A R O M U N E N
Geschichte Teil 3
1367 - 1997
RUSSLAND - RUMÄNIEN - AROMUNEN
1365
Das aus einer ungarischen Grenzmark ( Banat) entstandene Fürstentum Moldau kann die ungarische Herrschaft abschütteln. Im unabhängigen Moldau wird in Suceava ein Metropolit für die Rumänisch-Orthodoxe Kirche ernannt, die zu jeder Zeit autonom bleiben sollte.
Die Walachei sichert ihre Selbstständigkeit gegenüber Ungarn. Bezeichnender Weise führte "vlach" auch zum Namen des ersten rumänischen Fürstentums, Walachei.
Vlach ist mit dem deutschen Wort Welsch und englischen welsh verwandt. Beides ist eine Bezeichnung für Römer , sowohl für lateinisch- als auch keltische sprechende. Der begriff Vlach selbst stammt aus dem Slawischen, genauer dem tschechischen und bedeutet Italienisch oder romanisch. Ins mittelaterliche Latein fand das Wort Eingang als "Blachi" und in griechische als " Blakhoi " (Vlakhi ausgesprochen) wurde es für zur Beziechnung der romanisch sprechende Bevölkerung des Balkan. Im polnische erscheint es als "Wloch", "olasz" im ungarischen, "Volokh" in russisch und "Walach" in Jiddisch.
1389
Nach 1389 wird die Walachei unter Fürst Mircea dem Gr. (1386-1418) den Türken tributpflichtig, erzielt aber in Aufständen vorrübergehend Erfolge gegen die Osmanen.
Ab 1453
Während die Walachei unter der Herrschaft des grausamen Fürsten Vlad Tepes III. (Draculea) in Konflikt mit Stephan dem Großen von Moldau gerät und das Land außerdem durch Adelskriege in Ohnmacht und Zersplitterung versinkt, können sich die Aromunen relativ gut an die neue türkische Herrschaft anpassen.
Seit die Grenze des osmanischen Reichs an der Donau lag, herrschte auf dem Balkan Frieden und Sicherheit auf den Straßen. An der wirtschaftlichen Prosperität und dem damit einhergehenden Aufschwung des Handels konnten neben griechischen auch zahlreiche aromunische Kaufleute profitieren. Sie vermittelten den Austausch mit den zentraleuropäischen Ländern, waren aber auch am Balkanhandel der Seerepublik Ragusa beteiligt.
1457 - 1505
Moldau gerät vorübergehend in den Verband der litauischen Macht und gewinnt unter Stephan (*1433 +1504) dem Gr. unter polnischer Oberhoheit seine volle Unabhängigkeit von den Osmanen.
Stephan vernichtet bei Racova ein türkisches Heer.
1475
Er schließt ein Bündnis mit dem Turkmenen Usan Hasan gegen die Türken muss sich aber eines Teilungsplanes Polens und Ungarns erwehren und wendet sich 1490-1498 militärisch gegen Polen.
Stephan rät seinem Sohn Bogdan III. die Tributherrschaft der Türken anzunehmen (Abkommen 1504), die trotz einiger Aufstände unter Johannes dem Schrecklichen 1572 und Michael dem Tapferen von der Walachei (1550-1601) bestehen bleibt.
17. - 18. Jahrhundert
Aromunische Kaufleute besuchen die Messen und Märkte in Leipzig, Wien und Krakau. Sie waren ebenso in Konstantinopel und in Venedig tätig. Die Heimatregionen dieser Kaufleute erlebten eine kulturelle Blüte, die nicht zuletzt aus den Handelsgewinnen finanziert wurde. Das vorwiegend von Vlachen bewohnte Voskopoja im Südosten Albaniens, gehört zu den kulturellen Zentren der Orthodoxie auf dem Balkan. Hier entstand eine wissenschaftliche Akademie (mit griechischer Unterrichtssprache) und auch die erste Druckerei Südosteuropas wurde in Voskopoja gegründet.
In der Kunst (vor allem Ikonenmalerei und Architektur) wurde ein Stil entwickelt, bei dem sich orientalische Elemente mit Anregungen aus dem Westen verbanden. Auch das nahe gelegene Korça und das mazedonische Bitola wurden in ihrer Blütezeit nicht unwesentlich von den aromunischen Kaufleuten mitgeprägt.
Die Aromunen traten sie für eine große Republik aller Nationen in Südosteuropa ein, wo "Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit" für alle gelten sollten.
Riga Fereu Velestin (1757-1798) war der geistige Vater der Bewegung für eine "Republik aller freien, gleichberechtigten Völker, unabhängig von ihrer Nationalität, Religion, Rasse und Hautfarbe".
Die tributpflichtigen Wahlfürsten der Moldau und der Walachei ( Gospodare ) sind auf Druck der Pforte in Istanbul keine einheimischen Fürsten mehr, sondern griechischer Herkunft. (Fanarioten, benannt nach dem Istanbuler Stadtteil Fanar).
1812
Im Frieden von Bukarest, der den russisch-türkischen Krieg beendet, wird Bessarabien von der Moldau abgetrennt und kommt an Russland.
1828- 1834
Russische Verwaltung der Fürstentümer.
1858
Die Pariser Konvention der Mächte beschliesst die administrative Vereinigung der Fürstentümer (2 Gospodare, Parlamente und Vereinigungen mit gemeinsamer Zentralkommission).
1859
Der moldauische Bojare Alexander Cuza (*1820 †1873) wird zum gemeinsamen Fürsten für die Walachei und Moldawien gewählt. Die autokephale rumänische Kirche wird proklamiert.
Einführung des lateinischen Alphabets.
Unter dem Einfluss französischer Entlehnungen entwickelt sich das moderne Rumänisch (Român).
1866
Ein Militärputsch zwingt Cuza zur Abdankung. Durch Volksabstimmung wird auf Empfehlung Napoleon III. Karl von Hohenzollern-Sigmaringen als Carol I. zum Fürsten gewählt. Die Verfassung sieht zwei Kammern und das Vetorecht des Fürsten vor. Die konservative Regierung stützt sich gegen die innere Opposition auf Österreich-Ungarn und verzichtet dafür auf die Unterstützung der rumänischen Nationalbewegung in Siebenbürgen.
1878
Die Nationalversammlung erklärt am 22. Mai die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich, die vom Berliner Kongress anerkannt wird.
Es ensteht "România Rege Veche"(Altreich), wie es bis zum 1. Weltkrieg bestehen bleiben soll mit:
- Walachei
- Moldau
- Dobrudscha
1881
Ausrufung von Carol I. zum König von Rumänien. Durch den aufgekommenen Nationalismus der Balkanvölker sind die kulturellen Leistungen der Aromunen (rumänisch: Aărmăn) weitgehend in Vergessenheit geraten, beziehungsweise wurde von der jeweils herrschenden Nation für sich reklamiert.
Nur langsam besinnt man sich wieder darauf, wie wichtig die Aromunen unter anderem als Bindeglied zum Westen gewesen sind. In Korca besitzen die Aromunen heute wieder eine eigene orthodoxe Kirche, die ihre Eigenständigkeit im Hinblick auf ihre religiöse Traditionen bewahrt.
Die Aromunen sind an fast allen Befreiungsbewegungen des Balkan beteiligt. Mit Hilfe Rumäniens, dem die Rolle eines Protektors der Latinität im Südosten Europas zuerkannt wurde, gelingt es, in Schulen Unterricht in aromunisch zu organisieren. Ausserdem wird in zahlreichen Kirchen die Messe in aromunische Sprache gehalten.
Mai 1905
Der letzte osmanische Sultan Abdul Hamid erkennt in einer Irade die Aromen als eigenständige Nationalität an und gesteht ihnen religiöse und Verwaltungsautonomie zu. Vorausgegangen waren Kämpfe gegen die Patriarchalkirche von Konstantinopel, in denen 400 Aromunen starben. Die Patriarchalkirche, forderte, dass im Osmanischen Reich griechisch-orthodoxe Christen stes "orthodox", und "griechisch" sein müssen.
1913
Mit dem Frieden von Bukarest endet die Möglichkeit Aromunen zur freien Entfaltung und Pflege ihrer Sprache und Kultur. Obwohl Griechenland, Bulgarien und Serbien zusichern, die bestehende Autonomie der Aromunen zu bewahren, den aromunischen Unterricht zu fördern und je einen eigenen Bischofssitz der Aromunen in allen drei Staaten versprechen, beginnt in diesen Ländern die Unterdrückung der Aromunen.
1914 - 1918
Die Lage der Aromunen beginnt sich während des Ersten Weltkrieges weiter zu verschärfen, als sich ihre Siedlungen an der Front von Thessaloniki befinden. Die Dörfer werden verlassen oder zerstört, die Bevölkerung evakuiert, vertrieben oder nach Bulgarien in Lager verschleppt. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten massive Vertreibungen, und zwar nicht nur aus Griechenland und Bulgarien, sondern in etwas geringerem Ausmaß auch aus Albanien und Jugoslawien. Die Vertriebenen flohen nach Rumänien, Amerika oder Australien.
1923
Da die Aromunen ursprünglich Nomaden und Händler waren, leben sie über die ganze Balkanhalbinsel verstreut und lassen sich schlecht zählen. Die Aromunen machen in vielen Gebieten Nordgriechenlands eine starke Bevölkerungsgruppe aus. In den Lausanner Verträgen von ist die Rede von 150.000 bis 200.000 Vlachen in Griechenland.
1940
Eine Volkszählungen in Griechenland, die zwischen einzelnen christlichen Ethnien unterscheiden, gibt die Zahl der in Griechenland lebenden Vlachen mit 26.750 an. Ein Großteil der aromunischen Orte im griechischen Gebirge wird während des Zweiten Weltkrieges evakuiert.
Livedzi wird 1943 durch einen Brand zerstört und während des griechischen Bürgerkriegs 1948 ein zweites Mal vollkommen niedergebrannt.
Viele andere Orte erlitten das gleiche Schicksal.
1951
Eine Volkszählungen in Griechenland, die zwischen einzelnen christlichen Ethnien unterscheiden, gibt die Zahl der in Griechenland lebenden Vlachen mit 22.736 an.
Seit 1994
Es finden gelegentlich an der Aristoteles-Universität von Thessaloníki Kurse statt, in denen Aromunisch unterrichtet wird - von Sprachpflege kann aber keine Rede sein.
Die meisten heutigen Vereine verfügen über eine Tanz- und Trachtengruppe und organisieren Ausstellungen mit lokaler Volkskunst. Die seit 15 Jahren meist in Métsovo stattfindenden Wlachentreffen stellen mit über 40.000 Teilnehmern die weltweit größten Zusammentreffen von Aromunen dar.
Die aromunische Kulturarbeit, die in Griechenland stattfindet, sucht in ganz Südosteuropa ihresgleichen. Sobald bei Veranstaltungen jedoch Aromunisch gesprochen wird oder irgendwelche prorumänischen Tendenzen gewittert werden, werden sie so gut wie möglich boykottiert und kritisiert. Entsprechend gibt es in Griechenland heute keine Zeitschriften, die sich des Aromunischen bedienen.
1994
Der wohl bekannteste und als "Karparten-Maradona" bezeichnete Aromune Gheorghe Hagi, erreicht als Kapitän der rumänischen Fußballnationalmannschaft mit seiner Mannschaft das Viertelfiniale bei der Weltmeisterschaft in den USA und wird zum besten Fußballer der Welt gewählt.
1996
Mazedonien (FYRM) lässt als erstes Land die aromunische Sprache an den Schulen zu und erkennt sie in seiner Verfassung als eigenständiges Volk an.
1997
Die "Union für aromunische Sprache und Kultur" (UASK) mit Sitz in Freiburg, zu deren Mitgliedern aromunische Vereine weltweit zählen, erwirkt am 24. Juni bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarats die Annahme einer speziellen Empfehlung (Nr.1333) zur Bewahrung der aromunischen Sprache und Kultur.
Präsident der UASK ist Prof. Dr. Vasile Barba.