• Letzte Aktualisierung: 10.04.2011

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  T H Ü R I N G E N

Opfermoor Niederdorla

Eine rekonst ruierte germanische Ritualstätte    

 
      



Das Opfermoor liegt eigentlich in der Gemarkung Oberdorla. Vom nördlichen Ortsrand  Niederdorlas ist es ungefähr entfernt, so dass es auch nach der traditionellen Landschaftsbezeichnung für die drei Dörfer Oberdorla, Niederdorla und Langula als Opfermoor Vogtei bezeichnet wird. Niederdorla ist jedoch die populäre, über die Region hinaus bekannte Bezeichnung, denn 500 nördlich dieses Ortsteils befindet seit der deutschen Wiedervereinigung der geographische Mittelpunkt Deutschlands. Er befindet sich am Schnittpunkt der Linien zwischen den entferntesten Punkten in Nord-Süd- und Ost-West Richtung des deutschen Staatsgebiete, das heißt 51°10' nördlicher Breite und 10°27' östlich Greenwich. Die bedeutende Kultstätte in der Germania Libera wurde 1957 beim Torfstechen entdeckt. Aufgrund der aufgefundenen Gegenstände konnte eine 1000jährige Betriebszeit des germanischen Seeheiligtums nachgewiesen werden, die vom 6. vorchristlichen Jahrhundert bis in die Völkerwanderungszeit andauerte. 


Ein Teil der archäologischen Funde wird zusammen mit rekonstruierten Artefakten im Opfermoor-Museum (Bild links) ausgestellt.
Modell eines Langhauses mit Wohn- und Stallteil aus dem 3. Jahrhundert nach Christus (Bild links).


Nachbildungen des Götterpaares von Braak bei Eutin und ein weiterer Astgabelgötze von Oberdorla aus dem 5. Jahrhundert vor Christus (links). Die aus Eichenästen hergestellten Holzfiguren lassen Gesichtszüge, Haartracht und Geschlechtsmerkmale einer Frau und eines Mannes deutlich erkennen. Sie sind werden als Fruchtbarkeitsgottheiten angesehen. Das Original dieser Nachbildung eines Vulvasteins von Oelknitz im Saale-Orla-Kreis stammt jedoch aus dem jüngeren Paläolithikum, ca. 8000 v. Chr. 


Modell des Großen Rundheiligtums mit den Verehrungsstätten für verschiedene Götter aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. (links).
Schiffsheiligtum aus der Völkerwanderungszeit, dem 5. nachchristlichen Jahrhundert (rechts).



Original Fundstück und Nachbildung eines zweischneidigen Schwertes mit mittelständiger Griffangel aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. (links). Ein weibliches Kantholzidol aus dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. (Mitte). Ein menschliches Skelett aus dem Großen Rundheiligtum (rechts).


Germanisches Fischfang- und Jagdgerät zu dem auch ein Bumerang gehörte (rechts im Bild).


Modelle eines Stelzenspeichers, Grubehauses und Langhauses (links) und Haushaltsgerätschaften (rechts).


Nachbildung eines neolithischen Kultgefässes von Ichstedt im Kyffhäuserkreis aus der Zeit der Linienbandkeramik-Kultur in der zweiten Häfte des 6. Jahrtausends vor Christus (links). Nachbildung  eines schweinegestaltigen Kultgefässes von Greußen im Kyffhäuserkreis.( 3. Jh. n. Chr.)


Rekonstruktionen eines Wohn- und Stallhauses und eines gestelzten Vorratsspeichers.


Der rechteckige, aus Muschelkalkstein erbaute Feueraltar ist auf einer Seite von einem halbrunden Stein-Erde-Wall umgeben (Bild links). Auf dem Altar wurden in zahlreichen Gefässen Speiseopfer dargebracht und heilige Mahlzeiten zubereitet. Verkohlte Knospen am Brennholz der Feuerstelle weisen die festlichkeiten ins Frühjahr, offenbar zu Ehren einer Vegetationsgottheit.  Die Anlage stellt das religiöse Zentrum der späten Hallstattzeit (6. Jh. v. Chr.) dar. Aus derselben Zeit stammt auch das neben der Altaranlage errichtete, umwallte Ringheiligtum, in dessen Zentrum eine Steinstele als Symbol und Sitz einer Gottheit aufgestellt war, die unter anderem Ziegenopfer erhielt (rechts).


Götterbilder aus der mittleren Latènezeit (3./2 Jh. v. Chr.) Von links nach rechts: Das Keulenidol stellt eine männliche Gottheit dar, der Ziege, Pferd und Rind geopfert wurden. Symbol einer maskulinen Gottheit ist auch das Stockidol, dem man Teile von Menschen opferte. Dem Stab mit Phallus wurden jedoch keine Opfer dargebracht  (Bild links). In der mittleren bis späten Latènezeit bildete sich durch Auslaugungsprozesse ein kleiner See, der über Jahrhunderte zum sakralen Zentrum der Opfertätigkeit wurde. Am Ufer seinem Ufer entstanden apsisförmige Anlagen, in denen sich aus Flechtwerk abgestützte Rasen- oder Plaggenaltäre erhoben, die von Stangenidolen flankiert wurden (rechts). Hervorzuheben sind die Funde von Kultstäben....


....die der Priester bei der Ausübung seiner religiösen Riten verwendete (Bild links). Rundheiligtum aus dem 2. nachchristlichen Jh. (rechts).



Das Schwertheiligtum ohne Einhegung stammt aus dem Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. Es belegt eine kriegerische Sphäre und symbolisiert die Anwesenenheit des Kriegsgottes Tiu Als Opfergabe wurden ein Menschenschädel und Knochen von vier Rindern gefunden (links). Grundriss-Skizze des Großen Rundheiligtums aus dem 2. Jh. n. Chr. (Mitte). Götterbilder aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach Christus (rechts), von links nach rechts: Astgabelidol einer weiblichen Gottheit, ohne Opfer, Kegelidol einer männlichen Gottheit, der Menschenschädel geopfert wurden, Pfahlidol einer weiteren männlichen Gottheit, der Wisentschädel geopfert wurden, weibliches Astgabelidol ohne Opfer.


Rundheiligtum mit Brettidol aus dem 2. Jahrhundert nach Chr. Die Zeit stand im Mittelpunkt der Verehrung verschiedener Götter in Rundheiligtümern (Bild links). Im dritten Jahrhundert wurde die Konzentration von Opferstätten von einem isolierten Heiligtum abgelöst, in dessen Altarbereich das Kantholzidol einer Göttin (Bild rechts) gefunden wurde. Die Anlage erinnert in ihrer Form an "Umgangstempel" aus dem gallorömischen Gebiert. Die Einflüsse aus diesem Bereich, werden auch durch die Gestalt des Kantholzidols gestützt, da ähnliche Symbole auch aus Gallien bekannt sind. Neben Haus- und Wildtieropfern wurde in diesem heiligtum das Skelett eines Mädchens gefunden, das offenbar die Priesterin der Göttin war. Dieses heilige Grab, das im 4. Jahrhundert vollkommen zerstört wurde, kennzeichnet die hohe bedeutung der Kunststätte. Ihre Vernichtung steht vermutlich mit politischen und religiösen Unruhen in Verbindung.



Die Kultstätte aus der Völkerwanderungszeit (5. Jh. n. Chr.) wurde durch zwei Schiffsheiligtümer geprägt. Zur großen, aus Ruten gebildeten Anlage mit eingegrabenen Steuerrudern gehört eine männliche Gottheit, die durch ein hohes Pfahlidol mit Hengsthaupt wiedergegeben wurde. Ein kleines Schiff, das in Richtung Sonnenaufgang fuhr, stellt mit einem Rinderopfer das Symbol einer Göttin dar. Unklar ist noch, ob diese Kultschiffe mit dem Erscheinen der Angeln und Warnen in Thüringen zusammenhängen (Bild rechts).




Karte des Königreiches Thüringen , das ab 450 von den Königen Bisinius, Baderich und Berthachar regiert wurde, bis es nach Ermordung seines letzten Herrschers Herminafried von den Franken im Jahre 531 annektiert wurde. Denkmal für den evangelischen Theologen und Revolutionär Thomas Müntzer (geb. um 1489), der nach der verheerenden Niederlage seines Bauernheeres in der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 gefangenen genommen, eingekerkert, gefoltert und schließlich am 27. Mai vor den Toren der Stadt Mühlhausen geköpft wurde.