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  • Letzte Aktualisierung: 02.07.2012

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Sozialistische Republik Vietnam


Củ Chi -  Vietcong / Việt cộng Tunnel & Museum    





45 Kilometer nordwestlich von Ho-Chi-Minh-City liegt die Kleinstadt Củ Chi, die aufgrund eines ursprünglich über 200 Kilometer langen Tunnelsystems besondere Berühmtheit erlangte. Die ersten Tunnels waren bereits während des Ersten Indochinas Krieges (1946 – 1954) im Kampf gegen die französische Kolonialherrschaft in den Lehmboden gegraben worden. Bereits damals dienten die unterirdischen Gänge und Räume der Sicherung von Vorräten und Waffen, manchmal auch dem Schutz von Menschen. Nachdem die Invasion von us-amerikanischen Truppen im Zweiten Indochina Krieg (1957 – 1975), der landläufig als der „Vietnamkrieg“ bezeichnet wird, mit der Gründung der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams (Vietcong) beantwortet worden war, begann man mit der Reparatur und dem Ausbau des Tunnelnetzes. Während die oberste Ebene 3-4 Meter unter der Erde lag, wurde eine zweite Ebene in 6 Metern Tiefe angelegt. Hier wurden Kinder, ältere Menschen und verletzte Soldaten untergebracht.  8-10 Meter unter der Erde befand sich eine dritte Ebene, welche Krankenhäuser und sonstige Heilstätten beherbergte und wo aus man an den Saigon-Fluss gelangen konnte (Foto links & Videoclip ).  Hier kommt man nur mühsam im Entengang oder auf allen Vieren vorwärts (Foto rechts).


Die Einstiegsöffnungen in die  0,6 Meter breiten und 1,5 Meter hohen Tunneln waren nicht nur hervorragend getarnt, sondern auch äußerst eng. Videoclip


Das Gelände war zudem mit unzähligen einfachen, aber sehr wirkungsvollen Fallen ausgestattet, die man bereits seit Jahrhunderten zum Fangen von Tieren benutzt hatte. In ihren tödlichen Modifikationen wurden sie jedoch zu einem der vielen Gräuel für die us-amerikanischen Soldaten. Wer auf diese Falle trat, fiel in die Grube und wurde von den angespitzten Bambusrohren aufgespießt, während ihm zusätzlich der sich drehende Deckel auf den Hinterkopf schlug.  


Als die US-Amerikaner in der Nähe von Củ Chi das Hauptquartier ihrer 25. Division einrichteten, ahnten sie nicht, dass sie in 6 Metern Tiefe bereits vom Vietcong erwartet wurden. Einzelne Tunnelbezirke reichten einerseits bis zur kambodschanischen Grenze und andererseits bis in nach Cho Lons, einem Randbezirk der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon. Der einstige Schutzgraben (Foto links) ist noch gut zu erkennen. Die breite Allianz des Vietcong, die nicht alleine aus Kommunisten bestand, wurde von Soldaten der nordvietnamesischen Armee, die den langen Weg über den Ho-Chi-Minh-Pfad gekommen waren, unterstützt (Foto rechts). Củ Chi war die Basisstellung der Vietkong während der Tet-Offensive im Jahre 1968. Die Tunnelanlage ermöglichte überraschende und schnell geführte Angriff auf Saigon sowie gesicherte Rückzüge. Gleichwohl die Tet-Offensive für den Vietcong äußerst verlustreich war, stellt sie den Wendepunkt des Vietnamkieges dar. Die Bilder einer kurzfristig vom Vietcong besetzen amerikanische Botschaft, beendeten die der amerikanischen Öffentlichkeit vorgegaukelte Illusion vom baldigen Ende des Krieges Nun formierten sich auch in den USA die Antikriegsbewegungen, die schließlich auch ihren Teil zum Ende des Vietnamkrieges beitragen sollten. 


Die unzähligen Frischluftschächte wurden als Termitenhügel getarnt (Foto links). Das Wrack eines vom Vietcong erbeuteten M41 Walker Bulldog (Foto rechts). Die Panzer dieses zuerst im Dienste der US Army stehenden Typs wurden 1965 an die Armee der Republik Vietnam (ARVN) verkauft.  
Der Einfallsreichtum der Einheimischen, ihren amerikanischen Befreiern besondere Überraschungen zu bereiten, kannte keine Grenzen. Diese Tunneleinstiegsfallen mögen zwar grausam anmuten, sind jedoch gegenüber dem, was die US-Amerikaner in zwei Jahrzehnten den Vietnamesen angetan hatten, bestenfalls Mückenstiche. Zur Zerstörung der Infrastruktur und Entlaubung der Wälder warfen die Amerikaner "im Namen der Freiheit" eine größere Bombenlast ab, als während des gesamten Zweiten Weltkrieg auf Nazi-Deutschland abgeworfen wurde.


Die us-amerikanische Kriegsdoktrin des "Search and Destroy", führte zu Massakern wie in My Lai am 16. März 1968 und weiteren Kriegsverbrechen, die bis heute juristisch ungesühnt geblieben sind und auch finanziell nicht "entschädigt" wurden. Das verbrecherische Bombardement  mit Agent Orange, Napalm und Dieselöl konnte jedoch weder die Tunnel zerstören noch den Widerstandwillen der Bevölkerung brechen, sondern bewirkte das Gegenteil. Nach einer Ausweitung des Krieges auf die Nachbarländer Kambodscha und Laos unter dem US-amerikanischen Präsidenten Richard Nixon, musste sich die  Weltmacht USA schließlich geschlagen geben.


Die unrühmliche Bilanz dieses von den USA für Freiheit und Demokratie geführten Krieges: 3.177.462 Tote, davon 2 Millionen Zivilisten und mindestens 604.200 Verwundete auf Seiten der kommunistisch dominierten Nordallianz stehen 2,4 Millionen Tote, davon 2 Millionen in der Zivilbevölkerung und mehr als 1,5 Millionen Verwundete auf südvietnamesisch/ us- amerikanischer Seite gegenüber. Darunter 58.168 getötete und 153.303 verwundete US-Soldaten, 5.099 tote und 10.962 verwundete Südkoreaner, sowie 521 getötete und 3000 verwundete Australier und 1.351 gefallene Thais.


Zur Aufbereitung und Herstellung eigener Waffen und Sprengkörper wurde auch vorgefundenes Material des Feindes recyclt (Foto rechts).



Nicht nur bei der Herstellung von Apparaturen mit Widerhaken oder bei der "Türfalle" zeigten die Vietnamesen große Innovation. So wurde  das für ein lehmiges Gelände besonders gut geeignete Schuhwerk aus alten Autoreifen hergestellt.  


Während die Riemen der Sandalen verstellbar sind, erweckt der Zuschnitt der Sohlen bei Laufspuren im Boden den Eindruck, dass der Schuhträger in die entgegengesetzte Richtung gelaufen ist. Die Schuhe haben also die Absätze vorne.


Die Tunnel sind ausnahmslos in reiner Handarbeit entstanden. Alle 5 bis 10 Meter wurde zunächst ein Schacht gegraben, von wo aus dann kurze Tunnelabschnitte angelegt worden sind. Dies bot den Vorteil, dass immer nur recht kurze Einzelabschnitte beschädigt wurden und auch die Vorsorgung mit Atemluft gesichert blieb. Der Aushub wurde mühsam in Körben nach oben befördert und weggeschafft.


Heute sind die meisten Tunnelsysteme verfallen oder verschüttet. Zur Besichtigung wurde ein 90 Meter langer Tunnelabschnitt mit mehreren Ausstiegsmöglichkeiten auf 1,20 Meter Höhe und 0,80 Meter Breite ausgebaut (Foto links). timediver® wäre sicherlich  nicht als Tunnelratte   ungeeignet gewesen. Ein Partisan beim Anspitzen eines Bambusrohres (Foto rechts) .


Die maximale Aufenthaltsdauer in enger und stickiger Tiefe betrug etwa 8 Stunden, dann mussten auch die härtesten Kämpfer wieder an die Oberfläche.


Ein letzter Blick in den Untergrund (Fotolinks). Der getarnte Kamin einer unterirdischen Küche, die sich jedoch zig Meter davon entfernt befand und über mehrere Abzüge verfügte (Foto rechts).


Gesammelte leere Geschoßprojektile und eine Büste des Vaters der Vietnamesischen Nation Ho-Chi-Minh.

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