• Letzte Aktualisierung: 14.09.2012

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Abchasien /Аҧсны

აფხაზეთი / Абхазия 

 
        









Abchasien liegt südlich des Kaukasus an der Nordküste des Schwarzen Meeres westlich des Flusses Enguri in Georgien. Im Westen und Norden grenzt das Land an Russland. Neben einem schmalen, landwirtschaftlich genutzten Küstenstreifen erreicht das gebirgige Hinterland Abchasiens Höhen von über 4000 Metern.  Die Abchasen, die sich selbst Apsua  und ihr Land Apsny (Land der Seele) nennen sind ein autochthones Volk des Nordwest-Kaukasus. Im 6. Jahrhundert wurden sie von Byzanz aus christianisiert und seit Beginn des 9. Jahrhunderts besaßen sie ein unabhängiges Königreich, das im Jahre 978 mit Georgien  vereint wurde. Im 15. Jahrhundert kamen die Abchasen unter den Einfluss der in ihr Territorium eindringenden Osmanen und wurden dabei zu einem großen Teil islamisiert. Nachdem Abchasien 1810 zu einem russischen Protektorat erklärt worden war, wurde es 1874 dem Zarenreich eingegliedert. Abchasien erklärte sich am 23. Juli 1992 als unabhängig von Georgien und setzte diesen Anspruch in einem von Russland und tschetschenischen Guerillas unter dem Kommando des Terroristen  Schamil Bassajew (1965 - 2006) der in dieser Zeit sogar zum stellvertretenden Verteidigungsminister Abchasiens aufstieg, durch.  Im Zuge des Konfliktes um Südossetien am 8. August 2008 brachen bis zum 10. August auch Kämpfe an der abchasisch-georgischen Grenze in der Kodori-Schlucht aus. Neben der Mobilmachung der abchasischen Armee wurden mehr als 9000 zusätzliche russische Soldaten nach Abchasien verlegt; entgegen dem Abkommen von 1994, welches lediglich eine russische Truppenstärke von bis 3000 Mannstärke vorsah. Der sogenannte „Fünf-Tage-Krieg“ endete am 12. August 2008. Eindrücke von der abchasischen Küste, kurz vor Gagra (Fotos links und rechts).




Die historische Karte macht deutlich, dass Abchasien, anders als die Adscharen ASSR und die Südossetische Autonome Oblast in den Jahren 1921 - 1931 als Sozialistische Sowjetrepublik (SSR) der Georgischen SSR gleichgestellt war. Erst einer Laune Stalins folgend, wurde sie zur Abchasischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (AbASSR) herabgestuft und der Georgischen SSR einverleibt. Die Südossetische Autonome Oblast (SOAO) mit der von ihr beanspruchten Territorien Trialeti und Kazbeg war hingegen von Anfang an Bestandteil der Georgischen SSR. Da es außerdem die in der Russischen Föderation gelegene "Respublikæ Zægat Iryston-Alani" ( Nordossetien-Alanien) gibt, kann die Sezession Abchasiens von Georgien mit derjenigen Südossetiens nicht verglichen werden! Das Foto rechts zeigt die Flaggen von fünf Ländern, die Abchasien als unabhängigen Staat anerkannt haben: Russland (als Antwort auf die Anerkennung des Kosovo durch westliche Staaten), Südosstien (de-facto-Staat), Nicaragua, Venezuela und der Insel-Staat im Pazifik, Nauru. Die Flaggen von Tuvalu , der Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika (de-facto-Staat) und der Autonomen Republik Gagausien    (Teil von Moldawien), die Abchasien ebenfalls anerkannt haben fehlen jedoch. Demgegenüber betrachten Georgien, die USA und die NATO Abchasien als "von Russland okkupiertes georgisches Gebiet" . Daher sieht Georgien die Einreise von Russland nach Abchasien als „illegalen Grenzübertritt“ an, welcher nach dem „Gesetz über die besetzten Gebiete“ mit Gefängnis oder Geldstrafe geahndet wird!




Die Einreise von Russland nach Abchasien bedarf einiger Vorleistungen und eines nicht gerade geringen finanziellen Aufwandes, die bereits in Deutschland erledigt werden müssen. Neben dem niedrigen Bekanntheitsgrad und der Berichterstattung westlicher Medien sind auch das Einreiseprocedere und die hohen Kosten wohl der Grund dafür, dass sich pro Jahr maximal nur eine Handvoll Deutsche nach Abchasien begeben. Man benötigt zunächst ein Visum zur zweimaligen Einreise in die Russische Föderatio n. Über die Russische Botschaft muss zudem ein Einreiseantrag für Abchasien gestellt werden. Wird diesem stattgegeben, erhält man per E-mail eine Einreisegenehmigung der abchasischen Behörden (siehe links). Während bei der Einreise mit dem Boot in Gagra (Foto rechts) die vornehmlich russischen Staatsbürger nur kurz kontrolliert wurden, musste timediver® für weitere Überprüfungen etwas länger warten, bis der abchasische Grenzbeamte mit meinem und einem rumänischen Pass zurückkam. Nach der Einreise muss man sich normalerweise ins "Ministerium für Auslandsangelegenheit" in Suchumi begeben, wo man sein Visum in Empfang nehmen kann. Da ich jedoch an einem Wochenende einreiste, an dem die Behörden geschlossen sind, war mein Aufenthalt und meine Ausreise von meinem russischen Reiseveranstalter bereits mittels einiger Telefonate geregelt worden. Man sagte mir die nachträgliche Zusendung des Visums zu......




Über diesen Landungssteg (Foto links) gelangt man aufs Festland, wo mich mein russischer Fahrer, der die Strecke von Sotchi mit dem Pkw gefahren war, für die Weiterfahrt nach Suchumi aufnahm. Nach einem ersten abchasischen Autokennzeichen (Foto rechts), sollte ich schon bald auch den selbstmörderischen Fahrstil der Abchasen kennenlernen.... ansonsten ist Abchasien jedoch ein friedliches und sicheres Reiseland!




...der jedoch weder Kühe, noch andere Haustiere davon abhält, sich gemächlich auf der Fahrbahn niederzulassen (Foto links). Eine typische abchasische Restaurant-Küche mit offenem Feuer. Der Rauchabzug dient auch zum Räuchern von Fleisch und Käse /Foto rechts).




Die abchasische Sprache wird seit 1954 in einem hierzu modifizierten kyrillischen Alphabet  geschrieben. Nicht zuletzt wegen des hervorragenden kaukasischen Quellwassers ist das abchasische Bier (hier: Pivo Suchumi) von exzellentem Geschmack. Die Speisen werden für alle am Tisch aufgetragen: Abista (weiße Maispolenta) mit Räucherkäse, Adschika-Sauce und etwas zähes Räucherfleisch werden aufgetragen, bevor es Chatschapuri und Schaschlik mit Tkemali (saure Mirabellen- oder Zwetschensauce) gibt. Zur Verdauung trinkt man einen oder zwei Gläser des selbstgebrannten Cha-cha.

Der Unterschied zwischen der wohl dauerhaften Sezession Abchasiens und der nur kurzzeitigen Abtrünnigkeit der Autonomen Republik Adscharien von Georgien offenbart sich einmal mehr in deren Flaggen.



                                
                                 
   

Der Gösch mit der weißen Hand auf rotem Grund ist eine Anlehnung an die historischen Flagge Sebastopols, der heutigen abchasischen Hauptstadt Suchumi, Während die offene Hand die abchasische Nation symbolisiert, stehen die sieben Sterne für die sieben Regionen des Landes: Sadzen, Bzyp, Gumaa, Abzhywa, Samurzaqan, Dal-Tsabal und Pskhuy-Aibga. Da die sieben in Abchasien zudem als heilige Zahl gilt, zeigt die Flagge auch sieben Streifen, die sich in den Farben  Grün und Weiß abwechseln und die Toleranz zwischen Islam und Christentum verkörpern. Die fiktive Flagge einer fiktiven "Autonomen Republik Abchasien" wird es daher nicht geben.
Die dunkelblaue Farbe der adscharischen Sezessionsflagge von 2000 - 2004 (rot durchgestrichen) repräsentierte das Schwarze Meer, an dem Adscharien liegt. Die sieben Sterne standen für die beiden Städte Batumi und Kobuleti sowie die fünf Bezirke Batumi, Kobuleti, Keda, Shuakhevi und Khulo. Die heutige, vom Obersten Rat der Autonomen Republik Adscharien am 20. Juli 2004 bestätigte Flagge hat sieben Streifen, die abwechselnd das Meer
(Blau) und die Reinheit (weiß) symbolisieren. Im oberen Liek symbolisiert die „Fünf-Kreuz-Flagge“ die Rückehr und Zugehörigkeit zum georgischen Staat.


Ablaufschilderung des adscharischen Sezessionsversuches, der friedlich mit einer Rückkehr in den georgischen Staat gelöst werden konnte:
Mit Unterstützung Russlands, das Truppen in Adscharien stationiert hatte, konnte Aslan Abaschidse, der 1998 zum Präsidenten gewählt worden war, eigene Streitkräfte auf- und die Steuerzahlungen an Georgien einstellen. Die adscharischen „Grenzkontrollen“ verschärften sich schließlich dergestalt, dass dem georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili am 14. März 2004 die „Einreise“ verweigert wurde. Im Zuge einer Teilblockade Adschariens trat Abachidse zurück und begab sich ins Exil nach Moskau. Nach der Wahl zum Obersten Rat Adschariens am 20. Juni 2004, bei der Saakaschwilis Partei „Siegreiches Adscharien“ 72,1% der Wählerstimmen erreichte, rechnete die georgische Justiz mit den korrupten früheren Machthabern, die auch nicht vor Mord nicht zurückgeschreckt hatten, ab. Die Rechte der Autonomen Republik Autonomie Adscharien wurden bereits am 1. Juli 2004 gesetzlich eingeschränkt. Demnach wird der adscharische Premierminister auf Vorschlag des georgischen Präsidenten gewählt, der das Regionalparlament jederzeit auflösen kann. Die Beschlüsse des adscharischen Parlaments können vom Parlament in Tiflis suspendiert oder vom adscharischen Premier durch ein Veto gestoppt werden. Die Adscharen sind ethnische Georgier und bekennen sich zu etwa 30 % zum Islam.

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Suchumi (Hauptstadt der Republik Abchasien)





Für Abchasien gibt es keine Reisehandbücher in deutscher oder einer anderen westeuropäischen Sprache!