• Letzte Aktualisierung: 02.07.2012

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Sozialistische Republik
Vietnam


Tây Ninh -
Đạo Cao Đài - Kathedrale 





Ein typisch vietnamesisches Spezifikum ist die Caodai-Religion mit ihrer, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Ho-Chi-Minh-City entfernt gelegenen Kathedrale bei Tay Ninh. Obwohl ihr heute zwischen 2 bis 8 Millionen Gläubige angehören sollen, wird sie oftmals auch als Sekte bezeichnet
(gelle Siggi!). Nach Buddhismus und Katholizismus ist der Caodaismus
(Đạo Cao Đài = großes Haus) die drittgrößte Konfession Vietnams. Durch etwa
30.000 ausgewanderte Vietnamesen gelangte der Caodaismus auch in die USA sowie nach Europa und Australien.


Als Religionsstifter gilt Ngô Văn Chiêu (1878 - 1932), dem sich am 25. Dezember 1925 der Gott Cao Đài offenbart hatte. Mit der Führung der Religionsgemeinschaft wurde der Kolonialbeamte Lê văn Trung (1876- 1934) betraut. Zuvor als Lebemensch und Opiumraucher bekannt, anderte dieser daraufhin seinen Lebenswandel und übte fortan strenge Askese Nachdem männliche und weiblich jeweils Besucher durch separate Eingänge in die Kathedrale gelangt sind, dürfen sie von einer Ballustrade im ersten Stock der Caodai-Zeremonie bewohnen:
Der Gott Cao Đài habe sich im Laufe der Geschichte wiederholt offenbart, wobei die die Lehre von Moses als Knospe, die Lehre Christi als Blüte und der Caodaismus als Frucht anzusehen sei. Die asiatischen Philosophien und Religionen werden durch die Farben des Caodismus wiedegegeben. Blau steht für den Taoismus, denn dem erhabenen Laozi (Lão Tử) gebührt der Verdienst, am Heil der Menschheit mitzuwirken. Rot symbolisiert die Lehre des weisen Konfuzius (Khổng Tử), welcher den deutlich den Weg des rechten Mittelmaßes vorgezeichnet hat und Gelb für den  barmherzigen Buddha (Phật), welcher Demut und Nächstenliebe gepredigt hatte.


Der Caodaismus lehrt die Seelenwanderung und verbietet den Genuss vom Alkohol und Fleischspeisen. Gleichzeitig gebietet er moralischen Pflichten wie Selbstlosigkeit, Nächstenliebe und Armut. Die alles hielt die Caodai-Führung jedoch nicht von umfassenden Wirtschaftsaktivitäten in der Provinz...


....und dem schnellen Aufbau einer mit schweren Waffen ausgestatteten Privatarmee ab, die an den heute verwaisten Tribünen (Foto links) vorbei paradierte. Eine zeitlang setzte auch der amerikanische Geheimdienst auf die Caodai als "dritte Kraft" zwischen Nord- und Südvietnam und finanzierte deren massive Aufrüstung. Die Caodai stellten ihre Waffen dann allerdings demjenigen zur Verfügung, der dafür am besten bezahlte. Das ausgedehnte und umzäunte Gelände ist heute weitgehend verlassen, da die vietnamesische Regierung grundsätzlich verboten hat, dass dort gewohnt wird. Bei dieser synkretischen Religion und ihrem eklektizistischen Bau-und Kunststil kann auch ein blaues Einbahnstraßenschild (Foto rechts), welches die Einfahrt erlaubt, nicht mehr verwundern....
....weil auch Tore und Figuren aus Beton bei ihrer Renovierung wieder schön bunt angemalt wurden.


Die scheinbar wahllos ohne Linie und Geschmack zusammengeführten Drachen, Fabeltiere, Monde, Sterne, geometrische Muster mischen sich in allen Farben des Regenbogens. Allerdings fern jeglicher Harmonie „in Technicolor“, wie es bereits der britische Schriftsteller Graham Greene (1904 – 1991) bemerkte.


Zweistöckige Türmchen/Pagoden befinden sich neben und hinter der Kathedrale.


Die Caodai-Gemeinde ist nach dem hierarchischen Vorbild der katholischen Kirche aufgebaut. Sie kennt folgende Grade, bzw. Ämter: Ðạo hữu (Gläubiger), Chuc viec (Unterwürdenträger), Lễ Sanh (Priesterschüler), Giáo Hữu (Priester), Giáo Sư (Bischof), Phối Sư (Erzbischof), Ðầu Sư (Kardinal), Chưởng Pháp (Zensor-Kardinal). Das Amt des Giáo Tông (Papst) ist jedoch seit 1935, zuletzt aufgrund des von der vietnamesischen Führung erlassenen Verbotes "einen neuen Papst einzusetzen oder spiritistische Sitzungen abzuhalten", vakant.


Neben jeweils drei Zensor- und einfachen Kardinäle gibt es 36 Erzbischöfe und 72 Bischöfe .


An den kuriosen Details kann sich der Besucher kaum sattsehen. Das ausgeglichene Weltbild zeigt die Kontinente Asien, Europa und Afrika.



Neben Weihrauch und Gebeten kennt der Caodaismus auch die Beschwörung von guten und bösen Geistern.



Zu den verehrten „hohen Geistern“ gehören unter anderem Sun Yat Sen, Isaac Newton, die Jungfrau von Orleans und Victor Hugo, weil sie von  besonderre Bedeutung für die Menschheit sind.


Nach der Zeremonie war es auch erlaubt, den Zeromonialraum, allerdings nur an den Seiten, zu betreten. Wenn man sich dabei zu sehr von den wundersamen Abbildungen und Skulpturen in den Bann ziehen lässt, läuft man Gefahr, über mindestens eine der neun Stufen zu stolpern, die den Fussboden zum Altar hin ansteigen lassen.


Beide Seiten vor dem Altar, links für die Frauen und rechts für die Männer, sind  mit denselben Symbolen ausgestattet.
Während der Altar durch eine Weltkugel mit einem Auge als Symbol des Gottes Cao Đài gekrönt wird, zeigt ein am Baldachin angebrachtes, farbenfrophes Schnitzwerk neben Jesus Christus (zu erkennen am roten Umhang und Herz) auch die anderen Religionsstifter.


Auf der Rückseite des Altars wird das strahlende Gottesauge von zwei Kranichen und Drachen flankiert.


Das beeindruckende Bauwerk mit seinen zwei - für das flache Schiff - viel zu hohen Türmen an seiner Frontseite wird timediver® noch lange Zeit in Erinnerung bleiben.

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