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Irland (Hibernia) & Rom

 

Im Irland der Hochkönige

Warum wurde Irland (Hibernia) niemals Teil des Imperium Romanum?


Zu dieser, mich seit Jahren beschäftigenden, Frage konnte ich in dem hervorragenden Buch aus dem Komet Verlag folgendes lesen:

"Im Jahre 54 v. Chr. wurde mit Gallien die letzte keltische Hochburg auf dem europäischen Festland von den Legionen Julius Cäsars erobert und bis zum Ende des 1. Jh. n. Chr. hatte Rom auch den größten Teil Britanniens unterworfen. Nur Irland entging einer Eroberung.
Ein in Schottland stationierter römischer Feldherr gab deutlich zu verstehen, dass eine einzige Legion mit ein paar Hilfstruppen ausgereicht hätte, um ganz Hibernia zu erobern.
Doch ein Befehl zum Angriff wurde nicht erteilt und den Kelten blieb ein letztes Rückzugsgebiet erhalten ........"

timediver® gibt sich mit der häufig eher ratlos erteilten, absolut unbefriedigenden Antwort "In Irland habe es nichts Lohnendes für die Römer gegeben" nicht zufrieden und sucht daher weiter nach plausiblen Erklärungen.

Bereits im Mai 2005 teilte mir der Buchautor ( "Der Abend des Adlers" ) und Römerexperte Dr. Frank Becker mit, dass er in Ingeborg Meyer-Sieckendieks "Gottes gelehrte Vaganten. Die Iren im frühen Europa" folgende, den Iren wenig schmeichelhafte, Zitate gefunden hat:

"Diese kalte und grüne Insel hat keinen guten Ruf. Die Iren sind noch wilder als die Briten. Sie sind gleichzeitig Pflanzenfresser und Menschenfresser. Sie essen ihre eigenen Verwandten und haben eine solche Moral, dass sie weder ihre Mütter noch ihre Schwestern respektieren." (Strabo)

".....dass diese Rasse von Schweinen sich vereinige, ohne die Ehe zu kennen". "Die Menschenfresserei", so fuhr er fort, "habe in diesem Land ihre kulinarischen Spezialitäten, und die irischen Damen lieferten die zartesten und von allen geschätzten Gerichte". (Augustinus)

 

Irland Hibernia Römer "The Sunday Times- Ireland" brachte am 13.02.2005 einen Online-Artikel über das neue Buch
"Secret Sights II" von Rob Vance, mit folgenden Bemerkungen:

Zweifellos gab es Handelsbeziehungen zwischen den Inselbewohnern und den Römern. Freigelegte Grabstätten in Kilkenny und ausgegrabene Glassarbeiten von Freestone Hill in der Nähe vom Gowran lassen jedoch auch römische Siedlungsansätze möglich erscheinen. Archäologische Spuren deuten auch für Bray, die Gegend nördlich von Dublin und Cork daraufhin, dass sich romanisierte Briten als Händler in Irland niederliessen. An den Handelsstützpunkten tauschten sie Olivenöl, Weine und Gewürze gegen Kiefernholz, Wolfshunde und Felle bei den Iren ein.
Newgrange war zudem eine Wallfahrtstätte für ganze Bootsladungen von Römern die zu Besuch kamen und Geld für ihre Gebete zurückliessen ....

 

Am 24.12.2005 machte mir Dr. Frank Becker  folgendes Weihnachtsgeschenk:


Für Deine Römer-Irlandseite hier ein vielleicht interessanter Hinweis, auf den ich bei meiner Recherche für das derzeitige Buch (das auch in Britannien spielt) gestossen bin:

Römischer Kaiser in Irland?

Im Winter 343 wurde der Hadrianswall überrannt, woraufhin Constans (der Sohn Constantins), eilends mit Truppen aus Gallien nach Britannien übersetzte und die Eindringlinge vertrieb. Aber auch vorher schon war es von Irland aus zu Einfällen gekommen, wobei sich ein irischer Stamm, die Daesi, in Südwales nieder ließ. Da die Bericht des Ammianus Marcellinus über Constans Feldzug verloren ist, bleibt als Quelle nur der christliche zeitgenössische Schriftsteller J.F. Maternus, der in seinem, Constans gewidmeten Werk "Über die Irrtümer des Heidentums" schreibt: "Ihr habt die Feinde unterworfen und das Reich erweitert! Im Winter habt Ihr die rasenden Wogen des schwankenden Ozeans überquert – etwas, das noch nie geschah und nie mehr sein wird! Unter Euren Rudern erzitterten die Wellen eines uns bis dato fast unbekannten Meeres!"


Es ist – bei aller schmeichlerischen Übertreibung – kaum anzunehmen, dass mit dieser Aussage die seit drei Jahrhunderten routinemäßig vollzogene Überquerung des Ärmelkanals von Boulogne aus gemeint sein kann. Das, dazu die Aussage über die Eroberung neuen Territoriums, legt den Schluss nahe, dass Constans mit seiner Flotte tatsächlich eine Strafexpedition nach Irland unternommen haben könnte – als erster und einziger römischer Kaiser. (Argumentation nach Edward Foord: The last age of Roman Britain; George G. Harrap, London,1925)

Die im 5. Jahrhundert einsetzende Christianisierung ist ebenso bemerkenswert, da auch hier die Insel erneut eine Sonderrolle im Verhältnis zum Rom einnimmt.
Im heutigen Europa gilt Irland als römisch-katholische Hochburg. Der spätere irische Nationalheilige St. Patrick war zwar ein aus Westbritannien stammender Bürger, der in Gallien erzogen worden war. Nachdem er im Jahre 432 das von den Gaelen (lat. Scoti) beheimatete und als "Eriu" bezeichnete Land zum ersten Mal betrat und mit der Errichtung einer Bischofskirche nach römischem Vorbild (Gründung des Klosters Armagh) begann, sollten die irischen Christen eigene Wege beschreiten.
Es entwickelte sich die irische Mönchskirche, in welcher dem Abt gegenüber dem Bischof das bedeutendere Amt zukommt. Der irischen Kirche erhält bei der Missionierung in den angelsächsischen Gebieten mit Zentrum Iona uns später auf dem Kontinent mit den Klostergründungen Columbans des Jüngeren in Burgund eine besondere Bedeutung. Dort tritt sie in Konkurrenz zur römischen Mission, denn neben ihrer Organisationsform weist sie auch symbolische, kalendarische und andere Besonderheiten vor.

 

Irischer MönchBriefmarke KeltenkreuzEntgegen der römischen Mönchstonsur (Rasur des Kopfes, bei der ein Haarkranz zurückbleibt) lässt die gaelische an die Haartracht der Druiden erinnern, die sich den vorderen Kopfbereich rasierten.

Auch die Sonderform des Keltenkreuzes ist das Spiegelbild dieser eigenen Geschichte, Kultur und Spiritualität. Auf Initiative König Oswys von Northumbria wurde im Jahre 664 die Synode von Withby einberufen. Mit der Festlegung auf das römische Osterdatum, die Festschreibung der römischen Organisationsform und weiterer Entscheidungen verlor die irische Kirche dort ihre Eigenständigkeit.
 

 

Am 14. Juli 2009 schickte mir Dr. Ralf-Peter Märtin,
der Autor des Sachbuches "Die Varusschlacht: Rom und die Germanen" den folgenden Erklärungsansatz:


Letztendlich wird man die Irland-Frage wohl nicht eindeutig entscheiden können.
Klar ist nur, dass die Römer über die Existenz der Insel gut Bescheid wussten, die geographischen Angaben über ihre Größe allerdings sehr schwanken. Sie wussten auch, dass es in Irland keine Schlangen gibt, was ja auch stimmt!
Ein mögliches Szenario könnte sein, dass Ende des 1. Jh. zunächst Schottland angegriffen wurde (Schlacht am Mons Graupius), danach unter Hadrian das Imperium erst mal konsolidierte (auf der Linie des "Hadrianswalls"), Antoninus Pius dann wieder gegen Norden vorstieß (Antoninuswall zwischen Firth of Forth und Firth of Clyde) und ab den Markomannenkriegen (166-181) das Imperium anderweitig beschäftigt war bzw. immer mehr Truppen von Britannien an die Donaufront und nach Osten verlagerte.
Die Iren hatten einfach das Glück, im Windschatten zu liegen und ihr Land verfügte weder über Bodenschätze noch galt es unter landwirtschaftlichen Gesichtspunkten für attraktiv (eine röm. Quelle weiß, dass dort das Getreide ziemlich lange zum Ausreifen braucht). St. Patrick, der irische Nationalheilige, ist übrigens ein verschleppter Provinzialrömer aus Britannien gewesen, der die Iren zum Christentum bekehrte.

Weiterführende Links:


Romans in Ireland (Archaeological Institute of America)