6
  • Letzte Aktualisierung: 02.07.2012

  • Besucher bisher: kostenloser counter


timediver® Logo


Manzushiryn Khiid

Kloster-Ruine


      



43 Kilometer südlich von Ulaanbaatar und  6 Kilometer nordöstlich von Zuunmod , dem Hauptort des Töv-Aimag, wurde im Jahre 1733 auf einem ansteigenden Gelände in über 1500 Metern ü. d. M. das Kloster Manzushiryn (Mandshir) Khiid gegründet. Seit 1750 war es dem religiösen Führer der Mongolen, dem Bogd Gegeen, persönlich unterstellt. Die verwitterten Stelen aus dem 6. bis 8. Jahrhundert, die einmal zu alten Grabstätten gehörten zeugen von der Macht der Gök-Türken-Khane. Die Internationale Buddhistische Flagge (ganz oben rechts) wurde erstmals am 28. April 1885, dem jährlich höchsten buddhistischen Feiertag Vesakh in Colombo/Ceylon (heute Sri Lanka) gehisst. Am selben Ort wurde sie anlässlich der Gründung der World Fellowship of Buddhists im Jahre 1950 als Symbol des internationalen Buddhismus anerkannt. Blau symbolisiert das universelle Mitgefühl. Gelb symbolisiert den Mittleren Weg. Rot symbolisiert den Segen der Praxis (Vollendung, Weisheit, Tugend, Glück und Erhabenheit). Weiß symbolisiert die Reinheit des Dharma (der Lehre) und vollkommene Befreiung jenseits von Zeit- und Raumgebundenheit. Orange symbolisiert die Weisheit der Lehre Buddhas.  


Im 13. Jahrhundert soll sich hier eines der vier Hauptlager des Dschingis Khan mit sechs seiner Frauen befunden haben.  Im Jahre 1696 war das Tal am Fuße des 2261 Meter hohen Bogd uul Schauplatz einer Schlacht in welcher der mongolische Feldherr Galdan den Truppen des chinesischen Kaiser Kangxi aus der Qing-Dynastie unterlag. Der in Diensten der weißen Armee stehende Abenteurer, Baron Roman Ungern von Sternberg (1885 - 1891), konnte in einer tollkühnen Aktion im Jahre 1921 den unter Hausarrest stehenden Bogd-Khan befreien und ins Kloster Manzushiry zurückbringen.


Der mongolische Heerführer Altan Khan lud im Jahre 1578 das Oberhaupt der gelben Sekte des tibetischen Buddhismus zu einem Treffen ein. Beide schlossen ein Bündnis, welches einerseits Altan das Recht und die religiöse Legitimation für seine imperialen Ansprüche einräumte. Andererseits wurden die Gelbmützen unter Schutz und Patronat des Khans gestellt, der deren Anführer den mongolischen Titel (!) Dalai Lama verlieh. Unter dessen Nachfolgern, bzw. Reinkarnationen, die bis heute an diesem Ehrentitel festhalten, verbreitete sich die gelbmützige Sekte im folgenden Jahrhundert in der Mongolei. Vorwiegend an Handelswegen, Migrationsrouten oder den Sommerweiden, wo sich Hirten zu schamanistischen Ritualen und Opfern versammelten, wurden in der gesamten Mongolei buddhistische Klöster errichtet. In ihrem Kampf gegen den Schamanismus übernahmen Lamas auch die Rolle als Heiler, Wahrsager und Abgabenempfänger. Das von zwei Hirschen oder Gazellen flankierte Dharmachakra ist das Symbol für die von Buddha verkündete Lehre. 1947 fand das Rad des Gesetzes auch Aufnahme in die Tiranga (Flagge) und das Wappen des der neugegründeten Indischen Republik.  
Zur Verköstigung von bis zu 1000 Lamas wurden riesige Kochtöpfe benötigt, in denen mehrere Ochsen gegart werden konnten. (Foto rechts).
 
Nachdem mich auf dem schmalen Laufsteg einige verhaltene Schneeflocken begrüsst hatten, konnte ich mich am Anblick dieser Schwertlilien und aufgeweckter Murmeltiere ( Videoclip ) erfreuen.

Manzushiryn Khiid war es eines der größten Klöster der gesamten Mongolei, bis es 1937 im Zusammenhang mit antibuddhistischen Ausschreitungen unter dem damaligen stalinistischen Partei- und Regierungschef Chorloogiin Tschoibalsan zerstört wurde. Eine Stele (Foto rechts) erinnert an die Zerstörung des Klosters und die Verschleppung und Ermordung der Mönche.


In den 1990er Jahren wurde ein doppelstöckiges Holzgebäude als Museum errichtet, das auf den ersten Blick wie ein Saloon aus einem Western anmutet.
Videoclips: Klosterruine 1       Klosterruine 2


Ein kleiner Buddha-Altar und ein Model des einstgen Klosterkomplexes....


....und Stühle neben dem Bildnis des Bogd Khan sind die bescheidenen Überreste einer einstigen Pracht.


Eine Buddhastatue mit gleich zwei barbusigen Kameradinnen zeigen, dass auch der Buddhismus nicht ganz frei von einer göttlichen Trinitätsvermutung ist. Auch eine Maske des schrecklichen Dharmapala Begste , mit dem ich bereits in Bogd-Khan-Museum in Ulaanbaatar Bekanntschaft gemacht habe, gehört zu dem, ebenfalls aus Tibet importierten Cham-Tänzen.....


...wie jene des Fürsten (Foto links) und des weisen Alten (Foto rechts), der bei den Aufführungen den Spaßmacher gibt. Die Tsam-Rituale stammen ursprünglich aus der vorbuddhistischen Bön-Religon Tibets, wo sie ab den 8. Jahrhundert  Aufnahme in den dortigen Buddhismus fanden.


Zum etwas gruseligen Handwerkszeug der Schamanen gehören auch menschliche Knochen und eine Schädelkalotte (Foto links).  Gegenüber den archaischen Kultgegenständen wirken der chinesische Torbogen und das Opfergefäß mit Drachen (Foto rechts) weitaus zivilisierter.


Zu den Ruinen von insgesamt 17 Gebäuden gehört auch jene des im Jahre 1749 errichteten Togchin Tempels, dessen Baustil an die Tempel Tibets erinnern lässt.  Videoclip 1


Die Reste der aus Lehm errichteten Grundmauern sowie die heute noch sichtbaren steinernen Sockel der Gebäude lassen noch seine einstigen Ausmaße erkennen. Videoclip 2


In der Felswand oberhalb der Klosteranlage (Foto links) blieben mehrere buddhistische Felsmalereien und Reliefs aus dem 18. Jahrhundert vor den Zerstörungen im Jahre 1937 verschont.


Ein Blick auf die Seitenwand des Togchin Tempels (Foto links) und in sein Inneres (Fotos rechts und links unten)


Ein letzter Blick auf das Hauptgebäude, welches ebenso umzäunt ist....


....wie dieses Anwesen, das neben einer Jurte auch über ein Holzhäuschen verfügt (Foto links) . Wie überall auf dem Gelände werden auch dieser Buddhastatue bunte Schals zum Geschenk gemacht.


Von einem ausgedehnten Gemeinwesen (Foto unten links) zeugt nur noch ein einziges Trümmerfeld (Foto links).  Eine Satelliten-Schüssel darf jedoch auch auf dem Ruinengelände nicht fehlen (Foto rechts).


Das Gemälde im kleinen Museum zeigt die einstige Ausdehnung der Anlage mit ihren zahlreichen Tempeln und Wohngebäuden (Foto links).
Weitere Steine zeugen von der Zeit der Gök-Türken /Foto rechts).

timediver®'s Fotoseiten 



timediver®'s Rezensionen und Empfehlungen