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  • Letzte Aktualisierung: 14.05.2012

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Korsika / Corsika /Corse

Bonifacio/Bunifaziu -Stantari - Funtanaccia - Renaju

             
 
 
Im Westen der auf einer hohen Landzunge gelegenen Zitadelle Montlauer der Stadt Bonifacio/Bunifaziu stehen die Ruinen mehrerer Windmühlen (Foto links). Nach zwei Regentagen konnte timediver® nun endlich auch die Sonnenzeit der Insel sehen. Die Sonnenuhr befindet sich am Hotel Santa Teresa, unmittelbar neben den einstigen Windmühlen.


Das Monument de la Légion Etrangere erinnert zum einen an die Legionäre, die zwischen 1897 und 1902 im Dienste Frankreichs im Kolonialkrieg in der algerischen Provinz Oran gefallen sind und zum anderen daran, dass am 23. Juni 1963 die erste Garnison der Fremdenlegion auf Korsika in Bonifacio errichtet wurde. Bis zu ihrem Abzug im Jahre 1983 war die Zitadelle für Besucher gesperrt.
 
 
Nachdem der militärische Bereich wieder an die Stadt Bonifacio zurückgegeben worden war, wurden dort zahlreiche Parkplätze eingerichtet, die jedoch in der Hauptsaison auch nicht für die Touristenströme ausreichen. Die einzige gotische Kirche Korsikas, Saint-Dominque (Foto rechts), die zwischen 1270 - 1343 kann seit dem Abzug der Legion ebenfalls wieder besichtigt werden. timediver® blieben jedoch auch die Türen dieses "Monument Historique" im Mai 2012 einmal mehr verschlossen.


Die Kirche Saint-Dominique wurde im Jahre 1270 am Ort einer alten Templerkirche zusammen mit einem Kloster erbaut. Die einstigen Wirtschaftsräume der Dominikaner (Foto links). Le Place Bir Hakeim (Foto rechts) erinnert an die Schlacht bei der gleichnamigen libyschen Wüstenoase erinnert, bei der eine Brigade freifranzösischer Truppen unter Brigadegeneral Marie-Pierre Kœnig den Vorstoß Rommels vom 26. Mai bis 11. Juni 1942 über zwei Wochen lang aufhalten konnte.


Le Goulet de Bonifacio mit dem Gare maritime , von wo aus die Fähren nach Sardinen abfahren (Foto links) und ein Blick in die entgegengesetzte Richtung zur Zitadelle Montlauer (Foto rechts).  


Die leere Straße in der Oberstadt täuscht, denn auch in der Vorsaison Anfang Mai ist Bonifacio recht gut besucht. Die am 2. November 1932 aufgestellte rauhe, 2000 Jahre alte römische Säule erinnert an die Korsen, die im ersten Weltkrieg (1914 - 1918) im Dienste der französischen Nation gefallen sind.


Im Office de Tourisme kann man sich Informationsmaterial besorgen (Foto  links). In den zahlreichen Restaurants und Eisdielen an den Kais des natürlichen Hafens der Unterstadt von Bonifacio ist stets ein Betrieb wie auf dem Rummelplatz, denn dort kann man eine Bootsfahrt zu den verschiedenen Grotten in den Kalkklippen und den Inselchen des Naturschutzgebietes buchen (Foto rechts).


Bonifacio verdankt ihren Namen dem Gründer der Stadt, dem toskanischen Grafen Bonifacio  . Sein hauptsächliches Anliegen bestand darin, an der südlichsten Stelle der Insel mit ihrer strategischen Bedeutung für den Meereskanal zwischen Korsika und Sardinien eine Befestigung zu errichten, um effektiver gegen Sarazeneneinfälle gewappnet zu sein. Die Bewohner der 828 gegründeten Stadt entwickelten sich jedoch im Laufe der Jahrhunderte selbst zu Piraten, welche nicht nur die Schiffe in der Straße von Bonifacio überfielen, sondern auch zu Plünderungfahrten aufbrachen. Im Jahre 1187 gelang es den Genuesen, die Stadt mit einem Trick in ihre Gewalt zu bringen. Sie wählten für ihren Angriff einfach einen Zeitpunkt aus, an dem die ganze Stadt kaum verteidigt wurde, weil ihre Bewohner mit der Feier einer Hochzeit beschäftigt waren. (Trickreiche Eroberungen wurden zu einer Spezialität der Genuesen, denn auch  Francesco Grimaldi sollte am 8. Januar 1297 aufgrund einer List die Festung Monaco erobern.) Der Eroberung Bonifacios folgte die genuesische Siedlungspolitik durch welche die alten Bewohner vertrieben und ab 1195 genuesischen Familien angesiedelt wurden. Aufgrund der Abgeschiedenheit der Stadt hat sich dort bis heute der ligurische Dialekt der Genuesen aus dem 16. Jahrhundert weitgehend erhalten. Die genuesischen Bewohner Bonifacios konnten 1420 auch einer Belagerung durch die Aragonesen standhalten, bis eine Entsatzflotte aus der Stadtrepublik eingetroffen war und die Katalanen vertreiben konnte. 


In die ein wenig an das englische Dover erinnernden Kalksteinklippen hat die Erosion zum Teil bizarre Felsformationen erzeugt. Einige Häuser der Oberstadt von Bonifacio scheinen am Rande des Abgrunds zu stehen (Foto links).


Neben einer Serpentinenstrasse sind Ober- und Unterstadt auch mit dem steilen Montée Rastello verbunden (Foto links), an dessen Basis sich eine kleine Kirche befindet, die dem Schutzpatron der Seeleute Saint-Erasme geweiht ist (foto rechts).


Auch vom Hafen aus bietet sich ein beeindruckender Blick auf die Oberstadt (Foto links). Nachdem man den Montée Rastello erstiegen hat, gelangt man an die Porte de Gênes . Das auch als Porta Vecchia bezeichnete Alte Tor wurde zusammen mit der Befestigungsanlage im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert von den Genuesen erbaut und war bis 1854 der einzige Zugang zur Oberstadt.


Eine besondere, aber auch schweißtreibende Attraktion Bonifacios ist die auf der Meerseite befindliche Treppe Escaliers du Roi d'Aragon . Der Legende nach soll sie 1420 in den Aragonesen in einer Nacht angelegt worden sein, damit diese, die Stadt von zwei Seiten aus angreifen konnten. Tatsächlich ist die steile Treppe jedoch deutlich älter.  Wer sich das Hinabsteigen der Treppe die dafür geforderten 2,50 Euro kosten lässt...


...wird nicht nur mit fantastischen Aussichten belohnt.....


....sondern muss sich schließlich auch die ca. 200 steilen Stufen wieder hochkämpfen (Foto rechts).


Im Sartenais , einer der ältesten Kulturlandschaften Korsikas befindet die Hochebene Pianu di Cauria mit dem größten prähistorischen Komplex aus der Megalithzeit.  Das Alignement von Stantari besteht aus zwei Reihen wieder aufgestellter Menhiren, deren Entstehung in die mittlere bis späteBronzezeit, datiert wird. Der französischer Archäologe und Leiter des Centre de préhistoire corse , Robert Grosjean (1920 - 1975), der die Menhire im Jahre 1964 freilegte, bezeichnete die 2,78 Meter hohen Steine  nach dem in der Nähe liegenden Ort als„Cauria II“ .


Die 2,91 hohen, als “Cauria IV“ bezeichneten Statuen der Steinreihe gehören zu den größten der Insel.  Die einzigartigen Statuenmenhire mit angedeuteten Armen und Händen, lassen als kriegerisches Merkmal  ein „Dolchschwert“ erkennen, welches in einem Gehänge an einem Schultergurt getragen wird. An beiden Seiten des Kopfes befindet sich oberhalb der Stirn jeweils Loch mit einem Durchmesser von 7 cm. Grosjean interpretierte den Zweck dieser 3 cm tiefen Öffnungen damit, dass diese zum Anbringen von Hörnern (Bukranion) dienten.   Nach Grosjean stellen diese Statuen sie torreanische Krieger dar.


Setzt man den ausgeschilderten Rundweg über eine Weidelandschaft fort, kommt man bach ca. 400 Metern  zu einem kleinen, lichten Wäldchen aus gedrungenen Steineichen, in dem sich das Aligment de Renaju/Renaggio befindet. Die in Nord-Süd-Richtung errichtete Doppelsteinreihe stammt aus der frühen Bronzezeit (3000–1000 v. Chr.). 


Die meisten der 45 stehenden Menhire sind weniger als einen Meter hoch und damit deutlich kleiner als jene des benachbarten Aligments de Stantari. Weitere Steine sind zerbrochen oder umgefallen. Ihre Anordnung in zwei, einen Platz umspannenden Halbbögen wird dahingehend gedeutet, dass dort kultische Handlungen vollzogen wurden. Ein weiteres Schild des archäologischen Rundweges weist auf den weist den Weg zum Dolmen von Fontanaccia...


...des besteigen natürlich verboten ist. Der am besten erhaltene Dolmen Korsikas wird von den Einheimischen als "Stazzona del Diavolo“ (Teufelsschmiede) bezeichnet. Die auf einer kleinen Erhebung stehende Anlage besteht an den Seiten aus sechs Granitplatten, die etwa 1,50 hoch sind. Auf diesen Platten ruht ein 3,5 Meter langer, 2 Meter breiter und 20 Zentimeter dicker Deckstein. Während eine der Schmalseiten mit einer weiteren Platte verschlossen ist, ruht vor der offenen Seite ein Menhir, der möglicherweise zu deren Verschluss gedient haben könnte.


Parallel zu den Ausgrabungen Robert Grosjeans hat Adalbert Graf von Kayserlingk (1905 - 1993) über 30 Jahre hinweg die stein- und bronzezeitlichen Fundstätten Korsikas erforscht und seine Ergebnisse 1883 veröffentlicht.  Er hatte erkannt, dass die auf Korsika vorkommenden Menhire in den einsamen Landschaften zu einem sinnvollen System von Verbindungswegen gehörten und dass Korsika den bekannten Mysterien-Inseln wie Malta, Zypern oder Irland an Bedeutung nahesteht.  Daneben hat Kayerslingk für die Kultstätten Korsikas ähnliche astronomische Ausrichtungen wie beim südenglischen Stonehenge und dem bretonischen Carnac nachweisen können.


So orientiert sich die Ausrichtung des Dolmen von Fontanaccia am Sonnenstand. Während der Wintersonnenwende scheint die aufgehende Sonne direkt in den Dolmen hinein und erleuchtet die hintere Wand. Kayserlingk sieht den Dolmen als einen Schulungsraum, in der ein Schüler an der Rückwand des Dolmens sitzend vor der Urne eines großen Lehrer meditierte: „Wenn er dann zur Wintersonnenwende die aufgehende Sonne erblickt habe, habe sich der Schüler wie neu geboren aus einem todähnlichen Wintererlebnis gefühlt.“
(Quelle: Und sie erstarrten in Stein. Frühe Mysterien in Korsika als Keime unserer Zeit v. Adalbert Graf von Keyserlingk, Basel 1983) 

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