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Eine lettische Kolonie in der Karibik?

Besitzungen des Herzogtums Kurland

1560

35 Jahre nachdem das Gebiet des Deutschen Ritterordens in Preussen als polnisches Lehen zu einem weltlichen Herzogtum umgewandelt worden war, kam auch das Ende für den livlandischen Ordenszweig. Im livländischen Krieg vernichtete der russische Zar Ivan IV. (der Schreckliche) das livländische Ordensheer (1560).

1561/62

 

Karte Kurland

Der nördliche Teil des Ordenslandes (Estland) geriet jedoch 1561 in den Besitz Schwedens. Der letzte livändische Landmeister des Deutschen Ordens, Gotthard Kettler, erkannte am 28.11.1561 mit dem "pacta subiectionis" die Oberhoheit des polnischen Königs Sigismund II. Augutus über die Ordensgebiete an.

Während Livland nördlich der Düna 1562 eine polnische Provinz wird, legte Gotthard Kettler in Riga vor Vertretern des polnischen Königs den Treueid ab und erhielt Kurland und Semgallien als polnisches Lehen. Dem Herzogtum Kurland (=südwestliche Teil des heutigen Lettland) wurden neben innerer Autonomie auch seine evangelische Konfession und sein deutscher Charakter garantiert.

 

1642-1650

Wappen Kurland

Gotthards Enkel Jakob, der im Jahre 1642 den Thron bestieg, sollte der bedeutendste Herrscher des kleinen Herzogtums werden. Mit seiner auf den Merkantilismus beruhenden Politik gelang es ihm, sowohl die innerstaatliche Lage, als auch internationale Positionen zu sichern. Nach Möglichkeit unterhielt er gute Beziehungen zum Adel, gründete Manufakturen und betrieb aktiven Handel. Um die Neutralität Kurlands im Falle eines Krieges zu sichern, schloss er Verträge mit Schweden, England, Russland und den Niederlanden. Auf seine Initiative wurde unter Vermittlung Ludwigs XIV. in Lübeck ein Friedenskongress veranstaltet, der Polen-Litauen mit Schweden versöhnen sollte.

Durch innenpolitische Maßnahmen kann Herzog Jakob von Kurland die Macht des Adels nicht brechen. Sein absolutistisches Landesherrentum will er deshalb auf dem Weltmeer erzwingen. Seine anfangs aus nur wenigen alten Koggen bestehende Flotte erweitert er durch angemietete fremde Schiffe. Der Herzog will aus Kurland ein "zweites Holland" machen und dafür eigene Kolonien erwerben. Triebfedern für die Erwerbung von Überseekolonien sind neben der persönlichen Eigenart des Herzogs auch politische und vor allem wirtschaftliche Gründe.

1643

Jakob entsendet Baron Georg von Fircks mit dem Auftrag, französische Kolonien zu kaufen oder zu pachten. Verhandlungen sollen auch mit England, Venedig und anderen Ländern zwecks gemeinsamer Kolonialgründung geführt werden.

1645

Der erste Vorstoß an die afrikanischen Guineaküste findet statt. Anschliessend folgen etliche Verhandlungen mit Holland und Portugal und schließlich auch mit Brandenburg und der Ostindischen Kompanie, die jedoch vorerst zu keinem Ergebnis führen.

1651

Mit seinem Schiff "Krokodil" besetzt Pieter Schulte am 25. Oktober im Auftrag Herzogs Jakob das Land an der Gambiamündung in Westafrika. Da der Herzog von Kurland dem deutschen Reichsfürstenstand angehört, ist dies als erstmalige Gründung einer deutschen Kolonie in Übersee anzusehen, denn der Herzog von Kurland gehörte zu den Reichsfürsten.

1653

Im September lässt Herzog Jakob von Kurland die Insel Tobago in Westindien nördlich von Trinidad besetzen. Durch die gewaltsame Annexion werden der Insel, die einem Engländer von der Krone England als Lehen verliehen worden, waren vorherige Verkaufsverhandlungen überflüssig geworden.

1660...

Nachdem die Schweden Jakob gefangen gesetzt haben, bricht die kurländische Kolonialpolitik zusammen. Gambia in Westafrika wird von den Holländern besetzt. Nachdem es später kurze Zeit zurück an Kurland kam, ging es dann endgültig in englischen Besitz über. Auch um Tobago in der Karibik wird noch lange Jahre gestritten und verhandelt, bis es 1678 die Franzosen besetzen. Nach dem Tode Jakobs von Kurland versuchen seine Nachfolger bis zum Jahre 1727 noch immer, die Ansprüche auf Tobago aufrechtzuerhalten. Das koloniale Abenteuer der Herzöge von Kurland war jedoch zum Scheitern verurteilt, da ihnen jeder Rückhalt eines echten Staatsvolkes fehlte.

Herzog Jakob erwarb kleine Kolonien in Afrika an der Mündung des Gambia-Flusses (St. Andreas) und die karibische Insel Tobago. Der Herzog plante ausserdem, an der Kolonisation Australiens teilzunehmen und versuchte auch beim Papst dafür Interesse zu wecken.

Als jedoch 1654 der Krieg wieder ausbrach, wurde die Neutralitätsabkommen von den Gegnern verletzt und Jakob war nicht in der Lage seine Besitzungen zu verteidigen. 1658 eroberten die Schweden Mitau und der Herzog wurde mit seiner Familie Ivangorod verbannt.

Nach dem Frieden von Olivia konnte Jakob zurückkehren und mit dem Wiederaufbau der fast völlig vernichteten Wirtschaft seines Herzogtums beginnen. Nach Jakobs Tod büsste Kurland nach und nach seine politische und wirtschaftliche Bedeutung in der Region ein und verlor auch ein Jahr später seine Kolonie Tobago. Am Ende des 17. Jahrhunderts brach ein politisches Chaos aus, das für das Herzogtum das ganze folgende Jahrhundert andauern sollte.