• Letzte Aktualisierung: 01.05.2011

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 Nordrhein-Westfalen

Büren - Wewelsburg

Eine rekonstruierte germanische Wehranlage


   
  



Aus der Res gestae Saxonicae des Chronisten Widukind von Corvey geht hervor, dass die Wifilisburg während des 9. und 10. Jahrhunderts im Kampf gegen die Ungarn genutzt wurde. Nachdem im Jahre 1123 Friedrich von Arnsberg ein Neubau errichtet hatte, wurde dieser von den Bewohnern des benachbarten Dorfes, die vom Geschlecht der Arnsberger wurden, wieder zerstört.  Graf Otto I. von Waldeck verkaufte 1301 die Wewelsburg, die als Erbteil seiner Mutter Mechthild, einer geborenen von Arnsberg, in seinen Besitz gekommen war, an den Fürstbischof von Paderborn. Mit  Bürensche und Waldeckschem Haus befanden sich zu dieser zeit zwei befestigte Gebäude auf dem Hügel. Die Fürstbischöfe  vergaben das Anwesen bis 1589 an verschiedene Lehnsherren.


Der Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg, ließ zwischen 1603 bis 1609 einen Neubau im Stil der Weserrenaissance als château fort  errichten, dessen Form bis heute erhalten geblieben ist. Beim Bau des wehrhaften Wohn- und Verwaltungsgebäudes, wurde das Mauerwerk seiner beiden Vorgängerbauten integriert. Die Vorgaben des spitzwinkeligen Geländes prägten das seltene Erscheinungsbild und den Charakter der mit drei Türmen bewehrten, zeitweiligen Nebenresidenz der Fürstbischöfe. Nach zweimaliger Zerstörung durch den schwedischen Feldmarschall Carl Gustav Wrangel im Dreißigjährigen Krieg (1646) verlor die Wewelsburg nach ihrem 1660 abgeschlossenen Wiederaufbau ihre Stellung als fürstbischöfliche Nebenresidenz. 1802 ging die Burg in den Besitz des Staates Preußen über. Nach einem Blitzschlag brannte der Nordturm am 11. Januar 1815. Seine Außenmauern blieben jedoch stehen. Im Winter 1932/33 musste der Nordturm mit schweren Eisenringen verstärkt werden.


Ab 1934 mietete der „Reichsführer-SS“, Heinrich Himmler, die Wewelsburg als geplante „Schulungsstätte für SS-Führer“ an. Nach Kriegsbeginn und insbesondere infolge des Russlandfeldzuges modifizierte Himmler die ursprüngliche Planung jedoch mehrmals in Richtung seiner okkulten, abstrusen und nicht zuletzt mörderischer Vorstellungen eines „Schwarzen Ordens“. Zunächst wurden die Wappen der Gruppenführer aufgehängt, eine Gruppenführertagung mit Vereidigung durchgeführt und mit der Aufbewahrung der „Totenkopfringe“ („SS-Ehrenringe“) von verstorbenen Ringträgern begonnen. Das Aufhängen der Wappen wurde jedoch abgebrochen und regelmäßige Tagungen der „SS-Gruppenführer“ fanden, mit Ausnahme einer Zusammenkunft von „SS-Funktionsträgern“ zur Erläuterung der Ziele des Russlandfeldzuges im Jahre 1941, nicht statt. Unter dem Einfluss des von Himmler beauftragten Architekten Hermann Bartels nahmen die weiteren die Baupläne im Jahre 1940 größenwahnsinnige Ausmaße an. In einem Dreiviertelkreis mit einem Radius von 635 Meter sollte um das alte Gebäude herum eine neue gewaltige Anlage entstehen, der auch der Ort Wewelsburg zum Opfer gefallen wäre (Bild rechts). Die Bewohner sollten umgesiedelt werden. Mit seinem Außendurchmesser von fast 21 Metern sollte der Nordturm als stärkster der drei Burgtürme, zum Zentrum der geplanten Anlage werden. Alle geplanten Ring- und Stichstraßen sowie Gebäude und Ringmauern waren auf ihn ausgerichtet. Nach dem „Endsieg“ sollte die Wewelsburg  als „Zentrum der neuen Welt“ und einer „artgemäßen Religion“ zur zentralen „SS-Kultstätte“ ausgebaut ausgebaut werden. Trotz zahlreicher Spekulationen haben die überlieferten Dokumente jedoch keinen okkulten Hintergrund nachgewiesen. 


Zur Verwirklichung der Bauarbeiten zog die SS ab 1939  zunächst ein „Häftlingskommando“ zur Wewelsburg ab, das dem „Konzentrationslager“ Sachsenhausen unterstellt blieb. 1941 wurde dieses „KZ-Außenlager“, das sich nunmehr am Ortsrand befand, zu einem „Staatlichen Hauptlager“ erklärt. Das kleinste „KZ“ des Deutschen Reiches wurde, um eine Verbindung zur Wewelsburg zu verheimlichen, als „KL Niederhagen“ bezeichnet. Von den ca. 3900 Häftlingen wurden 1285 namentlich nachweisbare aus fast allen von der Wehrmacht besetzten Ländern, gemäß der Anweisung Himmlers „Vernichtung durch Arbeit“, ermordet. Im Burggraben an der Burgmauer befanden sich Holzschuppen, in denen die ersten Häftlinge "untergebracht" waren (Bild rechts).


Im ehemaligen „SS-Wachgebäude“ am Burgvorplatz hat die zeitgeschichtliche Abteilung des Kreismuseums für die „Wewelsburg 1933–1945 Erinnerungs- und Gedenkstätte“ die Dauerausstellung „Ausstellung Ideologie und Terror der SS“ eingerichtet und im April 2010 eröffnet. In diese weltweit einzige umfassende museale Gesamtdarstellung der Geschichte der „Schutzstaffel“ wurde die lokale Geschichte der „SS“ in Wewelsburg und des dortigen Konzentrationslagers integriert. Wie auch das Transparent (Bild links) und das Veranstaltungsplakat (Bild rechts) zeigen, ist es gelungen, die Wewelsburg nicht zu einer Kultstätte von Neonazis werden zu lassen, sondern zu einem Erinnerungsort für ein Nie wieder. 


Bei der Auswahl von Bildern aus „Ausstellung Ideologie und Terror der SS“ hat timediver® bewusst Abbildungen von NS-Abzeichen verzichtet. Die ausgewählten Exponate stehen jedoch für dieselbe infame Ideologie, die sich zugleich menschenverachtender Pseudowissenschaften (Bild links) bediente und in Oppostion zum Juden- und Christentum einer neuheidnischen und mörderischen Ersatzreligion huldigte. Dem "nationalsozialistischen" Rassenwahn fielen sechs Millionen Menschen zum Opfer. Hinzu kommen weitere Zigmillionen, die der Vernichtungs- und Eroberungskrieg  forderten. Der vielfache Völkermord wurde im industriellen Stile mit deutschem Organisationsgeschick und deutscher Gründlichkeit  (Bild rechts) durchgeführt.

Pseudowissenschaftliche, geschichtskliternde Literatur (Bild links) und ein Instrument zur Durchführung körperliche Messungen.


Eine im Dienste der " SS-Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V." stehende Tibet-Expedition suchte im Himalaya nach Spuren des "Urariers", Dubiose Literatur über die absurde Theorie der "Welteislehre" von Hanns Hörbiger und der Begründung eines germanischen "Neu-Heidentums".

Während Strohkronen (Bild links) zum Fest der "Mittsommernacht" gefertigt wurden, gehen die Julböcke (Bild rechts) für das germanische Julfest (Weihnachten) auf den Gott Thor (Donar) zurück, dessen Wagen von zwei Ziegenböcken gezogen wird.



Zu jedem Jultisch gehörte auch ein Jullicht, das in einer Tonform (Bilder links und Mitte) Aufnahme fand. Der ehemalige Weinkeller im Nordturm.


Fragwürdige nachempfundene germanische Tongefäße mit Swastika-Ornamentik.


Im März 1945 befahl Himmler die Sprengung der Burganlage und der angrenzenden Verwaltungsgebäude. Gleichwohl danach alle Gebäude vollständig ausbrannten, sind mit der „Gruft“ (Bild links) und  „Obergruppenführersaal“ (Bilder rechts und unten)  zwei „SS-Kulträume“ erhalten geblieben....


....die sich beide untereinander im Nordturm befinden. Im „Obergruppenführersaal“ sind, dem Grundriss des Turmraumes entsprechend,  zwölf Säulen kreisförmig angeordnet. Vor Einführung des Dienstgrades „Oberstgruppenführer“ war der „Obergruppenführer“ der höchste Generalsrang der „SS“
Das Zentrum des hellgrauen Marmorbodens markiert ein dunkelgrünes Ornament in Gestalt eines zwölfspeichigen Sonnenrades. Ob, bzw. welche ursprüngliche Benennung  oder Bedeutung, die heute als Ersatzsymbol in rechtsextremen Kreisen und „Kraftzeichen“ brauner Esoteriker populär gewordene „Schwarze Sonne“ damals hatte, ist nicht bekannt. Möglicherweise wurde das Sonnenrad als Symbol der „germanischen Licht- und Sonnenmystik“ betrachtet, wie sie von der „neuheidnischen SS“ propagiert wurde. Die unterhalb des Obergruppenführersaales liegende „Gruft“ ist in ihrer Gestalt einem mykenischen Kuppelgrab nachempfunden.  In der Mitte des Raumes sind die Vorbereitungen zur Einrichtung einer eine „Ewigen Flamme“  noch erkennbar; in der Mitte des darüber liegenden Kuppel befindet sich eine Swastika. Obgleich auch der Zweck der Gruft nicht überliefert ist, wird darüber spekuliert, dass von hier aus der Geist der verstorbenen „SS-Führer“ über die Schlitze in der Kuppel "direkt nach Walhalla" gelangen sollte.


Das Steingewölb e im "Obergruppenführersaal" (bild links) und der Innenhof der Wewelsburg mit Nordturm (Bild rechts).



Das Eingangstor zur Burg (Bild links). Der Nordturm und der Eingang zum Nordturm (Bild Mitte und rechts).


Während der Gebäudeflügel zwischen den beiden kleinen Türmen (Bild links und rechts) das Historische Museum des Hochstifts Paderborn beherbergt befindet sich heute im westlichen Gebäudetrakt erneut eine Jugendherberge.