• Letzte Aktualisierung: 24.09.2011

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    Հայաստանի Հանրապետություն
Hajastani Hanrapetutjun

Republik Armenien
Kloster Tatev

                                  



Das Kloster Tatev in der Provinz Sjunik ist nach cirka 243 Kilometer und einer knapp dreistündigen Fahrzeit von Yerewan aus zu erreichen. Da die auch Rückfahrt mindestens weitere drei Stunden in Anspruch nehmen würde, empfiehlt sich den Besuch des Klosters mit einer mehrtägigen Weiterfahrt in die Republik Bergkarabach zu verbinden. Die letzte Etappe nach Tatev besteht aus einer schier endlosen Fahrt auf sich aufwärts windenden Serpentinen. Am Weg liegt die Satani kamurdsch (Teufelsbrücke), wo sich der Fluss Vorotan tosend in die Felsen geschnitten hat und schließlich unterirdisch verschwindet. Oberhalb davon, wurde timediver® von vier Russen zum Mitplanschen in einem der beiden kleinen, mit Thermalwasser gefüllten Bassins eingeladen. Aufgrund meines vollgepackten Tagesprogramms musste ich diese Einladung jedoch ablehnen. Video


Seit dem 16. Oktober 2010 gibt es jedoch auch einen einfacheren Weg, zum Kloster zu gelangen. Von Halidsor aus führt die längste, in einer Sektion mit einem durchgehenden Tragseil ausgeführte Pendelbahn der Welt über 5650 Metern nach Tatev. Die Fahrt mit der von einer schweizerischen  Firma gebauten Seilbahn dauert etwa 12 Minuten und kosten umgerechnet etwa  4,5 Euro für die einfache Strecke und 7 Euro für Hin- und Rückfahrt.


Das Kloster Tatev ist im 9. Jahrhundert am Ort eines alten Heiligtums erbaut worden. Seine strategisch vorteilhafte Position auf einem  Bergvor-  sprung, begrenzt durch eine tiefe Flussschlucht mit einem steilem, felsigen Hang begünstigte die Errichtung eines wehrhaften Verteidigungs-  komplexes an dieser Stelle. Für den Ursprung seines Namens gibt es mehrere Über- lieferungen. Nach einer sei es nach Sankt Eustathius benannt worden, einem der 70 Schüler, die den Apostel Thaddäus nach Armenien begleiteten. Eine andere Legende berichtet von einem Baumeister, der nicht mehr von der Kuppel herabsteigen konnte und daher gerufen habe „Togh astvats indz ta-tev “ (Möge Gott mir Flügel geben). Neben den Klöstern Sanahin und Hagpat avancierte auch Kloster Tatev in den Jahren zwischen 1390 und 1453 zu einer anerkannten Universität, an der viele wichtige  armenische Theologen gelehrt und studiert hatten. Die Bergstation der Seilbahn befindet sich links neben dem Kloster. Die alte Ölmühle ist erst im 17. Jahrhundert, außerhalb der Klostermaueren erbaut worden (Foto rechts).   Videoclip mit  Panoramablick


Das als Bischofssitz bekannte Tatev wurde im 12. Jahrhundert von den Seldschuken zerstört, jedoch ein Jahrhundert später von der Fürstenfamilie Orbeljan wieder aufgebaut. Nach einem Erdbeben 1931 konnte das Kloster in seinen wesentlichen Bauwerken durch die Restaurierungsarbeiten der vergangenen 30 Jahre wieder hergestellt werden. Der Mühlstein im inneren der Ölmühle (Foto links) und der Nordeingang zum Kloster mit rundem Befestigungsturm und er dahinter stehenden Portalkirche, der 1087 errichteten Surb Astvatsatsin ( Muttergotteskirche) im rechten Foto.

 
Das einstige Refektorium (Speisesaal) und das Dormitorium (Schlafsaal), die zu den zahlreichen Profangebäuden auf dem Klostergelände gehören.


Das größte und älteste Gebäude ist die Surb Petros Poghos (Peter-und-Paul-Kirche), die mit finanzieller unterstützung der Fürsten von Sjunikh zwischen 895 - 906 erbaut wurde. Die Kirche stellt einen fließenden Übergang zwischen den gelängten Kreuzkuppelbauten des 7. Jahrhunderts  zu den ummantelten Bauten mit selbstständigen Eckräumen des 10. Jahrhunderts dar. Aufgrund dieser Charakteristiken wird die Kirche als ein Zwischenstufe zur Entwicklung der Kuppelhalle in einen quergeflügelten Kuppeltyp angesehen, der weite Verbreitung in Armenien finden sollte. Vor dem Glockenturm ist ein Mönch der Armenischen Apostolischen Orthodoxen Kirche zu sehen, die zu den vorchalcedonischen Orientalisch-orthodoxen Kirchen oder Altorientalischen Kirchen gerechnet. Im Gegensatz zum Zweinaturen-Dogma Christi, das auf dem Konzil von Chalcedon im Jahre 451 festgelegt wurde, geht der (Miaphysitismus), dem auch die armenische Kirche anhängt davon aus, dass Christus nur eine göttliche Natur und keine menschliche Natur besessen habe.


Der Metallzaun vor der Apsis zeigt Weinreben, Granatäpfel  und zwei leuchtende Kreuze, die in ihrer Form an Lilienkreuze erinnern lassen (Foto links). Die Kuppel im Inneren des dreireihigen Glockenturms aus dem 17. Jahrhundert lässt einen persisch-islamischen Einfluss nicht verleugnen.


An der Südwestseite der Surb Petros Poghos stand einst eine dreigeschossige, üppig ornamentierte Galerie, von der nur noch Blendarkaden und einige Pfeilstücke zu sehen sind. Vor der einschiffigen Surb Grigor Lusavoritsch' (Kirche Gegors des Erleuchteten) steht das Mausoleum von Grigor Tatevatsi (Foto links). Gegenüber wurde 906 das wohl  ungewöhnlichste Bauwerk im Osten des Klosterhofes aufgestellt, die Gavazan oder Tschotschvogh sjun (Dreifaltigkeitssäule). Die achteckige Säule verhält sich aufgrund ihrer Bauweise nicht nur wie eine Metallkonstruktion, die sich unter Witterungseinfluss dehnen kann und zusammenziehen kann, sie wackelt auch und wird daher als schaukelnde Säule bezeichnet (Foto rechts).


Das Mausoleum Grigor Tatevatsi s, eines armenischen Gelehrten und Heiligen, der im Jahre 1371 in Jerusalem zum Priester geweiht wurde und fast sein gesamtes Leben im Kloster Tatev an der Universität verbrachte (Foto links). Die Umrandungen der Kreuzfenster lassen an die vereinfachte Darstellung zweier menschlicher Körper, im oberen Bereich aber auch an Schlangen erinnern, die von den Armenier als Beschützer angesehen wurden.


Links von der Dreieinigkeitssäule gelangt man in ein weiteres Profangebäude mit einer Vielzahl kleiner Zellen (Foto links), aus denen sich hervorragende Panoramablicke auf die sagenhafte Gebirgslandschaft eröffnen (Foto rechts).


Größere Räume (Foto links) gibt es jedoch im Gebäude, das einst als Bischofsresidenz diente (Foto rechts).


Die persönliche Kapelle des Bischofs mit Nischen für Heiligenbilder, Kerzen, Kreuze usw. (Foto links) Die Türschnitzerei  zeigt zwei ineinander verschlungene Vierecke, wobei die vier Anordnungen des inneren Vierecks ein Kruckenkreuz entstehen lassen. Das Ornament erinnert timdediver®
an ähnliche aus dem maghrebinisch-andalusischen Kulturkreis, die ich in Spanien und Nordafrika gesehen habe.



Der Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert dient  gleichzeitig als vorraum zur Surb Petros Poghos (Foto links). Eine Bronzeglocke mit Buchstaben des armenischen Alphabets (Foto Mitte) und die Surb Astvatsatsin (Muttergotteskirche), die als älteste und damit erste Vertreterin einer Portalkirche im Jahre 1087 auf das Nordtor des Klosters gesetzt wurde. Ihr Untergrund ist ein überwölbter Raum mit Apside, vermutlich eine Gruft. Die Kirche selbst ist eine einschiffige Kuppelkirche, mit einem außerordentlich hohen achteckigen Tambour und einem Schirmdach. Der Tambour wird von feinen Bögen auf grazilen Doppelsäulen umrundet (Foto rechts).


Das runde Zentrum des kunstvollen Schnitzwerkes zeigt sowohl ein Kreuz, als auch ein Tatzenkreuz und ein Sonnenrad.  Es wird gesäumt von zwei gewundenen Fabelwesen (Schlangen oder Drachen) und zwei großschnäbeligen Vögeln (Foto links). Die Bergstation der Seilbahn (Foto rechts).


Sehr empfehlenswert ist die Talfahrt mit der Seilbahn, bietet sie doch unvergessene Aussichten (Foto links). Der Chauffeur muss allerdings bereits 30 Minuten früher am Kloster Tatev losfahren, damit er den Reisenden an der Bodenstation (Foto rechts) wieder in Empfang nehmen kann. Videoclip


Mein Fahrer sprach immer von India, wenn armenische Cowboys ihr Vieh über die Strasse trieben. Videoclip: Chndzoresk Höhlensystem

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