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Die einstige Kaiserstadt
Gondar ist die Hauptstadt der Region Amhara. Sie liegt rund 50 Kilometer
nördlich des Tana-Sees auf einer Höhe von 2133 Metern über
dem Meer. In der sogenannten Oberstadt liegt der Palastbezirk
Gemp aus dem 17. und 18. Jahrhundert, der auch als "Camelot Afrikas"
bezeichnet wird. Durch das Wember Tor (Tor der Richter) gelangt
man zum Palast des Kaisers Fasilidas oder Basilides (1603 - 1667;
äthiop. Thronname Alam Sagad = der, vor dem sich die Welt verneigt),
der ab 1636 als erstes steinernes Gebäude errichtet wurde.
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Während im
hinteren Teil des Palastes (Foto links) die kaiserlichen Familienmitglieder
untergebracht waren, war der 32 Meter hohe quadratische Turm (Foto rechts)
den Privatgemächern des Monarchen vorbehalten (Foto rechts).
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Vom Fasilidas-Palast
aus bietet sich ein Blick auf die Kaiser Yohannes I. (Reg. 1667- 1682) ,
dem vierten Sohn des Fasilidas, zugeschriebene Bibliothek und die
imposante Ruine des Bet Magest (Archiv des
Fasilidas oder Beamtenpalast; Foto links). Das
Siegel König Solomons weist auf die legendäre Abstammung der
äthiopischen Kaiserdynastie hin (Foto rechts).
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Die Bögen
des im Jahre 2000 renovierten Fasilidas-Palastes erinnern an maurische Vorlagen,
währen der Palast selbst an die zeitgenössische portugiesische
Architektur angelehnt wurde. Fasilidas gelangte nach dem Rücktritt
seines Vaters, Kaiser Sissinios, der zum Katholizismus übergetreten
war und dadurch landesweite Aufstände ausgelöst hatte, 1632 auf
den Thron. Zur Wiederherstellung der Macht der Äthiopischen-Orthodoxen
Kirche bat er den Patriarchen von Alexandria um die Entsendung eines neuen
Abuna und ließ dadurch die sehr alte, aber vernachlässigte Verbindung
wiederaufleben. Nach der Beschlagnahme des Besitzes der Jesuiten verbannte
Fasilidas die Ordensbrüder nach Fremona. Infolge der Bombardierung
Mombasas durch die Portugiesen ließ er auch alle Jesuiten des Landes
verweisen und befahl 1665 befahl die Verbrennung der zurückgelassenen
Schriften der Katholiken.
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Unmittelbar neben
dem Fasilidas-Palast liegen die Ruinen eines stark zerstörten
Gebäudes, welches unter Yohannes I. erbaut worden war. Die im hinteren
Bereich gelegene Zisterne ist hingegen noch gut zu erkennen (Foto links).
Während Kaiser Yohannes I. im Jahre 1669
wies den Gerazmach (Befehlshaber des linken Flügels der kaiserlichen
Truppen) Mikael anwies, alle in Äthiopien ansässigen und sich nicht
zum äthiopischen Glauben bekennen wollenden Katholiken des Landes zu
verweisen, sympathisierte er mit der armenischen Kirche und empfing 1679
den armenischen Bischof Johannes. Wie bereits unter seinen Vorgängern
kam es auch während der Regentschaft von Yohannes I. Und auch später
unter seinen Nachfolgern zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen
den Anhängern der zwei großen äthiopischen Glaubensrichtungen
Qibat und Tewahedo. Das auf Druck der Tewahedo-Mönche aus dem Azezo-Kloster
1681 einberufene Konzil belegte die Qibat-Glaubensrichtung mit dem
Bannfluch. Direkt daneben befindet sich der Palast, den Fasilidas
Enkel, Kaiser Iyasu I. "der Große" (= Jesus I., Thronname Adiam
Sagad = „der, vor dem sich die Grenzen der Erde beugen“; Reg. 19. Juli 1682
bis zum 13. Oktober 1706) errichten ließ.
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Das zweistöckige
Gebäude wurde während des Zweiten Weltkrieges durch britische
Bomben stark beschädigt.
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Im ebenerdigen
Bereich befand sich der Empfangs- und Festraum. Die darüber liegende
Zwischendecke wurde zerstört, ihre einstige Lage ist jedoch an den
fast quadratischen Löchern für die Balkenenden noch erkennbar
(Foto links). In der oberen Etage war en das Thronzimmer und die kaiserlichen
Privatgemächer untergebracht. Das dach des gebäudes ist zum Teil
noch intakt (Foto rechts).
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Die beeindruckende
Nordost-Fassade des Iyasu-Palastes (Foto links) mit Blick auf den Palast
des Fasilidas (Foto rechts).
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Die Rückseite
des Iyasu-Palastes (Foto links) und die Außenmauern des
Palast bezirkes (Foto rechts).
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Iyasus-Palast (Foto
links) und die Bibliothek von Yohannes I. (Foto rechts) von Westen aus gesehen.
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Beim Blick in und
durch das Archiv des Fasilidas.....
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....sieht man die
Bibliothek und den Palast des Fasilidas (Foto rechts).
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Der Palast des
Fasilidas aus westlicher Richtung gesehen (Foto links) und die alten
Löwenkäfige , in denen einer Jahrhunderte langen Tradition
zufolge bis in die 1990er Jahre hinein die kaiserlichen Wappentiere der
Salomonischen Dynastie gehalten wurden (Foto rechts).
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Neben den Löwenkäfigen
stehen die Ruinen des Bet Zofan (Haus des Throns), der einstigen Festhalle
von Kaiser David III. (Thronname Adbad Seged አድባር ሰገድ = "der, vor dem die
Berge sich beugen; Reg. 9. Februar 1716 bis 18. Mai 1721) Während
ein Mordanschlag des Dejazmach (Befehlshaber der Truppen an der Tür
des kaiserlichen Zelts) Leta gegen David III. fehl schlug, ist über
Ort und Umstände des mysteriösen Todes des Kaisers nichts bekannt.
Zur Zeit der Herrschaft Kaisers (19. September 1730 - 26. Juni 1755) ging
die Festhalle bei Unruhen in Flammen auf und wurde zerstört.
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Nördlich hinter
der Festhalle Kaiser Dawids III. befanden sich einst die Bäder und
eine Sauna (Foto links) und das Elfin-Tor (Tor zu den Gemächern).....
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...welches zum
Areal der Asasame-Mikael-Kirche (Foto links) führt. Der großen
Festhalle des Kaisers Bakaffa (äthiop. በካፋ, Thronname Asma Sagad
አድባር ሰገድ, später Masih Sagad መሲህ ሰገድ; Reg. 21. Mai 1721 bis September
1730), einem Bruder Davids III., ....
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....gegenüber
liegt das Bet Faras mit den einstigen kaiserlichen Pferdeställen
(im rechten Foto links).
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Die nördliche
Wand von Gondars längster Festhalle (Foto links) bildete gleichzeitig
einen Teil der nördlichen Palastaußenmauer. Dem stark beschädigte
Bau, dessen Innenwände einst mit Malereien dekoriert waren, verpassten
die italienischen Besatzer in den 1930er Jahren eine Betondecke. Kaiser
Bekaffa war jedoch nicht nur bekannt für die von ihm abgehaltenen
opulenten Feste. Während seiner Kindheit und Jugend auf
dem Berg Wehne, wo meisten der männlichen Erben auf den Kaiserthron
- oft auf Lebenszeit – gefangen gehalten wurden, ließ man Bekaffa
einen Teil seiner Nase abschneiden, um ihn untauglich für den Thron
zu machen. Dennoch wurde er nach dem Tod seines Bruders, David III., gegen
erhebliche Widerstände zu dessen Nachfolger gekrönt. Unter der
Bekaffas Regierung florierte die Wirtschaft , während es es kaum kriegerische
Auseinandersetzungen gab.
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Als letztes wurde
das Gebäude des Kaisers Iyasu II. (äthiop.
ኢያሱ, auch Jesus II., Thronname Alem Sagad ዓለም ሰገድ = „der, vor dem sich die
Welt verneigt“; Reg.19. September 1730 bis zum 26. Juni 1755) und seiner
Gattin Mentewab errichtet. Nach dem Tod Iyasus II. fungierte seine
Witwe Mentewab als Regentin für ihren Enkel Iyoas I.
(äthiop. ኢዮዋስ, auch Joas I., Thronname Adyam Sagad አድያም ሰገድ = „der vor
dem die Grenzen der Welt sich verneigen“) bis zum 7. Mai 1769 den Titel Negus
Negest tragen sollte. Oberhalb der Fensterbögen finden sich verschiedene
Kreuzdarstellungen aus rotem Tuffstein. Der zweistöckige Palast wurde
während der italienischen Besatzungszeit renoviert und diente zeitweise
als Büro und Museumsshop. Seit 2009 steht er leer.
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Der zwischen dem
Mentewab-Palast und der Festhalle des Kaisers Bakaffa gelegene Hof (Foto links).
Auf einer Anhöhe über Gondar steht das Gotteshaus Debre Berhan
Selassie (Kirche der Dreifaltigkeit auf dem Berg des Lichts (Foto rechts).
Die von Kaiser Iyasu I. gestiftete Kirche und
Klosteranlage wurden 1694 geweiht....
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....und sind wie
alle Anlagen der Gondar-Zeit mit einer hohen Mauer und Türmen, wie im
Foto rechts, geschützt. In den Türmen leben heute die
noch verbliebenen Mönche des Klosters.
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Die einstige Rundkirche
wurde bei einem Überfall der sudanesischen Mahdisten im Jahre 1888 zerstört,
danach mit einem rechteckigen Grundriß wieder aufgebaut. Von außen
imitiert die Kirche den Basilikastil und erinnert mit mit ihrem Säulengang
an die ebenfalls von Moslimen zerstörte erste Kathedrale von Axum (Foto
links). Eines der zahllosen gleichschenkeligen griechischen Kreuze, die an
das Tatzenkreuz des Templerordens erinnern (Foto rechts).
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Die berühmte
Engelsdecke (Foto links) und mehrere der "Reiterheiligen" /Märtyrer (Foto
rechts) an der Nordseite der Kirche.
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Die Darstellung
des "Dreifaltigen Gottes" mit den Symbolen der vier Evangelisten und der Kreuzigung
(Foto links). Der Tod der Apostel Judas und Matthias (Foto rechts).
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Die Geburt Jesu
an der Ostwand (Sonnenaufgang). Hinter den Vorhängen befindet sich das
Allerheiligste mit der Kopie der Bundeslade (Tabot).
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Das letzte Abendmahl
an der Südwand, darunter ist der satan zu erkennen (Foto rechts). Der
Schmuck wurde bereits für das bevorstehende Timkat-Fest angebracht (Foto
rechts).
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Der Glockenturm
der Debre Berhan Selassie (Foto
links). Das als Bad des Fasilidas bezeichnete Wasserschloss wurde
als Sommerresidenz für den Kaiser errichtet. Das Gelände des kaiserlichen
Lustschlosses ist von einer Wehrmauer und Wehrtürmen im Gondar-Stil
umgeben. Das auf Stützpfeilern errichtete Gebäude steht in einem
70 x 40 Meter großen Wasserbecken. Das aus zwei Räumen bestehende
Erdgeschoss ist über eine steinerne Brücke zu erreichen
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Aus denkmalpflegerischen
Gründen wird das Becken nur zum Timkat-Fest (der Taufe Christi)
am 19. Januar mit Wasser aus einer nahegelegen Quelle gefüllt. Nachdem
alle Bundesladen aus den Kirchen Gondars in Prozessionen zum Wasserschloss
gebracht wurden, weiht der Bischof von Gondar das ins Becken eingelassene
Wasser durch das Eintauchen seines Kreuzes. Eine recht abenteuerliche
Tribüne, von der aus zahlungskräftige Gäste die Zeremonie gut
beobachten können (Foto rechts).
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Die phantastische
Landschaft des äthiopischen Hochlandes auf der 175 Kilometer langen
Fahrt von Gondar nach Bahir Dar, zu der auch der bei
Addis Zemen stehende Geierfelsen mit einer
Brutkolonie der fliegenden Aasfresser gehört (Foto rechts).
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