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Die Inselfestung überragt
eine 40.000 Hektar große Bucht, die sich zum Ärmelkanal hin öffnet.
Der 80 Meter über die Bucht ragende St Mont-Michel
hat einen Umfang von ca. 900 Metern und kann zur Zeit noch über
einen 2 Kilometer langen Damm erreicht werden. Jährlich zählt er
über
3 Millionen Besucher. In dem am Fuße der Abtei
gelegenen Dorf drängeln sich die Touristen um sogenannte Attraktionen,
so dass man möglichst schnell nach oben fliehen sollte. Der Legende
nach wurde die Abtei im 8. Jahrhundert von Saint Aubert, dem Bischof
von Avranches, gegründet, nachdem ihm der Erzengel Michael in einem
Traum erscheinen war. Gemäß der Anweisung des Erzengels wurde
die Kirche als Nachbildung des süditalienischen Heiligtums von Monte
Gargano, wo Michael bereits imin er Grotte erschienen war, nachgebaut
werden. Da Saint Aubert auf dem Mont-Tombe, St Mont Saint-Michel damals noch
hieß, keine Höhle vorfand, ließ er eine relativ plumpe Kopie
des italienischen Altarraumes erstellen.
Beide Fotos zeigen den Blick von der Landseite aus. La Tour Demi-Lune
und La Tour Boucle an der Ostseite der Befestigungsmauer (Foto rechts).
Die Parkplätze für Besucher befinden sich auf dem
vor der Flut sicheren Damm und kosten 6.- Euro.
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Von Saint Aubert wurden zwei
Geistliche zum Monte Gargano entsandt, die von dort das Fragment eines purpurnen
Tuches, das der Erzengel zurückgelassen hatte und ein Stück des
Marmorblockes auf dem er erscheinen war, als Reliquien mitbrachten. Durch
zwölf Stiftsherren, die nun dauerhaft auf der Felseninsel lebten, wurde
die Fortdauer der Michaelsverehrung gesichert. Die Wirren der Merowingerzeit
begünstigten diesen Kult, so dass immer mehr Gläubige den Felsen
erklommen, um den Schutz des Erzengels zu erbitten. Durch die Wikingerüberfälle
in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts wurden die Pilgerströme
zwar gestört, kamen jedoch nicht vollständig zum Erliegen. Nach
911 erkannten die neuen Normannen- Herzöge den Wert des Wallfahrtsziels
und stellten es unter ihren Schutz. Da der religiöse Eifer seiner Bewohner
nachgelassen hatte, ließen sich auf Initiative von Herzog Richard
III. dort im Jahre 966 einige Bendediktiner aus Fontenelle
nieder. Von nun an war der Abtei eine lange Epoche des Friedens und des Wohlstands
beschieden, nicht zuletzt dank der großzügigen Gaben der Pilger
und des durch Schenkungen wachsenden Grundbesitzes.
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Kaum anderswo in Europa herrschen
derart große Gezeitenunterschiede wie in diesem Meeresbusen. Bei Springflut
erreicht der Gezeitenhub einen Unterschied von bis zu 15 Metern
. Danach zieht sich das Meer bis zu 20 Kilometer weit zurück
und legt dadurch eine riesige Fläche feinen, grauen Sandes frei, ehe
es erneut im dem rasanten Tempo eines galoppierenden Pferdes (Volksmund)
wieder ansteigt. Aufgestellte Hinweisschilder waren vor den Gefahren des
Meeres (Foto links). La Tour Gabriel ist an der Westseite gelegen
(Bild Mitte). Ein steiler
Lastenaufzug führt hoch zum einstigen Mönchsfriedhof und einstigen
Gebeinhaus (Foto rechts).
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Nach einem langen und ziemlich
anstrengenden Aufstieg über die sich den Berg hinauf windende, gepflasterte
Grande Rue und dem 350 Stufen zählenden
Grand Degré erreicht man das Châtelet mit seinen
vorspringenden Türmen. Von hier aus führt eine weitere steile Treppe,
Gouffre (Abgrund) genannt zur Abtei hinauf. Die Scharen der Besucher haben
sich mittlerweile infolge des Anblicks der Anstrengung und des geforderten
Eintrittspreis von 9.- Euro plus 4,50 für einen empfehlenswerten
Audioguide merklich gelichtet. Nur weniger als ein Drittel aller Besucher
kann sich auch für eine Besichtigung des Highlights der bereits im Jahre
1979 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommenen Stätte
entschließen.
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Die spätgotische Citerne
de l' Aumônerie, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts neben einem
inzwischen zerstörten Gebäude errichtet wurde, wird an drei Seiten
von Kleeblattbögen und einem mit Blattwerk verzierten Gesims geschmückt
(Foto links). Hier verteilten die Mönche an Almosen an die Bedürftigen.
Einer Laune der Natur in Gestalt des Flusses Couesnant (Foto rechts)
und seinem mehrfach wechselden Lauf ist es zu verdanken, dass der Mont
Saint-Michel der Normandie und nicht der angrenzenden Bretagne zugeschlagen
wurde. Die Zahl der Mönche hatte sich bis in die zweite Hälfte
des 12. Jahrhunderts auf etwa 60 erhöht. Diese hatten ihre Abtei zunächst
mit einer Kirche auf dem Gipfel des Felsens und tiefer gelegenen Gebäuden
im romanischen Stil errichtet. Die geologischen Vorgaben machten eine horizontale
Anordnung des Klosterkomplexes rund um einen Kreuzgang unmöglich.
1204 gelangte auch der Mt Saint-Michel in den Besitz der französischen
Königs Philipp II. Augustus. Da seine bretonischen Verbündeten
die romanische Abtei niederbrannten, zeigte sich der Monarch beim Wiederaufbau
sehr großzügig. Zwischen 1212 und 1218 wurde in Rekordzeit
nördlich der Kirche La Merveille (Das Wunder) errichtet. Das
dreigeschossige Gebäude beherbergte von unten nach oben die Aumônerie
, einen Gästesaal und das Refektorium (Speisesaal) der
Mönche. Die dreiteilige Abstufung des Gebäudes spiegelt
die Gesellschaftsstruktur des Mittelalters in eine arbeitende, eine
kriegsführende und eine betende Klasse wieder.
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Durch die Aufmauerung der der West-Terrasse
ist das ursprüngliche Ausmaß des Langhauses mit seinen ersten
drei Gewölbefeldern, die im 18. Jahrhundert abbrannten
und wegen Einsturzgefahr abgerissen werden mussten, zu erkennen (Foto rechts).
Die zurückversetzte, heutige klassische Fassade stammt aus dem
Jahre 1780 (Foto links).
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La Tour Gabriel von oben
(Foto links). Die vertikale Unterteilung der vier übrig gebliebenen
südlichen Joche, des zur Amtszeit von Abt Ranulph (1060 - 1084) erbauten
mittleren Kirchenschiffes, wird durch Halbsäulen unterstrichen, die
unterhalb der Balkendecke enden. Die drei horizontalen Ebenen werden wiederum
deutlich durch Gesimse begrenzt . Auf der untersten Ebene tragen von kleinen
Säulen flankierte quadratische Pfeiler mächtige, schlichte Bögen
mitdoppelter Säumung. Im mittleren Geschoss wurden in jedem Feld zwei
durch eine kleine Säule getrennte Öffnungen erstellt, hinter denen
Tribünen liegen. Darüber befinden sich große Fenster, der
Bögen die Dynamik der großen Arkaden fortsetzten (Foto rechts).
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Der Kreuzgang aus dem 13.
Jahrhundert (Foto links). Die feinen Säulen mit ihren glatten
Kapitellen aus englischem Muschelkalkstein wurden zum großen
Teil im 19. Jahrhundert durch Nachbildungen aus rötlichem Puddingstein
aus La Lucerne ersetzt (Foto rechts). Im Jahre 1420, während des Hundertjährigen
Krieges lief Abt Robert Jolivet zu den Engländern über,
denen es jedoch nicht gelang, die von nur 119 Rittern verteidigte Insel zu
erobern. Nachdem 1450 wieder Frieden eingekehrt war, wurde mit dem Wiederaufbau
des 1421 eingestürzten Chores die letzte große Baumaßnahme
auf dem Mont Saint-Michel in Angriff genommen. Das nach dem Konkordat
von Bologna 1516 im ganzen Benediktinerorden eingeführte Kommendesystem
führte zu einer Lockerung der Klosterdisziplin. Die nun nicht
mehr von den Mönchen gewählten, sondern von König eingesetzten
Äbte betrachteten die Einkünfte der Abtei oftmals als ihr Eigentum.
Sie residierten nicht mehr im Kloster, dessen Leitung sie einem Prior überließen.
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Das Refektorium im obersten Stock
ist zweifellos der schönste Saal der Merveille (Foto links).
Ein lebensgroßes Kalksteinrelief zeigt die Gründungslegende
des Mt Saint-Michel mit dem Erzengel und Saint Aubert, der am 18. Juni 725
verstarb (Foto rechts). 1591, zur Zeit der Religonskriege, versuchte Gabriel
de Lorges, der Graf von Montgomery, mit einer Schar von etwa 100 Hugenotten,
den Berg zu erobern. Erst mit der Ansiedlung von Mönchen der Kongregation
von Saint-Maur im Jahre 1622 gelang es, eine geistliche und intellektuelle
Erneuerung des Klosterlebens einzuleiten. Der neubeginn stagnierte jedoch
Ende des 18. Jahrhunderts, als nur noch zehn Brüder in dem baufälligen
Kloster lebten.
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Im 19. Jahrhundert wurde der
Gästesaal für das Refektorium gehalten (Foto rechts). Die
beiden großen Kamine (Foto links) des Saals dienten der Zubereitung
von Speisen, jedoch nicht für die Mönchsgemeinde, sondern für
adelige und andere hochgestellte Pilger. Nachdem im Zuge der Französischen
Revolution die Mönchsorden aufgelöst und der Kirchenbesitz zu
Staatseigentum erklärt worden war, wurde die Abtei 1793 in
ein Gefängnis umgewandelt. Die Nutzung zog die Gebäude zwar
stark in Mitleidenschaft, verhinderte jedoch auch deren Zerstörung.
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La Crypte des Gros Piliers wurde
ab 1446 zur Abstützung des neuen gotischen Chors unter demselben erbaut.
Krypta und Chor haben den selben Grundriss mit einem Umgang, der strahlenförmig
mit Kapellen umgeben ist. Zehn halbkreisförmig angeordnete, zylindrische
Pfeiler mit fünf Metern Umfang stützen
die Tragpfeiler des darüber liegenden Chors (Foto links). Im Zentrum
des massiven Traktes stehen zwei schlankere Säulen (Foto rechts),
die nur den Fußboden und den Hauptaltar des Chors auffangen.
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Der dreireihige Pfeilerüberbau
des alten Mönchsfriedhofes entstand im 11. Jahrhundert. Abt Robert de
Torigni ließ hier im 1. Jahrhundert das Westjoch umbauen, um auf halber
Höhe ein Beinhaus einzurichten. Das im zweiten Feld aufgebaute Rad wurde
1820 aufgestellt, um für die Gefängnisinsassen Nahrung nach oben
zu ziehen. Es ist eine Nachbildung der Räder, die im Mittelalter als
Lastenaufzug für Baumaterial dienten.
Erst mit einem kaiserlichen Erlaß Napoleons III. wurde das Gefängnis
geschlossen und elf Jahre später unter die Verwaltung der Monuments
Historiques gestellt zu werden. Diese Behörde ließ den gesamten
Komplex renovieren und erlaubte, dass 1969 die Brüder und Schwestern
der Gemeinschaft von Jerusalem einzogen, um einen Teil der gebäude
erneut als Kloster zu nutzen.
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Von der Stephanuskapelle gelangt
man auf die Nord-Süd-Treppe aus dem 11. Jahrhundert (Foto links).
Der im zweiten Geschoss und damit auf der Ebene des Gästesaals gelegene
Rittersaal aus dem 13. Jahrhundert vermittelt einen majestätischen
Eindruck. Der Saal, auf dessen Gewölbe der Kreuzgang ruht, wird durch
robuste Säulen in vier unterschiedliche Bereiche aufgeteilt. Die Gewölbebögen
laufen spitz zu und das Relief ihrer Rippen ist prägnant. (Foto rechts).....
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.....während markante Pflanzenmotive
die gedrungen wirkenden Kapitelle schmücken (Foto links). Blick auf
die Südfassade mit dem großen Fenster des Rittersaals und die
drei darüber gelegenen Fenster des Kreuzganges (Foto rechts).
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