• Letzte Aktualisierung: 10.03.2014

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Tiahuanaco / Tiwanaku

Auf dem in  4028 M. ü. d. M. gelegenen Mirador Lloco-Lloco bietet sich ein Weitblick über den Altiplano, eine abflusslose Hochebene zwischen den Hochgebirgsketten der Cordillera Occidental (West-Anden) und der Cordillera Oriental (Ostanden) bis zum etwa 40 Kilometer entfernten Titicaca-See.

Das Eingangsportal zur Antigua Ciudad Arqueológica de Tiahuanaco (Aymara: Tiwanaku) und ihr verwaister Bahnhof (Foto rechts).
Das Schild beschreibt Tiwanaku als Hauptstadt eines gleichnamigen Imperiums, bzw. Kulturkreises und gliedert gleichzeitig ihre Chronologie (1580 v. Chr. - 1200 n. Chr.) in fünf aufeinander folgende Epochen. Das Museo Ceramico, das man vor einem Besuch der Ausgrabungsstätte besichtigen sollte....
....zeigt eine Synopse in der die Kultur von Tiwanaku in eine zeitliche Relation zu anderen präkolumbischen Zivilisationen und weltgeschichtlichen Ereignissen gesetzt wird sowie ihre Expansion und ihren Einflussbereich auf dem südamerikanischen Halbkontinent . Tiwanaku war das religiöse und administrative Zentrum der Aymara-Kultur rund um den Titicaca-See, das seinen Zenit zwischen 600 bis 900 n. Chr erreichte.
Die freigelegten Bauwerke werden in einer Rekonstruktions-Zeichnung und einer ebensolchen Miniatur dargestellt: La Pirámide de Akapana (1), Le Templo de Kalasasaya (2), El Templo semisubterráneo (3), Templo de Putuni (4)  und El Templo de Kantatallita/ Luz del amanecer (8).
Die Öffnng in diesem Stein ist dem Gehörgang des menschlichen Ohrs nachempfunden und funktioniert beim Hineinsprechen wie eine Art Megaphon (Foto links).  An der Vorderseite wurden bisher nur die untersten drei Terrassen von einst sieben der Pirámida de Akapana rekonstruiert (Foto rechts).
Auch die Treppen zwischen den einzelnen Terrassen der Pyramide besaßen jeweils sieben Stufen. Neben der Treppe des Haupteingangs an der Westseite stand jeweils eine Skulptur des Chachapuma (ein Puma, der einen Mann zwischen seinen Pranken hält).
Heute nur noch ein Hügel, war die Pirámide de Akapana mit einem Umfang von 800 m 194 Meter lang, 182 m breit und 18 m hoch. In der Mitte der obersten Plattform befand sich ein semisubterraner Tempel, der die Form eines Andenkreuzes (von den Inka später Tawa Chakana genannt) vorwies.  Es wird angenommen, dass der tempel der Verehrung der Sonne und anderer astralen Gottheiten diente. Heute ist die einstige Kreuzform nicht mehr zu erkennen (Foto links). Auf dem Plateau sind noch zahlreiche akkurat gearbeitete Steinblöcke zu finden, welche einst zum Tempel gehörten (Foto rechts).

Videoclip: Panoramablick


An der Ostseite des einst kreuzförmigen Tempels wurden ein Kanal freigelegt (Foto links) und eine Rampe zum Abstieg von der Pyramide errichtet.
Von der teilweise rekonstruierten Ostseite der Pirámide de Akapana gelangt man zum El Templo de Kantatallita/ Luz del amanecer (Licht der Morgendämmerung). Neben quaderförmigen Andesitblöcken mit eingemeißelten Chakana....
....wurde hier aus das, aus einem riesigen Steinblock gefertigte Modell eines Tempels gefunden, welches Treppenstufen, Innenhöfe und andere bauliche Details zeigt, die  auf einen hohen technischen Grad der Tiwanku-Zivilisation schließen lassen.
Der Templo semisubterráneo zählt zu den versiertesten architektonischen Leistungen des goldenen Zeitalters von Tiahuanac.  Über 2 Meter unter dem Niveau der Umgebung, fast quadratisch angelegt, wird er von Mauern mit 57 erhaltenen Säulen aus rotem Sandstein eingerahmt. An den Wänden befinden sich 175, meist als Kalkstein gearbeitete Köpfe, welche die Merkmale unterschiedlicher Ethnien zeigen. Der Tempel verfügt über noch heute funktionierende Drainage, die aus zu Kanälen gemauerten Steinen besteht. Im Tempel wurde der 7,3 Meter hohe und 20 Tonnen schwere Monolith Pachamama (Quechua: Mutter Welt oder Mutter Kosmos) gefunden, der heute im Museo Litico steht.
In der Mitte des Tempels steht heute der aus Sandstein gehauene Monolith des KonTici Wiraqocha, der als pan-andine Schöpfergottheit vor der spanischen Conquista von allen Völkern der Anden verehrt wurde. Als Gott des Wassers ist er hier bärtig und mit einem Rock bekleidet dargestellt.
Bei einigen der in die Mauer eingesetzten Kalksteinköpfe sind die Gesichtszüge noch eindeutig zu erkennen.....
....die wie der bärtige Monolith des KonTici Wiraqocha von Erich von Däniken und anderen Phantasten als extratrerristisch gedeutet werden.  
Der Templo de Kalasasaya ist mit seinen rund 2 Hektar Grundfläche die größte Anlage von Tiwanaku, die als ein am Sonnenjahr orientierter Kalender diente. In beiden Äquinoktien (21. März und 21. September) die Sonne stieg von der Mitte des Haupteingangs, der über eine große Treppe zugänglich ist (Foto rechts). Während sich die Sonne an der Wintersonnenwende (21. Juni ) an der der Nordwestecke des Tempels  befindet, steht sie bei der Sommersonnenwende (21. Dezember), die auch als Geburt der Sonne bezeichnet wurde, an seiner Südostecke.  Diese wird Chunchukala (Balkonwand) genannt (Foto rechts).
Die nordöstliche (Foto links) und nordwestliche (Foto rechts) Ecke des Templo de Kalasasaya.

Auf dem aus einem Monolithen gehauenen Opferstein konnten gleichzeitig nebeneinander mehrere Tiere geopfert werden.

Die östliche Mauer des Templo de Kalasasaya mit Blick auf die Nordseite der Pirámide de Akapana (Foto links). Eine mit Wasser gefüllte Grube (Bassin?) an der Nordseite des Templo de Kalasasaya (Foto rechts).

Durch eine Öffnung in der Nordmauer des Templo de Kalasasaya gelangt man über eine Treppe auf sein Innengelände, wo von Einheimischen aus Lehm eine Art Opferaltar errichtet wurde, der jedoch in Folge der Regenfälle in den letzten Wochen in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Tiwanakus ist die 3 m hohe und 3,75 m breite Puerta del Sol. Auch sie wurde aus einem einzigen Andesitblock herausgehauen. Vermutlich infolge eines Erdbebens war sie nach dem Untergang der Kultur umgestürzt und in zwei Teile zerbrochen. Erst im Jahre 1908  wurde das Sonnentor, dessen Gewicht auf etwa zehn Tonnen geschätzt wird, wieder aufgerichtet. In der Mitte des Frieses ist eine Gottheit, die zwei Schlangenzepter (Divinidad de los dos Báculos) in den Händen hält, zu sehen. Wie bei der Raimondi-Stele aus Chavín de Huántar, die heute im  Museo Nacional de Arqueología, Antropología e Historia del Perú in Lima ausgestellt wird, ist das maskenhafte Gesicht von einem strahlenförmigen Kopfputz umrahmt.
Der ebenfalls aus einem Andesitblock gehauene Monolito Ponce verdankt seine Bezeichnung dem bolivianischen Archäologen Carlos Ponce Sangines
(1925 - 2005),  der ihn im Jahre 1964 ausgegraben hatte. Auf ihrer rechten Schulter (Foto Mitte) weist die drei meter hohe Skulptur ein Kreuz vor, dass von den spanischen Conquistadores zur Teufelsaustreibung eingeschlagen worden war. An der Rückseite des Kopfes wirken die Haare wie in neun Zöpfe geteilt. Merkwürdig ist die verdrehte Darstellung der Hände, die jeweils ein Zepter tragen. Während die linke Hand ihre Außenfläche zeigt, präsentiert die rechte ihre Innenseite.

Eine weitere antropomorphe Gestalt ist der Monolito Fraile (Mönch oder Priester). Die aus körnigem Sandstein ist 3 Meter hoch und trägt ein Stirnband und einen Gürtel  mit Krebsmotiven.  Es wird daher angenommen, dass es sich bei ihm ebenfalls um die Darstellung einer Wassergottheit handelt.  Vermutlich bereits im 16. Jahrhundert wiedergefunden, erhielt er seine Bezeichnung "El Fraile" von den frühen spanischen Missionaren. Der Coquistador  Francisco Pizarro hatte das Ruinenfeld bereits 1532 besucht. Auch die Hände des Mönchs weisen dieselbe Verdrehung auf wie der Monolito Ponce. Auch die Puerta de las Estrellas (Foto Mitte) dient zur Vorlage phantastischer Spekulationen hinsichtlich dem Kontakt zu Außerirdischen durch ein Stargate. Daneben wird auch die Stele mit dem fehlenden Kopf (Foto rechts) von den sogenannten Prä-Astronautikern, wie sie in der Serie Ancient Aliens (für jene, dies es interessiert: Link zu den Online-Videos)  des History Channel auftreten, als Raumfahrer gedeutet.
Im Museo Litico wurde der nach dem Yale-Professor Wendell Clark Bennett (1905 - 1953) benannte Monolito Bennett (Estela 10) aufgestellt.  Der im Templo semisubterráneo im Jahre 1932 gefundene, 7,3 m hohe, 1,2 m breite und 20 Tonnen schwere Monolith der Pachamama (Erd- und Allmutter) wurde im April 1933 nach La Paz geschafft und am Estadio Hernando Siles im dortigen Open-Air-Museum aufgestellt. Im  März 2002 wurde Pachamama an das Regionale Archäologische Museum von Tiahuanaco zurückgegeben.
Etwa 1500 Meter südwestlich vom Templo de Kalasasaya, außerhalb des umzäunten Geländes liegen die Ruinen einer weiteren großen Tempelanlage,  welche als Puma Punku (Tor des Puma) bezeichnet wird. Der östliche Rand Komplexes wird durch die Plataforma Lítica markiert, einer 6,7 m mal 38,72 m Terrasse, die  aus Steinblöcken gepflastert wurde. Die Nord-Süd-Achse des Komplexes ist 167,36 m, die Ost-West-Achse 116,7 Meter lang.
Aufgrund fehlender schriftlicher Aufzeichnungen kann über den einstigen Zweck der Anlage nur spekuliert werden. Ihr heutiger schlechter Zustand ist auf Schatzsucher , Plünderungen, Nutzung als Steinbruch und auf natürliche Verwitterung zurückzuführen. Die vorgefundenen Steinfragmente gehörten einst zu Fundamenten von Gebäuden, Wasserleitungen, Deckwerken, Terrassen usw. Auffällig ist die Häufung von bearbeiteten Böcken, welche die Form eines "H" aufweisen. 
Auch Puma Punku verfügte über einen Templo semisubterráneo, bei dem ein Treppenaufgang oder Altar rekonstruiert werden konnte (Foto links).  Eine ganze Reihe von Steinblöcken harrt weiteren Rekonstruktionen.  
Die neuesten Ausgrabungen und Rekonstruktionen an der Südflanke von von Puma Punku erbrachten eine Steintreppe und mehrere Stufen, die auf eine  Pyramide schließen lassen können. Auch in Tiwanaku ist das Andenkreuz (Tawa Chakana) ein häufig anzutreffendes (ursprünglich funktionales?) Motiv.
Die Ruinen von Tiahuanaco  wurden als wichtigste archäologische Stätten in Boliviens im Jahre 2000 in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Der Huayna Potosí (Aymara: Junger Berg) besitzt einen vergletscherten Gipfel, der sich  6088 m aus der Cordillera Real erhebt. 25 Kilometer von La Paz entfernt, gilt er als Hausberg der Stadt.

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