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Auf dem Gebiet des
heutigen Simferopol stand die im 2. Jahrhundert v. Chr. von König
Skiluros gegründete skythische Hauptstadt, die von den Griechen
als Neapolis Skythika genannt und um 370 Jahrhunderts n.
Chr. von den Hunnen zerstört wurde. Die zu Beginn des 16.
Jahrhunderts erbaute Tataren-Siedlung Aqmescit , diente
später als zeitweiliger Sitz des Statthalters des vom Osmanischen
Reich abhängigen Krim-Khanats. Nach der russischen Eroberung der
Krim wurde die heutige Stadt Simferopol 1784 durch Katharina die
Große gegründet. Im Dezember 1941 war die Stadt Schauplatz
des berüchtigten Simferopol-Massakers, bei dem innerhalb weniger
Tage annähernd 14.000 jüdische Bürger von der SS und
Angehörigen der F
Kriegsgefangene das Kriegsgefangenenlager 299
eingerichtet. Seit dem 25. September
1992 ist Simferopol/Сімферополь/Симферополь die Hauptstadt
der Autonomen Republik Krim.
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Das
Parlamentsgebäude der Autonomen Republik Krim (Foto
links). Ein T-34
erinnert an die deutsche Besatzungszeit (September 1941 -
Mai 1944).
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Die St. Alexander
Newsky Kirche (Foto links) wurde 1829 als erstes
Monumentalbauwerk auf der Krim fertiggestellt. Nachdem sie über
100 Jahre die Hauptkirche Simferopols gewesen war, wurde
sie 1930 im Zuge der Atheismuskampagne gesprengt. Ihr Wiederaufbau
dauert noch an. Der Obelisk erinnert an eines der vielen
kriegerischen und verlustreichen Ereignisse.
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Die selte ne
Statue eines entspannten sitzenden Lenin, wird als Ленин на отдыхе (Lenin im
Urlaub) bezeichnet. Am Hauptbahnhof (Foto rechts) von
Simferopol beginnt die längste Obus-Linie der Welt
mit einer Gesamtlänge von 86 Kilometern, welche bis nach Jalta an
die Schwarzmeerküste führt.
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Das Uspenskij Himmelfahrt
Höhlenkloster/Успе́нский пеще́рный монасты́рь wurde von
byzantinischen Mönchen spätestens im 8.
Jahrhundert gegründet.
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Mit Hilfe der Moskauer
Großfürsten und Zaren konnte sich das Uspenski
Kloster bis zum 18. Jahrhundert zu einer Hochburg des
religiösen Lebens der orthodoxen Bevölkerung der
Krim entwickeln. Ab 1781 wurde nur noch die Pfarrkirche
betrieben und im Jahr 1850 die klösterliche Gemeinschaft wieder
aufgenommen.
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1921 wurde das Kloster
von den sowjetischen Behörden geschlossen, das
Eigentum geplündert und die Mönche erschossen. Im
Zweiten Weltkrieg dienten die Gebäude als Lazarett und
danach über Jahrzehnte als Nervenheilanstalt.
Nach der Rückgabe an Ukrainische Orthodoxe Kirche
(1993) wurden drei der fünf Klosterkirchen, Dekanat,
Glockenturm, der Platz um die Quelle und die Treppen restauriert, bzw.
wiederhergestellt.
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Ein Fresco des
Höhlenklosters zeigt wie die Sünder vom Feuer aus dem Schlund
des Höllendrachens vertilgt werden (Foto links). Çufut
Qale/ Чуфут-Кале/Çufut Qale/Къале
entstand im 5. oder 6. Jahrhundert als befestigte
Siedlung und ist vermutlich mit dem byzantinischen Phoullai
(Φουλλαι) identisch. Unter der Herrschaft
der Kyptschaken wurde der Ort als Kyrk-Er bezeichnet.
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Nachdem Kyrk-Er 1299
durch die Mongolen der Goldenen Horde erstürmt und geplündert
worden war, siedelten sich dort ab dem 14. Jahrhundert
siedelte sich mit den Karäern
(Karaiten, Karaim) , eine alttestamentarische
Glaubensgemeinschaft an. Im 15. Jahrhundert wurde
Çufut Qale
(krimtatarisch = Judenfestung) zur Residenz des ersten
Khans
der Krimtataren, Haci I.
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Unter seinem sechsten
Sohn, Meñli I. Giray (1445 – 1515) wurde die
Hauptstadt des Khanats nach in das nahe gelegene, neu gegründete
Bachtschyssaraj verlegt. Die alte Festung wurde fortan
als Gefängnis für hochgestellte Kriegsgefangene
und eine Münzerei genutzt. Von den Karäer selbst wurde der
Dschuft
Kale (Doppelfestung) oder schlicht Kale (Festung) genannt. |
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Ein Teil der Karäer
folgte der Einladung des litauischen Großfürsten
Vytautas dem Großen (1350- 1430), sich als seine Leibgarde in Trakai niederzulassen.
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Die letzten Karäer
mussten die Höhlenstadt nach der russischen Eroberung der Krim
verlassen und wurden umgesiedelt.
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Gegen Ende des 19.
Jahrhunderts war Tschufut-Kale schließlich gänzlich
entvölkert. Die Ruinen des Mausoleums, welches 1437
für die Tochter des Khans Toktamisch, Dschanyke-Chanym,
wurde (Foto rechts). Im Lageplan trägt das Mausoleum die Nummer
1.
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Nach dem aramäischen
Wort für Versammlung, hebräisch beit knesset wird
die Synagoge der Karäer als Kenesa bezeichnet.
Beide unmittelbar nebeneinander erbaute Kenesalar (Nr. 3) sind
noch in einem gut erhaltenen Zustand. Ein Blick in den
Innenraum der
linken Kenesa.
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Die Karäer waren
Nachkommen der turksprachigen Khasaren, deren Khan
Bulan um 767 von Issak Sangari in Chersones zum Karäertum
bekehrt worden war. Gegenüber den Juden lehnen
die Karäer den Talmud ab und berufen sich
alleine auf den Pentateuch. Das noch intakte Gebäude
(Nr. 19 - Foto rechts und und links) gehören zu ........
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...und das haus (Nr. 12 -
Foto links) einem Landgut, in dem einst bedeutende Karäer wohnhaft
gewesen waren, wie es die dort angebrachten Schilder dem
Besucher mitteilen.
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Von
Çufut Qale bietet sich ein phantastischer
Ausblick auf eine verkarstete Landschaft.
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An der höchsten
Stelle der Festungsstadt befindet sich die......
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...... die einstige
innere Festung (Nr. 13), die dem Ort die karäische
Bezeichn ung Dschuft Kale (Doppelfestung) verliehen hat.
Man erreicht sie noch heute durch das Tor (Nr. 11). Videoclip:
Panoramablick Cufut Kale
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Im Jahre 1346
ließ der Mongolen-Khan
der
Goldenen Horde , Canibek, eine Moschee erbauen, die
der erste Khan der Krimtataren, Hacı I. Giray
, im darauf folgenden Jahrhundert wieder Instand
setzen ließ .....
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...ein Hinweisschild
und der Mihrāb (Gebetsnische) mit
der Qibla (Gebetsrichtung) nach
Mekka (Foto rechts) erinnern daran .
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Das im 13. Jahrhundert
aus dem byzantinischen Thema ta Klimata hervorgegangene
Fürstentum Theodoro (Gelb) war nach der
osmanischen Eroberung Konstantinopels (1453) und des Despotats Morea
(1460) bis
zum Jahr 1475 das letzte verbliebene Territorium des einstigen
byzantinischen Reiches
Um 1441 gründeten die Krimtataren unter der
Führung des Adelsgeschlechts der Giray
ein eigenes Khanat (blau). Mit der Anerkennung der osmanischen
Suzeränität unter Beibehaltung hoher Autonomie konnte sich
das Khanat der Krim mit der Rückendeckung durch die „Hohe
Pforte“ zu einem stabiler Staat entwickeln, der sich im Kampf gegen
seinen Nachbarn lange behaupten konnte. Im Gegensatz zu anderen
osmanischen Vasallenstaaten, konnte es sogar eine teilweise autarke
Außenpolitik betrieben. Im 16. Jahrhundert stieg das Khanat zur
regionalen Großmacht auf, dem polnisch-litauische und russische
Herrscher Tributzahlungen leisten mussten. 1571 drangen die Krimtataren
bis nach Moskau
vor und setzten es in Brand, wurden
aber im folgenden
Jahr in der Schlacht von Molodi vernichtend geschlagen. Nachdem die
die Krimtataren 1648 zunächst den Saporoger Kosaken bei der
Loslösung ihres Hetmanats von Polen-Litauen geholfen hatten,
verbündeten sie sich während des Zweiten Nordischen
Krieges mit Polen und retteten den bisherigen Feind vor der Aufteilung
zwischen Russen, Schweden, Österreicher und Preußen. Nach
dem Frieden von Küçük Kaynarca im Jahre 1774 sank das
Krimkhanat auf die Höhe eines russischen Protektorats herab und
wurde schließlich 1783 vom Zarenreich annektiert. Während
viele Krimtataren in das Osmanische Reich flohen, ließen die
Russen das Khanat bis 1790 als Titularreich fortbestehen.
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Der Khanspalast
von Bačisaraj ist vor allem durch den aus einem einzigen Mauerblock
gemeißelten Tränenbrunnen (Foto rechts)
bekannt. Er ursprünglich dem Andenken des Khans Qirim
Giray an seine verstorbene Frau Diliara Bikech.
Seit 1764 fallen die Wassertropfen rhythmisch auf zwei auf einem
Vorsprung
liegende Rosen. Etliche Dichter und Maler haben sich davon inspirieren
lassen, wie Alexander Puschkin oder Adam Mickiewicz.
Bevor der Palast 1917 in ein staatliches Museum umgewandelt
wurde befand er sich im Privatbesitz der Zarenfamilie. Nach der
Deportation
der Krimtataren im Jahre 1944 entging der Palast entgegen
ihren anderen Kulturdenkmälern glücklicherweise einer
Zerstörung.
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Der Bau des Palastes
wurde unter Khan Sahib I. Giray begonnen, der bis zu seinem
Tod 1551 einen weitaus größeren Gebäudekomplex
errichten ließ, als sein heute noch erhaltenen Teil. Nach
einem Brand im Jahr 1736, bei dem viel von der ursprünglichen
Bausubstanz zerstört worden war, begann
unter Khan Selamet II. Giray (1737-1743) der Wiederaufbau.
Khan Qirim Giray
(1758-1769) ließ danach weitere wesentliche Bauelemente
hinzufügen.
Da sich die Bauzeit über 2000 Jahre erstreckte und die Baumeister
unter anderem aus dem Osmanischen Reich und Italien kamen,
wurde
der Palast zu einer Mischung verschiedener Baustile. Der
älteste
Bauteil ist das 1503 errichte Portal des italienischen Architekten
Alevis
Nuovo (Nr. 1), nachdem es auch benannt wurde.
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Die Große Khan
Moschee (Büyük Han Cami) wurde im Jahre 1532 unter Sahib
I Giray erbaut und trug bis ins 17. Jahrhundert seinen
Namen. Als eine der größten Moscheen auf der Krim
besteht
aus einer dreischiffigen Gebetshalle, einer Vorhalle und
wird
an ihrer Ost- und Westseite von Arkaden flankiert. Zwei symmetrische
achteckige
Minarette erheben sich durch den Bogengänge in eine
Höhe
von 28 Metern. Über eine Treppe gelangt man in die
höher gelegene einstige Loge des Khans, von der man einen Blick
auf den gegenüberliegenden Balkon und den Gebetsraum hat.
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Mit Harem (arabisch:
haram = verboten, unverletzlich, tabu, heilig) wird der abgeschlossene
und bewachte Wohnbereich eines Palastes bezeichnet,
in dem die Frauen, die weiblichen Angehörigen und die
unmündigen Kinder des muslimischen herrschers leben. (Nr.
10 im Plan)
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Der einstige Wohnbereich
des (Foto links Nr. 6) und der Friedhof mit den Gräbern
Würdenträgern, von denen einige aufgrund des
Turbans auf dem Grabstein als Haci, d. h. Mekkapilger
ausgewiesen sind. (Fotos rechts oben und links unten).
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Zum Friedhof gehören
auch zwei Mausoleen in denen sich jeweils 14 , bzw. 11 Gräber der
Khane und ihrer Familienmitglieder aus zweiJahrhunderten befinden.
Das älteste Grab stammt von Muchammed Girei (1523), das
jüngste von Krim-Girei (1769).
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Links neben diesem
Pavillon gibt es einen Eingang zu einem sowjetischen
Soldatenfriedhof (Foto rechts).
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Vom einstigen
Falkenturm (Foto links) hat meine eine Aussicht auf den Palast und die
bizarren Gesteinsformationen, welche die Landschaft zu bieten hat. |
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Für die Mitglieder
der Khan-Familie wurde im Hauptgebäude (Nr. 8) die
Kleine Khan-Moschee (Kücük Han Cami) eingerichtet.
Bemerkenswert ist das Glasfenster
über dem Mihrab welches ein Hexagramm
(Siegel des Salomos oder Davidstern) zeigt. Das Innere des
Sommer-Pavillons (Foto rechts).
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Im Ergeschoss
des Turmes gibt es ein kleines Museum, in dem
krimtatarische
Rüstungen und Waffen ausgestellt werden.
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Die Flaggen, beginnend oben
links im Uhrzeigersinn: Religiöse Flagge der Krimtataren
(1917-1918), Flagge der Volksrepublik Krim, heutige Flagge der
Krimtataren und die Flagge der Autonomen Sozialistische
Sowjetrepublik Krim innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen
Sowjetrepublik (1921 – 1936).
Bevor der Palast 1917 in ein staatliches Museum
umgewandelt wurde befand er sich im Privatbesitz
der Zarenfamilie. Im Dezember 1917 wurde mit der Gründung der
Volksrepublik Krim (Qırım Halq Cumhuriyeti) der erste
erfolgreiche, jedoch kurzlebige Versuch in der islamischen
Welt unternommen, einen souveränen, sowohl säkularen als auch
demokratischen Staat zu gründen. Die
Qurultay der Krimtataren beschloss ein Krimtatarisches
Grundgesetz, nach dem eine verfassunggebende Versammlung einberufen
und ein Gremium als provisorische Regierung
sowie ein Rat der nationalen Vertreter als provisorisches
Parlament. eingerichtet wurden. Diesen Bestrebungen zur Demokratisierung
und zur Konsolidierung des Staates setzten die
Bolschewiki am 23. Februar 1918 jedoch ein Ende.
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Den 15000
bis 20000 von der Wehrmacht eingesetzten Krimtataren stehen
ungefähr 65000 Krimtataren auf Seiten der Sowjetunion
gegenüber. Dennoch ließ Stalin alle Krimtataren
im J ahre 1944 nach
Usbekistan deportieren. Entgegen den anderen Kulturdenkmälern der
Krimtataren entging der Khanspalast glücklicherweise einer
Zerstörung. Anders als bei den Tschetschenen oder
Inguschen erlaubte die sowjetische Führung in
den 1970er und 80er Jahren den Krimtataren nicht die Rückkehr in
ihre
Heimat, „Vatan“, obwohl ihre Deportation als gesetzwidrig
anerkannt wurde. Seit 1967 standen die Proteste der Krimtataren
in enger Beziehung zu den anderen Dissidenten des Sowjetregimes. Viele
Rückkehrer begannen ihr Leben auf der Krim in der
Illegalität und besetzten Land ohne eine offizielle Erlaubnis.
Gleichzeitig entwickelten sich in Reichweite und dennoch isoliert
von der übrigen Gesellschaft der Krim parallele
krimtatarische Gesellschaftsstrukturen. In
den 1990er Jahren wurde den Krimtataren dann teilweise Land zugeteilt,
allerdings in viel zu geringem Maße. In dieser Zeit
wurde
auch eine regierende Versammlung der Krimtataren, der
"medschlis", als Organ der Selbstverwaltung gebildet. Aufgrund einer
Quotenreglung werden den Krimtataren seit 1994 vierzehn Sitze im Parlament
der Autonomen Republik Krim zugesichert. Auch nach
der großzügigen ukrainischen
Staatsbürgerschaftsregelung,
die 1991 allen Einwohnern automatisch die ukrainische Staatsbürgerschaft,
unabhängig von Nationalität und Sprache zugestand, wurde
diese
einer großen Zahl der späteren Heimkehrer zunächst
verweigert.
Sie mussten nachweisen, dass sie ihre vorherige
Staatsbürgerschaft,
zumeist die usbekische aufgegeben hatten. Auf heute noch
verkörpern
die Krimtataren das wichtigste ethnische Konfliktpotential auf der
Halbinsel. Während dort heute wieder rund eine
Viertelmillion Krimtataren
wieder heimisch geworden ist, leben noch bis zu 300.000 in der
Diaspora,
vornehmlich der Türkei.
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