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Anmerkung: Zur Kolonialzeit
wurde die chinesische Umschrift des Ortes als Tsingtau wiedergegeben.Heute
wird die Stadt Qingdao genannt. timediver® hat sich jedoch für
die Schreibweise Tsingtao entschieden, weil diese nicht nur die alte
und neue Variante kombiniert, sondern auch weltweit als das wichtigste
deutsche Vermächtnis in China, Tsingtao Beer, bekannt geworden ist.
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Bereits im Jahre 1859
hatte ein Geschwader der preußischen Marine im Gelben Meer operiert,
um die Möglichkeiten zur Errichtung eines Handelsstützpunktes
auszuloten. Fast 40 Jahre später lieferte die Ermordung von zwei Missionaren
der Regierung des deutschen Kaiserreiches den ersehnten Anlass, um Ihre
Bestrebungen zu Erwerb eines Stützpunktes in Angriff nehmen zu können.
Gleichzeitig mit der Entsendung eines Flottenverbandes unter Konteradmiral
Otto von Diederichs wurde China ein Ultimatum zur Überlassung eines
Pachtgebiets gestellt. Angesichts der militärischen Übermacht
musste China schließlich am 6. März 1898 einen Pachtvertrag
auf 99 Jahre unterzeichnen. Hauptstadt des „Deutschen
Schutzgebiets Kiautschou“ wurde die Stadt Tsingtau. Am Fuß des
128,5 Meter ü. M. hohen Qingdao-Hügels wurde ein Museum (Foto
links) eingerichtet. Dort gibt ein Relief einen Überblick über
die auf einer hügeligen Halbinsel errichtete koloniale Stadt (Foto
rechts).
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Ein romantisierendes
Gemälde zeigt den heroischen Kampf der Chinesen gegen eine Säbelschwingende
preußische Reiterei, die an ihren Pickelhauben zu erkennen ist (Foto
links). Kopie des Diederichssteines, der am Signalberg angebracht
war und von den Japanern entfernt wurde (Foto rechts).
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Schienenteile und anderes
Gerät erinnern an die Shāndōng-Bahn,
(auch Schantung oder Shantung), die von einem Konsortium deutscher Banken,
Reeder und Bergbauunternehmen, das sich zur Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft
zusammengeschlossen hatte, erbaut wurde. Die zwischen 1899 und 1904
eingerichtete Eisenbahnstrecke von Qingdao zur ca. 400 km westlich davon
gelegenen Stadt Jinan sollte die Erschließung des Hinterlandes der
deutschen Musterkolonie und die Verbesserung des Transportes
von Gütern, vor allem Kohle und Eisenerz, die für den Export in
das Deutsche Reich bestimmt waren, gewährleisten (Foto links). Direkt
neben dem Museum befindet sich der Eingang zum Qingdaoshan Battery
Site Park , in dem sich die einstige deutschen Artilleriestellung
befindet. Ein Plan zeigt , wo die Überreste
der einstigen Batterie im heutigen Park
zu finden sind (Foto rechts).
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Die Stahlkuppel des
deutschen Bunkers (Foto links) und die Schächte zur Luftversorgung
(Foto rechts)......
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...wie auch die gesamte
Anlage sind nach mehr als 100 Jahren noch sehr gut erhalten geblieben. Der
Zugang zum unterirdischen Fort (Foto links). Das Schaubild zeigt den Grundriss
der Räumlichkeiten und des Kommandostandes (Foto rechts).
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Mit lebensgroßen
Figuren wurden einzelne Szenarien nachgestellt. Unter dem kaiserlichen
Adler stehen zwei Soldaten mit Pickelhaube Wache (Foto links)....
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...erfolgt eine Lagebesprechung
unter dem Bild Kaiser Wilhelms II. (Foto rechts).
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Ein Aufenthaltsraum
(Foto links) und ein Schlafraum (Foto rechts) für die Mannschaftsdienstgrade.
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Eine rustikale Waschgelegenheit
(Foto links) und die Waffenwerkstatt (Foto rechts).
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Ein Blick zwischen
den beiden Posten hindurch zum Eingang des Forts (Foto links) und in den
Speiseraum der Mannschaft (Foto rechts).
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Die schweißtreibende
Arbeit im Heizungsraum (Foto links) und ein schier endloser Treppenaufgang
(Foto rechts).
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"Nach dem
Tiger kamen die Wölfe..."
Chinesische Redewendung zum Beginn der Besatzungszeit
durch die Japaner, die trotz ihrer sechsfachen Übermacht und britischer
Unterstützung Tsingtau erst nach dreimonatiger Belagerung,
am 7. November 1914, einnehmen konnten.
Der einstige "Europäerfriedhof" mit Ehrenmahl einem Ehrenmal
für die deutschen Gefallenen von 1914 (Foto links) fiel 1966 der
chinesischen Kulturrevolution zum Opfer.
Heute befindet sich dort ein Skulpturenpark (Foto rechts).
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1913 setzte sich die
Stadtbevölkerung von Qingdao aus 53.312 Chinesen, 2.069 Europäern
und Amerikanern, 2.400 Soldaten der Garnison, 205 Japanern und 25 anderen
Asiaten zusammen. Nach der Eroberung durch die Japaner wurden 4700 deutsche
und österreichische Kriegsgefangene in die Lager Matsuyama und Bandō
nach Japan gebracht, von wo aus die letzten erst 1920 wieder entlassen werden
sollten. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages blieb die Kolonie
zunächst in japanischer Hand und wurde erst 10. Dezember 1922 an China
zurückgegeben. In der nachfolgenden Kriegsherren-Epoche führten
bürgerkriegsähnliche Zustände zu einer wirtschaftlicher Stagnation.
1938 bis 1945 wurde die Stadt erneut von japanischen Truppen besetzt. Die
Nutzung Qingdaos als Flottenbasis der USA fand 1949 nach der Einnahme der
Stadt durch die chinesischen Kommunisten ein Ende. Bis 1986 befand sich ein
U-Bootstützpunkt der Volksbefreiungsarmee in der Nähe des Hafens.
Der schlichte Bau der protestantischen Christuskirche
(Jidu Jiaotang) wurde am 23. Oktober 1910 eingeweiht.
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Auch das Innere der
Kirche ist recht nüchtern gestaltet. Die Kirchturmuhren stammen aus
der Turmuhrenfabrik und Glockengießerei
Johann Friedrich Weule in Bockenem am Harz.
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Ein Treppe im Villenviertel.
Auf einer kleinen Landzunge am östlichen Ende von Strand Nr. 2 thront
das einer Burg gleichende Huashi Lou (Foto
rechts). Die ehemalige Sommerfrische des deutschen Gouverneurs diente
Generalissimus Chiang Kaischek als
letzter Aufenthaltsort auf dem chinesischen Festland, bevor er infolge
des Sieges der Kommunisten Mao Zedongs auf die Insel Taiwan fliehen musste.
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Oberhalb des einstigen
Gouverneurspalastes befindet sich der Xin Hao Shan (Signalhügel)
, einer der 10 Hügel-Parks in Qingdao. Neben dem 1989 erbauten
Wulong Tan/Jade Drachenbrunnen (Foto links) finden sich
hier mehrere Pavillons, ein Open-Air-Teehaus und eine Bogenbrücke
sowie das runde Türmchen Yulan. Von dessen
sich drehenden Plattform bietet sich ein 360 Grad Panoramablick.....
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....auf das prosperierende
Qingdao (Qing = grün), das sich in gut 100 Jahren vom
Fischerdorf Jiāo'ào zu einer Metropole mit bald
9 Millionen Einwohnern entwickelt
hat. Während der Sommerspiele 2008
in Peking wurden vor der Küste Qingdaos die Olympischen
Segelwettbewerbe ausgetragen. Im Jahre 2009 wurde die Stadt
von einem in Hongkong ansässigen Institut zur lebenswertesten
Stadt der Volksrepublik China gewählt.
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Die protestantische
Christuskirche (Foto links). Der 1906 erbaute, 1989
von der Stadtregierung im selben Baustil erweiterte, ehemalige deutsche
Gouverneurspalast (Foto rechts) entging seiner Zerstörung
während der Kulturrevolution nur deshalb, weil Mao Zedong mehrmals in
ihm genächtigt hatte.
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Die Arkaden des Gouverneurspalastes
lassen an einen romanischen Klostergang erinnern (Foto links). Im ehemaligen
deutschen Verwaltungshauptquartier befindet sich heute das Rathaus
der Stadt (Foto rechts), deren Administration sich auf eine Fläche
von 10.654 qkm erstreckt, zu der sieben Stadtbezirke und fünf kreisfreie
Städte gehören.
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Die bereits um das
Jahr 1900 konzipierte, jedoch erst 1934 im neoromanischen Baustil fertiggestellte
katholische Sankt-Michalis-Kathedrale wurde im Juni 2012 renoviert
(Bild links). In der einstigen deutschen Polizeistation arbeiten
heute deren chinesische Kollegen (Foto rechts).
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Am Straßenrand
werden mehr oder weniger appetiliche Meeresfrüchte angeboten.
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Am Ende des 1891 erbauten, 440 Meter langen Zhangqiao
Pier befindet sich ein Pavillon (Foto rechts) und ein unkonventionelles
Bekleidungsgeschäft .
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Am ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Ufer
befinden sich das Prince Hotel und der einstige
Sitz der Deutsch-Asiatischen Bank (Foto rechts).
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Im ehemaligen deutschen
Gefängnis mit seinem markanten Rundturm ist heute ein Museum untergebracht.
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Am Sitz der einstigen
Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft
vorbei, gelangt man am früheren Viktoria Auguste
Ufer zum Badestrand Nr. 1. Qingdao ist heute einer der wenigen bedeutenden
Badeorte in China, der bereits von den Deutschen den Beinamen
Neapel am Gelben Meer erhalten hatte.
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Qingdao verfügt
auch über eine Internationale Weinstrasse (Foto links).
Zum wachsende Durst des Drachen und dem Weinanbau
in China gibt es einen
Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 17.07.2011
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Trotz Stadtautobahn
wird zum Trocken der Wäsche ganz einfach auf der Straße
eine Leine aufgespannt .
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Das größte
deutsche Vermächtnis ist die Tsingtao Brauerei, die 1903 von deutschen
Siedlern als Germania Brauerei gegründet wurde. Heute ist sie die größte
Bierbrauerei in der Volksrepublik China und sogar die zehntgrößte
Brauerei weltweit. Während die Volksrepublik China einen Anteil von
45% des Unternehmens hält, gehören weitere Besitzanteile dem britischen
Nahrungsmittelkonzern Associated British Foods. Anheuser-Busch verkaufte,
unter Beibehaltung von 7%-Minderheitsbeteiligung, seine bisherige Beteiligung
von 19% an die japanische Brauerei Asahi, die dadurch mit 31 % zum zweitgrößten
Anteilseigner der Tsingtao-Brauerei wurde. Seit 1991 findet im August das
für China einzigartige Internationale Qingdao-Bierfest statt. Das
dem deutschen Oktoberfest nachempfundene Spektakel zieht alljährlich
nicht nur zahlreiche Touristen, sondern auch deutsche Brauerei an.
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Auf dem Trottoir der
Bierstrasse wurden alle Kanal- und Schachtdeckel
mit den lustigen Tiermotiven des Bierfestivals verziert.
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An der Bierstrasse
und auf dem Brauereigelände gibt es mehrere Denkmäler, die in
eindrucksvoller Weise die Bedeutung des noch heute nach dem Deutschen Reinheitsgebot
aus dem Jahre 1516 gebrauten Gerstensaftes deutlich machen.
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In den Backsteingebäuden
der alten Germania Brauerei....
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..befindet sich heute
ein eindrucksvolles Museum...
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...in dem nicht nur
Brau-Utensilien und -Zutaten ausgestelllt.....
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....sondern auch verschiedene
Arbeitsprozesse dargestellt werden.
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Gleichwohl von der
Brauerei eine breite Palette verschiedener Biertypen und -stile hergestellt
wird, ist in Deutschland weitgehend nur das leichte 4,5%ige Pils bekannt.
Nach timediver®'s Dafürhalten ist es das Beste unter
allen Bieren Chinas.
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Ein Modell des heutigen
Fertigungsbetriebes, dessen Besichtigung im Museumsbesuch inkludiert ist.
In den zahlreichen Kneipen der Bierstrasse wird das Bier von den Fässern
in gläserne Krüge gefüllt, die dann am Tisch dem Auf- und
Nachfüllen der Gläser dienen. Temperatur und Schaumgehalt bleiben
bei dieser Verfahrensweise natürlich auf der Strecke.
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Weisswurst, Leberkäse und Haxen wird
man hier jedoch vergeblich suchen. Sein Essen kann man sich vielmehr frisch
aus den Körben und Aquarien aussuchen, die vor jedem dieser Restaurants
aufgestellt sind. ....
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...oder wie wäre
es mit luftgetrockneten Krabben (Foto links). Mit dieser Briefmarke befördert
die China Post heute bestimmt nichts mehr.
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