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  • Letzte Aktualisierung: 13.02.2013

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Gonder / Gondar
Amharisch: ጎንደር Gondär








Die einstige Kaiserstadt Gondar ist die Hauptstadt der Region Amhara. Sie liegt rund 50 Kilometer nördlich des Tana-Sees auf einer Höhe von  2133 Metern über dem Meer. In der sogenannten Oberstadt liegt der Palastbezirk Gemp aus dem 17. und 18. Jahrhundert, der auch als "Camelot Afrikas" bezeichnet wird. Durch das Wember Tor (Tor der Richter) gelangt man zum Palast des Kaisers Fasilidas oder Basilides (1603 - 1667; äthiop. Thronname Alam Sagad  = der, vor dem sich die Welt verneigt), der ab 1636 als erstes steinernes Gebäude errichtet wurde.

Videoclip: Gemp Palast-Areal



Während im hinteren Teil des Palastes (Foto links) die kaiserlichen Familienmitglieder untergebracht waren, war der 32 Meter hohe quadratische Turm (Foto rechts) den Privatgemächern des Monarchen vorbehalten (Foto rechts).


Vom Fasilidas-Palast aus bietet sich ein Blick auf die Kaiser Yohannes I. (Reg. 1667- 1682) , dem vierten Sohn des Fasilidas, zugeschriebene Bibliothek und die imposante Ruine des Bet Magest (Archiv des Fasilidas oder Beamtenpalast; Foto links). Das Siegel König Solomons weist auf die legendäre Abstammung der äthiopischen Kaiserdynastie hin (Foto rechts).


Die Bögen des im Jahre 2000 renovierten Fasilidas-Palastes erinnern an maurische Vorlagen, währen der Palast selbst an die zeitgenössische portugiesische Architektur angelehnt wurde. Fasilidas gelangte nach dem Rücktritt seines Vaters, Kaiser Sissinios, der zum Katholizismus übergetreten war und dadurch landesweite Aufstände ausgelöst hatte, 1632 auf den Thron. Zur Wiederherstellung der Macht der Äthiopischen-Orthodoxen Kirche bat er den Patriarchen von Alexandria um die Entsendung eines neuen Abuna und ließ dadurch die sehr alte, aber vernachlässigte Verbindung wiederaufleben. Nach der Beschlagnahme des Besitzes der Jesuiten verbannte Fasilidas die Ordensbrüder nach Fremona.  Infolge der Bombardierung Mombasas durch die Portugiesen ließ er auch alle Jesuiten des Landes verweisen und befahl 1665 befahl die Verbrennung der zurückgelassenen Schriften der Katholiken.
 
 
Unmittelbar neben dem Fasilidas-Palast  liegen die Ruinen eines stark zerstörten Gebäudes, welches unter Yohannes I. erbaut worden war. Die im hinteren Bereich gelegene Zisterne ist hingegen noch gut zu erkennen (Foto links). Während Kaiser Yohannes I. im Jahre 1669 wies den Gerazmach (Befehlshaber des linken Flügels der kaiserlichen Truppen) Mikael anwies, alle in Äthiopien ansässigen und sich nicht zum äthiopischen Glauben bekennen wollenden Katholiken des Landes zu verweisen, sympathisierte er mit der armenischen Kirche und empfing 1679 den armenischen Bischof Johannes. Wie bereits unter seinen Vorgängern kam es auch während der Regentschaft von Yohannes I. Und auch später unter seinen Nachfolgern zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der zwei großen äthiopischen Glaubensrichtungen Qibat und Tewahedo. Das auf Druck der Tewahedo-Mönche aus dem Azezo-Kloster 1681 einberufene Konzil belegte die Qibat-Glaubensrichtung mit dem Bannfluch. Direkt daneben befindet sich der Palast, den Fasilidas Enkel, Kaiser Iyasu I. "der Große" (= Jesus I., Thronname Adiam Sagad = „der, vor dem sich die Grenzen der Erde beugen“; Reg. 19. Juli 1682 bis zum 13. Oktober 1706) errichten ließ.  


Das zweistöckige Gebäude wurde während des Zweiten Weltkrieges durch britische Bomben stark beschädigt.


Im ebenerdigen Bereich befand sich der Empfangs- und Festraum. Die darüber liegende Zwischendecke wurde zerstört, ihre einstige Lage ist jedoch an den fast quadratischen Löchern für die Balkenenden noch erkennbar (Foto links). In der oberen Etage war en das Thronzimmer und die kaiserlichen Privatgemächer untergebracht. Das dach des gebäudes ist zum Teil noch intakt (Foto rechts).

 
Die beeindruckende Nordost-Fassade des Iyasu-Palastes (Foto links) mit Blick auf den Palast des Fasilidas (Foto rechts).


Die Rückseite des Iyasu-Palastes (Foto links) und die Außenmauern des Palast bezirkes (Foto rechts).


Iyasus-Palast (Foto links) und die Bibliothek von Yohannes I. (Foto rechts) von Westen aus gesehen.


Beim Blick in und durch das Archiv des Fasilidas.....


....sieht man die Bibliothek und den Palast des Fasilidas (Foto rechts).


Der Palast des Fasilidas aus westlicher Richtung gesehen (Foto links) und die alten Löwenkäfige , in denen einer Jahrhunderte langen Tradition zufolge bis in die 1990er Jahre hinein die kaiserlichen Wappentiere der Salomonischen Dynastie gehalten wurden (Foto rechts).


Neben den Löwenkäfigen stehen die Ruinen des Bet Zofan (Haus des Throns), der einstigen Festhalle von Kaiser David III. (Thronname Adbad Seged አድባር ሰገድ = "der, vor dem die Berge sich beugen; Reg. 9. Februar 1716 bis 18. Mai 1721)  Während ein Mordanschlag des Dejazmach (Befehlshaber der Truppen an der Tür des kaiserlichen Zelts) Leta gegen David III. fehl schlug, ist über Ort und Umstände des mysteriösen Todes des Kaisers nichts bekannt. Zur Zeit der Herrschaft Kaisers (19. September 1730 - 26. Juni 1755) ging die Festhalle bei Unruhen in Flammen auf und wurde zerstört.


Nördlich hinter der Festhalle Kaiser Dawids III. befanden sich einst die Bäder und eine Sauna (Foto links) und das Elfin-Tor (Tor zu den Gemächern).....


...welches zum Areal der Asasame-Mikael-Kirche (Foto links) führt. Der großen Festhalle des Kaisers Bakaffa (äthiop. በካፋ, Thronname Asma Sagad አድባር ሰገድ, später Masih Sagad መሲህ ሰገድ; Reg. 21. Mai 1721 bis September 1730), einem Bruder Davids III., ....


....gegenüber liegt das Bet Faras mit den einstigen kaiserlichen Pferdeställen (im rechten Foto links).


Die nördliche Wand von Gondars längster Festhalle (Foto links) bildete gleichzeitig einen Teil der nördlichen Palastaußenmauer.  Dem stark beschädigte Bau, dessen Innenwände einst mit Malereien dekoriert waren, verpassten die italienischen Besatzer in den 1930er Jahren eine Betondecke. Kaiser Bekaffa war jedoch nicht nur bekannt für die von ihm abgehaltenen opulenten Feste. Während seiner Kindheit und Jugend auf dem Berg Wehne, wo meisten der männlichen Erben auf den Kaiserthron - oft auf Lebenszeit – gefangen gehalten wurden, ließ man Bekaffa einen Teil seiner Nase abschneiden, um ihn untauglich für den Thron zu machen. Dennoch wurde er nach dem Tod seines Bruders, David III., gegen erhebliche Widerstände zu dessen Nachfolger gekrönt. Unter der Bekaffas Regierung florierte die Wirtschaft , während es es kaum kriegerische Auseinandersetzungen gab.


Als letztes wurde das Gebäude des Kaisers Iyasu II. (äthiop. ኢያሱ, auch Jesus II., Thronname Alem Sagad ዓለም ሰገድ = „der, vor dem sich die Welt verneigt“; Reg.19. September 1730 bis zum 26. Juni 1755) und  seiner Gattin Mentewab errichtet. Nach dem Tod Iyasus II. fungierte seine Witwe Mentewab als Regentin für ihren Enkel Iyoas I. (äthiop. ኢዮዋስ, auch Joas I., Thronname Adyam Sagad አድያም ሰገድ = „der vor dem die Grenzen der Welt sich verneigen“) bis zum 7. Mai 1769 den Titel Negus Negest tragen sollte. Oberhalb der Fensterbögen finden sich verschiedene Kreuzdarstellungen aus rotem Tuffstein. Der zweistöckige Palast wurde während der italienischen Besatzungszeit renoviert und diente zeitweise als Büro und Museumsshop. Seit 2009 steht er leer.


Der zwischen dem Mentewab-Palast und der Festhalle des Kaisers Bakaffa gelegene Hof (Foto links). Auf einer Anhöhe über Gondar steht das Gotteshaus Debre Berhan Selassie (Kirche der Dreifaltigkeit auf dem Berg des Lichts (Foto rechts). Die von Kaiser Iyasu I. gestiftete Kirche und Klosteranlage wurden 1694 geweiht....


....und sind wie alle Anlagen der Gondar-Zeit mit einer hohen Mauer und Türmen, wie im Foto rechts, geschützt. In den Türmen leben heute die noch verbliebenen Mönche des Klosters.


Die einstige Rundkirche wurde bei einem Überfall der sudanesischen Mahdisten im Jahre 1888 zerstört, danach mit einem rechteckigen Grundriß wieder aufgebaut. Von außen imitiert die Kirche den Basilikastil und erinnert mit mit ihrem Säulengang an die ebenfalls von Moslimen zerstörte erste Kathedrale von Axum (Foto links). Eines der zahllosen gleichschenkeligen griechischen Kreuze, die an das Tatzenkreuz des Templerordens erinnern (Foto rechts). 
 
Die berühmte Engelsdecke (Foto links) und mehrere der "Reiterheiligen" /Märtyrer (Foto rechts) an der Nordseite der Kirche.


Die Darstellung des "Dreifaltigen Gottes" mit den Symbolen der vier Evangelisten und der Kreuzigung (Foto links). Der Tod der Apostel Judas und Matthias (Foto rechts).


Die Geburt Jesu an der Ostwand (Sonnenaufgang). Hinter den Vorhängen befindet sich das Allerheiligste mit der Kopie der Bundeslade (Tabot).


Das letzte Abendmahl an der Südwand, darunter ist der satan zu erkennen (Foto rechts). Der Schmuck wurde bereits für das bevorstehende Timkat-Fest angebracht (Foto rechts).


Der Glockenturm der Debre Berhan Selassie (Foto links). Das als Bad des Fasilidas bezeichnete Wasserschloss wurde als Sommerresidenz für den Kaiser errichtet. Das Gelände des kaiserlichen Lustschlosses ist von einer Wehrmauer und Wehrtürmen im Gondar-Stil umgeben. Das auf Stützpfeilern errichtete Gebäude steht in einem 70 x 40 Meter großen Wasserbecken. Das aus zwei Räumen bestehende Erdgeschoss ist über eine steinerne Brücke zu erreichen


Aus denkmalpflegerischen Gründen wird das Becken nur zum Timkat-Fest (der Taufe Christi) am 19. Januar mit Wasser aus einer nahegelegen Quelle gefüllt. Nachdem alle Bundesladen aus den Kirchen Gondars in Prozessionen zum Wasserschloss gebracht wurden, weiht der Bischof von Gondar das ins Becken eingelassene Wasser durch das Eintauchen seines Kreuzes. Eine recht abenteuerliche Tribüne, von der aus zahlungskräftige Gäste die Zeremonie gut beobachten können (Foto rechts).


Die phantastische Landschaft des äthiopischen Hochlandes auf der 175 Kilometer langen Fahrt von Gondar nach Bahir Dar, zu der auch der bei Addis Zemen stehende Geierfelsen mit einer Brutkolonie der fliegenden Aasfresser gehört (Foto rechts).

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