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  • Letzte Aktualisierung: 14.05.2012

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Korsika / Corsika /Corse

Corte/Corti - Ponte Novu - Le Niolo

             



Mit ihrem Sieg in der Schlacht an der Ponte Nova am 9. Mai 1769  zerschlugen die Franzosen die im November 1755 als erster konstitutioneller Nationalstaat proklamierte Repubblica Corsa. Während  U Babbu di a patria (der Vater der Nation) Pasquale Paoli (Foto links) ins Exil nach London ging, schlug sich seine einstige rechte Hand, Carlo di Buonaparte , auf die Seite Frankreichs und wurde dafür noch vom letzten König des Ancien Régime, Ludwig XVI., in den Adelsstand versetzt. Später sollte sein Sohn Napoleone nicht nur seinen Namen in die französische Schreibweise Napoleon Bonaparte ändern, sondern abermals die Fronten wechseln, sich für die französische Revolution engagieren. Bekanntermaßen beseitigte er dann am 2. Dezember 1804 die Erste Französische Republik als er sich selbst zum Kaiser krönte und anschließend seine gesamte Sippschaft mit lukrativen Königstiteln und anderen lukrativen Herrscherämtern versorgte.


Die ca. sechs Kilometer nordöstlich vom Ort Ponte Leccia entfernte Brücke wurde im 17. Jahrhundert von den Genuesen erbaut. Kurioserweise trägt das alte Bauwerk die bezeichnung "Neue Brücke". Während der kurzen Besatzungszeit Korsikas durch Truppen der „Achsenmächte“ (11.11.1942 – 5.10.1943),
- während der es auch zur Zusammenarbeit des korsischen Widerstandes mit der französischen Résistance kam - wurde die Brücke von im Rückzug befindlichen deutschen Einheiten gesprengt.
 


Die Korsen wurden verkauft, wie eine Hammelherde auf dem Markte “, konstatierte Pasquale Paoli. Wie kam es eigentlich dazu, dass die Republik Genua am 15. Mai 1768 den Vertrag von Versailles unterzeichnete und damit die Suzeränität über die Insel Frankreich überließ?  Hier ein kurzer historischer Überblick: Nachdem Korsika zum nordafrikanischen Königreich der Vandalen und anschließend zum Byzantinischen Reich gehört hatte, wurde es im Jahre 754 vom Frankenreich der Merowinger erobert. In Anwesenheit des Bischofs von Pisa und apostolischen Legaten Landolfo erklärten sich die Korsen im Jahre 1077 zu Untertanen des Heiligen Stuhls. Die daraufhin von Papst Gregor VII. ausgesprochene Belehnung der der Bischöfe von Pisa wurde 1190 von Urban II. bestätigt und  um das Zugeständnis der vollen Souveränität erweitert. Nachdem die Pisaner die Insel in Besitz genommen hatten, traten deren Judices an die Stelle der päpstlichen Legaten. Das an Rohstoffen für die pisanische Flotte reiche Korsika, erblühte unter der Herrschaft der toskanischen Handelsrepublik, die auf der Insel zahlreiche Sakralbauten errichten ließ.


Die steigende Prosperität weckte den Neid der Serenissima Repubblica di Genova , die nun ebenfalls die Herrschaft über Korsika beanspruchte. Dem Kompromiss von Papst Innozenz II., der im Jahre 1138 die kirchliche Gerichtsbarkeit Korsikas zwischen den Erzbischöfen von Pisa und Genua teilte und die Insel damit auch in zwei Interessensphären spaltete. Nachdem Genua 1195 das Piratennest Bonifacio erobert konnte und endgültig auf dem Eiland Fuß fassen konnte, begann dort ein Zustand von Anarchie und Krieg, den Papst Bonifacius 1297 durch die Belehnung Jakobs II. von Aragon mit Korsika und Sardinien zu beenden trachtete. Bis zum Abschluss des Vertrages von Cateau-Cambrésis im Jahre 1559, mit dem die gesamte Insel an Genua gelangte, wüteten jedoch ununterbrochen Kämpfe zwischen Genuesen, Aragonesen, Spaniern, Deutschen, Franzosen und den mit ihnen allierten Osmanen, die von den verschiedenen korsischen lokalen Machthabern und Gruppen unterstützt, bzw. bekämpft wurden. Im Anschluss daran herrschte unter der Regierung Genuas für 170 Jahren „Frieden“ auf der Insel, bis sich die Korsen schließlich 1729 aus Empörung über die neue Herdsteuer (due semi) in einer Revolte erheben sollten....


Neben der Ponte Novu ist die Corte/Corti ein weiteres Symbol für den Kampf der Korsen um Selbstständigkeit und Anerkennung ihrer Kultur.  Bereits die Mauren hatten hier eine Kolonie namens Mascara gegründet. Im Auftrag des aragonesischen Königs   Alfons V. el Magnànim   errichtete 1420 der Graf von Cinarca und Vizekönig von Korsika, Vincentello d'Istria , eine Zitadelle (Foto links), deren sich nach seiner Hinrichtung 1434 die Genuesen bemächtigten. Corti war zwischen 1755 - 1769 die Hauptstadt der Repubblica Corsa. Am Place d'Armes gelangt am durch ein Tor auf der Rue de Donjon in die Zitadelle (Foto rechts)....


...nach 150 Metern kommt man zur links von der Straße gelegenen Caserne Serrurier , in der bis 1983 die französische Fremdenlegion untergebracht war. In der ursprünglich von Ludwig XV. erbauten Anlage wurde 1997 das Musée de la Corse eingerichtet  (Foto links). Die Arbeitskleidung  verschiedener Karfreitags-Bruderschaften (Foto rechts).


Nur wenn man das Museum besucht, kann man auch zum Nid d'Aigle (Adlernest) gelangen. Die exponierte Bastion stammt aus dem Jahre 1419 und ist damit der älteste Teil der Festung. Der Innenhof mit dem Eingang zum Kerker ....


...wurde ebenso wie die gesamte Befestigungsanlage im 18. und 19. Jahrhundert  mehrmals von den Franzosen umgebaut und erweitert (Foto links). Eine steil ansteigende Gasse des Itinerariu di u Patrimoniu für direkt zum....


...Palazzu Naziunale . Das 1750 errichtete Haus (Foto rechts) diente nicht nur als Regierungssitz der Repubblica Corsa, sondern war gleichzeitig auch Wohnsitz von Pasquale Paoli und Stammgebäude der von ihm gegründeten Universita di Corsica.


Im Geburtshaus des Herzogs von Padua, General Jean-Toussaint Arrighi di Casanova (1778 - 1853), lebten bis 1769 auch dessen Verwandte Carlo Buonaparte und seine seine Frau Letizia, geb. Ramolino. Nach der Niederlage der Repubblica Corsa in der Schlacht am Ponte Novu verließ auch die mit Napoleone hochschwangere Letizia die Stadt Corti und folgte ihrem Mann zunächst ins Niolo und dann nach Ajaccio. In diesem Haus wurde Giuseppe Buonaparte , der Bruder Napoléones und spätere Guiseppe I. von Neapel (1806–1808) und José I von Spanien (1808–1813), am 7. Januar 1768 geboren .
Die zwei goldenen Lilien auf blauem Grund im Wappen der Stadt erinnern an die Herrschaft der französischen Könige aus der Dynastie der Bourbonen.



Auf dem nach ihm benannten Platz wurde Pasquale Paoli ein Bronzestandbild errichtet (Foto links). An einer Außenwand seines einstigen Wohnhaus erinnert heute eine Marmortafel daran, dass sich hier auch der Sitz der "Cunsulta Naziunale di a Corsica" befand (Foto Mitte).  Im Jahre 1900 wurde vom Bildhauer Adelbert ein Bronzedenkmal für den "protettori della patria" General Gianpietro Gaffori (1704 - 1753) geschaffen, welches auf dem gleichnamigen Platz vor dem - mit unzähligen Einschußlöchern beschädigten - Wohnhaus der Familie Gaffori aufgestellt wurde (Foto rechts).

Einen sehr schönen Ausblick auf Corti und das Nid d'Aigle bietet sich vom Aussichtspunkt Belvédère.


Wenn man Corti in nordwestlicher Richtung auf der D 18 verlässt gelangt man durch die landschaftlich beeindruckende Schlucht Scala die Santa Régina (Foto links) in das Niolo/Niolu, ein breites beckenartiges Hochtal, das vom  Fluss Golo geformt wurde. Der Lac de Calacuccia ist ein Stausee, der vor allem der Stromgewinnung, aber auch der Bewässerung der Küstenebene dient. Seine Staumauer ist 70 Meter hoch und 250 Meter lang (Foto rechts). Am See findet seit 1999 alljährlich im August der Quadriathlon von Calacuccia, die Welt- und Europameisterschaft in einer Kombination der Disziplinen Schwimmen, Radfahren, Laufen und Paddeln, statt.   


Im Musée d'Albertacce wird die Siedlungsgeschichte des Niolu dargestellt. Der Landschaftsname ist von "Licninoi", der altgriechischen Bezeichnung für dessen Bewohner abgeleitet. Leider öffnet das Museum seine Pforten erst wieder im Juni, so dass timediver® auf bei strömendem Regen der Zutritt versagt blieb. Recht wohl fühlten sich bei diesem Sauwetter offenbar die verwilderten Hausschweine, die im Niolu ebenso wie frei umherlaufende Kühe zum alltäglichen Straßenbild gehören.


Unterhalb des 1715 Meter hohen Capu a Ruja, bei Castellu di Vergio befindet sich eines der Skigebiete Korsikas.


 
 
Mit seiner Höhe von 1477 m. ü. M. Ist die Bocca di Verghiu (Col de Vergio) die höchste Passstraße Korsikas. 1984 wurde auf der Passhöhe die 25 Tonnen schwere Statue Christ Roi aufgestellt. Der korsische Bildhauer Noël Bonardi hatte das 6 Meter hohe Kunstwerk aus einem Rosengranit-Monolithen geschaffen. Mit Sockel beträgt seine Höhe 9,5 Meter.

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