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Als
Heiliges Tal der Inka
wird die vom Río Urubamba durchflossene Hochebene zwischen
den Orten Pisac und Ollantaytambo bezeichnet. Dieses Tal war für die Inkas wegen
seiner besonderen geographischen und klimatischen Qualitäten
von besonderer Bedeutung. Als einer der reichsten landwirtschaft-
lichen Gegenden trug es im erheblichen Maße zum Reichtum von Tahuantinsuyo bei. Die
abwechslungsreiche und ursprünglichen Landschaft
mit schneebedeckten Bergen, blühenden Wiesen,
tiefblauen Lagunen, einer ursprünglichen Flora und
Fauna und zahlreiche
archäologische Stätten sowie
der Weg zum Machu Picchu machen das Tal zum wohl bedeutendsten
touristischen Ziel in ganz Südamerika.
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Nachdem
man etwa 30 Kilometer in nordwestlicher von Lima aus mit dem gefahren
ist, offenbart sich beim Ort Pisac am Mirador Taray...
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...ein
erster Blick in das Valle Sagrado de
los Incas, dessen archäologische Stätten mit dem Boleto Turístico Del Cusco
betreten werden können, welches für 130 Nueves Soles,
umgerechnet ca. 33 Euro, erhältlich ist.
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In
der Nähe des heutigen Ortes
Písac, der auch als südliches Tor zum Heiligen
Tal wurde von den Inkas auf einem Felsmassiv eine
weiträumige Wohnburg erbaut. Bastionen, Tormauern, Häuser,
Lagertürme, ein Tempelviertel, über 4500 Felsengräber
(Foto rechts) und Pflanzterrassen (Foto links) bildeten in einer
Höhe von mehr als 3000 Metern ü. d. M. die Siedlung Písaca (Quechua:
Rebhuhn). In vier noch heute erkennbaren Abschnitten
konzentrierten sich die Funktionen der Anlage. An ihrer am tiefsten
gelegenen Stelle befinden sich die von Stützmauern getragenen
Stufenfelder des Argarzentrums. Oberhalb davon stehen der
fünfteile Tempelverbund
Intiwantana (Quechua: Der Ort, an dem die Sonne verankert ist).,
auf dem sich darüber erhebenden Sattel die Bergbauernsiedlung Qanchis Raqai (Quechua: Sieben
Häuser) und unweit des 3300 Meter hochgelegenen Kammes die von
einer Ringmauer umschlossene Festung Qalla
Qasa (Quechu: Geteiltes Dorf). |
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Um
nicht der natürlichen Erosion und dem Verfall preisgegeben zu
werden, bedürfen die etwa 7000
(!) Planzterrassen einer permanenten Wartung. Nachdem die
Arbeiten an den obersten Terrassen abgeschlossen sind, wird erneut an
den untersten begonnen.
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Die
Stützmauern der Terrassen dürfen nicht betreten werden!
Zum Mauerwerk gehört ein ausgeklügeltes System von
Wasserkanälen....
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...und
in Stein gehauene Ablaufrinnen (Foto links). Hauptsehenswürdigkeit
der archäologische Stätte ist das aus rosa
Granitbausteinen ,ebenso perfekt wie die Coricancha in Cuzco,
zusammengefügte Amaru Punku
(Quechua: Schlangentor; Foto rechts), welches man nach
40 Minuten Aufstieg erreicht. Die kantigen Mauern, die
trapezförmigen
Türen und die haarscharfen Lichtschnitte entsprechen dem
klassischen
Architekturkanon der Inka. Sonnenuhr, Reinigungsbäder und die
Opfertische, auf denen Lamas dargebracht wurden können zwar noch
heute
ausgemacht werden, der besucher muss sich den Ort ähnlich wie in
Coricancha als eine mit Gold- und Silberfolien ausgeschlagene und von
schimmernden Idolen beseelte Kultstätte vorstellen.
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Der
offenbar von keiner prä-inkaischen Zivilisation bewohnt gewesene
Ort , wurde wahrscheinlich nicht vor 1440 errichtet. Historiker
vermuten, dass Písaca gegründet wurde, um
Cusco vor möglichen Angriffen zu schützen. Nachdem es
Francisco Pizarro gelungen war, die Siedlung in den frühen 1530er
Jahren zu plündern und zu zerstören, ließ der spanische
Heerführer und Vizekönig von Peru (Reg. 1569 - 1581),
Francisco de Toledo, Conde de Oropesa (1515 - 1582) in den 1570er
Jahren das heutige Písac errichten.
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An
der Straße nach Ollantaytambo
bieten zahlreichen landestypische Imbissbuden diese an Spießen
geröstete Delikatesse (Foto links). Die nach den von ihnen
abgegebenen Laute als Cuy
(Quechua: Quwi) bezeichneten Nager werden seit über 4000 Jahren
von den Völkern der Anden häufig in deren Küchen als
Fleischlieferanten gehalten. Jährlich werden etwa 65 Millionen
Meerschweinchen verzehrt, deren Gewicht meistens zwischen 500 bis 600
Gramm liegt. Peruanische Züchtungen haben jedoch auch bereits
größere Exemplare hervorgebracht größere, die
sogar über 1 Kilogramm wiegen können. Wer das traditionelle
peruanische Hochzeitsmal kosten möchte, braucht
übrigens nicht bis zu Südamerika zu Reisen, vielleicht findet
er hierzulande einen Sarden, der diese Art von Braten ebenfalls zu
schätzen und zuzubereiten weiß. |
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Das
auf einer Höhe von von 2.792 Metern ü. NN gelegene Ollantaytambo (Quechua: Rasthaus,
Depot des Ollantay) wurde unter dem 9. Inka, Pachacútec
Yupanqui (Reg. 1431 - 1478) zum königlichen Anwesen und
zeremoniellen Zentrum ausgebaut. Seine Baugeschichte lässt sich
heute nur noch in groben Zügen skizzieren. Bereits seit alter Zeit
war der grüne Felsen bereits eine geheiligte Stätte (Huaca)
mit einfachen Bruchsteinmauerwerk und kleinen Trapeznischen gewesen,
bis sie, vielleicht schon in der ersten Inka-Periode zum Ende des 12.
Jahrhunderts n. Chr., einen Mantel aus Granitmonolithen erhielt, wobei
die Frontmauer vor den Seitenwänden entstand. Die
größten Bauleistungen dürften jedoch in der
Spätzeit des Imperiums entstanden sein, als eine Heerschar von
zwangsverpflichteten Arbeitern die großen Bausteine von den 10
Kilometer entfernten Chachicata-Steinbrüchen
herbeischafften. Das gewaltige Baumaterial musste dabei nicht nur
über den Fluss gebracht werden, sondern danach mit reiner
Muskelkraft den Steilhang hochgezogen werden. Die spanische Conquista
verhinderte schließlich die Fertigstellung des Monuments, so dass
mehrere der bis zu 7 meter langen Piedras
Cansadas (Müde Stein) auf ihrem Transportweg liegen
gelassen wurden. Der Überlieferung nach diente Ollantaytambo als
Schrein für die herzen udn Eingeweide der Inkaherrscher diente,
deren Mumien sich in der Coricancha von Cusco befanden. Am Cerro Bandolista wurden die an
ihren Seiten von natürlichen Felsformationen flankierten Pumatalli-Terrassen angelegt.
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Der
Aufstieg über die steilen Pumatallis-Terrassen ist zwar
beschwerlich, bietet jedoch einen Blick auf das Tal des Río
Patacancha, der im Valle Sagrado de los Incas in den Río
Urubamba mündet und die Montaña
Pinkuylluna (Foto links) mit den einstigen Depósitos der Inkas (Foto
rechts). Mit dem Ort ist eine mündliche Überlieferung aus der
Inka-Zeit verbunden, wonach sich der aus einfachen verhältnissen
stammende Feldherr Ollantay in die schöne Prinzessin Cusi Coyllur
(Morgenstern), eine Tochter des Herrschers Pachacútec
Yupanqui verliebt habe. Dem 9. Inka, dem Ollantay nicht
standesgemäß war, soll die beiden Liebenden daraufhin so
lange schikaniert haben, bis sich der verschmähte
Schwiegersohn nach einem siegreichen Feldzug gegen ihn erhoben
und die Prinzessin zur Frau genommen habe. Pachacútec ließ seine
Tochter in einem
Gefängnis verschwinden. Nach dem Tode des Herrschers
befreite sein Sohn und Nachfolger TúpacYupanqui
seine Schwester aus ihrer Haft und
rehabilitierte Ollantay. Als Nationalepos wird Ollanta gelegentlich
in Sacsayhuamán aufgeführt. |
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Das
weltbekannte Symbol Ollantaytambos sind sechs Porphyr-Monolithen, die ohne
jegliches Bindemittel nahezu fugenlos zusammen gefügt wurden. Mit
einer Höhe von 4,05 Metern, einer Breite von 1,90 Metern und einer
Tiefe von 1,80 Metern ist der rechts außen stehende Monolith VI
der gewaltigste. Monolith IV zeigt auf drei Ebenen ein
Stufenornament, welche die dreigeteilte Kosmovison der Inka in Himmel,
Erde und Unterwelt spiegelt. Die zyklopische Wand war das Kernstück des unvollendeten
großen Sonnentempels.
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Unmittelbar
unterhalb des Sonnentempels befindet sich die heute, nach ihren
gemauerten Nischen bezeichnete Hornacinas-Terasse (Foto links). Beim
Abstieg an der Ostseite gelangt man zum Baño de la Ñusta
(Foto rechts). Die sagenhafte Prinzessin ist jedoch nur ein Sinnbild
der Göttin des alles Leben spendenden Wassers. Die heilige Quelle
ziert eine konkav geschwungene Wand mit einem Stufensymbol, welches den
himmlischen Sinn alles Fließenden (πάντα ῥεῖ würde es Heraklit nennen) vermittelt.
Der von Pizarro nach der Ermordung Atahualpas als Marionette
eingesetzte Manco Cápac II.
, der nach seiner erfolgreichen Flucht im Frühjahr 1536 gegen die
Spanier aufbegehrte, kurzzeitig Sacsayhuamán in Besitz nehmen
konnte und Cusco belagerte, zog sich mit etwa 2.000-3.000 Gefolgsleuten
zuerst nach Ollantaytambo zurück. Dort gelang im 1536 bei
Mascabamba durch die Flutung der Ebene ein Sieg gegen die Spanier. Bei
einem großangelegten Angriff der Spanier verlor Manco Capac II.
drei Jahre später seine Schwester und Ehefrau Cura Ocllo, die von
Spaniern gefangen und zu Tode gequält wurde, und musste sich in
die stark bewaldete Gegend von Vilcabamba zurückziehen.
Nachdem die Spanier bei den Spaniern zwischen
Francisco Pizarro und Diego de Almagro ein Streit um die Herrschaft
über Cuzco ausgebrochen war Manco Cápac II. sieben
Parteigängern Almagros Zuflucht gewährt hatte, wurde er
zusammen mit diesen Mitte des Jahres 1544 ermordet. Die
Mörder wurden von den Söhnen Manco Cápacs, Sayri
Túpac (Reg. 1544- 1561), Titu Cusi Yupanqui (Reg 1561 - 1570)
und Túpac Amaru (Reg.
1570 - 1572), mit dem die Herrschaft der Sapa Inka (Quechua: Sapay Inka =
Ich, der einzige Inka, als Intipchurin
(Quechua = Sohn der Sonne) über Tawantinsuyu
zu Ende gehen sollte, gestellt und hingerichtet.
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Eine
Toppattraktion bietet, trotz der Schäden, die während der
Regenzeit 2009/2010 entstanden sind, die etwa 7 Kilometer von der
kleinen Comunidad de Maras abgelegene archäologische Stätte
Moray. Die Anlage ist in eine ca. 3500 Meter über dem Meer
befindliches Kalkstein-Plateau eingebettet, neben der sich im
Südwesten der 4100 Meter hohe Wayñunmarka erhebt. In drei
natürlichen, unterschiedlich tiefen Dolinen verschiedener schufen
die Inkas hier einen bemerkenswerte Komplex kreisförmiger und
konzentrischer Terrassen. Die mit über 70 Metern tiefste Anlage
wird Qechuyoq Muyo genannt
(Foto links, Nr. 1 im Foto rechts). Als Khuychi Muyo (2), Sima Muyo und Intiwantana Muyo (4) werden die drei
kleineren Anlagen bezeichnet, die im Modell (Foto rechts) zu sehen
sind. Durch die Terrassierung und die runde Anordnung ergibt sich eine
Überlagerung des Makroklimas durch etliche, für jede Terrasse
unterschiedliche Mikroklimata, die insgesamt einen
Temperaturunterschied von bis zu 15 Grad Celsius vorweisen können.
Möglicherweise diente Moray den Inkas als Agrarversuchsfeld und/oder war eine Kultstätte der Erd- und Allmutter
Pachamama, die trotz oberflächlichem Christentum noch heute
von der Bevölkerung verehrt wird. Alljährlich
im Monat Oktober kommen die Einwohner der umliegenden Gemeinden
hierher, um ihre landwirtschaftliche Erzeugnisse und handwerklichen
Arbeiten zu präsentieren, sowie mit Musik und Tanz die Fiesta del Sol (Moray Raymi) zu
feiern.
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Ein
weiterer sehenswerter Ort im Heiligen Tal der Inkas ist das kleine, auf
einer Höhe von 3760 Metern ü. d. M gelegene, Chinchero. Auf den Fundamenten des
Sommersitzes des 10. Inka
Túpac Yupanqui wurde in der spanischen Kolonialzeit die Iglesia de Nuestra Señora de
Monserrat errichtet, in der heute die sonntägliche Messe in Quechua, der Sprache der Indigenas
zelebriert wird.
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Hinter
drei eher bescheidenen Arkadenbögen (Foto links) zeigt bereits der
Bereich über der Eingangstür eine reichhaltige, von floralen
Mustern bestimmte Dekoration, die über dem Türsturz von einem
Gemälde mit der Gottesmutter (Foto rechts) gekrönt wird. Die Madonna wird von den Indigenas als
Verkörperung der alten Erd- und Allmuter Pachamama gesehen, der
allerorts noch Opfer dargebracht werden!
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Der
Hauptaltar, der im Jahre 1607 geweihten Kirche wurde im Stil des
Anden-Barock geschnitzt, mit Blattgold belegt und der
jungfräulichen Geburt Christi gewidmet (Foto links). Die
prächtigen, mit floralen Mustern und Fresken von Heiligen
verzierten Wände, wurden zusätzlich mit Werken der
Indigena-Maler und Leiter der Cuzco-Schule Diego Quispe Tito (1611 – 1681) und
Arbeiten wie La Virgen de Montserrat ausgestattet, die Chihuantito Francisco im Jahre 1693
geschaffen hatte. Besonders beeindruckend....
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...ist
jedoch der Dachstuhl der Kirche (Foto links). Auch unterhalb des neben
der Kirche gelegenen Plaza de Armas, auf dem jeden Sonntag farben-
prächtiger Markt stattfindet...
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...sind
ebenfalls noch Mauern des einstigen Palastes vom 10. Inka, Túpac Yupanqui erhalten
geblieben (Fotos links und weiter oben rechts). Es ist kaum zu
glauben die phantastische Dolinen-Landschaft und Natur des Altiplano Chinchero-Maras
(Foto rechts) mit dem Bau des neuen Aeropuerto Internacional
de Chinchero-Cuzco
zerstört werden soll.
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