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  • Letzte Aktualisierung: 06.07.2012

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Qingdao

Tsingtao Brauerei
Batteriestellung &
andere deutsche Vermächtnisse


       


Anmerkung: Zur Kolonialzeit wurde die chinesische Umschrift des Ortes als Tsingtau wiedergegeben.Heute wird die Stadt Qingdao genannt. timediver® hat sich jedoch für die Schreibweise Tsingtao entschieden, weil diese nicht nur die alte und neue Variante kombiniert, sondern auch weltweit als das wichtigste deutsche Vermächtnis in China, Tsingtao Beer, bekannt geworden ist.


Bereits im Jahre 1859 hatte ein Geschwader der preußischen Marine im Gelben Meer operiert, um die Möglichkeiten zur Errichtung eines Handelsstützpunktes auszuloten. Fast 40 Jahre später lieferte die Ermordung von zwei Missionaren der Regierung des deutschen Kaiserreiches den ersehnten Anlass, um Ihre Bestrebungen zu Erwerb eines Stützpunktes in Angriff nehmen zu können. Gleichzeitig mit der Entsendung eines Flottenverbandes unter Konteradmiral Otto von Diederichs wurde China ein Ultimatum zur Überlassung eines Pachtgebiets gestellt. Angesichts der militärischen Übermacht musste China schließlich am 6. März 1898 einen Pachtvertrag auf 99 Jahre unterzeichnen. Hauptstadt des „Deutschen Schutzgebiets Kiautschou“ wurde die Stadt Tsingtau. Am Fuß des 128,5 Meter ü. M. hohen Qingdao-Hügels wurde ein Museum (Foto links) eingerichtet. Dort gibt ein Relief einen Überblick über die auf einer hügeligen Halbinsel errichtete koloniale Stadt (Foto rechts).


Ein romantisierendes Gemälde zeigt den heroischen Kampf der Chinesen gegen eine Säbelschwingende preußische Reiterei, die an ihren Pickelhauben zu erkennen ist (Foto links).  Kopie des Diederichssteines, der am Signalberg angebracht war und von den Japanern entfernt wurde (Foto rechts).


Schienenteile und anderes Gerät erinnern an die Shāndōng-Bahn, (auch Schantung oder Shantung), die von einem Konsortium deutscher Banken, Reeder und Bergbauunternehmen, das sich zur Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft zusammengeschlossen hatte, erbaut wurde. Die zwischen 1899 und 1904 eingerichtete Eisenbahnstrecke von Qingdao zur ca. 400 km westlich davon gelegenen Stadt Jinan sollte die Erschließung des Hinterlandes der deutschen Musterkolonie und die Verbesserung des Transportes von Gütern, vor allem Kohle und Eisenerz, die für den Export in das Deutsche Reich bestimmt waren, gewährleisten (Foto links). Direkt neben dem Museum befindet sich der Eingang  zum Qingdaoshan Battery Site Park , in dem sich die einstige deutschen Artilleriestellung befindet.  Ein Plan zeigt , wo die Überreste der einstigen Batterie im heutigen Park zu finden sind (Foto rechts).


Die Stahlkuppel des deutschen Bunkers (Foto links) und die Schächte zur Luftversorgung (Foto rechts)......


...wie auch die gesamte Anlage sind nach mehr als 100 Jahren noch sehr gut erhalten geblieben. Der Zugang zum unterirdischen Fort (Foto links). Das Schaubild zeigt den Grundriss der Räumlichkeiten und des Kommandostandes (Foto rechts). 


Mit lebensgroßen Figuren wurden einzelne Szenarien nachgestellt. Unter dem kaiserlichen Adler stehen zwei Soldaten mit Pickelhaube Wache (Foto links)....


...erfolgt eine Lagebesprechung unter dem Bild Kaiser Wilhelms II. (Foto rechts).


Ein Aufenthaltsraum (Foto links) und ein Schlafraum (Foto rechts) für die Mannschaftsdienstgrade.


Eine rustikale Waschgelegenheit (Foto links) und die Waffenwerkstatt (Foto rechts).


Ein Blick zwischen den beiden Posten hindurch zum Eingang des Forts (Foto links) und in den Speiseraum der Mannschaft (Foto rechts).


Die schweißtreibende Arbeit im Heizungsraum (Foto links) und ein schier endloser Treppenaufgang (Foto rechts).


"Nach dem Tiger kamen die Wölfe..."
Chinesische Redewendung zum Beginn der Besatzungszeit durch die Japaner, die trotz ihrer sechsfachen Übermacht und britischer Unterstützung Tsingtau erst nach dreimonatiger Belagerung, am 7. November 1914, einnehmen konnten.
Der einstige "Europäerfriedhof" mit Ehrenmahl einem Ehrenmal für die deutschen Gefallenen von 1914 (Foto links) fiel 1966 der chinesischen Kulturrevolution zum Opfer.
Heute befindet sich dort ein Skulpturenpark (Foto rechts).
1913 setzte sich die Stadtbevölkerung von Qingdao aus 53.312 Chinesen, 2.069 Europäern und Amerikanern, 2.400 Soldaten der Garnison, 205 Japanern und 25 anderen Asiaten zusammen. Nach der Eroberung durch die Japaner wurden 4700 deutsche und österreichische Kriegsgefangene in die Lager Matsuyama und Bandō nach Japan gebracht, von wo aus die letzten erst 1920 wieder entlassen werden sollten. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages blieb die Kolonie zunächst in japanischer Hand und wurde erst 10. Dezember 1922 an China zurückgegeben. In der nachfolgenden Kriegsherren-Epoche führten bürgerkriegsähnliche Zustände zu einer wirtschaftlicher Stagnation. 1938 bis 1945 wurde die Stadt erneut von japanischen Truppen besetzt. Die Nutzung Qingdaos als Flottenbasis der USA fand 1949 nach der Einnahme der Stadt durch die chinesischen Kommunisten ein Ende. Bis 1986 befand sich ein U-Bootstützpunkt der Volksbefreiungsarmee in der Nähe des Hafens. Der schlichte Bau der protestantischen Christuskirche (Jidu Jiaotang) wurde am 23. Oktober 1910 eingeweiht.


Auch das Innere der Kirche ist recht nüchtern gestaltet. Die Kirchturmuhren stammen aus der Turmuhrenfabrik und Glockengießerei Johann Friedrich Weule in Bockenem am Harz.


Ein Treppe im Villenviertel. Auf einer kleinen Landzunge am östlichen Ende von Strand Nr. 2 thront das einer Burg gleichende Huashi Lou (Foto rechts). Die ehemalige Sommerfrische des deutschen Gouverneurs diente Generalissimus Chiang Kaischek als letzter Aufenthaltsort  auf dem chinesischen Festland, bevor er infolge des Sieges der Kommunisten Mao Zedongs auf die Insel Taiwan fliehen musste.


Oberhalb des einstigen Gouverneurspalastes befindet sich der Xin Hao Shan (Signalhügel) , einer der 10 Hügel-Parks in Qingdao. Neben dem 1989 erbauten Wulong Tan/Jade Drachenbrunnen (Foto links) finden sich hier mehrere Pavillons, ein Open-Air-Teehaus und eine Bogenbrücke sowie das runde Türmchen Yulan. Von dessen sich drehenden Plattform bietet sich ein 360 Grad Panoramablick.....


....auf das prosperierende Qingdao (Qing = grün), das sich in gut 100 Jahren vom Fischerdorf Jiāo'ào zu einer Metropole mit bald 9 Millionen Einwohnern entwickelt hat. Während der Sommerspiele 2008 in Peking wurden vor der Küste Qingdaos die Olympischen Segelwettbewerbe ausgetragen. Im Jahre 2009 wurde die Stadt von einem in Hongkong ansässigen Institut zur lebenswertesten Stadt der Volksrepublik China gewählt.


Die protestantische Christuskirche (Foto links). Der 1906 erbaute, 1989 von der Stadtregierung im selben Baustil erweiterte, ehemalige deutsche Gouverneurspalast (Foto rechts) entging seiner Zerstörung während der Kulturrevolution nur deshalb, weil Mao Zedong mehrmals in ihm genächtigt hatte.


Die Arkaden des Gouverneurspalastes lassen an einen romanischen Klostergang erinnern (Foto links). Im ehemaligen deutschen Verwaltungshauptquartier befindet sich heute das Rathaus der Stadt (Foto rechts), deren Administration sich auf eine Fläche von 10.654 qkm erstreckt, zu der sieben Stadtbezirke und fünf kreisfreie Städte gehören.


Die bereits um das Jahr 1900 konzipierte, jedoch erst 1934 im neoromanischen Baustil fertiggestellte katholische Sankt-Michalis-Kathedrale wurde im Juni  2012 renoviert (Bild links). In der einstigen deutschen Polizeistation arbeiten heute deren chinesische Kollegen (Foto rechts).


Am Straßenrand werden mehr oder weniger appetiliche Meeresfrüchte angeboten.


Am Ende des 1891 erbauten, 440 Meter langen Zhangqiao Pier befindet sich ein Pavillon (Foto rechts) und ein unkonventionelles Bekleidungsgeschäft .


Am ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Ufer befinden sich das Prince Hotel und der einstige Sitz der Deutsch-Asiatischen Bank (Foto rechts).


Im ehemaligen deutschen Gefängnis mit seinem markanten Rundturm ist heute ein Museum untergebracht.
Am  Sitz der einstigen Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft   vorbei, gelangt man am  früheren Viktoria Auguste Ufer zum Badestrand Nr. 1. Qingdao ist heute einer der wenigen bedeutenden Badeorte in China, der bereits von den Deutschen den Beinamen Neapel am Gelben Meer erhalten hatte.  


Qingdao verfügt auch über eine Internationale Weinstrasse (Foto links). Zum wachsende Durst des Drachen und dem Weinanbau in China gibt es einen Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 17.07.2011 .


Trotz  Stadtautobahn wird zum Trocken der Wäsche  ganz einfach auf der Straße eine Leine aufgespannt .


Das größte deutsche Vermächtnis ist die Tsingtao Brauerei, die 1903 von deutschen Siedlern als Germania Brauerei gegründet wurde. Heute ist sie die größte Bierbrauerei in der Volksrepublik China und sogar die zehntgrößte Brauerei weltweit. Während die Volksrepublik China einen Anteil von 45% des Unternehmens hält, gehören weitere Besitzanteile dem britischen Nahrungsmittelkonzern Associated British Foods. Anheuser-Busch verkaufte, unter Beibehaltung von 7%-Minderheitsbeteiligung, seine bisherige Beteiligung von 19% an die japanische Brauerei Asahi, die dadurch mit 31 % zum zweitgrößten Anteilseigner der Tsingtao-Brauerei wurde. Seit 1991 findet im August das für China einzigartige Internationale Qingdao-Bierfest statt. Das dem deutschen Oktoberfest nachempfundene Spektakel zieht alljährlich nicht nur zahlreiche Touristen, sondern auch deutsche Brauerei an.  


Auf dem Trottoir der Bierstrasse wurden alle Kanal- und Schachtdeckel mit den lustigen Tiermotiven des Bierfestivals verziert.


An der Bierstrasse und auf dem Brauereigelände gibt es mehrere Denkmäler, die in eindrucksvoller Weise die Bedeutung des noch heute nach dem Deutschen Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516 gebrauten Gerstensaftes deutlich machen.


In den Backsteingebäuden der alten Germania Brauerei....
..befindet sich heute ein eindrucksvolles Museum...


...in dem nicht nur Brau-Utensilien und -Zutaten ausgestelllt.....


....sondern auch verschiedene Arbeitsprozesse dargestellt werden.

Gleichwohl von der Brauerei eine breite Palette verschiedener Biertypen und -stile hergestellt wird, ist in Deutschland weitgehend nur das leichte 4,5%ige Pils bekannt. Nach timediver®'s Dafürhalten ist es das Beste unter allen Bieren Chinas.


Ein Modell des heutigen Fertigungsbetriebes, dessen Besichtigung im Museumsbesuch inkludiert ist.  In den zahlreichen Kneipen der Bierstrasse wird das Bier von den Fässern in gläserne Krüge gefüllt, die dann am Tisch dem Auf- und Nachfüllen der Gläser dienen. Temperatur und Schaumgehalt bleiben bei dieser Verfahrensweise natürlich auf der Strecke.


Weisswurst, Leberkäse und Haxen wird man hier jedoch vergeblich suchen. Sein Essen kann man sich vielmehr frisch aus den Körben und Aquarien aussuchen, die vor jedem dieser Restaurants aufgestellt sind. ....


...oder wie wäre es mit luftgetrockneten Krabben (Foto links). Mit dieser Briefmarke befördert die China Post heute bestimmt nichts mehr.

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