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Von
Esfahan aus erreicht man auf der Schnellstraße 71 in Richtung
Teheran nach 218 Kilometern, die etwa 3 Kilometer südwestlich der
Stadt Kashan gelegenen
Ruinenhügeln Tepe Sialk.
Den neuesten Forschungsergebnissen zufolge handelt es sich bei einem
der Hügel um eine Zikkurat
(Foto rechts), die damit nicht nur das älteste, sondern auch das
in nördlicher Richtung am weitesten von Mesopotamiens entfernte
Bauwerk dieser Art darstellen würde.
Um 2900 v. Chr. errichtet, wäre es damit um ca. 800 Jahre
älter als die Zikkurat des Mondgottes Nanna in Ur! Siehe auch: Uruk- 5000 Jahre Megacity
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Am
Fuße der Ausgrabungsstätte gibt es ein kleines, aber feines
Museum. Die Tonscherben mit den Tier- und Pflanzenmotiven stammen, wie
die diversen Vorratsgefäße......
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.....aus
dem 4. Jahrtausend v. Chr. (Sialk III Periode) und die gehörnten
Tierköpfe aus dem 1. vorchristlichen Jahrtausend (Sialk VII
periode).
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Zwei
nicht nur schöne, sondern auch typische Exponate sind diese beiden
rekonstruierten Schnabelkannen
(Sialk III Periode). Besonders beeindruckende, insbesondere aus Metall
gefertigte Artefakte vom Tepe Sialk kann man heute im 1. Stock, Raum
11 des Département des Antiquités Orientales im
Pariser Louvre besichtigen. Kein Wunder, denn die ersten drei
Grabungskampagnen waren zwischen 1933 - 1937 unter der Leitung des
ukrainischstämmigen Archäologen Roman Mikhailovich Girshman
(1895 - 1979) von französischen Teams durchgeführt worden.
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Die
älteste Schicht (Sialk I) des Hügels
A besteht aus den Resten primitiver Stampflehmhütten aus
dem 6. Jahrtausend v. Chr., auf denen wiederum während es 5. und
4. vorchristlichen Jahrtausends einfache Wohnbauten aus ungebrannten
Lehmziegeln errichtet wurden. Am Ende von Sialk II wurde der
Nordhügel verlassen und die Besiedlung begann von neuem auf dem
südlichen Hügel B.
Die Bevölkerung der als Sialk
III bezeichneten Epoche (3900 - 3300 v. Chr.) hatte, wie die
Funde von Muscheln aus dem Persischen Golf belegen, bereits
weitreichende Handelbeziehungen. Die rechteckigen, weiß
verputzten Lehmziegelhäuser dieser Epoche wurden von einem Feuer
unbekannter Ursache zerstört. Zu beginn des 3. Jahrtausend v. Chr.
entstanden die Zikkurat und die darunter gelegene Nekropolen (Sialk IV). Aus derselben
Zeit stammen auch die ausgegrabenen proto-elamische
Schrifttäfelchen, Rollsiegel und Keramiken.
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In den
Gräbern wurden Skelette gefunden, die auf eine
Körpergröße von bis zu 2 Metern schließen lassen.
Die Herkunft und Abstammung dieser Menschen ist bis heute
ungeklärt. Handelte es sich bei ihnen vielleicht um die in der
Bibel und anderen Überlieferungen beschriebenen Riesen?
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Aus
bisher unbekannten Gründen verwaiste auch Hügel B in der
Mitte des 3. Jahrtausend v. Chr. Er sollte erst um 1000 Jahre
später durch indoeuropäische Einwanderer aus dem Nordosten,
die hier auf einer etwa 2500 qm großen künstlichen Terrasse
eine neue, mit Mauern und Türmen befestige Stadt anlegten, wieder
besiedelt werden.
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Die neuen
Häuser verfügten über ein Ziegelmauerwerk, das über
steinernen Fundamenten errichtet wurde. Neben bemalter Keramik, Glas,
Menschen- und Tierfigurinen und Bronzewerkzeugen konnten die
Ausgräber
in diesen Schicht (Sialk IV) auch Tontafeln mit alt-elamischer
Keilschrift finden.
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Die Funde
aus dieser Epoche stammen überwiegend aus
den
Nekropolen, bei deren Grabbeigaben unter anderem Zaumzeug und bemalte
Kannen gefunden wurden. Sie gehören zur Gruppe der
Luristanbronzen. Den
hier in situ (lat: am Ort)
gefunden Luristanbronzen, die
sonst nur aus Raubgrabungen stammen
und seit den 1930er Jahren vorwiegend auf dem Schwarzmarkt angeboten
werden, kommt eine besondere Bedeutung bei der Erstellung
einer kunsthistorischen Systematik zu. Im 7. vorchristlichen
Jahrhundert wurde die Stadt zerstört und und endgültig
verlassen.
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Im Tepe Sialk wurden auch Metallschlacken gefunden, deren
archäometallurgische Untersuchungen belegen, dass die Verhüttung von Kupfererzen im
zentraliranischen Hochland bereits im
5. vorchristlichen Jahrtausend begonnen hatte.
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Nach weiteren 116 Kilometern auf der S 71
schloß sich der Kreis meiner 3000 Kilometer langen Iran-Rundreise
in Qom (Ghom). Die bereits in sassanidischer zeit bezeugte Stadt, war
bereits seit dem 10. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Zentren
schiitischer Gelehrsamkeit aufgestiegen. Der hier im Jahre 817
verstorbenen Schwester des achten Imams Ali ibn Musa ar-Rida, Fatima
bint Musa, wurde ein prachtvoller
Schrein
errichtet, der zu einem bedeutenden schiitischen Wallfahrtsort werden
sollte. Neben der Universität
von Qom und der Islamisch-Theologische
Hochschule von Qom, die beide staatlich sind, verfügt die
Stadt über eine Vielzahl weiterer Lehranstalten, wie die
nicht-staatliche 'freie' Islamische Azad- Universität. Die Islamisch-Theologische Hochschule
wurde vor allem durch Ayatollah Ruhollah Chomeini bekannt,
der hier bereits am 3. Juni 1963, dem Aschura-Tag, seine 'Rede wider
den Tyrannen unserer Zeit' [Mohammad Reza Schah Pahlavi Schahinschah]
gehalten hatte.
Obgleich an ihr die meisten iranischen Prediger ausgebildet werden,
nimmt bei den Schiiten den Zweiten Rang nach Nadschaf ein. Durch die
Islamische Revolution und Ruhollah Chomeini stieg die Zahl der
studierenden und lehrenden Kleriker nach 1979 auf etwa 50.000 an. Im
Gegensatz zu Nadschaf, das bei vielen Schiiten als konservativ gilt,
erlaubt Qom der islamischen Geistlichkeit die Regierung zu stellen.
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Die
Masjid Ahlal Bait am nordwestlichen Stadtrand von Qom ist jüngeren
Datums als die Moscheen im Stadtzentrum. In Qom bot sich die
Möglichkeit zu eine Gespräch mit Ayatollah
Sayyid Muhammad Ali Ayazi (Jahrgang 1954). Der schiitsche
Geistliche hatte seine Ausbildung 1978 in Mashad begonnen und
führt nach Erreichen der obersten Ausbildungsstufe 'charidsch' den
akademischen Titel eines Hodschatoleslam. Nach der Abfassung eigener
Traktate und Rechtsgutachten, sowie seiner Lehrtätigkeit wurde er
zum Ayatollah ernannt. Mit durchaus progressiven Antworten machte
der Nachfahre des Prophetenenkels Husain deutlich, dass es sich bei der
schiitischen Geistlichkeit keines falls um einen starren,
monolithischen Block handelt.
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