• Letzte Aktualisierung: 27.04.2011

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 Nordrhein-Westfalen

Paderborn

Eine rekonstruierte germanische Wehranlage


   
  



Nach seiner vorläufig abgeschlossenen, gewaltsamen Unterwerfung der Sachsen gelangte der fränkische König Karl, später der Große genannt, im Jahre 776  an die Quellen der Pader (im Bild links zu sehen). Zur Christianisierung der heidnischen Sachsen gründete er hier eine karolingische Pfalz, die als  Residenz des neuen Herrschers über das Sachsenland zur Geburtsstätte des mittelalterlichen Deutschen Reiches werden sollte. Nachdem  777 der erste Reichstag und eine Missionssynode stattgefunden, hatte und die erste offizielle Namensnennung der Siedlung als „Patris brunna“ erfolgt war, traf sich dort der aus Rom geflüchtete Papst Leo III. mit König Karl (Bild rechts), um dessen Hilfe zu erbitten.


Nachdem auf der Reichsversammlung von Worms der Christianisierungs- und Eroberungsfeldzug gegen die heidnischen Sachsen beschlossen worden war, fiel König Karl im Jahre 772 in das Gebiet des sächsischen Teilstammes der Engern ein (Karte links ). Auf seinem Weg nach Norden über die Via regia zählte die  Eresburg zu seinen wichtigsten Eroberungen, unter anderem, weil er dort das Heiligtum der Irminsul zerstören konnte. Das um 1560 erbaute Adam-und-Eva-Haus (Bild Mitte) ist mit seinen reichen Schnitzereien an den Friesen der Giebelfront eines der ältesten und zugleich eines der schönsten noch erhaltenen Fachwerkhäuser der Stadt. Seinen Namen verdankt es dem untersten der drei geschnitzten Friese, welches die Geschichte vom Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies darstellt. Als ältestes Bürgerhaus beherbergt es seit 1977 das Paderborner Museum für Stadtgeschichte. Eine von vier Skulpturen des Brunnens erzählt die Geschichte von Wotan, dem einst sein Trinkhorn aus der Hand fiel (Bild rechts). Um den vergossenen Met vor seiner Ehefrau Freya zu verbergen, bedeckt er die Pfütze mit seinem Bärenfell, das sich jedoch schnell vollsaugt und den Met wieder heraussickern lässt. Aus diesen zwei Rinnsalen seien schließlich die Quellen der Pader entstanden.


Nachdem es im Jahre 1000 zu einem Großbrand gekommen war, dem auch die Pfalz und der frühe Dom zum Opfer gefallen waren, ließ der Bischof Meinwerk den Paderborner Dom mit den beiden kleinen Rundtürmen in den Jahren 1009 – 1015 neu errichten (Bild links). Eine Bronzeplakette zeigt die Grundrisse der karolingischen und der ottonischen Pfalz (Bild rechts).


Die rekonstruierte Kaiserpfalz befindet sich an der Stelle, an der man 1964 bei Bauarbeiten die Grundmauern der Pfalzanlage aus dem 8. Jahrhundert bzw. jene aus der Zeit Heinrichs II. gefunden hatte. Als Teil der heutigen Bausubstanz wurde sie in das Mauerwerk einbezogen. Das Museum in der Kaiserpfalz beherbergt Funde aus karolingischer, ottonischer und sächsischer Zeit. Der Umriss der einstigen Pfalz Karls des Großen ist heute nur noch durch seine rekonstruierten, grün bewachsenen Grundmauern zu erkennen.



Die heutige Erscheinung des Paderborner Domes, des Hohen Domes der Heiligen Maria, Liborius und Kilian stammt jedoch im Wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert.  Hinter dem Paradiesportal (Bild Mitte) an der Südseite der dreischiffigen Hallenkirche befindet sich eine  Eingangshalle (Bild links), die als Aufenthaltsraum für Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela gedeutet wird. Sie weist große Ähnlichkeit mit den Vorhallen anderer, hauptsächlich französischer Pilgerkirchen auf dem Weg nach Santiago vor. In der Mitte der für Deutschland in dieser Form seltenen Statuengruppe steht die Muttergottes als Himmelskönigin, eine der frühesten stehenden Madonnen in Deutschland. Noch sichtbare Farbreste beweisen, dass im Mittelalter fast alle Plastiken bemalt waren. Rechts und links von der Madonna  stehen über den Eingangstüren die noch älteren, aus dem 12. Jahrhundert stammenden Figuren der Dompatrone Liborius und Kilian. Der romanische Westturm hinter einem der beiden kleinen Rundtürme (Bild links) ist 93 Meter hoch.   


Das Langhaus des Paderborner Domes (Bild links) sollte zum epochalen Vorbild für das gesamte westfälische Hallensystem avancieren, bei dem zum ersten Mal  in einem lichtdurchfluteten Kirchenschiff ein neueres, freieres Raumgefühl entstand, welches dann typisch für die westfälischen Kirchen wurde. Der Drache symbolisiert das Heidentum und den Teufel (Bild rechts).


Die Krypta, die mit einer Länge von 32 Metern zu den größten Deutschlands zählt, beherbergt die Gebeine des Hl. Liborius, eines Bischofs aus Le Mans im 4./5. Jahrhundert. Nach ihrer Translation über Chartres und Paris waren die Reliquien am 28. Mai 836, dem Pfingstsonntag nach Paderborn gelangt, wo sie von Bischof Badurad (815–862) im Dom untergebracht wurden.


Der Kreuzgang des Paderborner Doms (Bild links). Das Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffene Dreihasenfenster aus rotem Wesersandstein zeigt drei springende Hasen, die kreisförmig angeordnet sind. Es befindet sich an der Nordseite im Innenhof des Domkreuzgangs. Es ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten und ein altes Wahrzeichen der Stadt. In früheren Zeiten musste es jeder durch Paderborn wandernde Handwerksbursche gesehen haben, denn es war  ein Glücksbringer. Das Motiv ist allerdings nicht auf den Paderborner Dom allein beschränkt, sondern findet sich auch an anderen Stellen, wie zum Beispiel im Haslocher Wappen und auch außerhalb der christlichen Kultur. 


Am 17. Januar 1945 wurde die Altstadt und das Südviertel in einem Tagesangriff von 400 US-Fliegern bombardiert. Etwa 240 Menschen kamen dadurch ums Leben. Zwei weitere Tagesangriffe folgten am am 23. Februar und 10. März 1945. Nachdem hierdurch 75 Menschen ihr Leben ließen, erfolgte am 22. März 1945, g. 21:00 Uhr folgte noch ein kleinerer britischer Nachtangriff bei dem die Umgebung des Paderborner Domes und der Dom selber stark beschädigt wurden. Von diesem Angriff stammt der im Dominnenhof als Mahnmal montierte Rest einer Luftmine (Bild links). Dies war jedoch nur das Vorspiel zu einem großangelegten  Flächenbombardement der „Royal Airfoce“ am 27. März 1945,  durch das die Stadt beinahe komplett zerstört werden sollte. Insgesamt forderten die Bombenangriffe 900 Menschenleben. Der große Saal (Bild rechts) im Obergeschoss des Museums in der Kaiserpfalz wird für Konzerte, Vorträge und festliche Veranstaltungen genutzt.  


Eisernes Webschwert, Webgewichte und andere mittelalterliche Handwerksgeräte (Bild links).  Faksimile einer Urkunde Heinrichs II. (Bild rechts).



Zwei Originale und eine Rekonstuktion der seit dem 3. Jahrhundert gebräuchlichen Spatha , eines zweischneidiges, vorwiegend für Hiebe entwickeltes, einhändig geführtes Schwert mit gerader Klinge (Bild links). Der aus dem zum sächsischen Hochadel gehörenden Geschlecht der Immedinger stammende  Meinwerk (* um 975 - 5. Juni 1036) war von 1009 bis 1036 Bischof von Paderborn und gilt als zweiter Gründer der Stadt (Bild Mitte).  Das Modell zeigt den Paderborner Dom mit Stift und im Hintergrund die Busdorfkirche und das 1035 gegründete Kollegiatstift (Bild rechts).


Die Schädel lassen darauf schließen, dass ihre ursprünglichen Eigentümer keines natürlichen Todes verstorben sind.


Vom Untergeschoss in der Kaiserpfalz gelangt man über eine Treppe zu einer der Quellen der Pader.


Die dem Apostel Bartholomäus geweihte Kapelle wurde um 1017 erbaut und gilt als die älteste Hallenkirche Deutschlands. Die Bartholomäuskapelle war als Pfalzkapelle ein Teil des Neubaus der ottonischen Königspfalz. Bischof Meinwerk ließ sie im byzantinischen Stil von griechischen Bauleuten errichten, welche die einzigartigen Gewölbe mit Hängekuppeln und den sie tragenden Säulen schufen. Während die Säulenkapitelle als bedeutende Zeugnisse ottonischer Baukunst angesehen werden, gilt die Kapelle selbst als das bedeutendste kunstgeschichtliche Bauwerk der Stadt.  



Der romanische Westturm des Hohen Domes der Heiligen Maria, Liborius und Kilian mit den beiden beiden kleinen Rundtürmen. Das zwischen 1968- 1975 errichtete, in den Jahren 1991 bis 1993 völlig neugestaltete Diözesanmuseum Paderborn soll an ein Schatzkästchen erinnern. Der Standort des Museums ist sehr umstritten, weil es den freien Blick auf den Dom mit seinem Paradiesportal verstellt. Es beherbergt tatsächlich Kostbarkeiten, ist nach timediver®'s Empfinden baulich jedoch vollkommen missraten und fehl am Domplatz! (Bild links). Das Bronzetür zur St. Bartholomäuskapelle stammt aus dem Jahr 1978 (Bild Mitte). Das Abdinghofkloster Sankt Peter und Paul ist ein ehemaliges Benediktinerkloster, das von seiner Gründung im Jahre 1015 bis zu seiner Säkularisation am 25. März 1803 bestanden hatte. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg erfolgte der Wiederaufbau der Abdinghofkirche (Bild rechts) durch Mitglieder der beiden großen Konfessionen. Am 17. März 1951 konnte die Kirche, am 25. Dezember 1957 die Krypta wieder eingeweiht werden. 


Die dem Heiligen Alexius geweihte Kapelle (Bild links) ist der Nachfolgebau einer gleichnamigen 1017/18 geweihten und mit Asylrechten ausgestatteten Stiftung Bischof Meinwerks an anderer Stelle. Das zwischen1670 bis 1673 errichtete Gebäude erhielt seine Barockhaube mit Laterne zwischen1680 und 1692, sein achteckiger  Zentralbau wurde 1728/29  nach Westen zu seiner heutigen Form erweitert. Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein diente die Alexiuskapelle als Zufluchtsstätte. Eines der beiden in der Stadt gelegenen Quellgebiete der Pader (Bild rechts).


Das historische Rathaus ist neben dem Hohen Dom eines der Wahrzeichen der Stadt. Es wurde zwischen 1613–1620 von Hermann Baumhauer als herausragendes Beispiel der Weserrenaissance im Auftrag des Fürstbischofes  Dietrich unter Einbeziehung eines Vorgängerbaus von 1473 errichtet. Das heutige Rathaus wurde zwischen 1947 – 1958 wieder aufgebaut. (Bild links). Bronzemodell mit Rathaus, Theologischer Fakultät, Gymnasium Theodorianum.


Reste der ehemaligen Stadmauer mit Mahnmal für die Opfer der Bombenangriffe (Bild links). Im Zuge der Säkularisation wurde das Kollegiatstift der Busdorfkirche zwischen 1803–1806 aufgelöst. Die Kirche wurde Pfarrkirche un der einstige Kreuzgang wird heute als Fußgängerdurchgang in die Altstadt genutzt (Bild rechts, Bild unten Mitte).



Bischof Meinwerk sandte 1033 Abt Wino von Helmarshausen nach Jerusalem, um die Maße der im Jahre 1009 zerstörten Grabeskirche und des Heiligen Grabes aufzunehmen. Nach Winos Feststellungen wurde dann in Paderborn auf dem Busdorf die sogenannten Jerusalemkirche (Bild rechts und links) errichtet, für die sich später sogar das Kürzel Jerusalem durchsetzte. Bischof Meinwerk ließ sie für das von ihm gegründete Kollegiatstift bauen und weihte es im Jahre 1036 kurz vor seinem Tod den Aposteln Petrus und Andreas, noch vor seiner Fertigstellung, im Beisein von Kaiser Konrads II.


Der einstige Kreuzgang dient als Durchgang und ist zwischen 20.00 - 07.00 Uhr geschlossen.