|
|
Wohl
für die meisten Zeitgenossen, die Peru als ihr Sehnsuchtsziel
ansehen, assoziieren das Land in erster Linie mit Machu Picchu und den
Inka. Dabei übersehen diese Traumschwärmer, die zum
größten Teil Peru niemals bereisen werden, dass es sich
hierbei zusammen mit den zeitgleichen Kulturen der Cajamarca, Chancay,
Chachapoya, Chincha, Chimor/Chiribaya, Chucuito,
Huaman Huilca, Ilo, Qotu Qotu, Pacacocha, Palli Marca, Piura,
Tajaraca nur um den spätesten Horizont (1476–1534 n.
Chr.) einer über 10.000jährigen Geschichte handelt. Im Museo del Banco Central de Reserva del
Perú, einem der zahlreiche über das gesamte
Stadtgebiet Limas verstreuten Museen, bekommt der Innenstadtbesucher
eine erste Übersicht und
erste Eindrücke über.... |
|
|
...die
Vielzahl der unterschiedlichen peruanische Kulturkreise. Die
beiden Musikanten stammen aus der Vicús-Kultur
(hier: Intermedio
Temprano 200 v. Chr. - 500 n. Chr.), die nach einer
kleinen Ortschaft in Nord-Peru, ungefähr 40 km westlich von Piura
benannt wurde. Das Gefäß mit den Reißzähnen ist
dem nordperuanischen Chavín
Horizont (850 v. Chr. bis 200 v. Chr.) zuzuordnen.
|
|
|
|
Sogenannte
Steigbügelgefäß aus der Chavín- (Foto links) und der Vicús-Kultur (Foto Mitte) und
bronzene Gürtelschnallen (?) aus der nach einem nordperuanischen
Fluss benannten Moche-Kultur,
des 1. bis zum 8. Jahrhunderts, welche ihr Zentrum in der Gegend der
modernen Stadt Trujillo hatte (Foto rechts). |
|
|
|
Eine
Frau und ein Mann im Schneidersitz (Vicús-Kultur).
|
|
Die
Moche
besaßen ein Faible für die
Darstellungen erotischer Gegenstände und Szenen, wobei die
Wissenschaft bis heute noch nicht klären konnte, ob es sich
hierbei um spontane, lebensbejahende Äußerungen handelt oder
ob dieser Bereich zu Ritus und
Religion gehörte.
|
|
Während
das linke Gefäß mit seiner Darstellung eines Äffchens
auf das Amazonasgebiet hinweist, ist die dreiköpfige
Mähnenrobbe (Lobo marino sudamericano), eine Reminiszenz an
das heute als Pazifischer Ozean bezeichnete Weltmeer.
|
|
|
|
Die
beiden Steigbügelgefäße (Fotos links und rechts) wie
auch die bronzenen Tumis
(Ritualmesser) wurden ebenfalls von der Moche-Kultur hervorgebracht.
Auffällig ist das gegenüber älteren präkolumbischen
Kulturen feingearbeitete Gesicht. |
|
|
|
Die
beiden lustigen, grob modellierten Figuren zieren kein
Trinkgefäß, sondern dienen als Pfeifen eines Musikinstrumentes.
|
|
|
|
Die
farbenprächtigsten Artefakte brachte die
südperuanische Nazca-Kultur (200 v. Chr. - 600 n.
Chr.) hervor. Dieser Horizont erlangte nicht zuletzt durch Erich
von Dänikens parawissenschaftliche Spekulationen um die sogenannten
Nazca-Linien, die er als Spuren
Außerirdischer ansieht eine gewisse Populärität.
|
|
|
|
Für
die Goldarbeiten des präkolumbischen Peru wurden neben solchen der
Nazca...
|
|
|
|
...exemplarisch
auch einige Artefakte der nordperuanischen Paracas-Kultur (900 bis 200
v. Chr.), die zwischen 1927 - 1929 am Cerro Colorado ausgegraben
wurden, exponiert. Bei diesen Scheiben....
|
|
|
...handelt
es sich um Ohrschmuck, welcher die göttliche Herkunft seines
Trägers offenbaren soll. Wahrhaft überirdisch erscheint es
selbst noch im globalen Zeitalter der gedehnten Piercings, wie die
schmuckbesessenen Träger einst die riesigen Zylinder in ihre
Ohrläppchen stecken konnten, ohne dass diese aufgrund der
Schwerkraft abrissen.
|
|
|
Das
sehenswerteste Museum Limas ist sicherlich das mehr als sechs Kilometer
vom Zentrum entfernte Museo Nacional
de Arqueología, Antropología e Historia del Perú.
Das bereits 1822 gegründete Museum im Distrito de Pueblo Libre ist
zudem das älteste und größte des Landes. gegenüber
dem
Museo Nacional de Antropología in
der Ciudad de México nimmt es zwar viel bescheidenere
Ausmaße ein, timediver® hatte es bei seinem Besuch jedoch
fast für sich alleine.
|
|
|
|
Alleine
die nach dem italienischen Naturforscher Antonio Raimondi (1826 – 1890)
benannte Raimondi-Stele (Foto
rechts) ist eine Reise wert. Raimondi hatte den 198 cm hohen, bis 76 cm
breiten und 17 cm dicken Stein aus poliertem Granit im Jahre 1860
in einem Privathaus entdeckt. Zwanzig Jahre zuvor hatte ihn ein Campesino
in einem seiner Äcker nahe einem alten
Tempel gefunden. Nachdem Raimondi 1873 in einer Publikation auf die
kulturelle Bedeutung dieses Artefakts hingewiesen hatte, wurde die
Stele 1874 nach Lima gebracht. Der quaderförmiger Monolith aus der
späten Chavin-Kultur (um 900 - 550 v. Chr.) zeigt auf seiner
Frontseite ein mythisches Mischwesen, vermutlich eine frühe
peruanische Gottheit. Da weder ihr genauer Fundort und -zusammenhang
nicht überliefert sind, ist eine Deutung der Stele
äußerst schwierig. Neben Interpretationen als Felino
volador (Fliegende Katze) und spätere Inka-Gottheit Qun (Kon) gibt
es verschiedene Thesen die ihr eine Bedeutung in einer Cultura matriz
des Andenraumes, bzw. ganz Südamerikas zusprechen wollen.
Ähnliche Darstellungen von Göttern kennt man auch von
späteren Anden-Kulturen, wie in der Huari-Kultur, die als Schöpfergott
Viracocha verehrte und in der Tiahuanaco-Kultur
mit ihrer auf dem Sonnentor dargestellten Divinidad de los dos
Báculos (Gottheit mit den zwei Zeptern). Weitaus älter sind
jedoch die gröber bearbeiteten Stelen aus Sechín im Departamento de
Áncash (um 1500 v. Chr.), wo im Jahre 2005 von Forschern
des Lateinamerika-Instituts der Freien Universität Berlin
die Reste einer großen Pyramide freigelegt wurden, die
ursprüngliche eine geschätzte Höhe 70 bis 100 Meter
aufweisen konnte. Damit besitzt das seit ca. 3500 v. Chr. bebaute
Sechín nicht nur die älteste (bisher gefundene)
Pyramide, sondern auch das älteste Bauwerk Südamerikas.
|
|
|
|
Im
Huallaga Tal, ca. 5 Kilometer westlich der Stadt Huánuco wurde 1963 von einem
Team der Universtät Tokyo an der Fundstelle Kotosh ein Tempel
ausgegraben (Rekonstruktion im Foto links), in dem das aus Ton
gefertigte Reliefs zweier gekreuzter Arme aus einer von 1200 bis 2300
v. Chr. zurückreichenden Zeit (Kotosh-Mythos-Phase)
gefunden wurde. Die cahrakteristische Ikonographie des Tempels der gekreuzten Arme findet
sich auch in späteren Artefakten, hauptsächlich jenen der Chavín-Kultur
wieder....
|
|
|
...
der auch dieses Fragment mit Schlangenmustern und die beiden
Steigbügelgefäße zugeordnet werden.
|
|
|
Ebenfalls
eine Reise wert ist der nach dem peruanischen Anthropologen Julio
César Tello Rojas (1880- 1947) benannte und auch zur
Chavín-Kultur gehörende Tello
Obelisk. Die Oberfläche
des an allen vier Seiten bearbeiteten, 2,52 Meter hohen Artefakt zeigt
zwei mythischen Gottheiten, bzw. einen "Doppel-Gott", der als Zwitter,
katzenköpfiger Gott ( wie ihn Tello beschrieb ), Vereinigung
zweier Alligatoren (John Howland Rowe)
oder Vogelgottheit mit einem katzenartigen Mund (Felino volador)
interpretiert wird. Daneben zeigen die Steinmetzarbeiten eine
Vielzahl anderer Motive, wie Männer,
Vögel, Schlangen , Katzen und Pflanzen ( Kürbis, Paprika ,
Erdnüsse , Maniok , etc.),
deren komplexe Ikonografie den Obelisken populär machte. Die
Kunst der Chavin-Kultur war immer naturalistisch, wobei Menschen,
Vögel, Schlangen , Katzen, anderen Tieren, Pflanzen und Muscheln
im Vordergund standen.
|
|
|
Der
Zugang zum besonders exponierten Tello-Obelisk. Exponate der
Paracas-Kultur, die etwa 880 v. Chr. begonnen hatte und von 250 v. Chr.
bis 200 n. Chr. in die Nazca-Kultur überging.
|
|
|
|
Eine
Karte zeigt die Fundstätten der Paracas- und Nazca-Kultur Die um
800 v. Chr. als Fruchtbarkeitsidol gefertigte Venus de Curayacu (Foto
Mitte) wirkt geradezu grazil gegen den groben Kapuzenmann aus der
späten Paraca-Sphase (Foto rechts).
|
|
|
|
Auf
der zum UNESCO-Weltkulutrerbe gehörenden Paracas
Peninsula befinden sich Höhlen,
die als Nekropolen Verwendung fanden.
|
|
|
|
Die
beiden Statuetten symbolisieren eine Kopftrophäe. Diese
älteste ikonografische Darstellung dieser Gottheit ist aus der
Chavín-Kultur bekannt- In diversen Variationen wurde sie von der
Tiwanaku und Wari-Kultur übernommen.
|
|
|
|
Auf
den drei Stelen sind Eidechsen, Schlangen und geometrische Muster
abgebildet.
|
|
|
|
Die
Abbildung zeigt Tiere, Pflanzen und Kultgegenstände der
sogenannten Pukara-Kultur (Pucará; Quechua =
Festung) welche als Zweig der Chavín-Kultur und
Vorläufer des Wari (Huari)-Imperiums und der Tiwanaku- Kultur
gilt. Zwei mit Katzen dekorierte Trompeten (Foto rechts).
|
|
|
Fragment
eines Kopfes, aus dem Schlagen herauszuwachsen scheinen und an neben
der Divinidad
de los dos Báculos von Tiwanaku auch an die Medusa der griechischen
Mythologie erinnern lässt. Die hypothetische Rekonstruktion
des Templo de Qalasaya von Pucará im Süden
Perus (Foto rechts).
|
|
|
Verschiedene
Keramiken und Hiebwaffen der Cultura
pucará (7.
Jahrhundert v. Chr. - 6. Jahrhundert n. Chr.)
|
|
|
|
Deformierte
männliche Schädel aus der Endzeit der Wari-Kultur (um 1100 n.
Chr.), an denen Trepanationen vorgenommen wurden. Beim mittleren wurde
die größeÖffnung der Schädeldecke mit einem
Goldblech geschlossen.
|
|
|
|
An
einigen Mumien der Nekropole von Paracas wurden Tätowierungen in
Form von Vögeln, Fischen, Säugetieren und geometrischen
Mustern gefunden.
|
|
|
Ein
paar besonders schöne Artefakte der Nazca-Kultur...
|
|
|
...der
Vicús-Kultur...
|
|
|
|
...und
der Moche-Kultur. Das Gefäß auf dem linken Foto lässt
an eine Pietà
erinnern
|
|
|
|
Bemerkenswert
sind die Darstellungen auf diesen Keramikschalen der nordperuanischen Cultura Cajamarca (500 v. Chr. - 1532 n. Chr.) , die
man als Seeungeheuer der Odyssee (Foto links) , Templerkreuze
(Foto rechts)....
|
|
|
...
Horusaugen (Foto links) oder kretische Doppelaxt interpretieren
könnte, wenn man damit präkolumbische Kontakte zur Alten Welt
oder die Existenz von Außerirdischen belegen zu wollte.
|
|
|
Ebenfalls
auch Nordperu stammen diese, der Cultura recuay (200 - 600)
zugeordneten Exponate...
|
|
|
...zu
der auch eine Darstellung des Metallschmelzens (Foto rechts)
gehört.
|
|
|
In
einem eigenen Saal werden die gegossenen (Foto rechts)...
|
|
|
|
...und
aus (Gold)Blech gehämmerten...
|
|
|
|
...metallurgischen
Artefakte aus den verschiedenen Kulturkreise und Epochen Perus
exponiert.
|
|
|
|
Die
goldenen Ohranhänger wurden im Tempel von Kunturhuasi (Quechua:
Haus des Kondors) gefunden, eine nordperuansiche Stadt, die zwischen
1200 bis 50 v. Chr. bewohnt war. und deren Bewohnern Kontakte zu den
Chavín nachgesagt werden (Foto links). das
gefäß in Gestalt eines Lamas gehört zum
Tiwanaku-Kulturkreis (Foto rechts).
|
|
|
Zwei
Keramiken aus dem Kulturkreis
der Chincha (100 - 1450), der sich später mit dem der
Inka vermischte.
|
|
|
Nicht
Schlupp vom grünen Stern (sorry Erich von
Däniken), sondern ein besonders bemerkenswertes Artefakt der
Wari (Huari)-Kultur.
|
|
|
Ebenfalls
aus der Wari-Kultur, Lama und Kopf- und Bauchgefäße.
|
|
|
Diese
Exponate stammen aus der Cultura chiribaya in den
Zentral-Anden...
|
|
|
|
|
|
|
Die
letzte Abteilung des Museum widmet sich.... |
|
|
...dann
endlich....
|
|
|
...Cusco....
|
|
|
...und
der Kultur, dem Imperium...
|
|
|
...und
der Religion der Inka! Ein Mörser mit den Abbildungen von
Schlangen.
|
|
|
Wurde
bei diesen Miniaturen schon die
Ketzermütze der Inquisition vorweggenommen? Miniatur eines aldea
amazónica (Foto rechts).
|
|
|
|
Eine
Urne zur Aufnahme der Asche eines Verstorbenen (Foto links). Der Kopf
eines Sarkophages ist eines der wenigen Exponate der nordperuanischen Chachapoya
(Wolkenmenschen). Ein aus Federn gefertigter Beutel von der
Zentralküste Perus (Foto rechts).
|
|
|
|
Der
Kult der Schrumpfköpfe wird noch heute von den Stämmen der
Aguaruna und Shuar in Peru und Ecuador gepflegt, wobei sie für
ihre Tsantsa keine menschlichen Köpfe
mehr, sondern die Köpfe von Faultieren benutzen. Eine Miniatur der
Plaza de Armas in
Lima mit der Kathedrale, wie sie im 16. und 17. Jahrhundert
ausgesehen haben mag (Foto rechts).
|
|
|
|
Die
Wappen von Tito Túpac Amaru (Foto links) und Betancur
Túpac Amaru (Foto rechts) bilden den Rahmen für José Gabriel Tupaq Amaru oder
José Gabriel Condorcanqui Noguera, der unter dem Namen Túpac Amaru II. (1738 -
1781) als Anführer eines indigenen Aufstandes gegen die Spanier im
Jahr 1780 bekannt werden und dafür in Cusco gevierteilt werden
sollte (Foto Mitte).
|
|