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Die Imamzade (=Nachkomme eines Imams) Ali ibn Hamza in der Nähe des Qur'an-Tores (Foto links). Ali ibn
Hamza war ein Enkel von Imam Musa al-Kazhim, dem 7. Imam der
Zwölfer-Schia. Unmittelbar neben der besten Empfehlung in Shiraz
(Schiras), demPars International Hotel, wurde
die Fatemeh Al-Zahra Moschee errichtet
(Foto rechts).
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Vor dem
Hotel verläuft der nach Karim
Khan Zand (um 1705 - 1779) benannte, 4,7 Kilometer lange Boulevard, der zunächst als
Stammesführer ein General unter Nadir Schah gewesen war und
später selbst zum Herrscher von Persiens (1760–1779) und
Gründer der kurzlebigen Zand-Dynastie
aufsteigen sollte. Der Karim Khan Zand Boulevard ist
mit seinen 4,7 Kilometern mehr als doppelt so lang, wie die
weltberühmte Avenue des Champs-Élysées in Paris, die
lediglich 1,91 Kilometer vorweisen kann.
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Zum
Straßenbild gehören neben Postbriefkästen (Foto links)
auch unzählige Spendenboxen (Foto rechts), in welche die Zakāt (arab. Reinheit, Lauterkeit,
Zuwachs) als die für Muslime verpflichtende Abgabe eines
bestimmten Anteils ihres Besitzes an Bedürftige eingeworfen werden
kann. Die Zakāt ist eine der fünf Säulen des Islams.
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Während
sich der Reisende vom Straßenbild der Stadt her eher weniger im
Orient fühlt, wird ihm durch die omnipräsenten,
grossformatigen Portraits des Revolutionsführer 'Imam' Ayatolla
Ruhollah Musavi Chomeini (1902 - 1989) und des derzeitigen Rabhar (Oberster [religiöser
& politischer] politischer Führer), Ajatollah Seyyed Ali
Khamenei (Jahrgang 1939) sowie die Flaggen der Islamischen Republik
Iran permanent bewusst gemacht, wo er sich befindet. Wie an
diesem Verwaltungsgebäude am Kreisverkehr des Falake Shohada...
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welcher von der mittleren Fahrspuren des Karim
Khan Zand Boulevard untertunnelt wird (Foto links). Ebenso präsent
sind die unzähligen Plakate mit der Abbildung einzelner Soldaten,
die immer wieder an vom irakischen Diktator Saddam Hussein
entfesselten, verlustreichen Krieg gegen den Irak (1980 - 1988)
und insbesondere die Rückeroberung der völlig zerstörten
Grenzstadt Khorramshahr erinnern sollen (Foto rechts).
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Ebenfalls
am Falake Shohada befindet
sich die südwestliche Ecke der
1766/67 erbauten Arg-e Karim Khani (Zitadelle
des Karim Khan).
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Eine
Hausfassade in der Chiyâbân Naser Khosro, nördlich der
Zitadelle (Foto links). Die Ostseite der Arg-e Karim Khani, die im Auftrag ihres
Eponym, dem Herrscher Karim Khan (1760–1779)
im Stile einer mittelalterlichen Festung errichtet und
von ihm selbst Wohnbereich und Militärzentrum seines Reiches
genutzt wurde. Das aus Ziegeln errichtete Bauwerk mit seinen hohen,
fensterlosen Außenmauern und den vier massiven, runden
Ecktürmen besitz den Charakter einer festung. In
früheren Zeiten war die Zitadelle noch von einem Graben umgeben.
Ihre von Zinnen gekrönten Mauern und Eckbastionen werden von
geometrischen Mustern versetzt verbauter Ziegel geziert und weisen noch
heute an ihrem oberen Rand Schießscharten vor. Die Mauern sind 12
Meter hoch und an ihrem Fuß 3 Meter, an ihrer Krone 2,8 Meter
dick. Die Höhe der Türme beträgt 14 Meter.
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Im
Innenhof der Zitadelle befindet sich ein Garten, der von einem Kanal
durchflutet wird und noch erahnen lässt, warum Shiraz im Volksmund
als Stadt der Liebe, der Rosen und der Nachtigallen bezeichnet wird.
Die Stadt ist bekannt als Geburts- und Wohnort der berühmtesten
persischen Dichter, Muscharraf ad-Din Abdullah 'Saadi' (um 1190- 1283 oder
1291) und Khwāja Shams-ud-Dīn Muhammad Hāfez-e Shīrāzī, kurz 'Hafis' genannt,
(1325/26–1389/90). Für den Bau seiner Zitadelle lud Karim
Khan Zand die besten
Architekten und Künstler seiner Zeit nach Shiraz ein und stellte
ihnen die besten
Materialien aus der damaligen Welt zur Verfügung.
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Alle
Fenster der an eine zweigeschossige Karawanserei erinnernden Zitadelle
öffnen sich zum Innenhof. In der Mitte des westlichen
Gebäudetraktes findet sich ein sogenannter Talar, eine offene
Halle, deren Gebälk von zwei Holzsäulen getragen wird.
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In der deutschsprachigen Literatur ist
immer wieder von den 'Zand-Prinzen'
zu lesen. Der märchenhaft oder gar karnevalistisch anmutende
Terminus ist jedoch auf einen übersetzungsfehler
zurückzuführen, denn
'Prince' bedeutet 'Fürst'. Die Bezeichnung Prinz in der deutschen Sprache
für die Kinder eines Monarchen weicht grundlegend von dem
ursprünglichen Begriff, der auf lat. 'princeps' (der Erste)
zurückzuführen ist, ab. Gleiches gilt für die weibliche
Form Prinzessin gegenüber 'princesse' (Fürstin).
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Nachdem
der letzte Zand-Herrscher, Lotf Ali
Khan (Reg. 1789 - 1794) von Aga
Mohammed Khan (reg.
1794 - 1779) verraten, abgesetzt und eigenhändig geblendet worden
war,
diente die Zitadelle als Gouverneurs-Sitz und wurde zeitweise auch als
Gefängnis genutzt. Während Lotf Ali Khan in einem Teheraner
Kerker zu
Tode gefoltert wurde, indem man ihm die Hoden abschnitt und
schließlich
einen Speer ins Herz stieß, konnte Aga Mohammed 'Shah' die Qadjaren-Dynastie gründen, die
Persien bis ins Jahr 1925 regieren sollte. |
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Nach dem
Ende der Qajarenherrschaft diente die Zitadelle erneut als
Gefängnis, bis sie im Jahre 1971 der Sāzmān Mirāz-e Farhangi
- Sanāje' Dasti wa Gardeš-gari (Iranische
Kulturerbe-Organisation) übergen wurde, die 1977 mit der
Renovierung begann. Die Räumlichkeiten an der Nordseite des
Innenhofes dienen heute als museale Räume. Werkstätten von
Kunsthandwerkern...
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...und
einem von der Polizei zusammengestellten Panoptikum gefälschter
Antiquitäten, die mitunter recht lustig anmuten, da es von ihnen
keine archäologischen Vorlagen gibt. Auf derartige, nur der
geschäftstüchtigen Phantasie entsprungene 'Artefakte'
können nur unbedarfte Trottel hereinfallen.
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An der
südöstlichen Ecke der Zitadelle wurde eine siebensprachige Gedenktafel aufgestellt.
Der an unterster Stelle angebrachte deutsche
Text lautet:
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'Die in
einer städtischen Allegorie für das Jahr 2008 entworfene
Fahne zur Internationalen Olympiade wurde
in Anwesenheit des amtlich autorisierten Vertreters des
Menschenniederlassungsprogramms der Vereinten Nationen (UN-HABITAT) und
der renommierten Beamten der islamischen Republik vor der freundlichen
und kulturgeprägten Bevölkerung der Stadt Schiras ,
kulturelle
Hauptstadt des altertümlichen Irans, ins flattern gesetzt.
Hoffentlich
wird diese erstmalige Olympiade ein Wegweiser fürs Besserleben der
Weltbevölkerung.'
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Was soll
mit diesem zwar blumigen, aber äußerst verwirrenden
Statement zum Ausdruck gebracht werden? Es ist kein Hinweis auf
die Olympischen Spiele, die im Jahre 2008 in Peking stattfanden,
sondern auf den weltweiten Gipfel (Olymp) des World Urban Forum (WUF),
der vom 3. – 6. November 2008 in Nanjing tagte. Entgegen der Tafel war
diese von der UN-HABITAT einberufene Veranstaltung jedoch nicht
erstmalig, sondern bereits das vierte Forum (WUF-4) dieser Art. Nachdem
das World Urban Forum I (WUF 1) 2002 in Nairobi (Kenia) stattgefunden
hatte, wird es alle vier Jahre ausgerichtet. Das bisher letzte
Treffen fand als WUF 7 im April 2014 in Medellin (Kolumbien)
statt. Möglicherweise hatte 2008 der Iran erstmals daran
teilgenommen.
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Auf der
anderen Seite des Boulevard Karim
Khan Zand, der hier eine autofreie, untertunnelte
Fussgängerzone ist, befindet sich der alte Nazar Garten, der während der
Herrschaft der Safawiden (1501-1722) zu den größten Parks
der Stadt Shiraz gehörte....
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...in dem
der Gründer der Zand-Dynastie (1751–1794), Karim Khan, im Jahre
1770 für seine Staatsempfänge ein oktagonales Palais (Kolah
Farang) errichten ließ. 1901 wurde der 'Pavillion', in dem sich
ursprünglich auch das Grabmahl Karim Khan Zands befunden hatte
restauriert. 1936 wurde der in ein Museum umgewandelt, das heute
wertvolle Ausstellungstücke aus der Geschichte der Region Fars und
Gemälde von Aqa Sadeq, einem bekannten persischen Künstler
des 18. Jahrhunderts, beherbergt. Eine Reihe von Einzelreliefs zeigt
die Konterfeis schwerbewaffneter Krieger der Zand- oder Qadjaren-Zeit.
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Im Hinblick die Bezeichnung Pars Museum stellt sich die Frage,
warum persisch auch als Farsi bezeichnet wird: Da sich der
ur-semitsche 'p-Laut' in der Sprache der arabischen Eroberer Persiens
bereits zu einem 'f' gewandelt hatte, bezeichneten sie die neupersische
Schriftsprache als Fārsī-e Darī .
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Die Vakil-Moschee war zwischen 1751 und
1773 während der Zand-Herrschaft erbaut worden und im 19.
Jahrhundert unter den Qadjaren renoviert worden. Vakil bedeutet Regent;
der Titel mit dem sich Karim Khan Zand selbst bezeichnet hatte.
Östlich der Moschee gelangt man in den Vakil Bazar, dessen
Ursprünge bereits auf die Buyiden zurückgeführt werden,
die den Iran zwischen 930 bis 1062 beherrschten.
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Das Shah Cheragh ist die
Begräbnisstätte der Brüder Amir Ahmad (gestorben 835)
und Mir Muhammad, der von den sunnitischen Abbasiden verfolgt in der
Stadt Schiraz Zuflucht gefunden hatte. Beide waren Söhne von
Musa al-Kadhim (744 - 799), dem siebten, sowie Brüder des achten
Imams der Zwölferschia, Ali ibn Musa al-Rida (766 - 819). Das
Mausoleum der beiden Sadah (Plural von Sayyid = Ehrentitel der
Nachkommen des Propheten Mohammad und seines Enkels Al-Husain ibn
Ali ist eine der bekanntesten und wichtigsten schiitischen
Pilgerstätten im Iran. Während das Betreten auch
Nichtmuslimen gestattet wird, bleibt ihnen der Zutritt zu den Schreinen
verwehrt. Im gesamten Heiligtum herrscht ein striktes Fotografierverbot
und in seiner unmittelbaren Nähe auch eine innovative
Parkplatznot.
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Ein
letzter Blick auf Shiraz und einen ein Pflanzenmodell eines Pfaus an
einer Wendeschleife des Eman Reza Boulevards. Weniger Meter davon
entfernt, am nordöstlichen
Ende der Stadt in Richtung Esfahan steht das Darvazeh Qor'ān (Qur'an-Tor),
das bereits während der Herrschaft des Buyiden-Herrschers Abu
Schudscha Fanna Chosrou Adud ad-Daula
(Reg. 949 - 983) erbaut worden war. In der Zand-Periode
wurde das Tor restauriert und sein Dach mit einem Aufbau versehen, in
dem zwei von
Sultan Ibrahim Mirza bin Shahrukh Gurekani (Reg. 1415
- 1435), dem Enkel des mongolischen Eroberes Tamerlan (Timur), handgeschriebene
Exemplare des Koran (Hifdad-Man) Aufnahme fanden. Passanten
glaubten daher für ihre Reise den Segen des Heiligen Buch zu
erhalten. 1937
wurden die beiden Bücher wieder aus dem Tor genommen und ins Pars
Museum gebracht, wo man sie noch heute finden kann.
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