• Letzte Aktualisierung: 10.03.2014

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República del Perú
Piruw Republika
Piruw Suyu
Kuelap
                      
Auf der zweieinhalbstündigen Fahrt von Chachapoyas nach Kuelap (74 Kilometer) machte mich mein örtlicher Führer auf diese Felsengräber aufmerksam .

Die in 3000 Metern über Río Utcubamba liegende ehemalige Festung Kuelap hat als präkolumbische Stätte mindestens dieselbe, wenn nicht sogar eine größere Bedeutung als Machu Picchu. Aufgrund seiner Ablegenheit und bisher noch geringeren Popularität ist wird sie jedoch gegenüber der weltberühmten und vollkommen überlaufenen Inka-Attraktion von Reisenden kaum besucht. Von Archäologen wird die Gegend als eine mit der vielleicht höchsten Dichte an unentdeckten und unerforschten "Orten von historischem Interesse" in ganz Südamerika bezeichnet!  Von die Inka, welche die Festung mit militärischen Mitteln niemals einnehmen konnten wurden die Erbauer der Festung als Chachapoya ( Quechua: Wolkenmenschen oder Nebelkrieger) bezeichnet...
Morgens um 09:00 Uhr hatten mein Führer und ich die gesamte Anlage für uns alleine. Erst später sollte neben dort beschäftigten Arbeitern nur eine Handvoll weiterer, vornehmlich einheimische Besucher eintreffen. Der Zugang zur Festung an deren Südseite.
Der Plan zeigt den Grundriss der Festung und den Weg, den ich zusammen mit meinem Führer gegangen bin. Der von einem falschen Gewölbe überkragte Haupteingang wird gerade noch renoviert und dient derzeit nur als Ausgang.

Die gewaltige Festung ist das größte präkolumbische Bauwerk Lateinamerikas, in dem dreimal mehr Baumaterial verarbeitet wurde als in der Cheopspyramide (Quelle: Reise Know How Führer "Peru kompakt"). Die im Bergregenwald im 12. Jahrhundert errichtete Anlage wird von einer 1,5 Kilometer langen, an manchen Stellen bis zu 21 Meter hohen Mauer umgeben. Alle drei Eingänge zur Festung wurden so angelegt, dass immer nur eine Person eintreten kann. Der Haupteingang wurde dergestalt konstruiert, dass ein eingedrungener Feind direkt wieder hinausgeworfen werden konnte.
Zum Betreten der Festung muss der "Dienstboteneingang" (Foto links) benutzt werden, hinter dem sich dieser steile Aufstieg bietet. Das Gestein der Treppen zeigt noch heute unzählige, Jahrhunderte alte Trittspuren, die von Lasttieren genutzt wurden (Foto rechts).
Ein Blick zurück auf den "Dienstboteneingang" (Foto links) und nach vorne, wo sich die Terrassierung des Gelände offenbart (Foto rechts).
Wiederentdeckt wurde Kuelap im Jahre 1843 von Don Juan Crisóstomo Nieto, einem Richter aus Chachapoyas, der dort Gebietsstreitigkeiten zwischen Indigenas schlichten sollte.  Der gesamte Ruinenkomplex misst in seiner Nord-Süd-Ausdehnung 580 m, während seine größte Breite in Ost-West Richtung 110 Meter beträgt. Der schmale Zugang zum Castillo, der obersten von drei Etagen, die vermutlich nur vom Cacique (Häuptling) und die adligen Chachapoya bewohnt wurde.
Der auf einem schmalen Bergrat befindliche Pueblo Alto (oberste Siedlung) erweckte bei mir Erinnerungen an die Katharerburg Mont Ségur in den französischen Pyrenäen.  An der nördlichen Spitze des Bergrückens stehen die Reste eines Gebäudes, welches El Torreón bezeichnet und als einstiger Wachturm gedeutet wird (Foto links). Im Pueblo Alto befindet sich auch das sogenannte Tumba Inca (Foto rechts), in dem eine mit reichhaltigen Grabbeigaben an Keramik, Holz und Metall ausgestattete Mumie gefunden wurde.
Daneben gibt es drei weitere bauliche Strukturen, welche den für die Inka typischen quadratischen Baustil vorweisen und vermutlich von einem Giebel- oder Walmdach gedeckt waren (Foto links). Zu diesen Gebäude gehören das Castillo (Foto links) und die Callanca, welche u. a. als Inka-Gesandschaft oder Gästehaus interpretiert wird. Ein Blick auf die untere zweite Etage mit den runden, für die Chachapoya typischen Häuser und einen geschlossenen Eingang (Foto rechts). 

Lamas waren ursprünglich im Norden Perus nicht beheimatet! Während angenommen wird, dass in der zweiten Etage die Krieger der Chachapoya wohnten, waren die Häuser der untersten (Pueblo Bajo) dem gemeinen Volk zugewiesen. Zur Siedlung  gehörten mehrere Hundert runde Gebäude mit einem jeweiligen Durchmesser von 4 bis 12 Metern.  Viele der zweigeschossigen  Bauwerke sind mit mit Rauten oder anderen Mustern verziert.
Daneben gibt es auch die baulichen Reste größerer Häuser, die möglicherweise als Gemeinschaftshäuser gedient haben könnten.
Gemeinsam ist allen Gebäuden jedoch, dass ihre untere Etage tiefer liegt und in zwei Bereiche, wie Wohnküche und eine höher gelegene Ruhestatt gegliedert war.
In vielen einstigen Küchen kann man noch heute einen Mahlstein und einen länglichen Gang aus Stein sehen, in dem Meerschweinchen als Frischfleisch- vorrat gehalten wurden. Gegrillte Cuyes gelten auch nach 5000 Jahren vor allem im Andenhochland als besondere Delikatesse. In Europa können sich dafür hingegen nur wenige Zeitgenossen, vornehmlich Sarden, erwärmen.
Die Versorgung der Einwohner mit Frischwasser erfolgte durch eine unterirdische Quelle. Manche Häuser stehen derart nahe zusammen, dass daraus auf eine  enge Familienzugehörigkeit geschlossen wird.
Die Rekonstruktion einer der Rundhütten, bei der vor die des hohen Spitzdaches unter Forschern umstritten ist.
Oberhalb des Haupteinganges gelegene Hausmauern.
Die Gesamtzahl der Häuser von Kuelap wird auf etwa 400 geschätzt. Die Rekonstruktionszeichnungen stammen aus dem Museo Leymebamba.

Videoclips Panoramablick:  1    2

Das größte Rätsel von Kuelap stellt  El Tintero, denn bis heute konnte noch nicht zweifelsfrei festgestellt werden, wofür das Bauwerk  gedient hat. Seinen Namen hat es von seiner konischen,  von oben nach unten verjüngen Form. Im Inneren des "Tintenfasses"  wurden Raubtierknochen gefunden. Daher  wird angenommen, er wäre zu  Folterzwecken, als Gefängnis oder zur Vollziehung von Todesstrafen benutzt worden. Da sich die Lichtstrahlen aus Mauerritzen zu bestimmten Tagen des Jahres treffen, wird  ihm auch eine Funktion als Observatorium zugeschrieben, während andere Theorien in ihm schlicht einen Templo Mayor von überregionaler Bedeutung sehen wollen. In einem Steinquader der Außenmauer wurde ein Gesicht gemeißelt...
....von dem ebenfalls nicht bekannt ist, wen es darstellen und welchen Zweck es erfüllen sollte (Foto links). Um das Tintero herum wurden zahlreiche Begräbnisstätten gefunden, die auf Verbindungen  der Chachapoya zur Nordküste, aber auch nach Cajamarca und in das Hochland von Ayacucho im Süden Perus schließen lassen. 
Oberhalb des Tintero, unmittelbar über der Südmauer der Anlage befindet sich ein Gebäude, welches als "Beinhaus" eng mit dem vermutlichen Tempel verbunden war.  Um das jahr 1570 wurde dieser gesamte "heilige Bezirk" Der gesamte Komplex  wurde um das Jahr 1570 durch ein Feuer zerstört. Der nach unten führende enge Weg zum Haupteingang.....
....birgt in seinen Mauern zahlreiche Steinblöcke mit unterschiedlichen Steinmetzarbeiten, wie Vögel....
...Schlangen, Gesichter....
...und andere, nicht näher zu bestimmende Gestalten (Foto rechts).
Zu den bis heute ungelösten Fragen gehören der Transport der Steinblöcke auf eine Höhe von 3000 Metern, die Fähigkeiten der am Bau beteiligten Architekten und das ausgeklügelte Entwässerungssystem von Kuelap. Blick vom (Foto links) und zum (Foto rechts) Haupteingang.
Gleichwohl Kuelap aufgrund seiner gewaltigen Mauern heute als Festung bezeichnet wird, gibt es auch auf die Frage warum sie überhaupt gebaut worden war, keine zufriedenstellende Antwort. Seit dem 19. Jahrhundert hatten Archäologen wie Adolphe-François Bandelier und Louis Langlois zu beweisen versucht, dass es sich um eine Festung handelte, welche der Bevölkerung in Gefahrensituationen als  Fluchtburg diente. Daneben gibt es heute weitere Theorien, nach denen Kuelap ein Prä-Inkaisches Heiligtum gewesen war, welches von einer leistungsfähigen Aristokratie bewohnt wurde, deren Hauptaufgabe war es, die Lebensmittelproduktion als Vorratslager zu verwalten und als religiöse Führung zu fungieren. Im Juli 2010 wurden in der östlichen Befestigungsmauer (Foto links) die Skelettreste von 79 menschlichen Körpern, vornehmlich Erwachsenen, aus dem siebten Jahrhundert n. Chr. gefunden, die von ihren ursprünglichen Ruheplätzen entfernt worden waren und hier eine zweite Ruhestätte gefunden hatten. Das Besucherzentrum mit seinem kleinen Museum (Foto rechts) wurde erst vor kurzer Zeit fertiggestellt.

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