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In der Provincia di
Enna befindet sich eine der gallo-sizilianischen
Sprachinseln (hellgrün), die Relikte der Normannen
sind. Daher sind dort auch überall zweisprachige
Ortsschilder (Foto rechts) anzutreffen.
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In einer Anlage an
der durch Piazza Armerina führenden
Hauptstrasse wurde dem in der Stadt geborenen General des ersten
Weltkrieges, Antonino Cascino (1862
-1917), ein Denkmal errichtet (Foto links). Die kulturhistorische
Sensation liegt jedoch fünf Kilometer südwestlich von der
Stadt entfernt. Unzweifelhaft bietet die 1997 in die Liste des
UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommene
Villa Romana del Casale einen der Höhepunkt jeder
Sizilien-Reise. Der us-amerikanische Professor of the
archaeology of the Roman empire and director of the Centre for the
Study of Ancient Sicily an der University of British Columbia, R.
J. A. Wilson die Entstehung der Villa Romana del Casale in seinem
Buch Piazza Armerina in die Zeit zwischen 310 und
325 n. Chr datiert.
Demgegenüber gehen neuere wissenschaftliche Untersuchungen von
einer
Entstehung der musivischen Ausstattung der Villa in der 2. Hälfte
des
4. Jahrhundert aus.
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Die Ruinen der erst
1761 wiederentdeckten Villa wurden zunächst für
Überreste aus der Araberzeit gehalten und daher als Casale
dei Saraceni bezeichnet. Bei den ersten von Luigi
Pappalardo im Jahre 1881 geleiteten systematischen Ausgrabungen
wurden u. a. Teile des Mosaikbodens im Triclinium freigelegt wurden.
Die erste von drei weiteren Ausgrabungkampagnen konnte 1929 unter Paolo
Orsi beginnen, nachdem die Gemeinde einen Teil des Geländes
erworben hatte. Orsi ließ die ausgegrabenen Mosaiken
fotografieren, anschließend zum Schutz vor Verwitterung jedoch
wieder zuschütten. Weitere Grabungen fanden zwischen 1935 bis 1941
unter Giuseppe Cultrera statt. Auch er konzentrierte sich dabei auf das
Triclinium und seine Umgebung, ließ die Mosaiken diesmal jedoch
nicht wieder
zuschütten, sondern konservieren. Die restlichen Teile der Villa
wurden
von 1950 bis 1954 unter Gino Vinicio Gentili und bei weiteren kleinere
Ausgrabungen
1970 unter Andrea Carandini und 1983–1985 freigelegt. Der gesamte
Gebäudekomplex der Villa del Casale in dem heute noch um die 45
Räume erhalten sind, bedeckte einst eine Fläche von etwa 1,5
Hektar (Foto links). Links
und rechts des Laconium
(Dampfschwitzbades) befand sich jeweils ein Caldarium
und dahinter das Tepdarium
(Wärmeraum mit Liegen und Bänken). Das benötigte Wasser
wurde in den vorgelagerten Öfen
erhitzt (Foto rechts).
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Das
Hypokaustum ( grie. hypokauston, bedeutet von unten
heizen) des einstigen Tepidariums (Foto
links) und das Frigidarium
(Abkühlraum).
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Die
schildförmigen Fresken mit Zackenmuster (Foto links) befinden sich
in einer Nische zwischen der Edicola di venere
(Schrein der Venus) und derder die Palestra (Turnhalle/Circus)
gegenüber liegt (Foto rechts).
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Ein Mosaik der
Palestra (Foto links) zeigt die Verteilung von
Gebäck an die Zuschauer und der Corte porticata
dell'ingresso (Foto rechts).
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Ein Mosaik der
Prima stanza di servizio (erstes Dienstbotenzimmer)
(Foto links). Den Boden des Peristyls (Säulengang um
einen viereckigen Hof) zieren die Darstellungen verschiedener
Tierköpfe (Foto rechts).
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Der Raum mit dem
Mosaik der Eroti pescatori (fischenden Putten) gehörte zur
Pars
privata der Villa. Der Boden des 65,93 Meter langen und 5 Meter
breiten Corridoio della Grande Caccia (Wandelhalle der
Grossen Jagd) trägt ein wahrlich monumentales Mosaik....
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....welches die
verschiedensten Jagdszenen und andere Ereignisse....
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...auf den drei
Kontinenten Europa, Afrika und Asien darstellt.
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Die
Diaeta di Orpheus (Foto links) und das phänomenale
Mosaik der dieci Fanciulle in Bikini
( 10 Bikinimädchen)....
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...die sich mit
verschiedenen sportlichen Aktivitäten wie Gymnastik, Ballspiel,
Hanteltraining....
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.....und Laufen fit
halten in einer Art spätantiken Fitnescenter in Form halten.
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Weitere Szenen der Großen
Jagd....
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...zeigen auch
einen bärtigen, von Leibwächtern mit großen Schilden
beschützten Mann, der eine kanonische Kopfbedeckung trägt und
einen Befehlsstab mit
einem pilzförmigen Knauf in seiner rechten Hand hält (Foto
rechts).
Eine frühere Ansicht, wonach es sich bei dieser person um
Marcus Aurelius Valerius Maximianus (um 240 - 310),
genannt Herculius, dem Mitkaiser Diokletians handelt,
ist durch neuere Forschung inzwischen überholt. Bei ihm handelt es
sich vielmehr
um einen Soldtaen, wahrscheinlich einen Kommandaten an der
östlichen Reichsgrenze. Die Ausgrabungen der letzten Jahre haben
gezeigt, dass die Villa nicht zwingend eine
Kaiserresidenz gewesen sein muss, denn der Besitz solch
beeindruckender Wohnungen mit besonders repräsentativem Charakter
war ein weit verbreitetes Phänomen und in der römischen
Aristokratie nichts Besonderes.
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Die Mosaiken deuten
jedoch auf die aristokratische römische Gesellschaft des
beginnenden vierten Jahrhunderts mit Verbindungen zur Tradition der
Senatoren und vor allem auf die heidnische Religion hin, die eindeutig
Stellung gegen die Politik Konstantins bezieht. Der grosse Saal mit
seinen drei Aspsiden wird auch aus Triclinium (Speiseraum)
bezeichnet (Foto rechts) und gehörte einst.....
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.....wie der Persitilio ovoideae
(Foto rechts) zum Pars privata, ebenso
wie die grosse Basilica (Foto rechts)
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Das zentrale Mosaik
mit der Liebesszene befindet sich im Schlafgemach der Domina
(Hausherrin). Sie trägt ihr Haar hochgesteckt. Ihre junonische
Erscheinung mit breiten Hüften lässt ganz anders als
bei den Bikinimädchen auf die ästhetischen Vorlieben der
Römer schließen. Zu diesem Schönheitsideal einer Frau
gehörte eine gewisse Rundlichkeit, welche Fruchtbarkeit und das
Stillen der Nachkommen garantierte.
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