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  • Letzte Aktualisierung: 19.07.2012

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              B E R L I N                               

                                                       




Am 7. Juli 2012 begab sich timediver® auf seine 8. Berlin-Reise, um auf der Museumsinsel im Pergamonmuseum (roter Pfeil im Bronzemodell, Foto rechts), der Ausstellung "Jenseits des Horizonts" zu besuchen. Für die Ausstellung zeichnet sich ein gewisses “Excellence Cluster” namens “Topoi” (altgriechisch: Plural von Topos = Ort, Gemeinplatz)  verantwortlich, dass im Rahmen eines Förderprogramm zur Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen  eingerichtet wurde.  Hierbei wird die wissenschaftliche Forschung zu einem weiter gefassten Themenkomplex an einem Standort in den Vordergrund gestellt und mit ca. 6,5 Mio. Euro pro Jahr gefördert, unter der Prämisse, dass gerade nicht ein bestimmtes Teilgebiet eines Faches zu bearbeitet werden soll. Vielmehr sollen 25 hervorragend ausgewiesene Wissenschaftler zu einem Thema von gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Relevanz zusammengebracht werden, die dann gemeinsam ein Thema bearbeiten. Gegenstand der Ausstellung ist der von “Topoi” analysierte Themenkomplex “Raum und Wissen in den Kulturen der Alten Welt”, der sich in 15 Themata gliedert. Obgleich nach timediver®'s Auffassung die Ausstellung den Charakter eines Crashkurses durch die Kulturen des Altertums besitzt und ihr
Daneben ist der Text zum jeweiligen Exponat mit einer korrespondierenden Seite meiner homepage verknüpft, auf der ich den - von mir bereits besuchten Ursprungs- oder Ausstellungsort - präsentiere.



Sumerische Keilschrifttafel zur Versalzung des Bodens, c. 2350 v. Chr. (Foto links). Nachbau eines Tafelarchivs aus Ebla (Syrien) mit Bibliothekstafeln, ca. 2600- 2500 v. Chr. (Foto rechts)


Der germanische Hortfund (Foto links), der zwischen dem Tempelarchiv aus Ebla (Foto oben rechts) und einem Nilometer aus dem pharaonischen Ägypten (Foto rechts) exponiert wird, lässt die Ausstellung einmal mehr als ein Nebeneinander von "Kraut und Rüben" erscheinen.


Daneben führt das Ausstellungskonzept auch zu vereinfachten, undifferenzierten und gar falschen Darstellungsweisen.  Exemplarisch hierfür ist eine Synopsis zur Übersicht über verschiedenen Gottheiten mit gleicher Funktion in Mesopotamien, Ägypten und Griechenland/Rom (Foto rechts) zu nennen. So ist für einen Ägypten kein Wetter/Gewittergott ausgewiesen, obwohl der Gott Seth diese Rolle erfüllte. Auf meinen Hinweis hin, meinte ein Ausstellungsführerin, dass die gewählte Darstellung für "normale" Besucher ausreichend sei. ...
Das Original der kopflosen
Sitzstatue aus Gudea (2100 v. Chr.) befindet sich heute im Pariser Louvre.



Das glasierter Ziegelorthostat aus Assur, 8. Jh. v. Chr. zeigt einen Danksagenden vor einer Sonnengottheit (Foto links). Die Stele des Padichonsu (Foto Mitte) stammt aus der ägyptischen Spätzeit (664 - 332 v. Chr.) Sie zeigt einen Opfernden vor dem Sonnengott Re-Harachte (=jenseits des Horizonts). Die in der Burg von Sam'al  in der heutigen Türkei gefundene Basaltstele eines an seinem Blitzbündel erkennbaren Wettergottes wird auf das 9. vorchristlichen Jahrhundert datiert. Alle drei Exponate sind eine Leihgabe der Staatlichen Museen zu Berlin.


Masterkopie der Himmelsscheibe von Nebra, um 1600 - 1550 v. Chr. (Foto links). Rollsiegel mit dem mesopotamischen Wettergott Adad, Babylon/Irak, ca. 9. Jh. v. Chr. (Foto rechts)


Die Kopie des Schwarzen Obelisk (Foto rechts) aus der Regierungszeit des assyrischen Königs Salmanassar (858 - 824 v. Chr) zeigt die Unterwerfung von fünf Königen. (Original stammt aus Nimrud/Irak und befindet sich heute im British Museum/London) . Hierzu gehörte auch König Jehu , der das Nordreich Israel von 841 - 814 v. Chr. regierte (Foto rechts).

Die Kopie der Mosaikkarte von Jerusalem und dem Heiligen Land (Foto links). Das Original stammt aus der Mitte des 6. Jahrhunderts und befindet sich im St. Georgs-Kloster in Madaba/Jordanien .  Das Original des um 1400 v. Chr. erschaffenen Solvognen (Sonnenwagen) von Trundholm wird heute in Kopenhagen im Dänischen Nationalmuseum ausgestellt. 


Die ägyptische Elle des Maya (Foto links), des obersten Finanzbeamten unter Pharao Tutenchamun (18. Dynastie, 1336 - 327 v. Chr., 52,3 cm, Louvre Paris) Der Nachbau eines römischen Messwagens ( Hadometer ) zur Streckenvermessung (Foto rechts) stammt aus einer florentiner Privatsammlung.


Aus dem 3. vorchristlichen, frühhellenistischen Jahrhundert des Athena-Tempels von Ilion (Troja) stammt die Metope mit der Abbildung des Sonnengottes Helios , der mit dem Viergespann seines Sonnenwagens aus dem Meer emporsteigt (Foto links). Der Abguss des sogenannten Löwenhoroskops des Antiochios I. von Kommagene (Foto rechts). In seinem Original gehört das Relief zu den Skulpturen der monumentalen Kult- und Grabanlage die in der Mitte des 1. Jh. vor Chr. auf dem Nemrud Dagh (heutige Türkei) zur Verherrlichung des Herrschers errichtet wurde.


Ein weiteres Beispiel für das Zusammenwürfeln von Kulturen, die räumlich und zeitlich rein garnichts miteinander zu tun hatten ist die gemeinsame Ausstellung einer germanischen Lure und eines altägyptischen Sistrums (Foto links). Querschnitt durch ein Gipsmodell des Pantheons (Foto rechts), welches zu Ehren von allen Göttern um 120 als Rotunde in Rom errichtet wurde und dort noch heute besucht werden kann ....

timediver®'s Rezension

Trotz oder gerade wegen des nach timediver®'s Meinung fraglichen Ausstellungskonzeptes lässt sich jedoch Begleitbuch mit Gewinn lesen!
Neben der Sonderausstellung "Jenseits des Horizonts" und der Dauerausstellung lädt das Pergamonmuseum (das seit 1958 so genannt wird) vor seinem Eingang bis zum 30. September 2012 noch zu einem Besuch des monumentalen Pergamon-Panoramas ein, das in einem ehemaligen Gasometer erstellt worden ist.


Bei timediver®s letztem Berlin-Aufenthalt Ende Oktober 2011 war die Warteschlange zur Rotunde mit dem Pergamon-Panorama zu lange gewesen, so dass ich mich damals zu einem Besuch des nebenan gelegenen Neuen Museums entschloss. Diesmal schaute ich mir jedoch das einmalige und beeindruckende Kunstwerk an. Aus ca. 15 Metern Höhe hat der Betrachter dort einen 360 Grad Rundumblick auf die antike Stadt und meint, dass er mittendrin auf der Akropolis steht.


Da das Fotografieren im Pergamon-Panorama verboten ist, habe ich den Bericht des TVBerlin von der Einweihung des Panoramas bei YouTube (ohne Werbung) online gestellt. Die beiden Bilder mit den Säulenkolonaden (Foto links) und der Pergamonaltar (Foto rechts) sind Schnappschüsse aus diesem Videoclip.



Der Pergamonaltar wurde unter König Eumenes II. in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. auf dem Burgberg der kleinasiatischen Stadt Pergamon errichtet. Er war 35,64 Meter breit und 33,40 Meter tief.  Allein die Freitreppe hatte eine Breite von fast 20 Metern. Während der Sockelvon einem Hochrelief mit der Darstellung der Gigantomachie (Kampf der Giganten gegen die olympischen Götter) darstellt, zeigt ein zweiter Fries an den Hofwänden des Pergamon-Altars in einem Zyklus aufeinanderfolgender Reliefbilder die Legende von Telephos. Telephos, ein Sohn des Helden Herakles und der tegeatischen Königstochter Auge, galt als mythischer Gründer jener Stadt. Die 1878 unter der Leitung des Ingenieurs Carl Humann auf dem Burgberg von Pergamon begonnenen offiziellen Ausgrabungen fanden 1886 ihren vorläufigen Abschluss. Sie wurden mit dem Hauptziel durchgeführt, die Altarfriese wiederzugewinnen und das Fundament des Altars freizulegen. Mit weiteren Baukomplexen konnte später noch die pergamenischen Akropolis freigelegt werden.


Eine Vereinbarung mit der omanischen Regierung erlaubte, dass alle damals gefundenen Fragmente der Altarfriese den Berliner Museen zugesprochen wurden. Dort setzten italienische Restauratoren die Platten der Friese aus tausenden von Fragmenten wieder zusammen. Um die Friese zusammenhängend ausstellen zu können, wurde 1901 auf der Museumsinsel eigens ein Museum errichtet. Dieser erste Bau wurde 1909 zugunsten eines größeren Neubaus wieder abgerissen, der 1930 fertiggestellt werden konnte. Die dort ausgestellten Friese und eine Rekonstruktion der Westfront des Pergamonaltars haben auch diesem Neubau von den Berlinern die Bezeichnung Pergamonmuseum eingebracht. Der Pergamonaltar ist heute das bekannteste Ausstellungsstück der Antikensammlung auf der Museumsinsel .


Das Athenaheiligtum aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert ist der älteste Tempel Pergamons. Das einst an seiner Südostecke befindliche Propylon war unter König Eumenes II. errichtet  worden und konnte im Pergamonmuseum in seinen wesentlichen Teilen wiederaufgebaut werden (Foto links). Der prunkvolle Fassadenbau des einstigen Markttores der kleinasiatischen Stadt Milet ist römischen Ursprungs und stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. (Foto rechts). Das Tor war im Mittelalter zerstört worden. Im Altertum war der zweigeschossige Bau wahrscheinlich mit vielen Skulpturen besetzt gewesen.   


Das Ischtar-Tor von Babylon (Foto links) und die davor angelegte Prozessionsstraße wurden in ihrer endgültigen Form unter der Herrschaft Nebukadnezars II. (605–562 v. Chr.) errichtet. Das Tor wurde mit einem Teil der Stadtmauern zu den sieben Weltwundern der Antike gezählt und befindet sich seit 1930 auf der Museumsinsel. Ein Modell der Zikkurat von Ur , die unter der Herrschaft des sumerischen Königs Ur-Nammu und seines Sohnes Šulgi vor über 4.000 Jahren erbaut wurde. Das von einem Tempel für den sumerischen Mondgott Etemennigur (semitisch: Nanna Sin) gekrönte Heiligtum befindet sich  im Süden des heutigen Irak, ca. 15 km westlich von Nasiriya. 


Das indoeuropäische Volk der Hethiter errichtete um 1700 v. Chr. ein Großreich, das von Kleinasien bis in den Nahen Osten reichte und etwa 500 Jahre bestehen sollte. Bekannt geworden sind die Hethiter vor allem durch die Schlacht bei Kadesch im Jahre 1274 v. Chr., in der Pharao Ramses II., ihr damaliger Feind, nur knapp einem Fiasko entkommen konnte. Der zwischen Großkönig Hattušili III. und Pharao Ramses II. geschlossene Friedensvertrag wird heute bei den Vereinten Nationen in New York ausgestellt. Zwei Kilometer nordöstlich der hehtitischen Hauptstadt Hattuša , in der türkischen Provinz Çorum beim heutigen Ort Boğazkale, befindet sich das Felsheiligtum Yazılıkaya (türk. beschriebener Fels“), welches timediver 1991 während seiner Reise durch Zentralanatolien besuchen konnte. Die im Pergamonmuseum aufgestellten Kopien der Felsenreliefs sind europaweit, wenn nicht sogar weltweit einzigartig. Weder das British Museum noch der Pariser Louvre oder ein anderes bedeutendes Museum können Exponate des Felsenheiligtums vorweisen, das im Jahre 1986 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen wurde. Ein Ausschnitt aus dem Zug der zwölf Götter (Foto links) und der Sonnengott mit der geflügelten Sonnenscheibe (Foto rechts).  


Die babylonische Liebesgöttin Ishtar, gefolgt von zwei Dienerinnen (Foto links) und Großkönig Tudhalija IV (Foto rechts) .



Tudhalija IV.  (1236 - 1215 v. Chr.), hier unter den Fittichen seines Schutzgottes šaruma war der viertletzte belegbare Großkönig der Hethiter (Foto links). Nach 1190 v. Chr. zerfiel der Süden des ehemaligen Großreiches in so genannte späthethitischen Fürstentümer , die noch für einige Jahrhunderte alte Kultur weiterpflegen. Eines dieser Kleinreiche war Sam'al/Zincirli (auch Ja'udi, Bit Gabbar) in der heutigen südöstlichen Türkei, zehn Kilometer nordöstlich von İslahiye und 70 Kilometer westlich von Gaziantep gelegen. Die meisten dieser Kleinreiche wurden sehr schnell aramäisiert und fielen schließlich unter assyrische Herrschaft. Bei den in der Bibel erwähnten Hethitern dürfte es sich überwiegend um die Bewohner dieser späthethitischen Fürstentümer handeln. Der geflügelte Greif (Foto Mitte) und der Hammer schwingende Wettergott mit Blitzbündel (Foto rechts) stammen aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert und wurden bei Sam'al/Zincirli gefunden....



....ebenso, wie der Krieger mit Speer und Schild (Foto links), die Statute des semitischen Wettergottes Adad (Hadad) und der Reliefstein mit einem Blitzbündel , Attribut eines jeden Wettergottes, ob semitischen, indoeuropäischen oder sonstigen Ursprungs.