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  • Letzte Aktualisierung: 02.07.2012

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Xi' an

Stadtmauer
Grosse Wildgans-Pagode
Moslemviertel
Terrakotta-Armee

     



Unter dem Namen Chang'an (Ewiger Friede) war Xian mit 1200 Jahren länger Hauptstadt des Landes, als irgendein anderer Ort in China. Mit 2 Millionen Einwohnern war sie im 8. Jahrhundert die größte Stadt der Welt. Bereits im Alter von 20 Jahren unterwarf Yíng Zhèng (259 v. Chr. -  210 v. Chr.) in mehreren Feldzügen alle verfeindeten Nachbarstaaten. Der Begründer der Qin-Dynastie (Qín Cháo) nannte sich fortan Qín Shǐhuángdì (Erster erhabener Gottkaiser von Qin) und machte Chang'an zur Hauptstadt des von ihm geeinigten China. Den Ruf, die erstaunlichste Stadt des Universums zu sein, erlangte sie jedoch erst unter der Tang Dynastie (Táng Cháo) , als sie zum östlichen Endpunkt der Seidenstraße wurde. Während von hier aus mit Seide und Tee beladene Karawanen nach Westen aufbrachen, kamen in umgekehrter Richtung das Christentum und der Islam nach China. Chang'an wurde zu einer kosmopolitischen Stadt, in der sich die Tang-Kaiser in ihrer Rolle als nach außen hin offene Monarchen gefielen. 


Die zu Beginn der Ming-Dynastie (Míng Cháo) zwischen 1374 bis 1378 errichtete Stadtmauer von Xi’an ist mit ihrer Gesamtlänge von 13,6 Kilometern die größte, weitgehend erhaltene in China. Als ein vom Aufbau her ummauerter Erdwall ist sie am Sockel 18 Meter und an der Krone 12 Meter breit sowie 12 Meter hoch. Vier Tore (Nordtor, Westtor, Südtor und Osttor) gewährten früher einen durch Zugbrücken geschützten Zugang zu der Stadt. Morgens wurden die Zugbrücken mit einem  ein Signal des Glockenturms heruntergelassen und am Abend mit einem Signal des Trommelturms wieder hochgezogen.  wurden am Südtor aufgenommen.   


Die Tore sind jedoch so gebaut, dass ein Besucher der Stadt zunächst von einem seitlichen Eingang in einen Hof gelangt, wo er erst durch das eigentliche Tor (Foto rechts) durch die Stadtmauer hindurch gehen kann. Für Eindringlinge denen es tatsächlich einmal gelungen sein sollte die Zugbrücke zu überwinden wurde der Hof zur Fall e, denn von seinen hohen Mauern aus wurden sie den Verteidigern unter Beschuss genommen.


Der Glockenturm befindet sich ca. 800 Meter nördlich vom Südtor entfernt, in der von der Stadtmauer umwehrten Innenstadt (Foto rechts). Der Trommelturm steht 200 Meter vom Glockenturm entfernt im Nordwesten, hinter den ihn verdeckenden Häusern auf der linken Seite der Straße Nan jie.  Als Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi hat Xi'an als Metropolregion heute über 8 Millionen Einwohner.


Für die Fortbewegung auf der Stadtmauer können Fahrräder gemietet werden (Foto links). Der Eingang zur Großen Wildganspagode (Da Yanta).



Auch die im Jahre 652 gegründete Tempelanlage verfügt über einen Glockenturm (Foto links) und einen Trommelturm (Foto rechts). Eine Version der vielen Legenden, die sich um die Gründung der Anlage ranken, erzählt von hungerleidenden Mönchen, denen Buddha ein herzhaftes Mahl in Form einer Wildgans schickte.  Demgegenüber berichtet eine andere, dass die leckere Gans eine Prüfung für den standhaften Vegetarismus der Mönche sein sollte.
Tatsächlich entstand die Pagode im Hof des "Klosters der Großen Wohltätigkeit", welches Kaiser Tang Gaozong zum Gedenken an seine verstorbene Mutter hatte erbauen lassen. Die ursprüngliche, aus Lehm gebaute Pagode, in denen angeblich die vom legendären Mönch Xuanzhang (596/ 602 – 664) aus Indien mitgebrachten Schriften aufbewahrt wurden....
....fiel bereits nach kurzer Zeit in sich zusammen. Sie wurde im 8. Jahrhundert durch eine Pagode ersetzt, deren Form zum Vorbild für spätere Restaurierungen werden sollte. Die Tempelanlage folgt dem in China verbreiteten Grundriss, zu dem seitliche Gebäude (Foto links) und eine zentrale Achse gehören, an deren Ende sich vor dem Haupttempel ein Treppenaufgang mit Drachenreliefs befindet (Foto rechts).


Vor dem Haupttempel befindet sich eine mit Sand gefüllte gusseiserne Wanne, die dem Abbrennen von geopferten Räucherstäbchen dient  (Foto links). Das Innere des Tempels bietet wie gewohnt Buddhastatuen in allen Möglichen Variationen. Buddha mit zwei Schülern (Foto links).....


...oder als Guānyīn , ein im ostasiatischen Mahayana-Buddhismus auftretender Bodhisattva des Mitgefühls. Der ursprünglich männliche Bodhisattva Avalokiteshvara wird jedoch im Volksglauben als vielarmige Göttin der Barmherzigkeit verehrt. Der auf einem Lotus stehende kindliche Shakyamuni Buddha (= der Weise aus dem Geschlecht von Shakya), weist nicht nur mit seinem Heiligenschein....



....sondern auch in der Vielzahl der sich um ihn rankenden Geschichten verblüffende Parallelen mit dem Jesuskindlein auf. Letztendlich wurde auch seine Lehre, die ursprünglich keine Götter kannte, genauso wie das Christentum im Laufe der Jahrhunderte den Machtkonstellationen und polytheistischen Bedürfnissen der Menschen angepasst. Ein Teil der Gedanken Buddhas gelangte über den Zoroastrismus , die Manichäer in die christliche Gnosis und von dort zu den mittelaterlichen Bogumilen auf dem Balkan und den Katharern in Südfrankreich. Bereits das im 1 Jahrhundert entstandene Thomasevangelium lässt auch buddhistische Quellen erkennen.


Die Urnengräber verdienter Mönche (Foto links). Zur Zeit des Tang-Herrschers Xuanzong (685–762) gelangten viele muslimische Händler über die  Seidenstraße nach Xi'an, wo sie sich in einem eigenen Stadtviertel der Altstadt ansiedelten. Noch heute betreiben sie dort ihre Garküchen, Grillstände....


....Basare und sonstige Geschäfte. Die Große Moschee von Xi'an (Xi'an Da Qingzhensi) wurde in der Regierungszeit des Kaisers  Tang Xuanzong, 685–762) erbaut und wurde in späteren Zeiten, insbesondere während der Herrschaft des ersten Ming-Kaisers Hongwu  (1328 – 1398) mehrmals renoviert. Beim Passieren des Eingangs (Foto rechts) zur Großen Moschee.... 



...kommt man an einer Stele mit arabischer Schrift vorbei (Foto links). Die in ihrem Bau- und Architekturstil vollkommen chinesisch geprägt Moschee verfügt über ein „Minarett“ (Foto Mitte), bei dem der Muezzin seinen Gebetsruf allerdings von ebener Erde aus anstimmen muss. Der chinesische Torbogen mit einem arabischen Schriftzug offenbart dem Besucher, dass er sich in einer Moschee befindet (Foto rechts).  


Anders als in den meisten islamischen Länder, darf die Gebetshalle (Foto links und rechts) der ältesten und berühmtesten Moschee in der Volksrepublik China heute nur von Gläubigen Muslimen betreten werden.


Die zu keinem der anderen großen islamischen Völker Chinas gehörenden Hui-Chinesen (Huízú) zählen zu den 56 Nationalitäten des Landes, die offiziell als eigenständige Völker anerkannt sind. Während das Gebetshaus hauptsächlich nur noch von Hui-Chinesen zum Gebet genutzt wird, steht der Rest der Anlage als Erholungspark für die Allgemeinheit zur Verfügung.


Auf dem Weg zur Terrakotta-Armee fiel timediver® dieser chinesische Soldat auf, der einen Stahlhelm der deutschen Wehrmacht trägt (Foto links).
Das Plakat zeigt einen Filmausschnitt
mit Soldaten der Guomindang-Truppen des Generalissimus Chiang Kai-shek (1887 - 1975), die auch mit deutschen Stahlhelmen des Typs M35 ausgestattet waren. Bereits am Eingang zur Anlage wird auf die Aufnahme der Terrakotta-Armee in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbe hingewiesen, die im Jahre 1987 erfolgte.

 
Als die Seidenstraße im Mittelalter zunehmend an Bedeutung verlor und sich das chinesische Machtzentrum unter dem Druck der nördlichen Nomaden nach Norden verlagerte, fiel Xi'an in einen Dornröschenschlaf, aus dem die Stadt erst wieder im Jahre 1974 erwachen sollte, als chinesische Bauern aus dem Dorf Xiyang beim Versuch einen Brunnen zu bohren, am 29. März auf eine harte, verbrannte Erdschicht stießen. In vier Metern Tiefe kamen dann Tonstücke zutage, denen ein mit Ziegelsteinen ausgelegtem, eine bronzenen Armbrust und bronzene Pfeilspitzen folgten. Die Fotos zeigen zwei der vier Hallen, die über den Ausgrabungsstätten aufgebaut wurden.  


Die Terrakotta-Armee gehört zum Mausoleum des Reichseinigers und ersten Kaiser der Qin-Dynastie, Qín Shǐhuángdì, der bereits unmittelbar nach seiner Krönung die Bauarbeiten im Jahre 221 v. Chr. beginnen ließ. Wissenschaftler und Archäologen nehmen an, dass über 700.000 Arbeiter am Bau der - ca. 36 Kilometer nordöstlich von Xi'an an der Linma-Straße gelegenen - Anlage beteiligt waren. Ein Modell (Foto links) zeigt den 2.000 Meter langen und 900 Meter breiten Grabkomplex mit einer weiteren, inneren Mauer, von 1.200 Metern Länge und 550 Metern Breite, die von einem künstlich aufgeschütteten, pyramidenförmigen Grabhügel dominiert wird.  Um den Hügel herum befinden sich Gruben mit Begleitbestattungen, Nebenhallen, einer Wohnhalle, einer Grube mit Zivilbeamten, sowie eine 3.025 Quadratmeter große Grube mit bronzenen Streitwagen. Ca. 600 Meter östlich davon wurden vier weitere Gruben angelegt. In der ersten Grube, welche eine Grundfläche von 14.260 Quadratmetern hat, befinden sich zirka 6.000 lebensgroße Terrakotta-Soldaten, von denen jeder individuelle Gesichtszüge vorweisen kann.


Bis heute wurde ungefähr nur ein Viertel der gesamten Anlage komplett freigelegt, wobei auch der Grabhügel selbst noch unberührt geblieben ist. Die chinesische Archäologen beabsichtigen ihn erst zu öffnen, wenn das ganze bis jetzt gefundene Material bearbeitet worden ist. Beim Kontakt mit der Luft verloren die gebrannten Tonfiguren, welche lange Zeit unter der Erde vergraben waren, in kurzer Zeit ihren ursprünglichen Farbüberzug. In Zusammenarbeit mit bayerischen Spezialisten gelang es chinesischen Konservatoren im Jahre 2004 ein Verfahren zum Schutz des Farbüberzugs zu entwickeln.  2012 konnten Forscher der TU München zwei der bunten Krieger nachgestalten.


Die sich auf drei Gruben verteilende Terrakotta-Armee besteht aus insgesamt 7.278 lebensgroßen Fuß- und Reitersoldaten, denen Pferde und Kriegswagen sowie gegen Verfall geschützte echte Schwerter, Pfeilspitzen, Armbrüste beigegeben wurden. Dies ist das Abbild einer kompletten  Armee der damaligen Zeit, bei der die verschiedenen Ränge  an unterschiedlichen Uniformen zu erkennen sind.


Die Bilder zeigen die Hauptgrube, in der die Soldaten in einer Schlachtordnung aufgestellt sind. Die 204 Bogenschützen der ersten drei Reihen bilden die Vorhut. Danach folgt die vermutlich 6.000 Soldaten zählende Hauptarmee . Deren tatsächliche Gesamtzahl kann nur aufgrund  der Skulpturendichte der bereits ausgegrabenen Soldaten geschätzt werden. Links und rechts wird die Hauptarmee von einer Flankendeckung gesichert, am Ende folgt eine Nachhut (Foto unten links).



 
Ein weiteres Modell zeigt die Hallen, die über den Gruben errichtet wurden (Foto links). Diese Halle beherbergt neben einer weiteren Grube auch das Museum (Foto rechts).



Obwohl alle Figuren individuell gestaltet sind, das heißt sich keine zwei finden lassen, die in Haltung, Gesichtszügen oder Ausstattungsdetails identisch sind, gibt es nur vier verschiedene Grundmodelle, bei denen sich die Köpfe und Arme austauschen lassen.



Bemerkenswert ist die realitätsnahe Gestaltung des Plattenpanzers und insbesondere der Haartracht.


Der Eingang in die kleinste der Hallen, in der sich der "Kommandostand" der Terrakotta-Armee befindet und in der die im Jahre 1978 ausgegrabenen, als Grabbeigaben gedachten Gespanne, ausgestellt werden.


Während das zweite Gespann (Foto unten rechts und links) nach einer aufwendigen Restaurierung am dem 1. Oktober 1983 der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte, dauerte die Wiederherstellung des ersten (Foto oben rechts und links) aufgrund seiner massiven Beschädigung noch acht weitere Jahre. Am zweiten Gespann wurden über 1.720 Schmuckstücke angebracht, die aus 3.033 Gramm Gold und 4.342 Gramm Silber hergestellt worden waren.


 Die aus einer 7,8 Meter tiefen Grube zutage geförderten Bronze-Gespanne sind die frühesten, größten und technisch fortgeschrittensten, die in je China gefunden wurden.



Die Plattenpanzertechnik erlaubte sowohl den Helmen als auch den Rüstungen und damit ihrem Träger ein hohes Maß an Beweglichkeit (Foto links und rechts). Ein wandrelief zeigt einen Abschnitt der Großen Mauer (Foto Mitte).


Ein letzter Blick zum Eingang der kleinsten Halle und dann zur leckeren Garküche (Foto rechts), wo man  sehr preisgünstig speisen kann.


Nach einem erlebnisreichen Tag geht es dann mit dem Nachtzug Z20 im "Soft-Sleeper" wieder 1300 Kilometer nach Peking zurück....

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