sowjet-Diktator Josef Stalin (1879–1953) den Biologen und Tierzüchter
Ilja Iwanowitsch Iwanow (1870- 1932) den Auftrag erteilt habe, durch eine
Kreuzung von Mensch und Schimpanse Monster-Bataillone aus Affenmenschen
zu produzieren. Weiterhin wurde vermeldet, dass man bei Bauarbeiten
in Suchumi Affen-Skelette gefunden habe, die ein Beleg dafür sein sollen.
Die größte deutsche Boulevardzeitung griff diese Meldung auf und
schmückte ihren eigenen Artikel medienwirksam mit einem Szenenbild aus
dem Film „Eroberung vom Planet der Affen“ aus dem Jahre 1972 (Foto rechts).
Tatsächlich war war es Iwanow gelungen, den ersten Hybriden aus Zebra
und Pferd zu erzeugen. 1924 besuchte der mit finanzieller Unterstützung
der Akademie der Wissenschaften der UdSSR das Institut Pasteur in Paris und
dessen Außenstelle in Guinea, wo er drei weibliche Schimpansen mit
menschlichem Sperma zu befruchten versuchte. Videoclip:
Versuchsaffen
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Auch nach bald zwei
Jahrzehnte wurden in Suchumi - wie auch im ganzen Land - viele Spuren des
abchasischen Sezessionskrieges noch nicht beseitigt. Um
die lebenswichtigen Wege der Bahn und Straße zu sichern, waren am
14. August 1992 georgische Einheiten in Abchasien einmarschiert.
Während die Abchasen das Gegenfeuer eröffneten, bezeichnete der
Präsident des abchasischen Parlaments, Wladislaw Ardsinba, den Truppeneinmarsch
als eine Aggression Georgiens gegenüber den „unabhängigen abchasischen
Staat“. Gleichzeitig rief er alle Abchasen auf, die Georgier mit allen
zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Mit Unterstützung
Russlands und tschetschenischen Freischärlern gelang es den Abchasen
dann auch den Krieg zu gewinnen. Ursächlich für diesen Sieg war
jedoch nicht nur die Hilfe von Außen, sondern auch die Unkoordiniertheit
der georgischen Truppen. Die meisten ethnischen Georgier flohen danach aus
Abchasien, wo sie zuvor die größte Bevölkerungsgruppe gestellt
hatten.
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Nach einem von den
Vereinten Nationen vermittelten und von Russland garantierten Waffenstillstandsabkommen
hatten die Georgier bereits ihre schwere Artillerie und Panzer aus Suchumi
abgezogen. Am frühen Morgen des 27. September 1993
brachen abchasische Freischärler, ihre nordkaukasischen Hilfstruppen,
Kosaken und russische Söldner die Vereinbarung und drangen in Suchumi
ein. Die in der Stadt verbliebenen georgischen Militäreinheiten waren
in der Minderzahl und militärisch nicht in der Lage, den Angriff zu
stoppen. Im Vertrauen auf den Waffenstillstand war
eine große Anzahl georgischer Einwohner in Suchumi geblieben, die
nun von abchasische Milizen und ihre Alliierten zusammengetrieben und erschossen
wurden. Augenzeugen berichten von Folterungen, Vergewaltigungen und anderen
unvorstellbaren Gräueltaten. Dem Massaker von Suchumi
fielen über über 7.000 Menschen zum
Opfer. Hinsichtlich der Verantwortung und Täterschaft gibt es widersprüchliche
Behauptungen, die das Massaker abchasischen Freischärlern oder ihren
nordkaukasischen Alliierten zuschreiben. Nach Zeugen berichten, dass die
Täter russisch und nordkaukasische Sprachen und russisch gesprochen
haben.. Einer der der Hauptverantwortlichen soll der tschetschenische Rebellenführer,
Terrorist und damalige stellvertretender abchasische Verteidigungsminister,
Schamil Bassajew (1965 – 2006), gewesen sein.
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Die vorangegangenen Fotos wurden
am Sitz des Obersten Sowjet (Foto links), der bis 1991 bestehenden Abchasischen
Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik aufgenommen. Am 27. September 1993
hatte sich hier ein georgisches Bataillon verschanzt, um die um die amtierende
Regierung der Autonomen Republik Abchasien zu schützen. Am späten
Nachmittag hatte es jedoch den Kampf verloren. Von den Siegern wurden Regierungschef
Schiuli Schartawa, Sochumis Bürgermeister Guram Gabiskiria, der georgische
General Mamia Alasania und der Politiker Raul Eschba getötet. Die baufällige
Kriegsruine kann zwar nicht mehr saniert, jedoch ungehindert betreten werden.
Während das einst repräsentative Parlamentsgebäude in keinen
der neuen Stadtpläne eingezeichnet wurde, finden auf dem Platz davor
immer noch Paraden statt. Es ist sicherlich eine spannende Geschichte, wie
dieses alte Fahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes (Foto rechts) nach Suchumi
gelangte. Videoclip:
Ruine des einstigen Obersten Sowjet Abchasiens
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Die Römisch-katholische
Kirche St. Simon (Foto links) wurde 1908 errichtet, in
den Jahren 1921 bis 1993 als Archiv missbraucht und erst nach dem georgisch-abchasischen
Krieg der katholischen Gemeinde zurückgegeben. In den 1990er Jahren
waren die Gläubigen von katholischen Priestern aus Sotschi betreut worden,
welche die Gottesdienste bis in den Spätherbst unter freiem Himmel
zelebriert haben. Die katholische Gemeinde von Suchumi zählt gegenwärtig
80 Personen, von denen die meisten Armenier und Polen sind. Unmittelbar
rechts neben dem katholischen Gotteshaus, auf dem selben Grundstück
(!) steht die 1913 erbaute Johanneskirche (Foto
rechts) der „Evangelisch-Lutherische Kirche Georgien“ (ELKG, 1999 gegründet).
Sie geht vor allem auf schwäbische Protestanten zurück, die in
den Jahren 1817 und 1818 dem Ruf des Zaren folgten, um sich im Kaukasus niederzulassen.
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Zahlreiche Hotelruinen
in unmittelbarer Strandnähe erwecken nur noch schwache Erinnerungen
an die sowjetische Zeit, in der sich Suchumi zur weißen Stadt am
Meer , einem Sommerparadies mit exklusiven Hotels, Cafés, einer
lebhaften Künstlerszene entwickelt hatte. In der multikulturellen Stadt
wurden einst neun verschiedene Sprachen gesprochen.
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Obgleich
auch die Standpromenade von Suchumi (Foto links) schon bessere Zeiten
gesehen hat, kommen nach offiziellen Angaben auch heute wieder jährlich
über 500.000 Feriengäste nach Abchasien. Der Naturstrand aus Sand
und Steinen ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Bemerkenswerterweise
stehen den Badegästen jedoch Duschkabinen zur Verfügung.
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Eines der zahllosen
Kriegsdenkmäler der Stadt und eine Rettungsstation an der Uferpromenade
(Foto rechts).
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Auch in Bars wie die
abchasische Flagge gezeigt. Auch dieses Gebäude (Foto rechts) an der
Uferstrasse wartet noch auf seine Sanierung.....
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...während dieses
mit Elementen des russischen Empire-Stils geschmückte Gebäude
wieder im alten Glanz erstrahlt. Das geplante Seehandelszentrum am Hafen
von Suchumi (Foto rechts) wurde jedoch nicht weiter ausgebaut. Im Jahre
2008 wurde in Moskau darüber nachgedacht, den Hafen von Suchumi künftig
als Stützpunkt für die russische Schwarzmeerflotte zu nutzen.
Die Anlage sei groß und tief genug, um bis zu 30 Kriegsschiffe aufnehmen
zu können.
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Dieses von Säulen und
zwei Pavillons gesäumte Tor steht an der Uferpromenade, schräg
gegenüber vom Hotel
Ritsa
(Foto rechts) das während des Krieges
beschädigt und wiederhergestellt wurde. Es beherbergt auch die Restaurants
„San Remo" mit europäischer und "Aktafurta", mit
abchasischen Küche. Der grüne Rahmen kennzeichnet timediver®'s
Zimmer.
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Auf der Rückseite
des Hotel Ritsa erinnern Wasserspiele mit bronzenen Greifen an seine mondäne
Vergangenheit (Foto links). Ein Blick aus timediver®'s Hotelzimmer
(Foto rechts).
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Die neuen Regierungsgebäude
und Ministerien der Republik Abchasien stehen in einer Parkanlage nahe der
Uferpromenade, wo ein Denkmal an Unterdrückung erinnern soll.
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Die Skulptur (Foto
links) erinnert an die massive Auswanderung der muslimischer Abchasen, die
ab dem Jahr 1867 infolge der antiislamischen Politik des Zarenreiches ins
Osmanische Reich emigrierten. (Ab dem 17. Jahrhundert war infolge
der osmanischen Eroberungen die Mehrheit der abchasischen Bevölkerung
zum Islam übergetreten, während die Georgier hielten mehrheitlich
am Christentum festhielten. ) Bis 1877 haben ca. 52.000 Abchasen
ihre Heimat verlassen, die dadurch, mit Ausnahme des Siedlungsgebietes der
georgischen Mingrelier in Ostabchasiens, zu einem Teil entvölkert wurde.
Trotz der ohnehin wenigen Kraftfahrzeuge in Abchasien sind eine Straßen
des Regierungsviertels für den Verkehr gesperrt (Foto rechts).
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Die Mündung des
Flüsschens Basla in die Bucht von Suchumi (Foto rechts) und
das verwaiste Seehandelszentrum (Foto rechts).
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Das alte Postgebäude
Suchumis steht ebenfalls an der Uferpromenade. Der Legende nach legten
die Zwillinge (Dioskuren, Teilnehmer von Iasons Argonautenfahrt nach Kolchis
zur Erlangung des Goldenen Vlieses) Castor und Pollux den Grundstein für
das heutige Suchumi. Tatsächlich wurde die Stadt im 6. Jahrhundert
v. Chr. als griechische Kolonie Dioscurias gegründet. Im römischen
und byzantinischen Imperium wurde die Stadt Sebastopolis (Stadt des
Ruhms) genannt. Aus dieser Zeit stammen auch die heutigen - zum großen
Teil unter der Meeroberfläche befindlichen - Mauerreste (Foto
rechts).
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Der östlich von
Suchumi, unmittelbar am Meer stehende Rest des Kelasuri-Turmes gehörte
zur Großen Abchasischen Mauer, die auch als Kelassurier Mauer
bezeichnet wird. Diese einzigartige 160 Kilometer lange mittelalterliche
Befestigungsanlage schützte einst die westgeorgische Küstenregion.
Obwohl bisher 279 Wehrtürme und Bauwerke an der Mauer bis ins
gebirgige Hinterland festgestellt werden konnten, steht die vollständige
Kartierung der Anlage noch aus. Die Mauer war lediglich ein bis zwei Metern
breit und besaß über weite Strecken keinen Wehrgang. Während
die Anlage immer noch Rätsel hinsichtlich ihrer Erbauer aufgibt und
die archäologische Erforschung noch nicht richtig in Gang gekommen ist,
versuchen Nationalisten in Abchasien und Georgien das wichtige Kulturdenkmal
jeweils als Beleg ihrer eigenen ruhmvollen Geschichte zu instrumentalisieren.
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timediver®'s Fotoseiten
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Für Abchasien gibt es keine
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Sprache!
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