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Mit dem Niedergang
des axumitischen Reiches schuf die kuschitische Zagwe-Dynastie (Dynastie
der Agau) von ihrer Hauptstadt Roha aus ein neues christliches Reich, welches
große Teile Äthiopiens bis 1270 beherrschen sollte. Ihr wohl bekanntester
Herrscher war Gebra Maskal Lalibela (äthiop. ገብረ መስቀል ላሊበላ, auch einfach
nur Lalibela (Honigesser), ላሊበላ) der zwischen den Jahren 1189 bis 1229 als
Negus Negest geherrscht haben soll. Ihm zu Ehren wurde Roha in Lalibela
umbenannt. Die Felsenkirchen von Lalibela werden in eine westliche und eine
östliche Gruppe eingeteilt. Die Bet Medhane Alem (Haus des Welterlösers)
steht am Beginn des westlichen Komplexes. Die Felsenkirchen
von Lalibela wurden bereits 1978 in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO
aufgenommen.
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Die auf einem
hohen Felssockel (Foto links) stehende Kirch eist 33,5 Meter lang, 23,5
Meter breit und 11 Meter hoch. Die Architektur der äußeren gestaltung
ist eine Reminiszenz an die älteste Kirche von Axum, die jedoch im
16. Jahrhundert von den Truppen des muslimischen Herrschers
Ahmad ibn Ibrahim al-Ghazi (1506 - 1543)
zerstört werden sollte. Hierzu gehören auch die aus dem Tür-
Fensterbereich...
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.....herausragenden
Balkenenden, die als "Affenköpfe" bezeichnet werden.
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Der Bereich
hinter dem Vorhang, der nur von Priestern und Diakonen betreten werden darf,
birgt wie jedes Allerheiligste äthiopischer Kirchen eine Kopie der
Bundeslade (Talbot). Den Zweck der beiden in den Stein gehauenen Gruben
(Foto rechts) konnte timediver® nicht ergründen.
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Die wuchtige
Decke der Bet Medhane Alem (Foto links)
Die Bet Maryam/Marienkirche (Foto rechts) wurde von Frauen aufgesucht,
die nicht schwanger wurden und deshalb hier während einer religiösen
Zeremonie in ein mit heiligem Wasser gefülltes Becken (Foto unten rechts),
um fruchtbar und empfängnisbereit zu werden.
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Die Fenster
der Marienkirche weisen neben den axumitischen "Affenköpfen" auch Sauwastiken
(rechtsdrehende Hakenkreuze) auf (Foto links).
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Unmittelbar
gegenüber der Marienkirche befinden sich die Bet Maskal (Kleine
Kreuzkapelle) und die unscheinbare Bet Denagel (Jungfrauenkapelle),
wo mehrere lebensgroße Ikonen aufgestellt wurden (Foto rechts).
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Bereits in ihrem
Äußeren unterscheidet sich die 15 x 11 x 10 Meter große
Marienkirche deutlich von den benachbarten Sakralbauten. In ihrem Inneren
ist sie wie eine Basilka durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe unterteilt.
Laut Überlieferung gehen die prächtigen Malereien auf Ras Zara Yakob
(1399 - 1468) zurück. Neben Heiligen zeigen die
Malereien Davidsterne, Sonnenscheiben, Doppeladler nach byzantinischer Darstellungsart
und einheimische Tiere.
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Die nunmehr
verhüllte Amda Bihan (Säule des Lichts)
ist nach einer äthiopischen Legende dort stehen geblieben, wo in einem
Traum König Lalibelas der Felsen von Gott persönlich berührt
worden sein soll. |
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Ein Holztür
mit einfachem Verschlussmechanismus (Foto links). Am westlichen Vorbau der
Marienkirche befindet sich ein Relief zweier Berittener, die mit ihren Speeren
nicht mehr erkennbare Tiere töten. Hinter dem ersten Reiter ist noch
ein Raubvogel zu erkennen (Foto rechts).
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Auch die aus
dem Felsen herausgearbeiteten "Säulenkapitelle" der Marienkirche sind
beeindruckend.
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Die Marienkirche
kann aufgrund ihrer inneren Ausgestaltung als schönste Kirche Lalibelas
bezeichnet werden (Foto links). Die Bet Debre Sina (Berg-Sinai-Kirche)
und die Bet Golgata (Golgatha-Kirche) bilden eine Doppelkirche.....
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....von der
die letztgenannte nur von Männern betreten werden darf! Ein kleiner
Steg führt über einen in Stein gehauenen Gang (Foto
rechts) ...
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...zur Bet
Uraiel (Foto links), die dem Erzengel Uriel geweiht ist. Während
nach dem christlich-äthiopischen Glauben Uriel (Licht Gottes) die Verstorbenen
zum Jüngsten Gericht führt, wurde er im westlichen Christentum
nicht kanonisiert. Ein Schild weist den Weg zum symbolischen Grab Adamas
(Foto rechts).
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Für
ein kleines Trinkgeld lässt sich der Priester der Bet
Uraiel gerne mit seinem Kreuz und seiner Sonnenbrille auch
mit Blitzlicht fotografieren (Foto links). Sowohl in die Kreuzigungsszene
als auch in die Kopfbedeckung des Würdenträgers (Foto rechts) wurden
die äthiopischen Nationalfarben (grün-gelb-rot) eingearbeitet.
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Das Grab Adams (Foto
links) dient als südlicher Ein- und Ausgang zum westlichen Kirchenkomplex.
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Die auf noch
dem Gelände des westlichen Kirchenkomplexes stehenden, zweigeschossigen
Tukuls (Foto links) mussten vor einigen Jahren aus denkmalpflegerischen
Gründen von ihren Bewohnern geräumt werden. Die Bewohner wurden
dafür in extra neu errichteten Häusern untergebracht. Mit der Doppelkirche
Bet Gabriel und Bet Raphael beginnt die Besichtigung der östlichen Gruppe
der Felsenkirchen von Lalibela (Foto rechts).
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Diese Felsbauten
waren mit hoher Wahrscheinlichkeit der versteckte Herrschersitz der Zagwe-Könige,
die sich hier vor den Nachstellen der Nachkommen der salomonischen Linie
sicher fühlen konnten. Die Behausungen waren durch tiefe Gräben
zusätzlich geschützt. Die einzelnen Felsbauten waren durch
ein System von Gängen und Tunneln miteinander verbunden. Ein Großteil
der bauten wurde im Laufe der Zeit zerstört oder ist einsturzgefährdet.
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Auch bei längeren
Belagerungen war die Wasserversorgung durch Zisternen, wie jene deren runde
Öffnungen im Foto links zu sehen sind, gesichert. Die Bauten blieben
nach dem Sturz der Zagwe-Dynastie (1270) zunächst unbenutzt, wurden
später jedoch von den örtlichen Priestern als Kirchen geweiht.
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Die
Bet Lehm Kirche (Haus des Brotes) wird
von einem Dach auf einem provisorisch anmutenden Gerüst gestützt.
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Das Innere der
stark verwitterten Bet Lehem (Foto links) und ein kreuzförmiges
Taufbecken (Foto rechts).
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Zwei der zahlenlosen
Tunnel und Durchgänge, welche die einzelnen Felsenbauten mit unterirdisch
miteinander verbinden.
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Eine mehrere
Jahrhunderte alte Holztür (Foto links) und ein Blick auf das obere
Lalibela.
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Die nördlich der
Bet Lehem aus dem Stein gehauene Bet Emmanuel
(Foto links) war im Gegensatz zu den bisher genannten Kirchen des
östlichen Komplexes von Anfang an als Gotteshaus gedacht, der sehr
an die westliche Gruppe der Kirchen erinnern lässt. Das charakteristische
architektonische Element der Emmanuel-Kirche ist ihre Bänderung an
der Außenseite, die über drei Fensterreihen verfügt. Während
die innere Gliederung der Kirche einer dreischiffen Basilika entspricht,
weisen die Fenster der unteren und oberen Reihe die axumitischen "Äffenköpfe"
vor. Die Bet Abba Libanos (Haus des Vaters Libanos) ist
ein halbmonolithischer Bau, dessen dach noch mit dem Felsen verbunden blieb.
Die Kirche ist dem Hl. Abba Libanos gewidmet, der zu den neun Heiligen der
äthiopischen Kirche gehört (Foto rechts).
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Die wohl bekannte
Felsenkirche Lalibelas ist die abseits der beiden Gruppen stehende Bet
Kiddus Georgiys (Haus des heiligen Georg).
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Es wird angenommen,
das die in Form eines griechischen Kreuzes aus dem Felsen herausgeschlagene
Kirche, die jüngste der elf Felsenkirchen von Lalibela ist. Der Kirchhof
ist über einen in den felsen gehauenen Gang an der Südseite zu
erreichen. Die Fassade der 12 Meter hohen Kirche
ist durch Bänder in vier "Stockwerke" unterteilt. In der untersten Ebene
auf der Westseite befinden sich drei Türen.
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Die Türen
der Bet Kiddus Georgiys weisen die axumitischen
"Affenköpfe " auf. In einer Ecke des Kirchhofes befindet sich der symbolische
Berg Tabor (nicht Ararat!), auf den nach äthiopischer Überlieferung
die Arche Noah wieder geländet sei (Foto rechts).
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Für
einen kleinen Obulus lässt sich der Priester mit seinem sonst versteckt
gehaltenen Gondar-Kreuz (Foto links) und
Lalibela-Kreuz (Foto rechts) gerne fotografieren. Die Fenster
im Erdgeschoss der Kirche wurden wegen der Gefahr eines Wassereinbruchs (in
der Regenzeit) zugemauert (Foto Mitte).
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Hinter dem Drachen,
der vom Heiligen georg getötet wird (Foto rechts) steckt natürlich
der Teufel (Foto links).
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Verschieden
Arten äthiopischer Bestattungen. Mumifizierung in einem Felsengrab
(Foto links) und ein Friedhof mit oberirdischen Steinsarkophagen.
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Timkat (ጥምቀት
= "Taufe") ist das alljährlich am 19. Januar begangene Fest der Taufe
Jesu im Jordan und der Epiphanie. Während der Feierlichkeiten wird
aus jeder Kirche die Nachbildung der Bundeslade (Tabot) in kunstvoll verzierte
Tücher gewickelt und von einem Priestern in einer Prozessionen auf
dem Kopf in ein Zelt getragen. Die eigentliche Timkat-Zeremonie beginnt
– wie timediver® mit eigenen Ohren in Lalibela hören konnte -
gegen zwei Uhr früh mit liturgischen Gesängen Bei Sonnenaufgang
gg. 06:30 Uhr wird das Wasser gesegnet und auf die Teilnehmer der Zeremonie
gesprenkelt.
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Einige von ihnen
steigen in das Wasser und tauchen darin unter, wobei sie symbolisch ihr
Taufversprechen erneuern. Mit Ausnahme des Tabots aus der jeweiligen Kirche,
die dem Erzengel Michael werden alle Bundesladen gegen Mittag erneut in
Prozessionen wieder in ihre Kirchen zurückgebracht. Die im verbliebenen
Gesetzestafeln des Erzengel Michael werden erst am nächsten Tag feierlich
in ihre Kirche zurückgeführt.
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Die passende
Wäscherei (Foto links) für den nicht abreißenden Pilgerstrom
(Foto rechts).
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