• Letzte Aktualisierung: 16.08.2012

  • Besucher bisher: kostenloser counter


timediver® Logo




S C H W E I Z

KANTON AARGAU




Die fränkischen Karolinger teilten ihr Reich in Gaue auf, zu deren Verwaltung sie Gaugrafen einsetzten. Der Name Aar-Gau, wurde erstmals 768 als “pagus Aregaua” und 778 als “pagus Aragougensis” urkundlich erwähnt. Hierzu gehörte mit dem Gebiet zwischen Aare, Reuss, Pilatus, Brienzersee und Thunersee damals nur etwa die Hälfte des heutigen Kantonsgebiets. Während nach der Reichsteilung im Jahr 843 die Grenze zwischen Mittelreich und Ostreich an der Aare entlang verlief, gehörte das gesamte Kantonsgebiet nach der Auflösung des Mittelreichs im Jahr 870 im Ostfrankenreich. Um 900 eroberten die Burgunder den Aargau. Im 10. Jahrhundert erfolgte eine Gaue Verkleinerung der Gau, wobei Unteraargau und Oberaargau entstanden. Der nordwestliche Teil des heutigen Kantons lag im Frickgau und teilweise im Sisgau, der Teil östlich der Reuss im Zürichgau. 1033 fiel das ganze Gebiet der Schweiz an das Heilige Römische Reich. Der Begriff Aargau setzte sich erst ab dem 14. Jahrhundert auch für die übrigen Gebiete als Landschaftsbezeichnung durch. Nachdem der österreichischen Herzog Friedrich IV. einem der drei damals amtierenden Päpste, Johannes XXIII., im Jahre 1415 zur Flucht vom Konzil von Konstanz verholfen hatte, forderte der deutsche König die Nachbarn der Habsburger auf, deren Ländereien im Namen des Reiches einzunehmen. Den Eidgenossen fiel dabei die Aufgabe zu, den Aargau zu besetzen. Bern, Zürich und die Innerschweizer Orte mit Ausnahme Uris beteiligten sich daraufhin an einer Invasion. Mit der Eroberung des Aargaus übernahmen die Eidgenossen de facto die Landesherrschaft. Da es vor dem Feldzug jedoch keine Absprachen gegeben hatte, konnten sie sich jedoch er nach über zehn Jahren über eine Aufteilung und Verwaltung der eroberten Gebiete einigen. Das Fricktal blieb jedoch noch im Besitz der Habsburger, bis es 1799 von napoleonischen Truppen erobert wurde. Als Kanton unter französischem Protektorat wurde es 1802 Helvetischen Republik eingegliedert und noch im selben Jahr mit dem Kanton Baden dem neu gegründeten Kanton Aargau angeschlosssen. Mit  einer Fläche von 1403,81 qkm ist der Aargau heute (Karte links) der zehntgrößte von 26 (Halb)Kantonen der Schweizer.  In seiner schweizerischen Schreibweise findet das Wort Anstösser im Sinne von Anrainer, Anlieger, Anwohner noch heute Verwendung bei Schildern im Straßenverkehr (Foto rechts) und ist daher in keinster Weise anstössig.

 
Das Vindonissa-Museum (von keltisch uindo = weiss) der Stadt Brugg ist nach dem Lager der Legio XIII Gemina benannt, das die Römer 14 n. Chr. errichteten und zwischen den Jahren 21 – 30 durch weitere Bauten nach Norden und Osten erweiterten. Nachdem die 13. Legion um 44/45 abgezogen und durch die Legio XXI Rapax aus Vetera (nahe dem heutigen Xanten) ersetzt worden war, gab es wesentliche bauliche Änderungen. In dieser Ära wurden Thermen, Valetudinarium und steinerne Kasernen errichtet. Das lager errichte eine Ausdehnung  von 21 ha. Südlich und östlich des Lagers befand sich eine zivile Siedlung (ein vicus), im Südwesten lagen Forum und Amphitheater. Im Zuge der Unruhen im Vierkaiserjahr (69 n. Chr.), bei denen das helvetische Umland verheert wurde, erfolgte der Abzug der 21. Legion. Als Ersatz kam die Legio XI Claudia, die bis zum endgültigen Abzug der Römer im Jahre 101 in Vindonissa bleiben sollte. Der vergoldete Bronzebeschlag aus dem 7. Jahrhundert stellt wohl einen Tänzer dar (Foto rechts).


Bronzener Schildbuckel eines Legionärs der Legio VIII Augusta (Foto links), die zur Zeit des Abzuges der 11. Legion in Argentorate (Strassburg) stationiert  war und offenbar mit einer Abteilung die Verwaltung übernommen hatte. Schwertscheide zur Aufnahme eines römischen Kurzschwertes (Gladius).


Legionsabzeichen (Foto links) Ein römischer Centurio mit Helmbusch und Legionär in voller Ausrüstung (Foto rechts).


Modell von Vindonissa, an der östlichen Zufahrtsstraße zum Legionslager stehen Wohn- und Verwaltungshäuser sowie Tempel (Foto links).  Die seitliche Fassade des Museums mit ihren runden Bildnissen römischer Kaiser, Fenstern und Fenstergittern ist antiken Vorbildern nachempfunden (Foto rechts).


Zwischen dem 5. August bis zum 13. November 2011 wurde im Vindonissa-Museum von Studierenden der Universität Basel die Sonderausstellung “VINDONISSA QUELLFRISCH - Von der Quelle bis zur Kloake, Wasserversorgung in römischer Zeit” ausgerichtet. ( 25seitige Broschüre zur Ausstellung ). Hierzu wurden ein Laufbrunnen, Wasserbecken (Foto links) und recht die kommunikativen Latrinen (Foto rechts) rekonstruiert.



Ein Wasserspeier in Form eines Delphins aus Bronze und ein mit früchtetragenden Efeuranken verzierter Brunnenstock (Carrara-Marmor) aus der römischen Villa von Liestal-Munzach. In Vindonissa diente die Aquaedukt-Brücke (im Modell rechts blau) dazu, die Höhendifferenz der Flur Oberburg und dem Wasserturm in der Südwestecke des Legionslagers möglichst gering zu halten.


Die römischen Öllampen zeigen Abbildungen eines Gladiatoren-Equipments und den Kampf zwischen einem Thraker und einem Samniten (Foto links). Modell des im 1. Jahrhundert errichteten Amphitheaters (Foto rechts), welches sich südwestlich vom einstigen Legionärslager befindet.


Das 1897 wiederentdeckte Amphitheater wurde nach der Trockenlegung des Geländes und seiner Sanierung in den 2009 eingerichteten Legionärspfad einbezogen. Mit seinen Abmessungen von.....


....111 x 99 Metern bot es einst bis zu 11.000 Zuschauern Platz. Nachdem Abzug der Legion fiel es dem Verfall anheim.   Videoclip Amphitheater


Am Rande des heutigen Möhliner Ortsteils Riburg, auf dem Sporn des Bürkli, im Fahrgraben und in den Unteren Wehren entlang des Rheins standen bereits drei römische Wachttürme, die ab 370 die nördliche Grenze des Imperiums bewachten. In der Nähe des einstigen Kastell Bürkli an der Mündung des Möhlinbachs entstand eine für das Frühmittelalter typische aufwendige Befestigungsanlage aus gestaffelt angelegten Erdwällen und Gräben.
Die drei nachfolgenden Fotos zeigen die Überreste des einstigen Tores (Nr. 5 im Lageplan links).



Die Wehranlage Bürkli dürfte in die Zeit der ungarischen Raubzüge zwischen 917 bis 925 zu datieren sein, als die bedrohte Bevölkerung dort vor den mordenden und plündernden Reiterhorden Schutz suchte. Die Zweiteilung der Anlage in eine Vorburg und Hauptburg ist ein Hinweis auf den frühen Adelssitz eines Grafengeschlechts im 10. Jahrhundert. Rekonstruktionzeichung der Fluchtburg Bürkli im 10. Jahrhundert.


Die Herrscherdynastie der Habsburger entstammt vermutlich einem Zweig der Etichonen, der im Elsass, im Breisgau und im Frickgau grosse Gebiete erwerben konnte. Im 10. Jahrhundert liessen sie sich in Altenburg bei Brugg nieder, wo sie ihr Herrschaftszentrum einrichteten, um das Allod (Eigenamt) zu verwalten. Als “Stammvater” der späteren Habsburger gilt Guntram der Reiche, der um 1160 in Acta Murensia genannt wird. Als Landgrafen im Oberelsass und Vögte des Strassburger Hochstifts standen die Habsburger Ende des 11. Jahrhunderts noch im Schatten mächtigerer Adelsgeschlechter. Als


Etwa zwei Kilometer südlich von Altenburg ließ Guntrams Sohn Radbot um 1020/30 die “Habichtsburg” (die spätere Habsburg) errichten. Anlass hierzu dürfte die Fehde mit seinem nächstjüngeren Bruder Rudolf gewesen sein, die um den Besitz in Muri entbrannt war und zur Zerstörung des dortigen Herrenhofes geführt hatte. Etymologisch wird der Name der Habsburg auf das althochdeutsche Wort hab oder haw zurückgeführt, welches bedeutet.  


Dies ist ein Hinweis auf eine Furt bei Altenburg, wo die flussabwärts fahrenden Boote anlegen mussten, um die nachfolgenden Stromschnellen zu umgehen. Gleichwohl von der Burg aus der Bootsverkehr überwacht werden konnte, war lag ihr eigentlicher zweck Zweck im Landesausbau und der Manifestierung des Herrschaftsanspruchs. In einer Urkunde von 1108 noch als Havichsberch bezeichnet, wandelte sich die Bezeichnung über Havekhesperch (1150), Habisburch (1213) und Habsburc (1238/39) allmählich zu Habsburg. Im Jahr 1108 ist Otto II. der erste Angehörige des Geschlechts, der als Comes de Hauichsburch (Graf von Habsburg) urkundlich erwähnt wird.


Zwischen 1220 und 1230 zogen sie aus ihrer Stammburg Habsburg aus und liessen sich im benachbarten Städtchen Brugg nieder, wo eine ihrer wichtigsten Residenzen errichteten. Nachdem Graf Rudolf I. im Jahr 1273 mit seiner Wahl zum deutschen König das (seit der Absetzung Kaiser Friedrichs II. [1194 - 1250] durch Papst Innozenz im Jahre 1245 bestehende) Interregnum beendet hatte, konnte er auch das Erbe der Grafen von Kyburg für sich gewinnen. In der Schlacht auf dem Marchfeld gelang es ihm fünf Jahre später den böhmischen König Ottokar II. zu besiegen und die Herzogtümer Österreich und Steiermark zu erobern.

 
Während sich der Herrschaftsmittelpunkt der Habsburger nach Wien verlagerte , wurden deren verstreute Besitzungen in der Schweiz, im Elsass und im süddeutschen Raum fortan als Habsburgerische Vorlande bezeichnet . Unter ihren zahlreichen Titeln sollten die Wiener Herrscher auch den des Grafen von Habsburg, bzw. Gefürsteten Grafen von Habsburg  bis 1918 behalten. Das Wappen der Grafen von Habsburg (Foto Mitte). Die Grabplatte des deutschen Königs Königs Rudolf I., der gleichzeitig (als Rudolf IV.) auch Graf von Habsburg, Kyburg, Löwenstein sowie Landgraf im Thurgau, Herzog von Kärnten und Krain (1276 - 1286), Herzog von Österreich und Herzog der Steiermark (1278 - 1282) war. Rudolf I. starb im Jahre 1291 in Speyer, wo er im dortigen  Dom in der Krypta der Salier beigesetzt wurde.