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Die
bereist im 3. vorchristlichen Jahrtausend zwischen den Wüsten der
Dascht-e Kavir und der Dascht-e Lut. gegründete Oasenstadt Yazd
ist
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und eine der ältesten
Städte des
Iran. Zur Gründungszeit soll Yazd an einem, im Laufe von
Jahrhunderten
ausgetrockneten, großen Binnensee gelegen haben. Seit der Antike
erfolgt die Wasserversorgung durch flächendeckendes Netz,
künstlich angelegter Kanäle und
-röhren (Qanate) aus dem Shirkuh. Trotz des Wüstenklimas
kommt der Landwirtschaft dadurch eine große Bedeutung zu, denn
die Felder und Obstplantagen sind durch die Bewässerung sehr
ertragreich. Zum Frischhalten des Trinkwasservorrates dienen tiefe, mit
mehreren Lüftungstürmen versehene Zisternen (Foto links).
Yazd war seit jeher ein bedeutendes Zentrum des Zorastrismus, dessen
Verehrung des Lichtes und der Sonne in Gestalt der Swastika auch in die
Kunst der islamischen Kacheln gefunden hat (Foto rechts). |
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Die am Meydan-e Amir Chaqmaq errichtete Tekiyeh Amir Chaqmaq (Foto links),
von der nur noch die treppenförmig ansteigende, dreistöckige
Fassade mit drei Minaretten erhalten geblieben ist, wird häufig
fälschlicherweise als Bazar-Tor bezeichnet, da unmittelbar hinter
ihr der Alte Bazar beginnt. Der gesamte Komplex, zu dem auch eine
Moschee gehörte wurde im 15. Jahrhundert vom Gouverneur der
Timuriden in Yazd, Amir Djalal al-Din Chaqmaq, errichtet. Der
heutige Portalbau stammt jedoch aus der Regierungszeit der Qadjaren im
19. Jahrhundert. Der ursprünglich vollständig von
Arkadenbauten umgebene Platz bildet die Tekiyeh, einen Ort, an dem sich
Schiiten versammeln, um ihres Märtyrers Al-Husain ibn Ali zu
gedenken. Rechts vor der Fassade steht heute ein Nakhl. Dieses blattförmige
Holzgestellt ist dem Schrein des 3. Imams Hussein in Kerbala (Irak)
nachgebildet und wird - mit schwarzen Tüchern behängt -
in Prozessionen während des Ashura-Festes von Männern durch
die Straßen getragen. Etwa 600 Meter nördlich des Meydan-e Amir Chaqmaq gelangt man
über die von der Khiaban-e Imam Khomeyni abzweigende Khiaban Masdjid-e Djame zur
Freitagsmoschee von Yazd, welche das höchste Doppelminarett-Portal
des gesamten Iran besitzt.
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Die
ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammenden Freitagsmoschee
wurde im während des 14. und 15 Jahrhunderts grundlegend erneuert
und umgebaut. Nachdem der Besucher den hinter dem Portal gelegenen, von
Arkaden umgebenen Innenhof und einen tiefen Iwan passiert hat, gelangt
er.....
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...in den
Mihrabsaal, der beinahe vollständig mit kleinteiligen
Fliesenmosaiken geschmückt ist. Neben der Moschee befindet sich
die Grabstätte des Ayatollah
Seyyid Mohammad Waziri, der dem Vater meines Freundes Dr. Mamoud
Rashad einst mitgeteilt hatte, dass sich sein Sohn für eine
Laufbahn innerhalb der schiitischen Geistlichkeit besonders eignen
würde. Der junge Yazdi hat jedoch vor bald 50 Jahren seine
Heimatstadt verlassen, um Archäologie zu studieren, an der Johann
Goethe-Universität in Frankfurt am Main zu promovieren und heute
tausende von Touristen mit der Geschichte und Kultur des Irans vertraut
zu machen.
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Am
gesamtislamischen Feiertag Lailat
al-miradsch (Himmelsreise und erstes öffentliches Auftreten
des Propheten Mohammed) am 26. Mai 2014 waren in Yazd alle
Geschäfte im Basar geschlossen. Nur diese beiden Bäcker
gingen auch an diesem Tag ihrem spezifischen Broterwerb' nach.
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Über
die, nicht nur an den Lüftungstürmen der Zisterne (Foto
links) angebrachten Holzstecken wird oftmals spekuliert. Sollen sie
böse Geister abwehren oder dienen sie wie in dieser Gasse (Foto)
schlicht bautechnischen Notwendigkeiten?
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An der
Khiaban-e Ashani, etwa 500 Meter südöstlich des Meydan-e
Markar steht das aus hellen Ziegeln errichte Atashkadeh
(Feuerheiligtum), der seit mindestens 1300 Jahren in der Stadt
ansässigen zoroastrischen Gemeinde.
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Das
zoroastrische 'Feuertempel' wurde 1934 aus Spendenmitteln von
Glaubensbrüdern aus Indien, die dort aufgrund ihrer herkunft als
als 'Parsen' bezeichnet werden gestiftet. Die Fassade des
Heiligtums wird von einem Faravahar
geziert, der im Zoroastrismus den Geist verkörpert, der bereits
vor der Geburt und auch nach dem Tod eines Menschen weiter existieren
soll. Diese Ewigkeit wird durch den Kreis (Ring) um den Rumpf des
Faravahar versinnbildlicht. Der Name Faravahar leitet sich von dem
avestischen Namen Firavarti ab. Fara oder Fira bedeutet Fliegen oder
derjenige, der fliegt. Vahar oder besser gesagt varti bedeutet Wahl des
Guten oder den Guten Geist auserwählen. Der Begriff Faravahar
bedeutet demnach: Oberster,
auserwählter guter Geist, der aus Reinheit fliegt. Ohne
jeglichen Zweifel wurde das Motiv von ägyptischen Vorlagen
beeinflusst!
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Die
Überlieferungen berichten, dass die hinter einer Glasscheibe durch
Aprikosenholz genährte heilige Flamme seit dem Jahre 470 n. Chr.
brennen würde, seit dem vom Nahid-e Pars Tempel über
Ardakan nach Yazd gelangt ist. Über die Lebenszeit von Zarathustra
(Foto Mitte) gibt es unterschiedliche Auffassungen, welche 1800, 1000
und das 7./6. Jahrhundert v. Chr. postulieren. In Abwägung aller
archäologischen und historischen Fakten scheint der
letztgenannte Zeitraum am wahrscheinlichsten, wobei der sogenannte
Zoroastrismus durchaus älteren Datums sein kann und Zarathustra
nicht als Religionsstifter, sondern als Prophet und Erneuerer
aufgetreten sein könnte. In der iranischen Kultur gilt die
Zypresse seit jeher als Symbol für Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit
und ewige Jugend (Foto rechts).
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Neben dem
Tempel und einem Garten befindet sich ein Versammlungsraum der
zoroastrischen Gemeinde.....
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....der
heute für eine museale Ausstellung von Kleidungsstücken und
Nahrungsteilen, die bei der 'Initation' eines Jungen benötigt
werden...
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...und
andere rituelle Utensilien genutzt wird. Das Amulett mit Abbild
Zarathustras und den bunten Perlen soll den, insbesondere von Frauen
ausgehenden, 'Bösen Blick' abwenden.
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Zwölf
Kilometer südwestlich von Yazd liegen zwei Dakhmaho (Plural von persisch Dakhma
= Grab[mal], die den Zoroastriern als Stätten für ihre
Himmelsbestattungen dienten. In luftiger Höhe wurden hier das
Fleisch und die Weichteile der aufgebahrten Toten Geiern, Raben und
anderen aasfressenden Vögeln zum Vertilgen präsentiert. Die
von den Vögel, aber auch Wind und Wetter nach einiger Zeit
freigelegten Knochen wurden dann in Felsgruben (Studan) oder in
steinerne Kisten (Astodanen) verstaut. Nachdem diese 'Türme des Schweigens' aus
hygienischen Gründen zu Beginn der 1970er Jahre stillgelegt worden
waren, lassen sich die Zoroastrier von Yazd in Betonsärgen
beisetzten.
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Ebenfalls
außer Betrieb sind die unterhalb der beiden Hügel stehenden
Gebäude, in denen die Verstorbenen zur ihre 'Himmelsbestattung' hergerichtet und
ihre sauberen Knochen später mit Wachs überzogen wurden,
bevor man sie ihrer endgültigen Beisetzung zuführte.
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Bemerkenswert
ist der Umstand, dass sich die Welt der Toten wie im Alten Ägypten
im toten Land der Wüste befunden hat. Die Bestattungsmethode der
Zoroastrier wird meistens damit erklärt, dass der
Glaubensgemeinschaft die vier (alchemistischen) Elemente Luft, Wasser
Erde und Feuer heilig seien und deshalb nicht durch einen verwesenden
Leichnam verunreinigt werden dürften. Neben einer Erd- und
Feuerbestattung, scheidet somit auch ein Seemannsgrab aus. Von einigen
Forschern wird mittlerweile jedoch angenommen, dass es sich um eine
uralte schamanische Tradition der Bestattung handelt, die bereits
in der ältesten bisher gefundenen größeren
Siedlungsstätten der Welt, Çatalhöyük,
praktiziert wurde, handelt. In der auf 7400/7100 bis etwa 6200
v. Chr. datierten anatolischen Fundstätte wurden
Wandzeichnungen gefunden, welche die Bestattung durch Aussetzen der
Leichname zum Fraß der Vögel darstellen. Die abgenagten
Knochen wurden im Innern der Häuser im Lehm bestattet.
Möglicherweise wurde auch der älteste, bisher aufgefundene
Steintempels der Menschheit auf dem Göbekli Tepe bereits als
'Dachma' verwendet. Himmels- oder
Luftbestattungen sind heute noch in Tibet, der Mongolei
und anderen Ländern Zentralasiens üblich, wo sie aufgrund des
für eine Erdbestattung zu harten Steppenbodens und dem Mangel an
Brennholz für eine Feuerbestattung entstanden sind. Erst in der
Tradition haben die ethischen Grundsätze und religiösen
Begründungen herausgebildet.
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Die
Plateau der südlicher gelegenen Dakhma ist von einer
kreisförmigen Mauer umgeben (Foto links). Ein Blick auf die
zweite, höhere Dakhma (Foto re.)
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Ca. 30
Kilometer südöstlich von Yazd, an der alten
Handelsstraße von Fars nach Khorasan steht die Freitagsmoschee
von Fahradj. Das Bauwerk ist jedoch relativ unscheinbar und wirkt in
seinem Inneren zudem etwas verkommen, geht aber baulich bis in das 7. Jahrhundert
zurück.
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Der
Grundriß der frühislamischen Pfeilermoschee ist nahezu
quadratisch. Während der Eingang der Moschee an der Nordseite
liegt, wird der Innenhof der Moschee an drei Seiten von Arkaden
umgeben.
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Die
Gebetshalle (Foto links) mit ihren fünf von Tonnengewölben
gedeckten Schiffen und den Massiven befindet sich an der Südseite
des Hofes. Die Einzigartigkeit des Baues besteht jedoch darin, dass es
sich um einen ursprünglich sassanidischen, d. h. vorislamischen
Komplex handelt, von dem unter anderem noch die die rot angemalten
Scheintüren (Foto rechts) zu erkennen sind.
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Wie bei
allen Moscheen weist Mihrab und Minbar (Foto links) die Gebetsrichtung
(Qibla) gen Mekka. Das Moshir al-Mamalek Hotel Garden
im Norden der Stadt Yazd war mit seiner an ein Paradeison erinnernden
Anlage (Foto rechts) für timediver®'s Aufenthalt eine
exzellente Unterkunft.
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