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Auf
der zweieinhalbstündigen Fahrt von Chachapoyas nach Kuelap (74
Kilometer) machte mich mein örtlicher Führer auf diese
Felsengräber aufmerksam .
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Die
in 3000 Metern über Río Utcubamba liegende ehemalige Festung Kuelap hat als
präkolumbische Stätte mindestens dieselbe, wenn nicht sogar
eine größere Bedeutung als Machu Picchu. Aufgrund seiner
Ablegenheit und bisher noch geringeren Popularität ist wird sie
jedoch gegenüber der weltberühmten und vollkommen
überlaufenen Inka-Attraktion von Reisenden kaum besucht. Von
Archäologen wird die Gegend als eine mit der vielleicht höchsten Dichte an unentdeckten und
unerforschten "Orten von historischem Interesse" in ganz Südamerika
bezeichnet! Von die Inka, welche die Festung mit
militärischen Mitteln niemals einnehmen konnten wurden die Erbauer
der Festung als Chachapoya (
Quechua: Wolkenmenschen oder Nebelkrieger) bezeichnet...
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Morgens
um 09:00 Uhr hatten mein Führer und ich die gesamte Anlage
für
uns alleine. Erst später sollte neben dort beschäftigten
Arbeitern nur
eine Handvoll weiterer, vornehmlich einheimische Besucher eintreffen.
Der Zugang zur Festung an deren Südseite.
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Der
Plan zeigt den Grundriss der Festung und den Weg, den ich zusammen mit
meinem Führer gegangen bin. Der von einem falschen Gewölbe
überkragte Haupteingang wird gerade noch renoviert und dient
derzeit nur als Ausgang.
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Die
gewaltige Festung ist das größte präkolumbische Bauwerk
Lateinamerikas, in dem dreimal mehr Baumaterial verarbeitet wurde als
in der Cheopspyramide (Quelle: Reise Know How Führer "Peru
kompakt"). Die im Bergregenwald im 12. Jahrhundert errichtete Anlage
wird von einer 1,5 Kilometer langen, an manchen Stellen bis zu 21 Meter
hohen Mauer umgeben. Alle drei Eingänge zur Festung wurden so
angelegt, dass immer nur eine Person eintreten kann. Der
Haupteingang wurde dergestalt konstruiert, dass ein eingedrungener
Feind direkt wieder hinausgeworfen werden konnte. |
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Zum
Betreten der Festung muss der "Dienstboteneingang" (Foto links) benutzt
werden, hinter dem sich dieser steile Aufstieg bietet. Das Gestein der
Treppen zeigt noch heute unzählige, Jahrhunderte alte Trittspuren,
die von Lasttieren genutzt wurden (Foto rechts).
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Ein
Blick zurück auf den "Dienstboteneingang" (Foto links) und nach
vorne, wo sich die Terrassierung des Gelände offenbart (Foto
rechts).
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Wiederentdeckt
wurde Kuelap im Jahre 1843 von Don Juan Crisóstomo Nieto, einem
Richter aus Chachapoyas, der dort Gebietsstreitigkeiten zwischen
Indigenas schlichten sollte. Der gesamte Ruinenkomplex misst in
seiner Nord-Süd-Ausdehnung 580 m, während seine
größte Breite in Ost-West Richtung 110 Meter beträgt.
Der schmale Zugang zum Castillo,
der obersten von drei Etagen, die vermutlich nur vom Cacique
(Häuptling) und die adligen Chachapoya bewohnt wurde.
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Der
auf einem schmalen Bergrat befindliche Pueblo
Alto (oberste Siedlung) erweckte bei mir Erinnerungen an die Katharerburg Mont Ségur in den
französischen Pyrenäen. An der nördlichen Spitze
des Bergrückens stehen die Reste eines Gebäudes, welches El
Torreón bezeichnet und als einstiger Wachturm gedeutet wird
(Foto links). Im Pueblo Alto befindet sich auch das sogenannte Tumba Inca (Foto rechts), in dem
eine mit reichhaltigen Grabbeigaben an Keramik, Holz und Metall
ausgestattete Mumie gefunden wurde.
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Daneben
gibt es drei weitere bauliche Strukturen, welche den für die
Inka typischen quadratischen Baustil vorweisen und vermutlich von einem
Giebel- oder Walmdach gedeckt waren (Foto links). Zu diesen Gebäude gehören
das Castillo (Foto links) und die Callanca, welche u.
a. als Inka-Gesandschaft oder
Gästehaus interpretiert wird. Ein Blick auf die untere zweite
Etage mit den runden, für die Chachapoya typischen Häuser und
einen geschlossenen Eingang (Foto rechts).
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Lamas waren ursprünglich im Norden
Perus nicht beheimatet! Während angenommen
wird, dass in der zweiten Etage die Krieger der
Chachapoya wohnten, waren die Häuser der untersten (Pueblo Bajo)
dem
gemeinen Volk zugewiesen. Zur Siedlung gehörten mehrere
Hundert runde
Gebäude mit einem jeweiligen Durchmesser von 4 bis 12
Metern. Viele
der zweigeschossigen Bauwerke sind mit mit Rauten oder anderen
Mustern
verziert. |
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Daneben
gibt es auch die baulichen Reste größerer Häuser, die
möglicherweise als Gemeinschaftshäuser gedient haben
könnten.
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Gemeinsam
ist allen Gebäuden jedoch, dass ihre untere Etage tiefer liegt und
in zwei Bereiche, wie Wohnküche und eine höher gelegene
Ruhestatt gegliedert war.
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In
vielen einstigen Küchen kann man noch heute einen Mahlstein und
einen länglichen Gang aus Stein sehen, in dem Meerschweinchen als
Frischfleisch- vorrat gehalten wurden. Gegrillte Cuyes gelten auch nach 5000 Jahren
vor allem im Andenhochland als besondere Delikatesse. In Europa
können sich dafür hingegen nur wenige Zeitgenossen,
vornehmlich Sarden, erwärmen.
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Die
Versorgung der Einwohner mit Frischwasser erfolgte durch eine
unterirdische Quelle. Manche Häuser stehen derart nahe zusammen,
dass daraus auf eine enge Familienzugehörigkeit geschlossen
wird.
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Die
Rekonstruktion einer der Rundhütten, bei der vor die des hohen
Spitzdaches unter Forschern umstritten ist. |
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Oberhalb
des Haupteinganges gelegene Hausmauern.
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Die
Gesamtzahl der Häuser von Kuelap wird auf etwa 400 geschätzt.
Die Rekonstruktionszeichnungen stammen aus dem Museo Leymebamba.
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Videoclips Panoramablick: 1 2
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Das
größte Rätsel von Kuelap stellt El Tintero, denn bis heute konnte
noch nicht zweifelsfrei festgestellt werden, wofür das
Bauwerk gedient hat. Seinen Namen hat es von seiner
konischen, von oben nach unten verjüngen Form. Im Inneren
des "Tintenfasses" wurden Raubtierknochen gefunden. Daher
wird angenommen, er wäre zu Folterzwecken, als
Gefängnis oder zur Vollziehung von Todesstrafen benutzt worden. Da
sich die Lichtstrahlen aus Mauerritzen zu bestimmten Tagen des Jahres
treffen, wird ihm auch eine Funktion als Observatorium
zugeschrieben, während andere Theorien in ihm schlicht einen Templo Mayor von überregionaler
Bedeutung sehen wollen. In einem Steinquader der Außenmauer wurde
ein Gesicht gemeißelt...
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....von
dem ebenfalls nicht bekannt ist, wen es darstellen und welchen Zweck es
erfüllen sollte (Foto links). Um das Tintero herum wurden
zahlreiche Begräbnisstätten gefunden, die auf
Verbindungen der Chachapoya zur Nordküste, aber auch nach
Cajamarca und in das Hochland von Ayacucho im Süden Perus
schließen lassen.
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Oberhalb
des Tintero, unmittelbar über der Südmauer der Anlage
befindet sich ein Gebäude, welches als "Beinhaus" eng mit dem vermutlichen
Tempel verbunden war. Um das jahr 1570 wurde dieser gesamte
"heilige Bezirk" Der gesamte Komplex wurde um das Jahr 1570 durch
ein Feuer zerstört. Der nach unten führende enge Weg zum
Haupteingang.....
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....birgt
in seinen Mauern zahlreiche Steinblöcke mit unterschiedlichen
Steinmetzarbeiten, wie Vögel....
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...Schlangen,
Gesichter....
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...und
andere, nicht näher zu bestimmende Gestalten (Foto rechts).
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Zu
den bis heute ungelösten Fragen gehören der Transport der
Steinblöcke auf eine Höhe von 3000 Metern, die
Fähigkeiten der am Bau beteiligten Architekten und das
ausgeklügelte Entwässerungssystem von Kuelap. Blick vom (Foto
links) und zum (Foto rechts) Haupteingang.
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Gleichwohl
Kuelap aufgrund seiner gewaltigen Mauern heute als Festung bezeichnet wird, gibt es
auch auf die Frage warum sie überhaupt gebaut worden war, keine
zufriedenstellende Antwort. Seit dem 19. Jahrhundert hatten
Archäologen wie Adolphe-François Bandelier und Louis
Langlois zu beweisen versucht, dass es sich um eine Festung handelte,
welche der Bevölkerung in Gefahrensituationen als Fluchtburg
diente. Daneben gibt es heute weitere Theorien, nach denen Kuelap ein Prä-Inkaisches Heiligtum
gewesen war, welches von einer leistungsfähigen Aristokratie
bewohnt wurde, deren Hauptaufgabe war es, die Lebensmittelproduktion
als Vorratslager zu verwalten
und als religiöse Führung zu fungieren. Im Juli 2010 wurden
in der östlichen Befestigungsmauer (Foto links) die Skelettreste
von 79 menschlichen Körpern, vornehmlich Erwachsenen, aus dem
siebten Jahrhundert n. Chr. gefunden, die von ihren ursprünglichen
Ruheplätzen entfernt worden waren und hier eine zweite
Ruhestätte gefunden hatten. Das Besucherzentrum
mit seinem kleinen Museum (Foto rechts) wurde erst vor kurzer Zeit
fertiggestellt.
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