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Nach
einer 75minütigen Flugzeit kam ich von Lima aus mit einem Airbus
A319 -100 der LAN Perú
am kleinen Flughafen von Tarapoto im
Departamento de San Martín an. Diese nordperuanische Region
ist 51.253,3 qkm groß und besitzt nach einer Volkszählung
von 2007
800.000 Einwohner, was eine Bevölkerungdichte von etwa 14,2
Einwohnern pro Quadratkilometer ausmacht. Das Departemento gliedert
sich in 10 Provinzen, die wiederum in 77 Distrikte ungegliedert sind.
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Die
350 Kilometer lange Strecke nach Chachapoyas
führt auch durch den Ort Azunguillo, der
mit einer der größten
evangelischen Kirchen Südamerikas (Foto rechts) als Segunda
Jerusalén zu einem Zentrum der Iglesia Pentecostés
Misionera (Pfingstkirchen Mission) geworden ist. Sehr zum
Ärger der katholischen Kirche machen sich immer mehr evangelikale
Splittergruppen in Peru breit, die zunächst mit Geld und anderen
Wohltaten locken und dann ihren Schäfchen wenn sie nicht spurten
mit der Hölle drohen. Wie mir ein Entwicklungshilfemitarbeiter
berichtete, hätten sich am 21. Dezember 2014, dem Tag an dem die
Welt nach dem Maya-Kalender angeblich hätte untergehen sollen
tausende von Gläubigen in Segunda Jerusalén versammelt, um
bei
der Wiederkehr von Jesus Christus dabei zu sein. Die Parusie fand
jedoch bekanntermaßen nicht statt. |
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Auf
der Nationalstraße 5, kurz vor der Grenze zum Departemento Amazonas
(7 Provinzen, 82 Distrikte) wird eine Mautgebühr für die
Straßenbenutzung fällig. Die 39,249 qkm große
Region besitzt 375,993 Einwohner, was einem Durchschnitt von nur 9,6
hab pro qkm entspricht (Stand 2007). Die typischen zweistöckigen
Häuser der Region haben eine Schiebetür und keine
Glasscheiben. Das Departemento trägt lediglich 3,6 % zum BIP Perus
bei.
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Anhand
langen Reihe von Baustellen wird deutlich, warum Maut erhoben wird.
Große Arbeitskolonnen und eine Armada von LKW mit der
Instandhaltung der Verkehrswege beschäftigt, die häufig durch
einen Erdrutsch blockiert werden. Aufgrund der Wartezeiten an den
Baustellen dauerte die 350 Kilometer lange Fahrt von Tarapota nach
Chachapoyas fast sieben Stunden.
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Die
Hauptstadt der Region Amazonas, der Provinz Chachapoyas und des
Distriktes Chachapoyas ist die in einer Höhe von 2335 ü. NN
liegende Stadt San Juan de la Frontera
de los Chachapoyas. Chachapoyas, wie sie kurz genannt wird,
wurde am 5. September 1538 von Alonso de Alvarado, einem General
Francisco Pizarros, gegründet. Die Stadt ist auch der Sitz der
gleichnamigen Diözese, deren ursprüngliche koloniale
Kathedrale in den 1970er Jahren bei einem Erdbeben zerstört wurde
und deshalb vollständig abgerissen werden musste. Unmittelbar
danach wurde an der Plaza de Armas eine neue Kathedrale mit zwei
charakteristischen Türmen erbaut (Foto links). Etwa 85 Kilometer
und gut zwei Stunden Fahrzeit von Chachapoyas entfernt liegt am
Oberlauf des Río
Utcubamba das Örtchen Leymebamba.
Das Verwaltungszentrum des gleichnamigen
Distriktes liegt auf einer Höhe von 2210 M. ü.
NN. Die an das römische Kohorten Kastell Saalburg
erinnernden Türme der kleine Kirche von Leymebamba wurden erst vor
ein paar Jahren errichtet.
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Wie
alle Orte, hat auch Leymebamba einen zentralen Platz an dem neben der
Kirche auch Verwaltungsbäude stehen. In der Mitte der Plaza
Mayor befindet sich eine Miniatur der Grabhäuser der Laguna de
los Cóndores, wo im Jahre 1997 insgesamt 219 nach Inka-Art
bestattete Mumien der Chachapoyas (Wolkenkrieger) gefunden wurden. Der
deshalb auch als Laguna de las Momias bezeichnete, ca. 1 qkm
große Kondorsee befindet sich auf einer Höhe von 2.900 m.
Von Leymebamba aus kann er nur zu Fuß und mit dem Maultier
erreicht werden. Da zur Bewältigung der Entfernung von 36
Kilometern ein ganzer
Tag erforderlich ist, werden zur Besichtigung Dreitages-Touren mit
einer Übernachtung in einem rustikalen Quartier angeboten.
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...weniger
aufwendiger ist daher ein Besuch des etwas außerhalb von
Leymebamba, in der Av. Austria liegenden, im Juni 2000 mit
österreichischer Finanzhilfe fertiggestellten Museo Leymebamba. Unter Regie des Centro Mallequi am Instituto de
Bioarqueología Peru wurde eine Notgrabung durchgeführt, um
den Fund vom Kondorsee vor möglichen Plünderern und
Vadalismus zu retten. Hinsichtlich der
rätselhaften Chachapoyas hat das Museum Exponate
vorzuweisen, wie sie sonst in einem anderen des Landes zu finden sind,
wie den Madero des los Chilchos.....
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....eine
Holzschnitzarbeit der Chachapoyas , die neben einem Krokodil (was ein
Hinweis auf die Herkunft des Volkes aus dem Amazonasgebiet ist)
eine Frau (Foto links) und einen Mann (Foto rechts) zeigt. |
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Verschiedene
Keramikgefäße für unterschiedliche Zwecke (Foto
links). Eine Vasua Silbadora (Pfeifgefäß) in
Steigbügelform von der Nordküste Perus, dekoriert mit einem
Vogel im Chimu-Inka-Stil (Foto rechts) sind ein Hinweis auf die
Handelsbeziehungen der Chachapoyas (Foto rechts).
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Rekonstruktionszeichnungen
einer Siedlung mit runden
Häusern und ihren Bewohnern in der Chachapoya-Festung Kuelap.
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Auch
die Darstellung von Affen auf diesem Gefäß bieten einen
Hinweis auf das Amazonasgebiet. Den Federschmuck mit jenen zu
vergleichen, die auf dem bronzezeitlichen (1700 und 1600 v. Chr.)
Diskus von Phaistos (roter Kreis) abgebildet sind, würde jeglicher
wissenschaftlicher Grundlage entbehren.
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El Camino a la Laguna de los Cóndores
(der beschwerliche Weg) zum Kondorsee und jeweils eine Querschnitt- und
Aufsichtszeichnung der Chullpas
genannten Häuser der Grabanlage.
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Miniaturen
verschiedener Grabanlagen der Chachapoya, von denen die antropomorphen
Sarkophage wird die Purum Machu (Ahnen) von Karayá am
beeindruckendsten sind.
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Die
Zeichnungen zeigen, wie die Chachapoya ihre Toten in den Chullpas an
der Laguna de los
Cóndores bestatteten.
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Teil
eines Hemdes oder Tunika aus Baumwolle und Kamelidhaar, dekoriert im
stilisierten Gesichtern udn Raubkatzen im Inka-Provenzial-Stil (Foto
links). Der Anthropologe udn Altamerikanist Dr. Peter Lerche ist der Experte
für die Erforschung der Chachapoya (Foto rechts). Der mit einer
Peruanerin verheiratete Wissenschaftler war von 2007 bis 2010 Bürgermeister von Chachapoyas
und hat sich mit Fachbücher wie Chachapoya
The Laguna de Los Condores Textiles in the
Museo Leymebamba, Chachapoyas.
Guia de viajeros und Häuptlingstum Jalca. Bevölkerung u. Ressourcen bei
den vorspanischen Chachapoya international einen Namen gemacht.
Nachdem Lerche 1983 nach Peru gezogen war, arbeitete er für beim
Instituto Nacional de Cultura del Perú als Berater für
Tourismusentwicklung und als Direktor der Abteilung zur Konservierung
von archäologischen Monumenten. 1998 gründete er die
nichtstaatliche Camayoc Foundation, die sich um den
Schutz der peruanischen Kulturgeschichte kümmert.[
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Die
Mumien von zwei Hunden (Foto links) und eines Ozelots (Foto rechts).
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Im
Museum wurden auch die Chullpas von der Laguna de los Cóndores
lebensgroß rekonstruiert.
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Die
Toten wurden in eine Embryonalstellung zusammengeschnürt und zum
Teil in abenteuerlich anmutende Bretterkonstruktionen (Foto rechts)
gesteckt.
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Die
219 nach Inka-Art
bestatteten Mumien der Chachapoyas (Wolkenkrieger)....
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...fanden
in einem wohltemperierten Raum ihre Aufnahme, wo sie durch eine
große Glasscheibe betrachtet erden können. Mit ihren runden
Öffnungen beweisen die Schädel, dass auch die Chachapoya die ärztliche Kunst des Trepanierens
verstanden hatten (Foto rechts).
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Pedro de Cieza de León (um
1520 – 1554) berichtet in seiner Chronica del Perú, dass die
Chachapoyas die weißesten und schönsten aller Eingeborenen
seien, die er in Indien gesehen habe. (Los Chachapoyas son los
más blancos y hermosos de todos los nativos que he visto en las
Indias) Auch Pedro Pizarro
(1515 – 1602), der in seiner Chronik "Relación del
descubrimiento y conquista de los reinos del Perú" bezeichnete
alle indigenen Peruaner (!) als "weiß". Hierauf wollte der
ehemalige Freiwillige der 33. Waffen-Grenadier-Division der SS
„Charlemagne" und spätere Autor der extremen Nouvelle Droite, Jacques de Mahieu (1915 - 1990)
seine Behauptung begründen, dass bereits die Wikinger in
Südamerika gewesen seien. 2013 stellte der Professor i. R.
für Kulturwissenschaften und Dokumentarfilmer Hans Giffhorn in seinem Buch "Wurde Amerika in der Antike entdeckt?"
die verlockende, jedoch vollkommen absurde These auf, dass die
Chachapoya von Kelten und Karthagern abstammen würden, die in
vorchristlicher Zeit in das Amazonasgebiet gekommen seien. (Die
zahlreichen Gegenargumente habe in meiner Rezension bei amazon.de
zusammengefasst.) DNA-Untersuchungen haben viel mehr ergeben, dass sich
einzelne "blonde Indios" (Gringuitos)
auf versprengte Spanier zurückführen lassen und somit auch
timediver® diesbezüglich exkulpiert ist...
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