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Ein typisch vietnamesisches Spezifikum
ist die Caodai-Religion mit ihrer, etwa 100
Kilometer nordwestlich von Ho-Chi-Minh-City entfernt gelegenen Kathedrale
bei Tay Ninh. Obwohl ihr heute zwischen
2 bis 8 Millionen Gläubige angehören sollen, wird sie oftmals
auch als Sekte bezeichnet
(gelle Siggi!). Nach Buddhismus und Katholizismus ist der Caodaismus
(Đạo Cao Đài = großes Haus)
die drittgrößte Konfession Vietnams. Durch etwa
30.000 ausgewanderte Vietnamesen gelangte der Caodaismus auch in die
USA sowie nach Europa und Australien.
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Als Religionsstifter
gilt Ngô Văn Chiêu (1878 - 1932), dem sich
am 25. Dezember 1925 der Gott Cao Đài offenbart hatte. Mit der Führung
der Religionsgemeinschaft wurde der Kolonialbeamte Lê văn Trung
(1876- 1934) betraut. Zuvor als Lebemensch und Opiumraucher bekannt,
anderte dieser daraufhin seinen Lebenswandel und übte fortan strenge
Askese Nachdem männliche und weiblich jeweils Besucher durch separate
Eingänge in die Kathedrale gelangt sind, dürfen sie von einer
Ballustrade im ersten Stock der Caodai-Zeremonie bewohnen:
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Der Gott Cao Đài habe sich im Laufe
der Geschichte wiederholt offenbart, wobei die die Lehre von Moses als
Knospe, die Lehre Christi als Blüte und der Caodaismus
als Frucht anzusehen sei. Die asiatischen Philosophien und Religionen
werden durch die Farben des Caodismus wiedegegeben. Blau steht für
den Taoismus, denn dem erhabenen Laozi (Lão Tử) gebührt der Verdienst,
am Heil der Menschheit mitzuwirken. Rot symbolisiert die Lehre des weisen
Konfuzius (Khổng Tử), welcher den deutlich den Weg des rechten Mittelmaßes
vorgezeichnet hat und Gelb für den barmherzigen Buddha (Phật),
welcher Demut und Nächstenliebe gepredigt hatte.
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Der Caodaismus lehrt
die Seelenwanderung und verbietet den Genuss vom Alkohol und Fleischspeisen.
Gleichzeitig gebietet er moralischen Pflichten wie Selbstlosigkeit, Nächstenliebe
und Armut. Die alles hielt die Caodai-Führung jedoch nicht von umfassenden
Wirtschaftsaktivitäten in der Provinz...
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....und dem schnellen
Aufbau einer mit schweren Waffen ausgestatteten Privatarmee ab,
die an den heute verwaisten Tribünen (Foto links) vorbei paradierte.
Eine zeitlang setzte auch der amerikanische Geheimdienst auf die Caodai
als "dritte Kraft" zwischen Nord- und Südvietnam und finanzierte
deren massive Aufrüstung. Die Caodai stellten ihre Waffen dann allerdings
demjenigen zur Verfügung, der dafür am besten bezahlte. Das ausgedehnte
und umzäunte Gelände ist heute weitgehend verlassen, da die vietnamesische
Regierung grundsätzlich verboten hat, dass dort gewohnt wird. Bei
dieser synkretischen Religion und ihrem eklektizistischen Bau-und Kunststil
kann auch ein blaues Einbahnstraßenschild (Foto rechts), welches
die Einfahrt erlaubt, nicht mehr verwundern....
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....weil auch Tore
und Figuren aus Beton bei ihrer Renovierung wieder schön bunt angemalt
wurden.
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Die scheinbar wahllos
ohne Linie und Geschmack zusammengeführten Drachen, Fabeltiere, Monde,
Sterne, geometrische Muster mischen sich in allen Farben des Regenbogens.
Allerdings fern jeglicher Harmonie „in Technicolor“, wie es bereits
der britische Schriftsteller Graham Greene (1904 – 1991) bemerkte.
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Zweistöckige
Türmchen/Pagoden befinden sich neben und hinter der Kathedrale.
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Die Caodai-Gemeinde
ist nach dem hierarchischen Vorbild der katholischen Kirche aufgebaut. Sie
kennt folgende Grade, bzw. Ämter: Ðạo hữu (Gläubiger), Chuc
viec (Unterwürdenträger), Lễ Sanh (Priesterschüler), Giáo
Hữu (Priester), Giáo Sư (Bischof), Phối Sư (Erzbischof), Ðầu Sư
(Kardinal), Chưởng Pháp (Zensor-Kardinal). Das Amt des Giáo
Tông (Papst) ist jedoch seit 1935, zuletzt aufgrund des von der vietnamesischen
Führung erlassenen Verbotes "einen neuen Papst einzusetzen oder spiritistische
Sitzungen abzuhalten", vakant.
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Neben jeweils drei
Zensor- und einfachen Kardinäle gibt es 36 Erzbischöfe und 72 Bischöfe
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An den kuriosen
Details kann sich der Besucher kaum sattsehen. Das ausgeglichene Weltbild
zeigt die Kontinente Asien, Europa und Afrika.
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Neben Weihrauch und Gebeten
kennt der Caodaismus auch die Beschwörung von guten und bösen Geistern.
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Zu den verehrten
„hohen Geistern“ gehören unter anderem Sun
Yat Sen, Isaac Newton, die Jungfrau von Orleans und Victor Hugo, weil
sie von besonderre Bedeutung für die Menschheit sind.
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Nach der Zeremonie
war es auch erlaubt, den Zeromonialraum, allerdings nur an den Seiten, zu
betreten. Wenn man sich dabei zu sehr von den wundersamen Abbildungen und
Skulpturen in den Bann ziehen lässt, läuft man Gefahr, über
mindestens eine der neun Stufen zu stolpern, die den Fussboden zum Altar
hin ansteigen lassen.
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Beide Seiten vor
dem Altar, links für die Frauen und rechts für die Männer,
sind mit denselben Symbolen ausgestattet.
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Während der
Altar durch eine Weltkugel mit einem Auge als Symbol des Gottes Cao Đài
gekrönt wird, zeigt ein am Baldachin angebrachtes, farbenfrophes Schnitzwerk
neben Jesus Christus (zu erkennen am roten Umhang und Herz) auch die anderen
Religionsstifter.
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Auf der Rückseite
des Altars wird das strahlende Gottesauge von zwei Kranichen und Drachen
flankiert.
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Das beeindruckende
Bauwerk mit seinen zwei - für das flache Schiff - viel zu hohen Türmen
an seiner Frontseite wird timediver® noch lange Zeit in Erinnerung bleiben.
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