• Letzte Aktualisierung: 14.09.2012

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Sochumi
Аҟəа / სოხუმი

Сухум

                     



Suchumi, Аҟəа/Aqwa (abchasisch), სოხუმი/Sochumi (georgisch) und russisch Сухум/Suchum ist die Hauptstadt von Abchasien, gleichgültig ob an das Land als unabhängige Republik oder als Autonome Republik Abchasien innerhalb Georgiens betrachtet. Wie öffentlichen Gebäuden des Landes zeigen auch die Banken die Flagge und das Wappen der Republik Abchasien (Foto links), welches im Juli 1992 nach der Abspaltung von Georgien eingeführt worden war. Das grün-weiß gespaltene wird von einem goldenen Bord gesäumt. Es zeigt einen goldenen Reiter mit Blickrichtung nach rechts, der einen Pfeil nach oben abschießt und einen großen und zwei kleinere achtzackige, blumenförmige Sterne. Das Reiterabbild stellt den abchasischen Prometheus Abriskil und seinen Pferd Arasch dar. Das Abchasische Landesmuseum (Foto rechts) wurde 1915 gegründet. Es verfügt über eine Sammlung von über 100.000 einzigartige Exponate, die nicht nur die Geschichte Abchasiens, sondern auch jene anderer kaukausischer Völker sowie des antiken Ägyptens, Griechenlands, Roms und Byzanz dokumentieren. Leider war es während timediver®'s Aufenthalt in Suchumi wegen Renovierung geschlossen. Auch auf dem Museumsvorplatz wurde gerade ein neues Pflaster gelegt.


Der vor dem Abchasischen Landesmuseum errichte Dolmen (bretonisch: Steintisch) ist ca. 5000 Jahre alt und wird der Majkop-Kultur des west- kaukasischen Chalkolithikums zugerechnet. Entgegen ähnlichen Monumenten in der Bretagne und auf der Insel Korsika , weist dieses Exemplar  das für die kaukasischen Dolmen charakteristische "Seelenloch" vor.  Daneben findet sich ein Sammelsurium aus einem ionischen Säulenkapitell, Bruchstücken eines Frieses, diversen anderen Steinen und verrosteten Granaten (Foto rechts).


Auch der Eingang zum Botanischen Garten wird zur Zeit einer Renovierung unterzogen. Im Zentrum von Suchumi beherbergt das 5 ha große Gelände 1200 verschiedene Pflanzenarten aus aller  Welt. DieTeilstrecke der einstigen sowjetischen Transkaukasischen Eisenbahn zwischen Sotchi-Adler und dem georgischen Senaki wird heute nur noch auf abchasischem Gebiet zwischen Psou/Ҧсоу und dem Hauptbahnhof von Suchumi betrieben. Die zerstörte, unterhalb des Forschungszentrums in Richtung Georgien gelegene Station ist daher verwaist (Foto rechts).


Ein verrottetes Schild weist den Weg zum einst renommierten Institut für experimentelle Pathologie, vom dem 1987 die Rhesusäffchen Jeroscha und Drjoma für einen Flug in den Weltraum zur Verfügung gestellt wurden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann der Niedergang des Forschungszentrums. Der  bewaffnete Konflikt um die Abspaltung Abchasiens von Georgien zog nicht nur eine Phase wirtschaftlicher Isolation nach sich, sondern führte auch dazu, dass hunderte Affen zwischen 1992 und 1993 starben oder verschwanden. Während viele der aus ihren Käfigen befreiten Affen erschossen wurden, rannten einige in der Stadt herum. Infolge der Lebensmittelknappheit wurden sie von der Bevölkerung gejagt und gegessen. Wie diese zum Institut führende Treppe ist auch die Mehrzahl der ehemaligen Gebäude der Forschungseinrichtung in einem beklagenswerten Zustand. Daneben betrieb die Sowjetischen Akademie für Wissenschaften in Suchumi ab Juli 1945 auch das vom Innenministerium der UdSSR (NKWD) gegründete Physikalisch-Mathematische Institut, an dem Manfred von Ardenne bis 1954 an der Entwicklung der sowjetischen Atombombe forschte.   


Das Hinweisschild zur einstigen Kasse ist von Kugeln durchlöchert (Foto links). In einem ausgetrockneten Wasserbassin, vom dem sich die hellblauen Kacheln gelöst haben, kündet eine Pavianstatue aus der Sowjet-Ära von besseren Zeiten. Von ehemals rund 1000 Affen leben heute nur 350, vor allem in trostlose Käfige eingepferchte Paviane und Makaken. Ein paar Dutzend Affen werden noch – als Nachkommen eines Auswilderungsexperimentes in den der 1970er Jahren in den Bergwäldern Abchasiens vermutet. Nachdem es Jeroscha 1987 bei seinem 13-tägigen Ausflug ins All gelungen war eine Hand aus seiner Zwangsjacke zu befreien, sich dann zum Entsetzen der Bodenkontrolle die Sensoren vom Körper riss und sich an Knöpfen zu schaffen machte, führen Mitarbeiter des Forschungszentrums  heute wieder Gespräche mit der russischen Kosmonautenakademie. Demnach soll zunächst eine Marsmission  simuliert werden, bevor dann tatsächlich ein Affe an Bord gehen gehen wird. Die Planer sind fest entschlossen, eine Wiederholung des Affentheaters bei einem weitaus längeren und teureren Flug zum Mars zu verhindern.

 
Im Jahre 2005 kolportierten die russische Tageszeitung „Moskowskij Komsomolez" und die italienische „La Repubblica“, dass Sowjet-Diktator Josef Stalin (1879–1953) den Biologen und Tierzüchter Ilja Iwanowitsch Iwanow (1870- 1932) den Auftrag erteilt habe, durch eine Kreuzung von Mensch und Schimpanse Monster-Bataillone aus Affenmenschen zu produzieren. Weiterhin wurde vermeldet, dass man bei Bauarbeiten in Suchumi Affen-Skelette gefunden habe, die ein Beleg dafür sein sollen. Die größte deutsche Boulevardzeitung griff diese Meldung auf und schmückte ihren eigenen Artikel medienwirksam mit einem Szenenbild aus dem Film „Eroberung vom Planet der Affen“ aus dem Jahre 1972 (Foto rechts).  Tatsächlich war war es Iwanow gelungen, den ersten Hybriden aus Zebra und Pferd zu erzeugen. 1924 besuchte der mit finanzieller Unterstützung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR das Institut Pasteur in Paris und dessen Außenstelle in Guinea, wo er drei weibliche Schimpansen mit menschlichem Sperma zu befruchten versuchte.   Videoclip: Versuchsaffen    


Auch nach bald zwei Jahrzehnte wurden in Suchumi - wie auch im ganzen Land - viele Spuren des abchasischen Sezessionskrieges noch nicht beseitigt. Um die lebenswichtigen Wege der Bahn und Straße zu sichern, waren am 14. August 1992 georgische Einheiten in Abchasien einmarschiert. Während die Abchasen das Gegenfeuer eröffneten, bezeichnete der Präsident des abchasischen Parlaments, Wladislaw Ardsinba, den Truppeneinmarsch als eine Aggression Georgiens gegenüber den „unabhängigen abchasischen Staat“.  Gleichzeitig rief er alle Abchasen auf, die Georgier mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Mit Unterstützung Russlands und tschetschenischen Freischärlern gelang es den Abchasen dann auch den Krieg zu gewinnen. Ursächlich für diesen Sieg war jedoch nicht nur die Hilfe von Außen, sondern auch die Unkoordiniertheit der georgischen Truppen. Die meisten ethnischen Georgier flohen danach aus Abchasien, wo sie zuvor die größte Bevölkerungsgruppe gestellt hatten.  


Nach einem von den Vereinten Nationen vermittelten und von Russland garantierten Waffenstillstandsabkommen hatten die Georgier bereits ihre schwere Artillerie und Panzer aus Suchumi abgezogen. Am frühen Morgen des 27. September 1993 brachen abchasische Freischärler, ihre nordkaukasischen Hilfstruppen, Kosaken und russische Söldner die Vereinbarung und drangen in Suchumi ein. Die in der Stadt verbliebenen georgischen Militäreinheiten waren in der Minderzahl und militärisch nicht in der Lage, den Angriff zu stoppen. Im Vertrauen auf den Waffenstillstand war eine große Anzahl georgischer Einwohner in Suchumi geblieben, die nun von abchasische Milizen und ihre Alliierten zusammengetrieben und erschossen wurden. Augenzeugen berichten von Folterungen, Vergewaltigungen und anderen unvorstellbaren Gräueltaten. Dem Massaker von Suchumi fielen über über 7.000 Menschen zum Opfer. Hinsichtlich der Verantwortung und Täterschaft gibt es widersprüchliche Behauptungen, die das Massaker abchasischen Freischärlern oder ihren nordkaukasischen Alliierten zuschreiben. Nach Zeugen berichten, dass die Täter russisch und nordkaukasische Sprachen und russisch gesprochen haben.. Einer der der Hauptverantwortlichen soll der tschetschenische Rebellenführer,  Terrorist und damalige stellvertretender abchasische Verteidigungsminister, Schamil Bassajew (1965 – 2006), gewesen sein.


Die vorangegangenen Fotos wurden am Sitz des Obersten Sowjet (Foto links), der bis 1991 bestehenden Abchasischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik aufgenommen. Am 27. September 1993 hatte sich hier ein georgisches Bataillon verschanzt, um die um die amtierende Regierung der Autonomen Republik Abchasien zu schützen. Am späten Nachmittag hatte es jedoch den Kampf verloren. Von den Siegern wurden Regierungschef Schiuli Schartawa, Sochumis Bürgermeister Guram Gabiskiria, der georgische General Mamia Alasania und der Politiker Raul Eschba getötet. Die baufällige Kriegsruine kann zwar nicht mehr saniert, jedoch ungehindert betreten werden. Während das einst repräsentative Parlamentsgebäude in keinen der neuen Stadtpläne eingezeichnet wurde, finden auf dem Platz davor immer noch Paraden statt. Es ist sicherlich eine spannende Geschichte, wie dieses alte Fahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes (Foto rechts) nach Suchumi gelangte.  Videoclip: Ruine des einstigen Obersten Sowjet Abchasiens


Die Römisch-katholische Kirche St. Simon (Foto links) wurde 1908 errichtet, in den Jahren 1921 bis 1993 als Archiv missbraucht und erst nach dem georgisch-abchasischen Krieg der katholischen Gemeinde zurückgegeben. In den 1990er Jahren waren die Gläubigen von katholischen Priestern aus Sotschi betreut worden, welche die Gottesdienste bis in den Spätherbst unter freiem Himmel zelebriert haben. Die katholische Gemeinde von Suchumi zählt gegenwärtig 80 Personen, von denen die meisten Armenier und Polen sind.  Unmittelbar rechts neben dem katholischen Gotteshaus, auf dem selben Grundstück (!) steht die 1913 erbaute Johanneskirche (Foto rechts) der „Evangelisch-Lutherische Kirche Georgien“ (ELKG, 1999 gegründet). Sie geht vor allem auf schwäbische Protestanten zurück, die in den Jahren 1817 und 1818 dem Ruf des Zaren folgten, um sich im Kaukasus niederzulassen.


Zahlreiche Hotelruinen in unmittelbarer Strandnähe erwecken nur noch schwache Erinnerungen an die sowjetische Zeit, in der sich Suchumi zur weißen Stadt am Meer , einem Sommerparadies mit exklusiven Hotels, Cafés, einer lebhaften Künstlerszene entwickelt hatte. In der multikulturellen Stadt wurden einst neun verschiedene Sprachen gesprochen.


Obgleich auch die Standpromenade von Suchumi (Foto links) schon bessere Zeiten gesehen hat, kommen nach offiziellen Angaben auch heute wieder jährlich über 500.000 Feriengäste nach Abchasien. Der Naturstrand aus Sand und Steinen ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Bemerkenswerterweise stehen den Badegästen jedoch Duschkabinen zur Verfügung.


Eines der zahllosen Kriegsdenkmäler der Stadt und eine Rettungsstation an der Uferpromenade (Foto rechts).


Auch in Bars wie die abchasische Flagge gezeigt. Auch dieses Gebäude (Foto rechts) an der Uferstrasse wartet noch auf seine Sanierung.....


...während dieses mit Elementen des russischen Empire-Stils geschmückte Gebäude wieder im alten Glanz erstrahlt. Das geplante Seehandelszentrum am Hafen von Suchumi (Foto rechts) wurde jedoch nicht weiter ausgebaut. Im Jahre 2008 wurde in Moskau darüber nachgedacht, den Hafen von Suchumi künftig als Stützpunkt für die russische Schwarzmeerflotte zu nutzen. Die Anlage sei groß und tief genug, um bis zu 30 Kriegsschiffe aufnehmen zu können.


Dieses von Säulen und zwei Pavillons gesäumte Tor steht an der Uferpromenade,  schräg gegenüber vom Hotel Ritsa (Foto rechts) das während des Krieges beschädigt und wiederhergestellt wurde. Es beherbergt auch die Restaurants „San Remo"  mit europäischer und  "Aktafurta",  mit abchasischen Küche. Der grüne Rahmen kennzeichnet timediver®'s Zimmer.


Auf der Rückseite des Hotel Ritsa erinnern Wasserspiele mit bronzenen Greifen an seine mondäne Vergangenheit  (Foto links). Ein Blick aus timediver®'s Hotelzimmer (Foto rechts).


Die neuen Regierungsgebäude und Ministerien der Republik Abchasien stehen in einer Parkanlage nahe der Uferpromenade, wo ein Denkmal an  Unterdrückung erinnern soll.  


Die Skulptur (Foto links) erinnert an die massive Auswanderung der muslimischer Abchasen, die ab dem Jahr 1867 infolge der antiislamischen Politik des Zarenreiches ins Osmanische Reich emigrierten. (Ab dem 17. Jahrhundert war infolge der osmanischen Eroberungen die Mehrheit der abchasischen Bevölkerung zum Islam übergetreten, während die Georgier hielten mehrheitlich am Christentum festhielten. ) Bis 1877 haben ca. 52.000 Abchasen ihre Heimat verlassen, die dadurch, mit Ausnahme des Siedlungsgebietes der georgischen Mingrelier in Ostabchasiens, zu einem Teil entvölkert wurde. Trotz der ohnehin wenigen Kraftfahrzeuge in Abchasien sind eine Straßen des Regierungsviertels für den Verkehr gesperrt (Foto rechts).


Die Mündung des Flüsschens Basla in die Bucht von Suchumi (Foto rechts) und das verwaiste Seehandelszentrum  (Foto rechts).


Das alte Postgebäude Suchumis steht ebenfalls an der Uferpromenade. Der Legende nach legten die Zwillinge (Dioskuren, Teilnehmer von Iasons Argonautenfahrt nach Kolchis zur Erlangung des Goldenen Vlieses) Castor und Pollux den Grundstein für das heutige Suchumi. Tatsächlich wurde die Stadt im 6. Jahrhundert v. Chr. als griechische Kolonie Dioscurias gegründet. Im römischen und byzantinischen Imperium wurde die Stadt Sebastopolis (Stadt des Ruhms) genannt. Aus dieser Zeit stammen auch die heutigen -  zum großen Teil unter der Meeroberfläche befindlichen -  Mauerreste (Foto rechts).


Der östlich von Suchumi, unmittelbar am Meer stehende Rest des Kelasuri-Turmes gehörte zur Großen Abchasischen Mauer, die auch als Kelassurier Mauer bezeichnet wird. Diese  einzigartige 160 Kilometer lange mittelalterliche Befestigungsanlage schützte einst die westgeorgische Küstenregion. Obwohl bisher 279 Wehrtürme und  Bauwerke an der Mauer bis ins gebirgige Hinterland festgestellt werden konnten, steht die vollständige Kartierung der Anlage noch aus. Die Mauer war lediglich ein bis zwei Metern breit und besaß über weite Strecken keinen Wehrgang. Während die Anlage immer noch Rätsel hinsichtlich ihrer Erbauer aufgibt und die archäologische Erforschung noch nicht richtig in Gang gekommen ist, versuchen Nationalisten in Abchasien und Georgien das wichtige Kulturdenkmal jeweils als Beleg ihrer eigenen ruhmvollen Geschichte zu instrumentalisieren.

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