• Letzte Aktualisierung: 23.03.2014

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Sevastopol / Севастополь / Sebastopolis 

Chersones / Χερσόνησος /
Chersonesos / Herakleia

        

Eine aktuelle Ergänzung befindet sich auf der Krim-Indexseite



Sewastopol/Севастополь (Sebastopolis= Stadt des Ruhmes) wurde nach der russischen Eroberung der Krim im Jahre 1783 an der Stelle der 422 vor Christus entstanden griechischen Kolonie Kalamita, dem späteren Achtiar (Ахтиар) der Krimtataren, gegründet.  Die 1905 fertiggestellte Pokrovskij-Kathedrale lässt mit ihren Zwiebeltürmen an die russische Bauweise vorangegangener Jahrhunderte erinnern.


Auch Sevastopol verfügt über eine kleine Gondelbahn (Foto links). Das 1952 erbaute BEST WESTERN Sevastopol Hotel ist eines der besten der Stadt


Wegen ihrer militärischen Bedeutung war die Stadt Sewastopol/Севастопольская оборона bereits im Krimkrieg 1853 – 1856 schwer umkämpft. Am 8. September 1855 war sie nach einer elfmonatigen Belagerung zum einem Trümmerfeld geworden, welches danach nie mehr zum früheren Wohlstand erlangte. Die Rotunde (Foto links) beherbergt das Sevastopol-Panorama, ein 115 Meter langes und 14 Meter hohes Rundgemälde,  welche die Ereignisse am Morgen des 6. Juni 1855 darstellt, als die russische Armee die englischen und französischen Truppen ein letztes Mal zurückhalten konnte, bevor diese die Stadt stürmten (Gemäldeausschnitt rechts). Es wurde zwischen 1901–1904 von Franz Alexejewitsch Roubaud (1856–1928) und seinen Mitarbeitern  geschaffen. Bei den Kämpfen 1942 wurde das Kolossalgemälde schwer beschädigt und 1951–1954 restauriert. 


Der Sapun Gora/Сапун-гора/Sapun Dagi, ein 240 Meter über N. N. gelegenen Höhenzug  im Südosten von Sevastopol war während der Belagerung von Sewastopol (1941-1942) und auch während der Rückeroberung  1944 ein heiß umkämpfter Ort. Vom 30. Oktober 1941 bis zum 4. Juli 1942 tobte um die als stärkste Festung der Welt geltende Stadt die Schlacht um Sevastopol . Mit der Einnahme der Halbinsel Chersones wurde die Eroberung der Krim durch die Wehrmacht am 4. Juli 1942 beendet. Das nationalsozialistische Reichskommissariat Ukraine plante im Hinblick darauf, dass sich ab dem Jahr 257 ein Teil der Ostgoten auf der Krim niedergelassen hatte, die Umbenennung Sevastopols in Theoderichshafen. Nach der Schlacht um die Krim (8. April bis 12. Mai 1944), die mit der Rückeroberung der gesamten Halbinsel durch sowjetische Truppen endete, wurde in Sewastopol das Kriegsgefangenenlager 241 für eingerichtet. Während die Wehrmacht fast 2 Wochen Ende Juni 1942 fast zwei Wochen zu seiner Eroberung benötigt hatte, konnte die Rote Arme den Höhenzug am 7. Mai 1944 erstürmen. Nachdem noch im selben Jahr an dieser Stelle die ersten sowjetischen Denkmäler errichtet worden waren, wurde im Jahre 1959 die kleinere Rotunde (Foto links) mit dem Diorama .....


...einen weiteren Kolossalgemälde, welches den Sturmangriff der Roten Armee auf die Sapun-Höhe zeigt, fertiggestellt.


R und um das Diorama wurde ein ganzes Sammelsurium sowjetischen Kriegsgerätes aus dem 2. Weltkrieg aufgestellt.....


....wie diese auf LKW montierten Mehrfachraketenwerfer (Katjuscha/Катюша), die  von den Landsern als Stalinorgeln bezeichnet wurden und diverse Panzerfahrzeuge, darunter der legendäre T-34.


Der T-34 war 1941 allen deutschen Panzern klar überlegen. Ab 1942/43 konnte die Wehrmacht mit  Panzer IV und dem Panther eine  überlegene Kampfkraft zurückgewinnen. Durch die Aufrüstung zum T-34/85 mit stärkeren Kanone und seiner enormen Überzahl trug schließlich der  sowjetische Panzer maßgeblich zum Sieg der Alliierten bei.  Die einstige sowjetische Schwarzmeeerflotte ist ebenfalls mit einem Schnellboot vertreten.



1945 wurde Sevastopol zur Heldenstadt erklärt. In das Stadtwappen wurde neben der Adlersäule, die an den Krimkrieg erinnert und dem Lorbeerzweig als Zeichen des Sieges, die sowjetische Heldenmedaille aufgenommen (Foto Mitte). Neben diesen Mahnmalen stehen In der Heldenstadt Sewastopol  rund 2.000 weitere Denkmäler. Im Jahre 1954 übertrug der damalige Parteichef der KpdSU, Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, die Krim mit Sevastopol aus dem Besitz der russischen an die ukrainische Sowjetrepublik.  


Weitere Relikte der sowjetischen Schwarzmeerflotte, wie gewaltige Schiffsschraube (Foto links), Torpedorohre (Foto rechts)...


....Schiffsgeschütz und Anker (Foto links). Einer der der vielen mobilen Cafés an denen man preisgünstig einen Kaffee- und Tee bekommen kann (Foto rechts).


Das antike Chersones/Χερσόνησος wurde 422 v. Chr. am Südufer der größten 38 Buchten von Sewastopol von dorischen Siedlern, die dort zuvor die Taurer vertrieben hatten,  als Chersonesos gegründet. Zusammen mit den ebenfalls von Dorern gegründeten Siedlungen Kerkintida (heute Jewpatoria), Kalamita (Sewastopol), Kalos-Limen (Tschernomorsk) wurde Chersones (Chesona) nach der Mutterstadt der Griechen Herakleia Pontike genannt. Da sich die Polis im 2. Jahrhundert vor Christus den Angriffen der Skythen nicht erwehren konnte, musste sie sich dem Pontischen Königreich unterstellen. Das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der südwestlichen Krim verlor hierdurch seine Unabhängigkeit. Nachdem die Stadtbewohner im Jahre 63 n. Chr. die Römer zum Schutz vor den Barbarenangriffen zur Hilfe gerufen hatten, geriet Chersones als Vorposten der römischen Eroberungspolitik in die Abhängigkeit des Imperiums. Als Handelsvorposten blieb sie bis ins späte 7. Jahrhundert bei Byzanz und diente diesem als Verbannungsort, unter anderem für Papst Martin I. (655) und Kaiser Justinian II., der nach seinem ersten Sturz 695 dorthin verbannt wurde. Während des Ikonoklasmus  im 8. und 9. Jahrhundert geriet Chersones unter chasarischem Einfluss und wurde daher für Byzanz zu einer Handelsniederlassung  und zum Zufluchtsort  der Ikonodulen (Ikonenverehrer) während der Herrschaft seiner inkonoklastischen Herrscher. Mit dem Ziel die Heirat mit Anna, der Schwester des byzantinischen Kaisers, zu erzwingen besetzte der  Kiewer Großfürst Wladimir I. besetzte die Stadt im Jahre 985. Unter den Bedingungen der Rückgabe der Stadt, der Taufe Wladimirs und der Christianisierung der Rus stimmte der byzantinische Kaiser schließlich zu. Chersones konnte sich dadurch seinen griechisch-byzantinischen Charakter, auch nachdem es nach dem 4. Kreuzzug (1204) unter die Herrschaft des  byzantinischen Teilreiches Trapezunt und danach Genuas gelangte, bis zu seiner Zerstörung durch die Weiße Horde um 1400 bewahren. Nach der Gründung Sevastopols durch Zarin Katharina II. (1783) wurde das nahegelegene Chersones nicht überbaut. Russische Archäologen begannen ab 1820 mit Ausgrabungen und legten Teile der antiken Stadt frei. Die später von der sowjetischen Schwarzmeerflotte mitten im Ausgrabungsfeld errichteten militärischen Bauten wurden inzwischen wieder abgerissen und das archäologische und historische Freilandmuseum Chersones von Tauria eingerichtet.


Videoclip: Chersones


Die zur rechten Hand des Eingangs zum Freilandmuseum Chersones von Tauria, an der südostlichen Seite der Halbinsel gelegenen Ruinen stammen zum Teil aus dem 4. - 3. vorchristlichen Jahrhundert....


...und gehören damit zusammen mit dem Theater (Foto links) und dem Монетен Двор/Münzhof (Fotos rechts und links unten) zu den ältesten Bauwerken der antiken Stadt.


Die Basilika 1935 ist die berühmteste von mehreren byzantinischen Basiliken, welche in Chersonesos ausgegraben wurden. Die ihr ursprüngliche Name nicht bekannt ist, wurde sie mit 1935, dem Jahr ihrer Ausgrabung bezeichnet. Es wird vermutet, dass sie im 6. Jahrhundert an der Stelle eines früheren Tempels erbaut wurde. Manche Historikern nehmen an, dass an die Stelle einer Synagoge oder eines kleinen Tempels aus den frühen Tagen des Christentums getreten ist.


Das häufig gebrauchte Bild der Basilika 1935 zierte unter anderem auch die ersten beiden ersten Ausgaben des Ein-Hrywnja-Geldscheines, die 1992 und 1994 bis 2001 herausgegeben wurden. Bereits bei den Kiewer Rus hatte es unter der Bezeichnung Griwna/Hrywnja eine Geldeinheit, welche knapp einem Pfund Silber (400 g) entsprach gegeben. Das Wort Hrywnja soll auf die Edelmetallschmuckstücke zurückzuführen sein, die um den Hals (Griwa) getragen wurden.


Die ausgegrabenen Mauern unterhalb der St. Wladimir-Kathedrale/Владимирский собор wurden im 12. und 13. Jahrhundert errichtet (Foto links). Die  Glocke von Chersones wurde im Jahre 1778 aus einer erbeuteten und eingeschmolzenen russischen osmanischen Kanone gegossen. Im Krimkrieg wurde sie von den Franzosen in die Kathedrale von Notre-Dame de Paris gebracht und kehrte erst am 13. September 1913 nach Chersones  zurück, wo sie in einem provisorischen hölzernen Glockenturm bei der St. Wladimir Kathedrale Aufnahme fand. Nach der Schließung des Klosters im Jahre 1925 diente sie bis in die 1960er Jahre als Nebelsignal- Glocke.


Dieser neuzeitliche Pavillon wurde im Narthex einer Basilka aufgestellt, die im 6. - 10 Jahrhundert erbaut und erweitert worden war. An der gegenüber liegenden Seite der Karantynna Bucht ankern heute Kriegsschiffe der ukrainischen Marine (Foto rechts).


Der Bau der St. Wladimir-Kathedrale dauerte von 1874-1876.


Unmittelbar neben der Kathedrale befinden sich die Grundmauern von zwei Basiliken aus byzantinischer Zeit.


Mit der Dekoration der Kirche wurde am Vorabend des 900. Jahrestages der der Rus begonnen. Da es jedoch nicht gelang, die gesamte Kirche bis zu diesem symbolträchtigen Datum fertigzustellen, konnte am am 13. Juni 1888, dem Tag der Taufe Großfürst Wladimirs nur die Unterkirche (Foto links) zu Ehren der Geburt Mariens geweiht werden. Obgleich die endgültige dekorative Gestaltung erst 1894 beendet werden konnte, wurde die Oberkirche der Kathedrale (Foto rechts) am 17. Oktober 1891 geweiht.


Nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde erst in den späten 1990er Jahren mit dem Wiederaufbau begonnen, dem 1992 die ersten Gottesdienste im ehemals sakralen Bereich und 2005 schließlich die erneute Weihe folgen sollte. Die Bronzestatue erinnert an die Christianisierung der Rus, die mit der Taufe ihres Großfürsten Waldimir von Kiew in Chersones ihren Anfang genommen hatte.

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