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  • Letzte Aktualisierung: 07.12.2007   

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Schwertbrüderorden

(1202 - 1237)

Schwertbrueder Siegel Schwertbrueder Abzeichen

 

 

 

Im 12. Jahrhundert kamen Kaufleute aus Lübeck in das Mündungsgebiet der Düna, um im Siedlungsgebiet der finno-ugrischen Liven Handlungsniederlassungen zu gründen. Die den Händlern gefolgten Missionare hatten zwar wenig Erfolg, erreichten aber die Errichtung des Bistums Livland, dessen erster Bischof der Segeberger Ausgustiner Abt Meinhard wurde (1186).

Der zweite Bischof, der Lekkumer Zisterzienser Abt Berthold, war bei der Heidenmisson ebenso erfolglos und fiel bei dem von ihm selbst organisierten Kreuzzug.

Im Frühjahr 1200 erschien dann der Bremer Domherr Albert als dritter Bischof Livlands im Mündungsgebiet der Düna und verlegte sich als echter Staatsmann und Diplomat auf Verhandlungen mit den Liven. Seine Diplomatie hatte zur Folge, dass er am Riga-Bach, eines Nebenflüsschen der Düna, kurz vor der deren Einmündung ins Meer im Jahre 1201 eine Ansiedlung gründen durfte. Der Ort erhielt den Namen Riga und wurde Bischofssitz.

 

 

Um den Kreuzfahrern, die unter seinen Vorgängern ins Land gekommen waren, eine geordnete Organisation zu geben, gründete Albert, nunmehr der erste Bischof von Riga, einen Ritterorden (1202). Der neue Orden, der 1204 von Papst Inozenz III bestätigt wurde, übernahm von seinem Vorbild den Templern neben der Regel und der Organisation auch dessen offiziellen Namen "Milites Christi", allerdings mit dem Zusatz "de Livonia" (Ritter Christi von Livland).

Da dem ebenfalls übernommenen roten Kreuz auf dem weissen Ordenmantel ein rotes, aufrechtes Schwert hinzugefügt wurde, nannte man diese Ritter-Mönchs-Organisation Schwertbrüderorden (Schwertritterorden). Winno von Rohrbach, ein Bruder des Bischofs wurde der erste Herrenmeister, wie der oberste Gebieter des Ordens genannt wurde. Der Ordenssitz, zunächst in Riga, wurde in das etwa 60 km nordöstlich entfernte Gebiet des baltischen Stammes der Wenden verlegt, wo an der livländischen Aa eine Burg errichtet wurde.

 

 

Die Einsicht Bischof Alberts, dass das Land auf die Dauer nicht ohne militärischen Schutz auskommen konnte und deshalb ein Ritterorden erforderlich war, sollte sich bald bestätigen, als der bisher freundlich gesinnte Fürst von Polozk gegen Livland vorrückte und Riga bedrohte (1203). Nach schweren Kämpfen konnte er erst 1204 zurückgeschlagen werden.

Mit Zustimmung des Papstes verlieh Kaiser Philipp von Schwaben Livland an Bischof Albert als Reichslehen (1207). Mit dieser ersten Staatsgründung im Baltikum wurde Livland Teil des deutschen Reiches und Albert Reichsfürst.

 

 

1208 wurde der erste Herrenmeister der Schwertbrüder Winno in der Burg Wenden von einem Ordensritter ermordet. Über diesen Mordfall ist nichts Näheres bekannt; weder über den Täter, seine Motive, noch sonstige Hintergründe.

 

 

Zwischen dem zweiten Herrenmeister Volquin Schenk von Winterstein (1208 - 1236) und Bischof Albert kam es bald darauf zu einem Zerwürfnis darüber, dass nach Volquins Ansicht Albert nicht der alleinige Landesherr sein sollte. Der Herrenmeister beanspruchte für sich die Hälfte der Landesherrschaft, da nur durch seinen Orden der Landbesitz gehalten und neues Land erworben werden konnte. Nachdem Albert dies abgelehnt hatte, rief der Orden den Papst an. Innozenz III. entschied daraufhin, dass der Orden ein Drittel des Landes als bischöfliches Lehen erhalten sollte. Der Orden, der nun dem Bischof Gehorsam geloben musste, hatte zwar sein Ziel nicht erreicht, gab sich aber zufrieden.

Da sich die päpstliche Regelung nur auf Livland, d. h. auf das Gebiet der Diözese Riga bezogen, war Bischof Albert nicht mit ihr einverstanden. In welcher Weise sich der Orden mit weiter einzusetzenden Bischöfen einigen sollte, war nicht geregelt. Albert erkannte, dass er nicht der einzige baltische Bischof bleiben sollte, denn alsbald wurden die Bistümer Kurland, Estland, Ösel und Semgallen eingerichtet. Er bemühte sich daher um das Amt eines Erzbischofes über das gesamte Baltikum (und eventuell auch Preussen), um seine Stellung als Landesherr über das gesamte Gebiet zu festigen. Doch Papst Honorius III lehnte Alberts Ansinnen 1219 ab. Riga sollte erst 1245 Erzbistum werden.

Die Herrschaftsteilung zwischen Bischof und Orden muss als unglückliche Regelung bezeichnet werden, da sie zu Reibereien führte und die Landesverwaltung und Missionsarbeit störte. (Aus diesem Grunde hatte der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, stets darauf gedrungen, dass er in seinem Ordengebiet alleiniger Landesherr war und nicht mit einem Bischof teilen musste.) In Livland lagen die Dinge anders, da der Bischof hier zunächst alleiniger Landesherr war und gewungen wurde die Herrschaft mit dem Schwertritterorden zu teilen. Auch wenn der Papst es bereits ins Auge gefasst haben sollte, war es hier nicht (mehr) möglich die Macht ungeteilt auf den Orden zu übertragen. Die Streitereien, Beschwerden, Klagen und sogar Kämpfe zwischen beiden Herschaftsträgern ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte Livlands. ( Hermann von Salza konnte die Bischof Christian für Preussen vorschwebende Regelung durch das "Livlandische Muster" dort jedoch verhindern.)

 

 

Nach der Abwehr der Angriffe des Fürsten von Polozk gegen Riga 1207, war es dem Schwertritterorden bis 1214 gelungen das gesamte Baltikum, zuletzt Estland, zu besetzen. Die Besetzungen, insbesondere Estlands durch den Orden hatte Bischof Albert nicht gern gesehen, da es zuvor den (christlichen) Dänen gehörte, zu denen Albert Freundschaft halten wollte.

Da bereits auch deutsche Händler, vorwiegend aus Lübeck, bereits in Estland Handelsniederlassungen gegründet hatten, glaubte der Orden in seinem Vordringen berechtigt zu sein. Der Orden rückte bis zur Bucht Lindanes am finnischen Meerbusen vor, wo bereits 1200 ein Hafen mit einer Siedlung gegründet worden war und errichtete hier eine Burg, die Reval genannt wurde(1214). Dieser Name sollte auf Hafen und Siedlung, die später zum Hauptort Estlands wurde, übergehen. Im selben Jahr wurde Jurjew, eine alte ursprünglich slawische (russische) Siedlung und wichtiger Ort am Verbingsweg nach Nowgorod, besetzt. In Dorpat umbenannt wurde der Ort 1211 Sitz des Bischofs von Estland.

 

 

Nach dem Tode Bischof Alberts im Jahre 1229 wählten das Domkapitel den Domherren Nikolaus als Nachfolger, der jedoch nicht vom Papst bestätigt wurde. Gregor IX bestätigte und entsandte vielmehr einen belgischen Mönch namens Balduin als Bischof nach Riga. Da Balduin in besonderem Maße den baltischen Stamm der Kuren begünstigte, rief er Widerspruch hervor, besonders seitens des Schwertritterordens, der sich schließlich durchsetzen konnte. Balduin wurde schließlich 1234 wieder abberufen und nun Nikolaus als Bischof bestätigt.

Die Durchsetzung es Ordens gegenüber Baldiun hatte das Selbstbewußtsein des Ordens und vor allem auch seine Stellung genüber dem Bischof erheblich gestärkt. Zusätzlich hatte der Orden starken Zustrom von Kreuzfahrer erhalten. Der seit 1231 in Preussen im Einsatz befindliche Deutsche Orden hatte ebenfalls große Fortschritte gemacht, was für die Schwertritter ein zusätzlicher Ansporn wurde, der sie zum Leichtsinn verführen sollte.

 

 

Starke litauische Kräfte, die 1236 in Livland einfielen konnten zunächst vom Orden leicht zurückgeschlagen werden. Der Herrenmeister lies sich jedoch zu dem schweren Fehler verleiten ihnen auf litauisches Gebiet zu folgen. Die Schwertritter begaben sich nämlich in das litauische Grenzgebiet Schamaiten, einem undurchdringlichen Sumpf- und Waldgebiet, das in späteren Zeiten auch dem Deutschen Orden noch erhebliche Probleme bereiten sollte. Da die Schwertritter hier überhaupt nicht ordnungsgemäß operieren konten und rettungslos im Sumpf stecken blieben, wurden sie eine leichte Beute für die Litauer. Bei Saule (Schaulen) wurde das Ordensheer vollständig vernichtet. Auch Herrenmeister Volquin fand hierbei den Tod.

Die verheerende Folge dieser Niederlage war, das die Litauer mit Leichtigkeit ganz Kurland und Livland überennen konnten. Die letzten Schwertritter konnten dies nicht verhindern und nur mit Mühe gelang es, Riga zu halten. In dieser hilflosen Lage richtete das Ordenkapitel der Schwertritter einen Hilferuf an den Deutschen Orden. Obwohl dem Landmeister Hermann Balk der Hilferuf äußerts ungelegen kam, da auch sein Orden in schwere Kämpfe verwickelt war, entsandte er 60 Deutschordensritter mit Gefolge, um den Schwertbrüdern Hilfe zu leisten. Sie trafen im letzten Augenblick ein, um den Fall Rigas abzuwenden.

Nur langsam besserte sich die Lage, da noch große Teile Livlands und Kurland von den Litauern besetzt waren, die man noch nicht vertreiben konnte. Die weitreichende Folge der Niederlage von Saule sollte das Gesuch der Schwertbrüder um Aufnahme in den Deutschen Orden sein. Es stellte sich heraus, dass der Aufnahmeantrag schon vor der Niederlage bei Saule auf Anregung des Herrenmeisters Volquin in der Kurie besprochen wurde und das militärische Fiasko damit nur noch der Auslöser gewesen war. Gregor ordnete schließlich die Vereinigung der beiden Orden an, vermutlich durch den Legaten der Baltenmission, Bischof Wilhelm von Modena, besonders bestärkt. 1237 kam es in Viterbo, wo sich gerade die Kurie aufhielt, zu Verhandlungen über die Aufnahme des Schwertbrüderordens in den Deutschen Orden. Die Zustimmung Dänemarks, das sich gegen eine Vereinigung der Orden stemmte, konnte dadurch erreicht werden, dass den Dänen Estland uneingeschränkt zugesichert wurde. Die erzielte Vereinigung der beiden Orden wurde nach dem Verhandlungsort "Viterber Union" genannt.

 

 

Durch die Vereinigung der beiden Orden wurden auch zwei Staaaten vereinigt, bzw. wurde Livland dem Ordensstaat Preussen angegliedert, wodurch dieser weit ins Baltikum hineinwuchs. Livland war ein Lehen des Reiches, Preussen nicht. War Livland dies jetzt auch nicht mehr, galten die Goldbulle von Rimini (=Gründungsurkunde Preussens) und die Culmer Handfeste (Grundgesetz des Ordensstaates) nun auch in Livland ?. Solche und andere staatsrechtlichen Fragen, die mit der Viterber Union zusammenhängen, sind kaum gestellt, geschweige denn beantwortet worden.

 

 

Die Vereinigung der beiden Orden war jedoch nicht vollständig, da der ehemalige Schwertritterorden eine gewisse Selbstständigkeit behielt. Seine Organisation wurde im Wesentliche beibehalten, die Stelle des Herrenmeisters jedoch zum "Landmeister in Livland" umgebildet. Ansonsten änderten sich nur Äußerlichkeiten, indem auf dem weissen Ordensmantel das schwarze Kreuz der Deutschritter das rote Kreuz mit rotem Schwert ersetzte, und Wappen und Siegel geändert wurden.

 

Karte Ordensland