• Letzte Aktualisierung: 30.10.2011

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Entlang der Greenline
in der geteilten Hauptstadt

Nikosia /Lefkoşa

     
     



Blick auf die befestigte Altstadt von Nikosia/Lefkoșa (Foto links) und der am 3. April 2008 eröffnete Übergang in der Ledrastraße (Foto rechts).
Dort hatte timediver® 1992 und 1995 nach an einem befestigten Unterstand durch einen schmalen Sehschlitz nach Norden geblickt!
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Die britische Kolonie Zypern erlangte aufgrund des Abkommens von Zürich zwischen den „Garantiemächten“  Großbritannien, Griechenland und der Türkei (1959) am 16. August 1960 ihre Unabhängigkeit . In der wesentlich von Großbritannien bestimmten Verfassung wurden der türkischen Volksgruppe feste Repräsentationsrechte eingeräumt. Bereits ab 1963 kam es jedoch zu Spannungen, in deren Folge die Dörfer der türkischen Zyprer systematisch abgeriegelt wurden. Während Teile der griechisch dominierten Armee den Anschluss an Griechenland ( Enosis ) durchsetzen wollten, kam bei den türkischen Zyprern die Idee des Taksim, d.h. der Teilung der Insel auf. Der durch beiderseitige Terrorakte ausgelöste Bürgerkrieg wurde durch den Waffenstillstand vom 10. August 1964 beendet, dem die Entsendung von UN-Truppen folgte. Die UN-Truppen wurden auch eingesetzt, um die von griechischen Nationalisten monatelang von der Außenwelt abgeriegelten türkischen zu versorgen. Nachdem es zu Unruhen zwischen griechischen und türkischen Zyprern gekommen war, riegelten britische Soldaten die Ledra-Straße in Nikosia wurde 1964 von britischen Truppen mit Stacheldraht abgeriegelt. Auf den von der Athener Junta gelenkten Putsch der Nationalgarde am 15. Juli 1974 gegen Erzbischof Makarios, der den Anschluss Zypern an Griechenland zum Ziel hatte, reagierte die Türkei am 20. Juli mit der Entsendung von Invasionstruppen (Operation Attila) und der Besetzung eines nördlichen Teils der Insel bis zur sogenannten Green Line. Gleichwohl das besetzte Gebiet nur 37 % des Staatsgebiets der Republik Zypern ausmachte, waren dort 70 % aller Wirtschaftsleistungen erbracht worden.  200.000 griechischsprachige Zyprioten wurden flüchteten oder wurden vertrieben, eine kleine Minderheit verblieb auf der Halbinsel Karpas (Rizokarpaso), ebenso wie arabischsprachige Maroniten. Die türkischsprachige Zyprer, die damals 10 % der Inselbevölkerung ausmachten, verließen den Süden der Insel. Seit dieser Zeit ist Zypern geteilt. Im Norden wurde 1983 die international nur von der Türkei anerkannte "Türkische Republik Nordzypern" ausgerufen. Im Hinblick auf den Betritt der Republik Zypern zur Europäischen Union verstärkten sich Bemühungen, die Teilung der Insel zuvor zu überwinden. Am 26. April 2004  fanden in beiden Landesteilen getrennte Abstimmungen über die Annahme des Plane von UN-Generalsekretär Kofi Annan statt. Die griechisch-zypriotische Bevölkerung lehnte bei einer Stimmbeteiligung von 88 % den Plan mit 75,8 % der Stimmen ab, während die türkisch-zyprische Bevölkerung im Norden der Insel bei einer Stimmbeteiligung von 87 % mit 64,9 % zustimmte. Da für einen einen Abstimmungserfolg die Zustimmung beider Volksgruppen erforderlich gewesen wäre, trat am 1. Mai 2004 die Republik Zypern zwar de jure in ihrer Gesamtheit der Europäischen Union bei, de facto ist derzeit jedoch nur der Südteil der Insel EU-Mitglied. Aufgrund der Freizügigkeit können die griechischen Zyprer keinem EU-Bürger die Einreise verwehren, weil er einen Sichtvermerk der "Türkischen Republik Nordzypern" in seinem Pass hat. Während an der Nordseite Ein- und Ausreise kontrolliert und registiert werden, genügt den griechischen Zyprern ein kurzes Vorzeigen des Passes oder Personalausweises. Im Norden kann neben der türkischen Lira, auch mit dem Euro bezahlt werden!



Der Begriff Green Line wurde erstmals 1964 von Generalmajor Peter Young, dem Kommandanten der UN-Friedenstruppe und Vorgänger des jetzigen UNFICYP genannt. Nach der Stationierung seiner Truppen hatte Young die Waffenstillstandslinie in eine Karte mit einem dunkelgrünen Buntstift eingezeichnet. Hinter der Strassensperre erkennt man die Franziskaner-Kirche im Südteil Nikosias (Foto links). Die feierliche Eröffnung des Übergangs in der Ledrastrasse am 3. April 2008 (Foto Mitte) und die dreisprachige Nachricht des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon zum internationalen Tag  der UN-Friedenstruppen  am 29. Mai 2011 (Foto rechts).


Der schmale und niedrige Durchgang des Paphos-Tores (Foto links) erscheint durch die Asphaltaufschüttungen wie im Boden versunken und wird neben dem heutigen Mauerdurchbruch (Foto rechts) häufig übersehen. Während auf der linken Seite die türkisch-zyprische und türkische Fahne wehen,  wurden über dem gebäude an der rechten Seite die griechisch-zyprische und die griechische Flagge aufgeplanzt. Die Flaggen der Republik Zypern und der "Türkischen Republik Nordzypern" werden stets und überall mit  Fahne der jeweiligen Garantie- und Schutzmacht gezeigt.


Von der türkisch-zyprischen Bastion herab würde ich mit einem freundlichen "Merhaba" angesprochen, was ich selbstverständlich erwiderte. Sowohl die Basis der Mauer, als auch die Fahnenmasten wurden verstärkt mit Stacheldraht gesichert.


Die UN-Pufferzone darf nicht betreten werden und es herrscht auch hier "absolutes Fotografierverbot".


Eine der noch zahlreich vorhandenen Ruinen aus der Zeit der Kämpfe von 1974 (Foto links). Neben einem armenischen Friedhof von 1810 weist ein Schild auf "Sektor Zwei" mit den Wolseley Unterkünften der UN-Truppen und dem einstigen Ledra Palace Hotel hin (Foto rechts).


An den Strassensperren zum Ledra Palace Hotel sollen Fotos und Texte an griechische Opfer erinnern (Foto links). Eine weitere Liegenschaft der United Nations in den Ruinen der Pufferzone (Foto rechts).


Eine von unzähligen griechisch-zyprischen Strassensperren versperrt immer noch den Blick in den Nordteil der Stadt (Foto links). Eine Grenze, die nach internationalem Recht eigentlich gar keine ist! Blick auf den türkischzyprischen Checkpoint  in der Ledra Strasse (Foto rechts).


Auch an den Poststellen der Republik Zypern (Foto links) und der "Türkischen Republik Nordzypern" sind unterschiedliche Schilder angebracht.


Die Flagge des unabhängigen Staates Zypern sollte nach der Verfassung von 1960 neutral sein, also weder eine griechische noch eine türkische Symbolik vorweisen. Der ausgewählte Entwurf (Foto links) stammt von dem türkisch-zyprischen Künstler İsmet Vehit Güney (1932–2009);
er zeigt eine Karte der "Kupferinsel" und zwei Ölbaumzweige als Symbol des Friedens. Demgegenüber wurde mit dem 2004 gescheiterten Annan-Plan für eine Vereinigte Republik Zypern eine neue Flagge vorgeschlagen, die neben der Insel beide Volksgruppen repräsentieren sollte. Während der kupferfarbene Streifen das Hauptexportgut in der Antike (Kupfer) und die Herkunfts des Namens Zypern verkörperte, sollte der blaue Streifen die griechische und der rote Streifen die türkische Bevölkerung symbolisieren (Foto rechts).

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