13.026
  • Letzte Aktualisierung: 13.02.2013

  • Besucher bisher: kostenloser counter


timediver® Logo


Ethiopian National Museum 

Addis Abeba







Das 1944 gegründete National Museum of  Ethiopia begann mit der Ausstellung einiger archäologischen Sammlungen, zeremonielle Kostüme und ethnographische Objekte. Das 1974 errichtete Gebäude (Foto links) bietet heute einen guten Überblick über die geschichte und die Kultur der Menschen am Horn von Afrika. Im Garten vor dem Museum findet sich u. a. ein Denkmal, welches den letzten Kaiser des Landes, Haile Selassie, bei einer Ansprache vor 12 Studenten zeigt (Foto rechts).


Rechts vom Museumsgebäude befindet sich ein im italienischen Kolonialstil erbautes Verwaltungsgebäude (Foto links). Der vor dem Gebäude stehende Wagen ist - entgegen einer Hinweistafel - nicht  eines der ersten Automobile, welche in der Regierungszeit Meneliks II. (1889 - 1913) nach Äthiopien eingeführt wurden. Vielmehr handelt es sich um ein Ford A Cabrio von 1930 (Foto rechts)



Eine Miniatur des 34 Meter hohe und 160 Tonnen schweren Granit-Oblisken, den König Ezana (321 – 360) in der nordäthiopischen Stadt Axum errichten ließ (Foto links). Das Mosaik über dem Museumseingang zeigt die wichtigsten Exponate der äthiopische geschichte (Foto Mitte). Die Frauenstaue aus Addi Gelawe stammt aus der Zeit der Sabäer , die spätestens seit dem 9 Jahrhundert v. Chr. über das Rote Meer hinweg auch nach Nord-Äthiopien gelangten (Foto rechts). Im Alten Testament werden die Sabäer als Weihrauch-Händler erwähnt. In  den Büchern Kön. 10, 1-13 und 2. Chron. 9, 1-9,12  kommt die Königin von Saba an seinem Hof Salomons in Jerusalem, um sich von dessen gerühmter Weisheit zu überzeugen. Überwältigt schenkt sie ihm hundertzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine. Daneben erscheint Bilkit, wie die Königin auch genannt wird, im Koran und in äthiopischen Legenden, nicht jedoch in Quellen aus dem antiken Saba im heutigen Jemen. Ob ihr Reich tatsächlich dort oder in der Region um Aksum in Äthiopien gelegen hat, ist daher bis heute ebenso ungeklärt wie die Frage, ob die legendäre Königin eine historische Person zum Vorbild hatte.


Vor dem Nationalmuseum steht auch eine Kanone, die Kaiser Menelik II. Am 1. März 1896 in der Schlacht von Adua einsetzten ließ (Foto links). Dort gelang es den äthiopische Truppen die von General Oreste Baratieri (1841 – 1941) befehligte italienische Armee in die Flucht schlugen. Der äthiopische Sieg verhinderte den Versuch Italiens mit einer Kolonisierung Äthiopiens auch eine Landverbindung zwischen seiner Colonia Eritrea und Somalia Italiana herzustellen. Dies sollte erst dem faschistischen Italien unter Mussolini in einem zweiten Versuch zwischen 1936 und 1941 gelingen. Eine topographische Karte im Eingangsbereich des Museums zeigt die wichtigsten Fundstätten des Landes (Foto rechts).



Die Felsenzeichnungen von Dire Dawa stammen aus dem Middle Stone Age, welches dem europäischen Mittelpaläolithikum (Mittlere Altsteinzeit, um 300.000 - 50.000 v. Chr) entspricht und daher nicht mit dem um 9600 v. Chr. in Europa  einsetzenden Mesolithikum (Mittelsteinzeit) zu verwechseln ist.



Eine weibliche Sitzstatue aus Addi-Gelamo (Provinz Tigray, 5. Jahrhundert vor Christus). Die sabäische Inschrift lautet: "Er (Gott) gewährte Yamamat ein Kind" (foto links). Die aus Gombochela (Tigray, 5. - 6. Jh. v. Chr.) stammenden Gefäße zum Verbrennen von Weihrauch zeigen die von den Sabäern verehrten Astralgottheiten Mond (Gott Almaqah), Sonne und Venus (Fotos Mitte und rechts).


Die beiden in Hawlti (Tigray) gefundenen Frauenfigurinen aus roten Steingut stammen aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends vor Christus. (Foto links) Der Stein aus Yeha (Tigray, 5. - 4. Jh. v. Chr.) trägt die Aufschrift: "Der Sohn (?) von QNY, Sohn des W'RN und BSMT hat den Altar für (den Gott) LQM renoviert (Foto rechts).


Der Kalksteinaltar aus Gombochela (5. - 4. Jh. v. Chr) trägt die sabäische Inschrift: SBHHMW und LHY von der FQM-Familie, vom Stamm MRYB widmen diesen Altar (dem Gott) LMQH als Schutz ihres Lebens (Foto links). Drei aus Hawlti (Tigray, um 500 v. Chr.) stammende humanoide Figuren (Foto rechts).



Die Seitenwand eines Nischensitzes aus Haoulti (Tigray, 5. - 4. Jh. v. Chr.).  Das Deckelgefäß (Foto Mitte) stammt aus sabäischer Zeit, der Henkeltopf aus brüniertem Steingut  aus Sobea, Tigray , um 350 n. Chr.


Das Kreuz war in verschiedenen Variationen bereits in vorchristlicher Zeit bekannt.  Das Terrakotta-Siegel stammt ebenso wie der korrodierte Bronzedolch....


....die Siegelringe, Würfel etc. aus axumitischer Zeit (Matara, heute Eritrea). Ein Modell des außerhalb von Axum gelegenen Dongur-Palastes aus dem 6. Jahrhundert (Foto rechts).


Ebenfalls aus Matara stammen die beiden Frauenfigurinen aus Kalkstein und Terakotta und die bronzene Löwenfigur (Foto links). Die bronzene Öllampe aus dem 1. Jh. v. Chr. zeigt einen Steinbock, der von einem Hund gejagt wird (Matara/Eritrea). 


Kanne mit der Form eines Vogels (Foto links) und mehrere, ebenfalls aus axumitischer Zeit stammende Köpfe (Foto rechts).


Verschiedene Gebrauchsgegenstände aus Kupfer (16. - 19. Jh.), die aus einer zerstörten Kirche in Sabata, ehemalige Provinz Shoa, stammen (Foto links) und verschiedene Kronen des äthiopischen Kaiserhauses (Foto rechts).



Kaiser Tewodros II. (ቴዎድሮስ)
1818 - 1820
Reg. 11. Februar 1855 – 13. April 1868
Kaiser Yohannes IV. (ዮሐንስ ፬ኛ) zuvor Kassa, tigr. Kahsay
1831 - 10. März 1889
Reg. 2. Januar 1872 – 9. März 1889
Kaiser Menelik II. (ምኒልክ), zuvor Sahle Mariam
7. August 1844 - 12. Dezember 1913
REg. 9. März 1889 - 12. Dezember 1913

(zum Vergrößern der Karte: "Graphik anzeigen" im Kontextmenü wählen )



Kaiserin Zawditu, älteste Tochter Meneliks II.
29. April 1876 - 2. April 1930
Reg. 27. September 1916 – 2. April 1930
Kaiser Haile Selassie  (ቀዳማዊ = Macht der Dreifaltigkeit)
23.07.1892 (als Ras Tafari Mekonnen) - 27.08.1975
Reg. 2. Nov. 1930 - 2. Mai 1936, 5. Mai 1941 – 12. Sep. 1974
Diktator Mengistu Haile Mariam (መንግስቱ ኃይለ ማርያም)
* 1937 - Exil in Simbabwe, das seine Auslieferung verweigert
Reg. 11. Feb. 1977 -  Mai 1991
timediver®'s Anmerkung: Mengistus Porträt hängt im Nationalmuseum, obwohl er am 12. Dezember 2006 zusammen mit elf Mitangeklagten vom Obersten Gerichtshof in Addis Abeba nach zwölfjährigem Prozess in Abwesenheit in mehr als 211 Anklagepunkten, darunter Völkermord, Totschlag und Unterschlagung, schuldig gesprochen wurde. Die am 11. Januar 2007 mit lebenslanger Haft festgesetzt Strafe wurde am 26. Mai 2008 vom Obersten Gerichtshof mit einem weiteren Urteil  gegen den weiterhin im Exil lebenden Mengistu in die Todesstrafe umgewandelt.


Nachdem die britische Königin den Brief von Kaiser Tewodros II. vom 29. Oktober 1862, in dem er sie um Hilfe gegen den Islam und die Ägypter gebeten hatte, unbeantwortet ließ, entlud sich sein Zorn über diese Missachtung seiner Person zunächst am anglikanischen Missionar Henry Aaron Stern.  Auf Tewodros’ Befehl wurde ausgepeitscht und in Ketten gelegt, worauf Großbritannien seinen Konsul abberief. Tewodros reagierte auf diese neuerliche britische Provokation im Januar 1864 mit der Verhaftung des britischen Konsuls und weiterer Europäer, die er in Ketten legen und in die Festung Magdala bringen ließ. Nachdem auch die an äthiopischen Hof entsandten britischen Unterhändler ebenfalls in Geiselhaft genommen worden waren, entschied sich die britische Regierung am 13. August 1867 für Entsendung einer Strafexpedition, welche die Geiseln befreien und das angeschlagene Ansehen Großbritanniens in der Welt wieder herstellen sollte. Im Dezember 1867 landete ein indisch-britisches Expeditionsheer unter dem Kommando von Robert Cornelis Napier und begann Ende Januar 1868 mit dem Vormarsch ins Landesinnere.  Am 13. April 1868 startete die britisch-indische Armee den Sturm auf die Bergfestung Magdala, wo sich Tewodros verschanzt hatte und, um einer schmachvollen Gefangennahme zu entgehen, schließlich Suizid beging. Das Gemälde zeigt den Tewodros und seine Armee. Die Waffen des Kaisers (Foto rechts). 


Die Briten hatten dem preußischen König und späteren deutschen Kaiser Wilhelm I. versichert, dass sie keine Eroberung Abessiniens anstrebten. Wilhelm beauftragte daraufhin den Afrikaforscher und Abenteurer Gerhard Rohlfs mit der Begleitung der britischen Strafexpedition.  Die historische Leistung des einstigen Räuberhauptmanns Tewodros II. besteht darin, dass er mit seiner Machtergreifung  die moderne Kaiserzeit Äthiopiens begründete und den Zerfall des Landes aufgehalten und Bedingungen für einen zukünftigen Aufschwung geschaffen hat.  Maßnahmen zur Modernisierung des Landes nicht mehr Erfolg beschieden war, lag an den strukturellen Gegebenheiten Äthiopiens ebenso wie an seiner Persönlichkeit, für die Trotz seiner zweifelhaften Herkunft, seiner Wutausbrüche und seines starker Alkoholkonsums  gilt Tewodros II. Heute noch vielen Äthiopiern als „Nationalheld und sein Kampf gegen die Briten in Magdala als heroischer Akt antikolonialen Widerstands.



Ein Vielzahl äthiopischer Kreuze beinhaltet ein gleichschenkeliges Kreuz, welches an das des Templerordens erinnert (Bilder links und rechts). Das bereits im Kult der altägyptischen Göttin Isis gebrauchte Sistrum (Foto Mitte) findet noch heute in der Lithurgie der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche


Vom ersten Stock des Museums hat man einen guten Blick auf den einstigen Thron von Kaiser Haile Selassie (Fotos links und rechts).


Eine Reiterstatuette des Imperators, der über ein Land herrschte in dem 80 verschiedene Sprachen gesprochen werden, wobei die unzähligen Dialekte noch nicht mitgezählt wurden. Neben den Amharen und Tigrinern,

(zum Vergrößern der Karte: "Graphik anzeigen" im Kontextmenü wählen )


....die beide eine afroasiatische (semitische) Sprache sprechen , den kuschitischen Oromo, Agaw-Stämmen , Afar, Issar und Somali gibt es die die nilosaharischen Ethnien und die Omo-Völker. Alle zusammen bieten eine Vielfalt und Gebrauchs und Kultgegenständen ....


...die unterschiedlicher nicht sein könnten, wie z. B. diese Säbel (Foto links), Holzidole (Foto rechts) der Naturreligionen im Süden des Landes...
 



...und die mobilen Sitzgelegenheiten, welche an die Kopfstützen des pharaonischen Ägypten erinnern lassen (Foto links).  Von einem britischen Team wurden im Jahre 1974 im unteren Awash-Tal 47 Skelettknochen eines etwas 25 Jahre alt gewordenen Frühmenschen der Art Australopithecus afarensis gefunden. Das nur 1,05 Meter große weibliche Wesen, das vor 3,2 Millionen Jahren gelebt hatte, zeigte bereits die eindeutige Anpassung an den aufrechten Gang.  Da die Forscher allabendlich den Beatles-Song "Lucy in the sky with diamonds" hörten,


....wurde die prähistorische Dame  "Lucy" genannt. Auf amharisch wird sie jedoch als Dinknesh (Du Wunderbare) bezeichnet (Foto links). Etwa 150.000 Jahre älter als Lucy ist das in den Grabungskampagnen 2002 und 2003 in der Region Dikika gefundene, gut erhaltene Skelett eines ungefähr dreijährigen, weiblichen Individuums einer frühen Vormenschenart. Das Dikika Girl oder Dikika Baby (DIK1-1) wurde von seinen Entdeckern Selam (Friede) genannt. Im Untergschoss des Museums ist eine Rekonstruktion des "ältesten Kindes der Welt" zu sehen (Foto rechts).

timediver®'s Fotoseiten



timediver®'s Rezensionen & Empfehlungen